Werbung

Flüssiggas – eine Alternative (nicht nur) für gasnetzfreie Gegenden

Wenn es um die Sanierung von Wärmeerzeugern geht, liegt der Fokus u.a. auf Brennstoffen wie Öl oder Erdgas. Doch bei der Planung einer neuen oder dem Ersatz einer alten Heizung kann auch Flüssiggas als Alternative erwogen werden. Der Brennstoff ist ähnlich emissionsarm wie Erdgas, preislich attraktiv und für Gegenden ohne Gasnetz äußerst praktisch. Bei der Planung und der Installation muss jedoch weit vorgedacht werden.

Atrium-Objekt St. Florian in Leipzig. Links die namensgebende Feuerwache. Beheizt wird es mit Flüssiggas und Solarthermie. Bild: Urbansky

Diese technischen Regeln sollte beherrschen, wer sich an die Installation einer Flüssiggasanlage wagt. Bild: wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser

Größer muss ein Flüssiggas-Tank nicht sein. Er lässt sich ober- und unterirdisch installieren. Bild: DVFG / Uwe Frauendorf

 

Im Gegensatz zum Autogas, einem Gemisch von Propan und Butan, kommt im Wärmemarkt nur reines Propan zum Einsatz. Aktuell werden in Deutschland rund 600.000 Wohnungen damit beheizt. Das entspricht 1,5% aller Heizungsanlagen. Eine Analyse des Deutschen Verbandes für Flüssiggas (DVFG) ergab ein weiteres Marktpotenzial von 2,8 Mio. Ölheizungen, die in Gegenden ohne Gasnetz liegen. Die Argumentation: Flüssiggas ist weitaus emissionsärmer als Heizöl und reicht hier an Erdgas heran, das auch von der Bundesregierung als Brückentechnologie der Energiewende geschätzt wird (Tabelle 1).
Die Menge Kohlendioxid, die pro Kilowattstunde Brennstoffeinsatz entsteht, ist bei Flüssiggas im Vergleich zu Strom und Heizöl also deutlich geringer. Schadstoffbildende Komponenten wie Schwefel und seine Verbindungen sind praktisch nicht vorhanden. Dennoch versucht die Politik, neben Heizöl und Erdgas auch Flüssiggas aus deutschen Kellern zu verbannen. Der aktuell diskutierte Klimaschutzplan sieht ab 2030 ein Ende der Austausch-Förderung von fossilen Heizungen vor. Vom DVFG wird das kritisch gesehen, da der Weg zum Erreichen der Klimaschutzziele nach diesen Plänen wirtschaftlich und sozialverträglich gestaltet werden solle. Ein zu früher Verzicht auf den Einbau von Flüssiggas-Heizungsanlagen könne zu einem unverhältnismäßigen Anstieg der Baukosten führen. Hinzu komme, dass der Entwurf nicht zwischen Heizöl und Flüssiggas als Heizenergie differenziere.
Sein „Umweltimage“ könnte Flüssiggas zudem ab dem nächsten Jahr verbessern. Denn dann kommt in Deutschland Biopropan auf den Markt. Das Biopropan-Angebot wird nach einer aktuellen Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) in den kommenden Jahren deutlich steigen und kann bei entsprechender Marktnachfrage mehrere TWh betragen.

Technisch variabel
Flüssiggas wird aufgrund seiner relativ unkomplizierten Logistik mit Tankwagen in vielen Anwendungen eingesetzt, etwa bei Brennwert-Anlagen, Blockheizkraftwerken oder zum Beheizen von Gewerbe- und Industriehallen. Die technischen Varianten der Brennwerttechnik sind vergleichbar effizient. Auch ein Einsatz in einer Gaswärmepumpe ist möglich. Der Brennstoff benötigt immer nur die entsprechende Heiztechnik, die sich nicht grundlegend von der für Heizöl oder Erdgas unterscheidet, und einen zum Verbrauch passenden Tank.
Flüssiggas kann überall dort eingesetzt werden, wo der leitungsgebundene Energieträger Erdgas und der mobile Energieträger Heizöl auch funktionieren. Es bietet sich insbesondere in ländlichen Regionen jenseits des Erdgasnetzes an, doch nicht nur dort. So wendet die Atrium Baubetreuungsgesellschaft aus Leipzig Flüssiggas auch mitten in großstädtischer Siedlungsbebauung an – genau da, wo Erdgas und Fernwärme anliegen. Das Unternehmen will für die Käufer der Immobilie die Nebenkosten so gering wie möglich halten. Für die Heizung wird deswegen in aller Regel auf Hybride gesetzt, deren eine Komponente Solarthermie ist. Für die andere wird das genommen, was wirtschaftlich sinnvoll ist – meist Flüssiggas. Diese Kombination ist technisch ausgereift und seit Jahren erprobt.
Die Investitionskosten für eine Flüssiggas-Heizung und die laufenden Brennstoffkosten sind absolut wettbewerbsfähig, gerade auch im Vergleich zu ebenfalls leitungsungebundenen Heizsystemen Öl oder Pellets (Tabelle 2).

Nicht wassergefährdend
Ein weiterer Vorteil: Flüssiggas ist ein sicherer Energieträger, der anders als Heizöl nicht wassergefährdend ist und daher sogar in Natur- und Wasserschutzgebieten verwendet werden darf. Es gibt daher keine generellen Aufstellungsbeschränkungen. In ausgewiesenen Hochwassergebieten können jedoch nach Landesrecht eventuell zusätzliche Maßnahmen erforderlich werden, wie etwa ein verbesserter Schutz vor Auftreiben oder Fortschwemmen des Behälters. Eine Installation einer Flüssiggasheizung verbietet sich nur in den Fällen, wenn kein geeigneter Aufstellungsort für den Behälter gefunden werden kann.

Installation immer durch Fachbetrieb
Die Installation von Flüssiggas-Anlagen und ihrer Komponenten muss immer durch einen SHK-Fachbetriebe erfolgen und nach den Technischen Regeln Flüssiggas (TRF) vorgenommen werden. Jeder SHK-Fachbetrieb darf also eine Flüssiggas-Heizungsanlage einbauen. Der Installateur sollte mit der Anlagentechnik und den besonderen Anforderungen für Flüssiggas vertraut sein.
Die TRF umfassen die flüssiggasspezifischen Anforderungen an das Errichten und Betreiben von solchen Anlagen. Zu den Komponenten gehören neben Heizgerät und Tank noch Sicherheitseinrichtungen, Druckregler und Rohrleitung, die nach verschiedenen EU-Richtlinien und Normen hergestellt und zertifiziert werden. Für Planer und Handwerker gibt es zudem vom DVFG einen Kommentar mit weiterführenden Informationen und das DVFG-Prüfhandbuch, ein praxisorientiertes Nachschlagewerk.
Tipp: Diese Veröffentlichungen finden sich auf www.trf-online.de.

Weiterbildung zum Umgang mit Flüssiggas
Wer bisher noch nicht mit Flüssiggas zu tun hatte, kann sich dazu weiterbilden. Die Deutsche Flüssiggas Akademie (DFGA) des DVFG bietet beispielsweise ein breites Spektrum an Schulungen rund um den Energieträger an – darunter auch den sogenannten Flüssiggas-Sonderlehrgang, der Grundlagenwissen zum Energieträger Flüssiggas vermittelt (siehe auch das Interview mit Andreas Stücke). Dieser Lehrgang richtet sich an Mitarbeiter von Flüssiggas-Versorgungsunternehmen und -Fachfirmen sowie das SHK-Handwerk. Innerhalb von fünf Unterrichtstagen wird Basiswissen rund um den Energieträger Flüssiggas sowie vertieftes Wissen über die Regularien rund um Flüssiggasanlagen und über die Technischen Regeln Flüssiggas (TRF 2012) vermittelt. Hierunter fallen u.a. die Themen Flüssiggasbehälter, Rohrleitungen, Prüfungen und die Aufstellung von Gasgeräten und deren Abgasabführung.
Darüber hinaus bietet die DFGA einen Lehrgang an, der zur befähigten Person für TRF-Anlagen qualifiziert, das heißt zur Prüfung und Abnahme von Flüssiggasinstallationen befähigt. Dieser Lehrgang wird exklusiv für DVFG-Mitgliedsunternehmen und deren SHK-Kooperationspartner angeboten. Mehr dazu findet sich unter www.dfga.de.

Flüssiggas-Preise für Entscheidung wichtig
Neben dem technischen Handling ist für die Entscheidung ob pro oder contra Flüssiggas der Preis wesentlich daran betei­ligt. Aktuell ist der fast unschlagbar güns­tig. Gerechnet nach Brennwert sind aktuell in Deutschland nur Heizöl und Pellets günstiger (Tabelle 2). Grund ist einerseits der niedrige Ölpreis. Bleibt der so, dann steht auch weiterhin niedrigen Flüssiggaspreisen hierzulande nichts im Wege. Doch der Ölpreis ist nicht der einzige Faktor.
Wesentlich ist auch die Herkunft des Flüssiggases. Es fällt sowohl bei der Förderung von Erdöl als auch bei dessen Raffinierung an. Dabei ist Propan fast ein Abfallprodukt. Nennenswerte Anwendungen gibt es nur noch in der chemischen Industrie und, hier allerdings rückläufig, in der Mobilität als Autogas. Hauptabnehmer mit rund 1,6 Mio. Tonnen jährlich bleibt jedoch der Wärmemarkt. Hier wird mehr als drei Mal so viel wie im Verkehrssektor verbraucht. Das Überangebot durch stagnierende oder gar rückläufige Verbräuche drückt jedoch den Preis, da durch Effizienzmaßnahmen auch im Wärmemarkt immer weniger Flüssiggas benötigt wird. Lediglich im Jahr 2015 gab es aufgrund der kühleren Temperaturen wieder einen deutlichen Verbrauchsanstieg von über 10%.

Im Westen billiger
Zwei Drittel des in Deutschland verbrauchten Propans stammen aus Raffinerien, auch aus denen des Raumes Antwerpen-Rotterdam-Amsterdam, in der Branche ARA genannt. Die Nähe nach Belgien und den Niederlanden machen einen großen regionalen Preisunterschied aus. In Grenznähe zu Belgien und den Niederlanden sind die Preise durchweg am günstigsten. Das liegt an der direkten Abnahmemöglichkeit deutscher Lieferanten bei den dortigen Raffinerien, die etwa ein Viertel der Kapazität aller deutschen Raffinerien haben. Abgeschwächt gilt dies bis hin zum Rhein-Main-Gebiet. Zudem lässt sich während der Heizperiode in den letzten Jahren eine leichte Verteuerung beob­achten, während im Frühjahr die Preise sinken.

Besser eigener Tank
Doch in der Vergangenheit waren die Preise oftmals dauerhaft überteuert. Ein Modell sah und sieht die Miete des Tanks statt des Kaufs vor. Das hat zwar mehrere Vorteile: Die anfänglichen Investitionskosten entfallen. Versorger bieten an, den Miettank ohne vorige Bestellung aufzufüllen, wenn eine bestimmte Füllhöhe unterschritten wird. Und der Versorger ist als Eigentümer des Tanks für die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen zuständig, was eine Entlastung für den Verbraucher bedeutet. Die Lieferanten nutzten dieses Modell jedoch über Jahre hinweg aus, um deutlich überteuertes Flüssiggas an die Kunden zu verkaufen. Denn nur die Besitzer eines eigenen Tanks können dort Flüssiggas beziehen, wo es am günstigsten ist.
Zudem litten die Kunden, die ihren Lieferanten frei wählen konnten, unter deren rechtswidrigen Gebietsabsprachen. Dem schob das Bundeskartellamt einen Riegel vor. Elf Flüssiggashändler gerieten so 2005 in das Visier von Kartellwächter und Staatsanwaltschaft. Sobald Kunden bei einem anderen Unternehmen nachfragten, nannte man ihnen entweder gar keinen Preis oder nur einen überhöhten „Abschreckungspreis“. Die Kartellwächter verhängten gegen elf Unternehmen Bußgelder in Höhe von 250 Mio. Euro, was nochmals vom Oberlandesgericht Düsseldorf verschärft wurde – mit Bußgeldern gegen fünf Unternehmen in Höhe von 244 Mio. Euro. Ein abschließendes Urteil des Bundesgerichtshofes steht allerdings noch aus.
Fazit: Bei einer Entscheidung für Flüssiggas sollte man wegen der größeren preislichen Unabhängigkeit auf einen eigenen Tank setzen. Die Vorteile überwiegen nicht nur beim Preis, sondern auch bei Planung und Handling, die dem anderer fossiler Heizungstypen entspricht. Ebenso wie diese lässt sich Flüssiggas gut mit Erneuerbaren Energien wie Solarthermie kombinieren.

Autor: Frank Urbansky, freier Journalist und Fachautor

 


Artikel teilen: