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L-/H-Gas-Umstellung: Was Handwerker wissen sollten

Aufstellung der Umstellungsbereiche 2018 – 2021 (Auszug). Quelle: FNB Gas, Berlin

Moderne Heizgeräte wie das Gas-Brennwertgerät „Logamax plus GB192i“ von Buderus lassen sich dank Gas-Luft-Verbundsystem mit nur wenigen Handgriffen auf H-Gas einstellen – für ältere Geräte gibt es passende Umstellteile. Bild: Buderus

Die Marktraumumstellung ist nicht zu unterschätzen: Bis 2030 müssen 5-6 Mio. Gasgeräte in Deutschland ­angepasst werden. Bild: Enervie Service

Bei einer Anpassung von rund 450.000 bis 500.000 Gas­geräten pro Jahr zwischen 2020 bis 2030 müssen laut ­Schätzungen etwa 1000 Monteure pro Jahr bereitstehen. Bild: Enervie Service

Die neue Verbrennungsregelung „Lambda Pro Control Plus“ in den Gas-Brennwertgeräten „Vitodens 200“ (Viessmann) stellt sich automatisch auf jede Gasart ein und sorgt für eine stets saubere und effiziente Verbrennung. Bild: Viessmann

 

Die Umstellung von L-Gas auf H-Gas gehört zu den größten Infrastrukturprojekten der Bundesrepublik. Es startete im Mai 2015 mit ersten, vereinzelten Projekten. Bis 2030 wird ein großer Teil des Erdgasnetzes schrittweise angepasst werden, in das derzeit noch L-Gas eingespeist wird. In der Summe bedeutet das, 5-6 Mio. Gasgeräte ­müssen erfasst und umgerüstet werden. Verantwortlich für die Erdgasumstellung sind die regionalen Netzbetreiber. Auch Handwerksbetriebe sind involviert.


Von der Marktraumumstellung (so die Bezeichnung) betroffen sind die Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Nord­rhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Hessen. Details dazu finden sich im jährlich erscheinenden Netzentwicklungsplan Gas (NEP Gas), den die Fernleitungsnetzbetreiber und die Bundesnetzagentur auf ihren Internetseiten veröffentlichen. Die Umstellung von L-Gas (low calorific gas, niedriger Energiegehalt) aus deutschen und niederländischen Quellen ist stark rückläufig und muss durch H-Gas (high calorific gas, höherer Energiegehalt) vorwiegend aus Norwegen, Russland und Großbritannien ersetzt werden. Das bedeutet, dass die Gasbeschaffenheit im gesam­ten Netz umgestellt werden muss, neue Gasleitungen gebaut, Verdichterstationen erweitert und Gasverbrauchseinrichtungen angepasst werden müssen.

Lokale Netzbetreiber in der Verantwortung
Rund 5 Mio. Verbrauchsgeräte in Haushalten, aber auch Industrieanlagen und Kraftwerke, sind auf die neue Gasbeschaffenheit – i.d.R. durch Düsentausch und Adjustierung der Luftzufuhr – anzupassen. Die örtlichen Netzbetreiber müssen dafür sorgen, dass alle Gasgeräte ihrer Kunden rechtzeitig angepasst werden. Doch sie allein können diese gewaltige Aufgabe nicht bewältigen. Sie benötigen Marktpartner, z.B. die Enervie Service GmbH aus dem westfälischen Hagen. Die Umstellung ist noch lang hin, könnte man meinen. Doch tatsächlich laufen die Vorbereitungen und die Suche nach Kooperationspartnern bereits.
Die Marktraumumstellung teilt sich dabei in drei Etappen. Der erste Schritt ist die Erhebung der Gasverbrauchsgeräte. Dabei wird zum Beispiel erfasst, welcher Haushalt wie viele und welche Gasgeräte besitzt und um welche Modelle und welches Alter es sich dabei handelt. Danach folgen die eigentliche Anpassung der Gasgeräte und die Qualitätskontrollen von Erhebung und Anpassung, welche stichprobenartig durchgeführt wird.

Hoher Bedarf an Monteuren
Volker Neumann von Enervie weiß, ohne das Handwerk ist das Projekt nicht zu stemmen. „Um eine Zusammenarbeit zu entwickeln, sind wir bei unseren Planungen im stetigen Kontakt mit dem SHK-Handwerk“, sagt Neumann. Denn schließlich sei das SHK-Handwerk schon heute im Spiel, wenn Gasgeräte oder Heizungsanlagen errichtet, modernisiert und gewartet werden und somit i. d. R. erster Ansprechpartner für Kunden.
Was die Umstellung in Zahlen bedeutet, zeigt der Geschäftsführer für die Jahre 2020 und 2021 (Stand Mai 2017). „Nach heutigen Schätzung werden etwa 400 000 Gasgeräte in 2020 und 520.000 in 2021 angepasst. Dafür sind laut DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) etwa 1000 speziell geschulte Monteure notwendig.“
Um Anpassungen vornehmen zu können, müssen sich SHK-Handwerksbetriebe zertifizieren lassen. Darüber hinaus ist für den Betrieb eine Weiterentwicklung für überregionale Tätigkeiten sowie entsprechende Fortbildungen für den Einsatz zur Anpassung von Gasgeräten auf die neue Gasbeschaffenheit notwendig.
Über den Mehrwert durch die Geschäftstätigkeiten der Anpassung hinaus sieht Volker Neumann von der Enervie Service GmbH weitere Chancen für die Handwerksbetriebe: „Die Marktraumumstellung bietet SHK-Fachunternehmen die Möglichkeit zur langfristigen Kundenbindung und zum Wachstum“, meint er.

Vorbereitungen seitens der Hersteller
Doch nicht nur Energiedienstleister haben die Marktraumumstellung im Blick. Markenhersteller wie Buderus, Viessmann und Wolf sind für die bevorstehenden Anpassungen gerüstet. Damit die beteiligten Marktpartner bei der Gasartenumstellung umfassend über notwendige Änderungen informiert sind, stellen Gas-Geräthersteller über die DVGW-Datenbank detaillierte Gerätelisten und Umstellungsunterlagen für Altgeräte bereit. Ferner bietet Buderus zum Beispiel Schulungen für die Marktraumumstellung an.
Für sehr alte Geräte liefern einige Hersteller Umrüstsätze und Montageanleitungen. Ein Kesseltausch ist dann nicht zwangsläufig notwendig. Gleichwohl sind sie bei Weitem nicht so effizient wie Neugeräte. Moderne Heiztechnikprodukte überzeugen mit hoher Effizienz, umfangreicher Ausstattung und großer Zukunftssicherheit. Das entscheidende ist, dass sie den Energieverbrauch und damit die Heizkosten senken.

Selbstanpassende Gas-Brennwertgeräte
Gas-Gerätehersteller haben ihr Portfolio um selbstkalibrierende Geräte erweitert. Der Vorteil ist, dass diese sich automatisch auf die neue Gasart einstellen. Alle Veränderungen der Gasversorgung sowie der Luft- und Abgasbedingungen werden selbstständig ausgeregelt. So bleibt die Verbrennung dauerhaft stabil, sauber und hocheffizient.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin

 


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