Anzeichen für Umbrüche
Die Heizungsbranche steht vor großen Umbrüchen – nicht sofort, nicht im kommenden Jahr – aber mittel- und erst recht langfristig. Meine Prognose bezieht sich auf den politischen Willen und die Indizien dafür, die Beheizungsstruktur hierzulande radikal umzubauen.
Die Wetterextreme und Wetterkatastrophen mit Starkregen, Waldbränden, Überflutungen und Hitze zeichnen leider ein deutliches Bild: Wir befinden uns auf einem Weg, der so ziemlich alles verändert – und damit auch die Beheizung der Immobilien. Derzeit erfolgt sie zu rund zwei Dritteln mit Erdgas und zu einem Viertel mit Heizöl. Von den rund 21 Mio. Wärmeerzeugern im Bestand sind es gut 19 Mio. Eine enorme Zahl. Sie alle sollen demnächst gegen „klimaneutrale“ Heizungen ausgetauscht werden.
Doch was heißt schon Klimaneutralität? Die Politik versteht da etwas Anderes darunter als Otto Normalverbraucher und erst recht die Wissenschaft. Beispiel: Zur Jahreswende 2021/2022 stufte die EU-Kommission Gas-Kraftwerke als nachhaltig ein. Ist der Energieträger Gas also auch klimaneutral? Berlin verneint das und möchte Erdgas ebenso wie Heizöl aus den Gebäuden verbannen.
Robert Habeck, Wirtschafts- und Klimapolitiker, hatte Anfang April dieses Jahres das „Osterpaket“ vorgestellt, das den Weg zu mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung aufzeigen soll. Rund 600 Seiten umfassen die geplanten Gesetzesänderungen, in deren Mittelpunkt der Ausbau der Erneuerbaren Energien steht. (Das Papier ist übrigens keine Reaktion auf die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine, es wurde bereits vor Monaten in Auftrag gegeben.) An einem „Sommerpaket“ wird bereits gearbeitet. Auch das Gebäudeenergiegesetz soll novelliert werden (mehr dazu in dieser Ausgabe). Inwieweit Habeck damit einen Eintrag in die Geschichtsbücher verdient, werden wir in den nächsten Jahren beurteilen können.
Absehbar ist, dass Umbrüche im Heizungsbau kommen werden. Dem Heizöl geht es jetzt schon an den Kragen, Erdgas dürfte mit einer deutlich längeren Übergangsfrist davonkommen. Neue Techniken (ob Wärmepumpe, Wasserstoff, Photovoltaik u. a. m.) wollen in den Handwerksbetrieben so beherrscht werden wie heute Gas- oder Öl-Kessel. Dazu bedarf es unzweifelhaft Schulungen und Weiterbildungen. Die Veränderungen der Energiewende werden groß sein.
Detlev Knecht
stv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK
d.knecht@strobelmediagroup.de