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Mit offenen Karten spielen

Holzpelletfeuerungen müssen gereinigt und gewartet werden – von den jeweils Richtigen

Die Wartung von Pelletfeuerungen geschieht in der Regel zwar nicht häufiger als die von Gas- oder Heizölfeuerungen. Doch sie sind aufgrund des verwendeten festen Brennstoffs wartungsintensiver. Bild: Windhager

Den Heizkesselbesitzern kommt selbst eine große Rolle für den reibungslosen Betrieb ihrer Pelletfeuerung zu. Zu den Routinearbeiten zählt die regelmäßige Entleerung des Aschekastens. Hier wird ein Hausbesitzer vom Werkskundendienst bezüglich der Aschebox instruiert. Bild: KWB

Auch Installateure durchlaufen beim Heizungsbau eines Holzpelletsystems sowie bei der Wartung eine Lernkurve. Schlecht, wenn vermutet werden muss, dass sich das anschließend in der Kundenrechnung niederschlägt oder auch in der Qualität. Bild: KWB

Stephan Martner.

 

Holzpelletfeuerungen argumentieren neben dem Umweltfaktor mit niedrigeren Betriebskosten als fossile Systeme. Das blendet mitunter aus, dass die Wartungen aufwendiger sind. Dies gilt es von Anfang an dem Kunden im Gesamtkontext Wirtschaftlichkeit zu vermitteln, um später Irritationen zu vermeiden oder die Verlockung, die Wartung selbst in die Hand zu nehmen.

Dass gewartet werden muss, um die Funktionsfähigkeit eines Kessels über dessen Lebenszeit dauerhaft zu wahren, dürfte nur wenigen Heizungsbesitzern nicht klar sein. Den Uneinsichtigen kann man gute Argumente vorhalten. Ohne Wartung drohen Einbußen bei der Kesselleistung, Verschlechterungen beim Wirkungsgrad der Anlage und Störungen, die zum Ausfall der Anlage führen können. Das ist gerade im Winter ärgerlich. Aber man kann auch mit steigenden Betriebskosten argumentieren, nicht nur mit der Technik: Ineffizientere Kessel brauchen mehr Brennstoff als effizientere und das geht ins Geld. Dennoch haftet dem Thema Wartung in der Wahrnehmung des Heizungsbesitzers etwas Negatives an. Ein notwendiges Übel, von dem er nicht genau weiß, wie teuer es ihm zu stehen kommt und wie oft was tatsächlich gemacht werden muss.

Kunden sind verunsichert
Gerade bei Holzpelletfeuerungen besteht hier Unsicherheit, denn es ist noch immer ein relativ junges, unbekanntes Heizsystem am Markt, und die Zahl der Kunden, die hier bei der Wartung ihre Erst­erfahrung machen, ist sehr groß. Mancher Pelletkesselbesitzer ist nach der ersten Wartung überrascht, wie lange diese bei ihm gedauert hat (beispielsweise zwei Handwerker, die vier Stunden brauchten) und folglich gefühlt eine saftige Rechnung ausstellten. Andere Kesselbesitzer, vielleicht aus dem Bekannten- oder Freundeskreis, berichten von viel kürzeren Wartungszeiten. Allerdings können sie oft dann auch wieder nicht sagen, was in dieser Zeit alles gewartet wurde. Die Kunden sind verunsichert und fragen sich dann bereits, ob sie mit dem Heizsystem Holzpellets die richtige Entscheidung trafen. Sie suchen nach Hilfe.
In dieser Konstellation treten dann zum Beispiel in Foren die alten „Pellethasen“ auf – Kesselbesitzer und Menschen mit offenbar einigem handwerklichen Geschick und Bildung. Sie raten, die Wartung selbst durchzuführen und geben als Beleg an, dass sie das schon seit Jahren tun. Als Do-it-yourself-Anleitung werden die Betriebshandbücher beziehungsweise Servicehefte genannt, in denen die Kesselhersteller (auch) das Thema Wartung und Reinigung behandeln.
Der Reiz, den Selbstversuch zu starten, dürfte relativ groß sein – denn der Pelletkesselbesitzer ist ja systembedingt im Grunde genommen in die „Wartung“ über die Reinigungspflichten eingebunden.

Reiz der Selbstüberschätzung
Pelletkesselbesitzer sind gewöhnt oder müssen sich daran gewöhnen, dass sie selbst auch Verantwortung für den reibungslosen Betrieb ihrer Anlage übernehmen müssen. Diese Aufgaben sind vor allem Reinigungstätigkeiten. Dazu zählt beispielsweise die regelmäßige Entleerung des Aschekastens. Ein anderer Punkt ist, dass sie Brennstoff kaufen, der das ENplus und/oder DINplus-Gütezeichen besitzt. Die Prüfung ist relativ einfach, erfordert sie doch meist nur ein paar Klicks im Internet. Aber es ist eine zusätzliche Sorgfaltspflicht. Denn vermehrt treten in Deutschland auch Fälle auf, in denen das Gütezeichen so aussieht wie in allen Fällen, beim näheren Blick darauf aber unvollständig ist. Die Heizungsbesitzer müssen darauf achten, dass zur Zertifizierung auch die Registernummer vorliegt. Ist sie das nicht, ist es für den Verbraucher und auch den Zertifizierer nicht möglich, die Herkunft der Holzpellets nachzuvollziehen. Dies ist ein weiteres Beispiel, das zeigen soll, dass das Mitdenken des Heizungsbesitzers bei Holzpellets ggf. mehr gefordert ist, als es bei Heizöl oder Gas der Fall wäre. Denn die Brennstoffqualität nimmt erheblichen Einfluss auf den Betrieb und somit auch auf den Wartungs- und Reinigungsbedarf des Pelletkessels (siehe Nachgefragt).
Gegebenenfalls können die Kesselbesitzer weitere Aufgaben übernehmen, die dann aber schon in den Bereich kleinerer Wartungsarbeiten fallen. Genauere Beschreibungen dazu finden sich in den Bedienungsanleitungen bzw. Serviceheften zu den Kesseln. Beispiel Serviceheft von ETA: Der Hersteller listet in seiner Wartungstabelle die durchzuführenden Tätigkeiten auf und gibt an, wann diese zu erfolgen haben (entweder nach Jahr oder Pelletdurchsatz) und von wem sie durchzuführen sind bzw. durchgeführt werden können.
Der Vorteil ist, dass wenn der Kesselbesitzer diese Aufgaben selbst übernimmt, er sich eine Wartung ggf. sparen kann. Denn zwar sind auch die gerade beschriebenen Tätigkeiten nach einem Jahr fällig, oder aber nach einem Durchsatz von jeweils 3000 kg Holzpellets. Die Tätigkeiten, die definitiv in den Hoheitsbereich des Fachmanns fallen, müssen hingegen alle 3 Jahre stattfinden oder alle 5000 kg Holzpellets-Durchsatz. Der verlangte Wartungspreis (im Durchschnitt liegt dieser bei befragten Herstellern bei mindestens 250 Euro netto, meist inklusive Anfahrtkosten), reizt Kesselbesitzer, gegebenenfalls noch mehr Arbeiten selbst zu übernehmen.

Wie argumentieren?
Mitunter aber ist die Wartung in Eigenregie im Ergebnis fatal. Einer der häufigsten Fehler laut befragter Hersteller ist zum Beispiel, dass falsche Schmiermittel verwendet oder Dichtungen beschädigt werden. Der Strauß der Wartungsaufgaben ist zudem umfangreicher: „Auch der bestgereinigte Wärmeerzeuger kann nicht effizient arbeiten, wenn Steuerungsfunktionen nicht optimal eingestellt sind und auf das Objekt angepasst sind“, sagt Helmut Garhammer, Kundendienstleiter bei
Ökofen: „Ein fester Bestandteil der Wartung muss die Überprüfung steuerungs- und regelungstechnischer Parameter sein“, resümiert er. Dafür fehlt dem Laien aber sowohl das Gerät als auch die Kenntnis. Im Serviceheft von ETA sind Tätigkeiten aufgelistet, die ausschließlich der Fachmann durchzuführen hat: allein 12 Maßnahmen.
Am Beispiel zeigt sich, dass die Tätigkeiten, die allein der Fachmann durchführen soll, solche sind, die zwar nominell alle 3 Jahre durchgeführt werden müssen – was aber eingeschränkt wird durch die Zusatzangabe „oder alle 5000 kg Pellets“. Der übliche Jahresbedarf – von extrem milden Wintern wie in diesem und im letzten Jahr einmal abgesehen – dürfte für ein Einfamilienhaus (Altbau) in der Regel immer noch mit 6 t taxiert werden. Demnach sollte – gewöhnlich – der Holzpelletkessel einmal im Jahr durch einen Fachmann gewartet werden. Das ist auch das, was die Kesselhersteller, die auf die Anfrage der IKZ-HAUSTECHNIK antworteten (ETA, HDG-Bavaria, Ökofen, Windhager, KWB, Wolf, Hoval, Viessmann, Solarfocus), im kleinen Leistungsbereich empfehlen: eine jährliche Wartung. Bei größerem Durchsatz verringert sich das Wartungsintervall.

Offene Kommunikation
In der Tat sollte dem Kunden damit immer vor der Heizungswahl kommuniziert werden, dass Pelletfeuerungen im Punkt Wartung in der Regel teurer sind und dass dieser Punkt in der Gesamtkalkulation zu berücksichtigen ist, ohne dass es diese insgesamt schmälert: „Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung werden die Kos­ten für Wartung mit 3,5 % bei Pellets und 2 % (der Investkosten) bei Gaskesseln angesetzt. Dazu kommen die Reinigungskosten für den Lagerraum“, skizziert Thomas Uhle, Produktmanager Regenerative Energie bei Hoval.
Die befragten Hersteller stellen alle entweder einen Werkskundendienst bereit oder arbeiten mit firmenintern qualifizierten Partnerbetrieben zusammen. Die Pelletkessel-Hersteller bieten zudem sehr individualisierte Wartungsverträge an. Bezogen auf die Laufzeit, bezogen auf den Umfang, bezogen auf das Wartungsintervall. Der Vorteil des Abschlusses solcher Verträge ist nicht nur, dass Software-Updates immer mitgeliefert werden oder Notfall-Servicegarantien möglich sind. Sondern auch, dass man sich größtmöglich sicher sein kann, dass die Wartung in der Professionalität, im gegebenen Umfang und in gegebener Zeit durchgeführt wird.

Keine Lernkurve beim Kunden
„Ohne um den heißen Brei herumzureden: Heizungsanlagen, die einen festen Brennstoff nutzen, sind wartungsintensiver als Gas- und Ölkessel“, sagt Frank Schönfelder vom Pelletkesselhersteller KWB. „Der Grund ist einfache Physik: Die Verbrennung fester Brennstoffe erzeugt eine größere Menge an Rückständen, als die Verfeuerung flüssiger bzw. gasförmiger Stoffe.“ Und da diese Rückstände aus dem Brennraum abtransportiert werden müssen, um eine saubere Verbrennung zu gewährleisten, werden sowohl automatische Reinigungssysteme installiert (mit beweglichen, zu wartenden Teilen) als auch (nicht automatisch abgereinigte) Asche­rückstände händisch während der Wartung entsorgt.
Das Misstrauen wird sicher dann geschürt, wenn so mancher Heizungsbauer nicht nur bei der Installation, sondern auch bei der Wartung erst einmal seine Lernkurve Holzpellets durchläuft und die dann dem Kunden in Rechnung stellt.
Die Hersteller arbeiten parallel indes immer weiter auch daran, die Wartungsintervalle zu verlängern. Jörg Schleicher, Kundendienstleiter bei Windhager: „Die Verbrennungstechnik wird ständig weiterentwickelt, um eine noch effizientere und schadstoffärmere Verbrennung zu erreichen. Je besser der Pelletskessel verbrennt, umso länger sind die Wartungsintervalle. Mit dem BioWIN2 hat Windhager den ersten Pellets­kessel entwickelt, der nur mehr alle zwei Jahre bzw. spätestens nach 16 t Pelletverbrauch gewartet werden muss.“ Möglicherweise wird das für Kunden auch ein Kaufargument. Die Zufriedenheit wird gesichert, wenn man mit offenen Karten spielt.

Autor: Dittmar Koop, Fachjournalist für Erneuerbare Energien

Nachgefragt

Stephan Martner ist ein Urgestein. Seit 1987 ist er beim Kesselhersteller HDG Bavaria angestellt und dort heute der Teamleiter in der Serviceberatung. Im Interview spricht er über optimale Wartung, die auf drei Säulen fußt: Technik, Service und Betreiberverantwortung.

IKZ-HAUSTECHNIK: In welchen Zeitintervallen sollten Pelletkessel gewartet werden?
Stephan Martner: Wir empfehlen, Pelletkessel einmal jährlich durch einen zertifizierten Heizungsbau-Partner oder direkt durch den Hersteller warten zu lassen. Kontrollblicke und ggf. kleinere Reinigungsarbeiten durch den Betreiber sollten natürlich öfter erfolgen. Dies ist stark abhängig von den Betriebsstunden und vor allem von der Pelletqualität.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche konstruktiven Maßnahmen wurden/werden weiter an den Kesseln unternommen, um die Wartungsintervalle zu verlängern?
Stephan Martner: Zum einen die Verbesserung der automatischen Abreinigungsmechanismen bzw. natürlich der Verbrennungsvorgänge im Allgemeinen. Zum anderen eine Vereinfachung der durch die Verbrennung beaufschlagten Bauteile, wie zum Beispiel der Rostelemente.
IKZ-HAUSTECHNIK: Was sollte bei einer Wartung auf jeden Fall am/im Kessel gewartet werden, was muss auf der Checkliste stehen?
Stephan Martner: Geprüft werden sollten auf jeden Fall die Abreinigungsbauteile im Wärmetauscher- und Entaschungsbereich, der Verbrennungsrost, die Brennkammer, alle sicherheitsrelevanten Bauteile sowie alle elektrischen Funktionsbauteile und auch die Pelletfördereinrichtungen (Sauger, Schnecken). Grundsätzlich sollte sich die Wartung an den Vorgaben des jeweiligen Herstellers richten, da mitunter kesselspezifische Besonderheiten zu beachten sind.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Wartungsverträge bietet HDG an? Gibt es z. B. die kleine und die große Wartung? Was beinhaltet das jeweils?
Stephan Martner: Unsere Kunden können sich zwischen Wartungspauschalen, aber auch Wartungen nach Zeitaufwand entscheiden. Beinhaltet ist nach Checkliste immer eine komplette Kesseldurchsicht inklusive Funktionskontrolle. Eine Unterscheidung in kleine oder große Wartung erfolgt bei uns bei Heizkesseln im größeren Leistungsbereich ab 200 kW, da diese meist auch mehr Betriebsstunden aufweisen. Seit Kurzem bieten wir unsere „HDG SicherHEIZ-Garantie“ – eine 7-Jahre-Vollgarantie, inklusive aller Ersatz- und Verschleißteile. Voraussetzung hierfür ist eine jährliche Wartung durch einen zertifizierten Heizungsbaufachbetrieb oder direkt durch HDG.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Handhabungsfehler im alltäglichen Betrieb führen zu erhöhtem Wartungsbedarf?
Stephan Martner: Wenn beispielsweise keine Reinigung des Pelletbunkers von Staub und Feinanteil erfolgt oder auch der Brennbereich zu wenig kontrolliert wird. Hoher Feinanteil kann mit zu Verschlackungen im Brennkammerbereich führen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie häufig ist ein typischer Pelletbunker zu reinigen und welche Anforderungen gelten für Gewebe- und Erdtanks?
Stephan Martner: Wir schließen uns hier mit unseren Erfahrungen den Empfehlungen führender Pelletlieferanten an: Eine vollständige Entleerung des Pelletlageraums sollte alle zwei bis drei Jahre erfolgen, unabhängig, ob es sich hierbei um einen Erdtank oder einen Standardlagerraum handelt. Gewebesilos leeren sich konstruktionsbedingt von selber, wobei in der Regel keine Ansammlung von Staub und Feinanteil auftritt. Somit ist auch keine spezielle Reinigung nötig.

(Das Interview führte Dittmar Koop)

Was allein fachmännisch zu prüfen und zu warten ist

Kesselhersteller ETA liefert in seinem Serviceheft beispielhaft eine Übersicht, welche Punkte von Wartung und Reinigung allein dem Fachmann obliegen. Die Liste liefert auch einen Anhaltspunkt dafür, was bei einer umfassenden Wartung auf jeden Fall geprüft und gewartet werden muss:

  1. Saugzugventilator und Gebläsekasten reinigen
  2.  Abgas-Temperaturfühler reinigen
  3. Glutbettschalter
  4. Wärmetauscherrohre kontrollieren
  5. Dichtungen am Wärmetauscherdeckel prüfen
  6. Füllstandssensor und Sieb reinigen
  7. Antriebsketten schmieren
  8. Positionsschalter der Aschebox prüfen
  9. Messblende und Schläuche des Differenzdrucktransmitters prüfen
  10. Lambdasonde kalibrieren
  11. Emissionsmessung durchführen
  12. Wartungszähler zurücksetzen

 


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