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Auszeichnung auf höchster Ebene: Die Rolle von Gebäudemanagement und Regelungstechnik im Rahmen von Green Building-Zertifizierungen am Beispiel LEED

Gebäude verursachen über ihren Lebenszyklus große Mengen an CO2-Emissionen, die durch nachhaltiges Bauen und energetische Sanierungen deutlich reduziert werden können. Einen maßgeblichen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft können Zertifizierungen von sogenannten „grünen Gebäuden“ (Green Buildings) leisten. Allerdings gibt es derzeit noch keine weltweit verbindlichen Standards und Kennwerte für nachhaltige Gebäude, weshalb die Zertifizierung nach verschiedenen Richtlinien erfolgt. Die bekanntesten sind das US-amerikanische LEED-Zertifikat, der britische BREEAM-Standard und das relativ neue deutsche Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Für die Zertifizierung spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Welchen Ausschlag das Gebäudemanagement und die Regelungstechnik geben, soll im Folgenden genauer betrachtet werden.

Das LEED-Zertifikat wird in vier verschiedenen Abstufungen erteilt (LEED, LEED Silver, LEED Gold, LEED Platin).

Die Grafik zeigt, wie sich gesetzliche Rahmenbedingungen und nachhaltige Zertifizierungssys­teme, die freiwillig vorgenommen werden, ergänzen.

Inhaltsverzeichnis der LEED-Broschüre „LEED 2009 FOR NEW CONSTRUCTION and MAJOR RENOVATIONS“ und damit alle Themen, die zur erfolgreichen Zertifizierung beitragen.

Dieser Anlagenregler von Honeywell (Centraline) ist frei programmierbar und erlaubt die Integration von Einzelraumreglern, Pumpen, Frequenzumformern oder anderen Geräten. Er kann als Stand-alone-Anwendung (beispielsweise in einem Kindergarten) ebenso eingesetzt werden wie in vernetzten Liegenschaften (z.B. in Großprojekten).

 

Da Gebäude zu den Hauptemittenten von CO2-Emissionen zählen, rückten diese Anfang des Jahrtausends in den Fokus der europäischen Klimapolitik. So sind die EU bzw. deren nationale Regierungen zu einem wichtigen Treiber für mehr Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft geworden. Nach dem von allen EU-Ländern unterzeichneten Kyoto-Protokoll ist die im Jahr 2002 verabschiedete „Europäische Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“ (EPBD 2002) zum Ausgangspunkt aller Aktivitäten auf europäischer und auch nationaler Ebene geworden, die den Energieverbrauch von Gebäuden verringern.

Regulatorische Rahmenbedingungen

Die Verabschiedung der EPBD steht in engem Zusammenhang mit der Abhängigkeit Europas von außereuropäischen Energielieferanten und der beschlossenen Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Die Richtlinie fordert daher alle europäischen Staaten auf, nationale Standards und Gesetze zu formulieren, mit denen die ehrgeizigen Einsparziele der Europäischen Union erreicht werden können.

Nach Vorgabe der EU-Kommission soll bei Umsetzung in nationales Recht der Gesamtenergieverbrauch bei Gebäuden bis 2020 um 20% gegenüber 2007 gesenkt werden (EPBD 2010). Bis dato haben jedoch nur knapp über die Hälfte der Länder, darunter Deutschland, die Richtlinie in nationales Recht umgesetzt.

Wo die EPBD bereits umgesetzt wurde, gelten verbindliche Regeln etwa für Wärme und Kälteschutz sowie für die Effizienz von Heiz- und Kühlanlagen. In Deutschland sind die Anforderungen der EPBD in der Ener­gieeinsparverordnung (EnEV) formuliert. Die Verordnung wurde bereits 2004 verabschiedet und seither zweimal aktualisiert (2007 und 2009; 2012 befindet sich in Vorbereitung). Geregelt werden in der EnEV Mindestanforderungen und verbindliche Werte für alle Wohnungsneubauten und die meisten zu errichtenden Nichtwohngebäude. Zusätzlich ist ein Energieausweis für Neubauten und größere Umbauten vorgeschrieben, der Auskunft über den Energieverbrauch eines Gebäudes gibt.

Zusätzlich zu den nationalen Gesetzgebungen werden auf europäischer Ebene Standards erstellt. Sie sollen als europäische Norm (EN) zeigen, wie man energiesparende Technik erfolgreich einsetzt. Gremien, die mit Spezialisten aus vielen europäischen Ländern besetzt sind, stellen diese Normen für alle Anwender auf. Beispielhaft kann hier die EN 15232 genannt werden, die abhängig von den Installationen der Gebäudeautomation versucht, die resultierende Einsparung zu errechnen.

Zertifizierung von Green Buildings

„Grüne Gebäude“ sind derzeit in aller Munde. Es gibt kaum eine Premium-Immobilie ohne eine Zertifizierung. Grund hierfür kann beispielsweise eine steigende Mieternachfrage nach geringen Nebenkos­ten aufgrund energiesparender Bautechnologien sein.

Die Betriebskosten eines nach LEED zertifizierten Gebäudes liegen laut einer Studie der Deutschen Bank rund 8 bis 9% unter denen eines konventionellen Gebäudes, die energetischen Einsparungen sogar bei rund 30?%. Starke Argumente für eine nachhaltige Bauweise.

Zertifizierungssysteme setzen außerdem klare Orientierungssignale im Immobilienmarkt. Vorreiter auf diesem Gebiet sind die USA, die mit der LEED-Zertifizierung Maßstäbe für eine neue Betrachtungsweise gesetzt haben. Organisationen in Deutschland (DGNB) und das Vereinig­te Königreich (BREEAM) bieten ebenfalls internationale Zertifizierungen an.

Drei Zertifizierungssysteme

Ein Zertifizierungssystem dient als Instrument, die Nachhaltigkeit eines Gebäudes zu bewerten. Sofern ein Gebäude alle Kriterien für nachhaltiges Bauen erfüllt, wird ein Zertifikat verliehen. Zusätzlich definieren die Systeme Standards für Green Buildings und konkrete Leitlinien für Bauherren, Investoren und Nutzer. Einen einheitlichen Standard gibt es in Europa noch nicht, daher können Eigentümer und Verwalter von Immobilien zwischen verschiedenen Systemen wählen.

 

  • BREEAM steht für „Building Research Establishment Environmental Assesment“ und ist ein britisches Zertifizierungssystem, das in Deutschland selten eingesetzt wird. Hinter BREEAM steht das private Bauforschungsinstitut BRE (Building Research Establishment).
  • LEED, „Leadership in Energy and Environmental Design“, stammt aus den USA und wurde vom U.S. Green Building Council (USGBC) eingeführt. LEED wird international und in Deutschland besonders häufig als Zertifikat verwendet. Es wird deshalb im Folgenden näher betrachtet.
  • DGNB, das Zertifikat der „Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen“, ist die deutsche Antwort auf die Aktivitäten von LEED und BREEAM. 2009 eingeführt, gilt es als eines der umfassendsten Zertifizierungssysteme weltweit, da es sowohl ökologische, ökonomische als auch soziokulturelle Merkmale in die Betrachtung mit einbezieht.

Alle drei Verfahren arbeiten mit Auditoren, die das Gebäude während der Planung und Ausführung begleiten. Nach einem Punktesystem werden dann die entsprechenden Zertifikate ausgestellt.

Anforderungskatalog im LEED

Bei der Zertifizierung von Green Buildings stehen nicht nur das energiesparende Bauen und Betreiben im Fokus. Vielmehr geht es um den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes: die Herkunft von Baumaterialien, deren Herstellung und Entsorgungsweg am Lebensende des Gebäudes, den Gesamtverbrauch von Ressourcen während der gesamten Benutzungsdauer und natürlich auch um den gesamten Energieverbrauch. Darüber hinaus finden Spezialisten für Heizung, Lüftung und Klima (HLK) bei LEED zusätzliche Themen, die von anderen Beteiligten bei der Planung entschieden werden müssen, z.?B. die Verkehrsanbindung, die Bodenversiegelung oder das soziale Umfeld.

Alle notwendigen Informationen zum Zertifikat sind in der aktuellen LEED-Broschüre „LEED 2009 for new constructions and major renovations“ zusammengefasst. Der Anforderungskatalog enthält sieben Hauptthemen mit diversen Unterthemen (Credits), die mit unterschiedlichen Punkten bewertet werden:

  • nachhaltige Standortentwicklung(26 mögliche Punkte),
  • Wassereffizienz (10 mögliche Punkte),
  • Energie und Luftqualität(35 mögliche Punkte),
  • Material und Rohstoffe(14 mögliche Punkte),
  • Nachhaltigkeit im Innenausbau(15 mögliche Punkte),
  • Designinnovationen(6 mögliche Punkte),
  • regionale Priorität(4 mögliche Punkte).

Für jeden Bereich müssen ein oder mehrere Mindestvoraussetzungen erfüllt werden. Ein einfaches Zertifikat erhält ein Gebäude mit insgesamt 40-49 Punkten. Das Silberzertifikat erfordert 50-59 Gesamtpunkte, das Goldzertifikat 60-79 und das Platin-Zertifikat 80 und mehr Punkte.

Erwartungsgemäß werden für eine LEED-Zertifizierung die klassischen Ener­giethemen wie Anlagenauswahl, Regenerative Energien, Gebäudeautomation, Überwachen von Luftqualität und Verbräuchen betrachtet und mit einer entsprechend hohen Punktzahl bewertet. Demzufolge gibt es für die Regelungstechnik gute Ansatzpunkte, einen wirksamen Beitrag zur Zertifizierung zu leisten.

Die Rolle der Regelungstechnik

Interessant für die Regelungstechnik ist der LEED-Zertifizierungsbereich „Energie und Luftqualität“. Denn hier werden die Anforderungen formuliert, die ein Gebäude in Bezug auf den Energieverbrauch erfüllen muss. Zwei Beispiele sollen zeigen, wie ein HLK-Spezialist dazu beitragen kann, möglichst viele Punkte für eine Zertifizierung zu erreichen.

Beispiel 1: Messen und Verifizieren

Diese Anforderung bezieht sich auf den Energieverbrauch und das Verifizieren (Überprüfen) der Einsparungen, beispielsweise im ersten Jahr. Zur Erfüllung dieses Kriteriums ist die Gebäudeautomation mit allen statistischen Verbrauchserfassungen gefragt: Der Gebäudeautomationsexperte kann Verbrauchsreports aller Energieströme darstellen, die etwa über Wärmemengenzähler (Kälte, elektrische Energie, etc.) erfasst werden. Diese Daten werden monatlich bzw. jährlich aufbereitet und visualisiert, um in einem Vergleich mit gerechneten Daten aus der Planung mögliche Abweichungen zu korrigieren. Auf Basis der Analyse können neue Maßnahmen vorgeschlagen werden.

Um die physikalischen Daten zu messen und mit einer Software aufzubereiten, hat der Spezialist die Möglichkeit, die Lösungen der Industrie einzusetzen. Eine Datenerfassung kann beispielsweise über einen Energiemengenzähler, der an DDC-Geräte angeschlossen ist, geschehen. Über die Gebäudeleittechnik und die professionelle Auswertung der Energiesituation werden Verbräuche transparent, übersichtlich dargestellt und protokolliert.&nb

Beispiel 2: Monitoring der Luftqualität

Um die Anforderungen an das Monitoring (Überwachen) der Luftqualität zu erfüllen, ist es notwendig, die Lüftungsleistung und die damit verbundene Luftqualität (CO2-Konzentration) statistisch zu erfassen. Unter Anwendung von kontinuierlich messenden CO2-Fühlern müssen die richtigen Luftmengen in allen Gebäudeteilen erfasst und kontrolliert werden.
Grundsätzlich müssen für diesen Teil der Zertifizierung vier Grundbedingungen erfüllt sein:

 

  1. Es muss sichergestellt werden, dass die Planungsvorgaben des Bauherrn bezüglich aller energierelevanten Funktionen durch einen unabhängigen Fachmann bei der Inbetriebnahme überprüft und dokumentiert werden.
  2. Es muss dokumentiert werden, dass der Energieverbrauch bei einem neuen Gebäude mindestens 10% oder bei einer ener­getischen Sanierung mindestens 5% unter dem im LEED-Bewertungssystem definierten Standardverbrauch liegt.
  3. Fluorierte Chlorkohlenwasserstoffe dürfen bei Neubauten nicht eingesetzt werden. Bei Renovierungen muss ein Plan vorgelegt werden, wie und wann auf umweltfreundliche Kältemittel umgestellt wird.
  4. Lüftungsanlagen müssen dem aktuellen technischen Stand entsprechen.

Die Erfüllung der Kriterien aus Beispiel 1 werden mit drei Punkten, die aus Beispiel 2 mit einem Punkt bewertet. Weitere 36 Punkte können durch zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Gebäudeautomation erzielt werden.

Fazit

Viele Tausend Gebäude sind seit 1996 allein in den USA nach LEED zertifiziert. Das Interesse an der Zertifizierung liegt zum einen an gesetzlichen Rahmenbedingungen, zum anderen erkennen immer mehr Investoren und Eigentümer die Vorteile einer nachhaltigen Bauweise. Die Immobilien lassen sich leichter vermieten und weiterverkaufen, und auch Mieter und Betreiber profitieren, denn sowohl die Nebenkosten als auch die Betriebskosten fallen deutlich niedriger aus.

Speziell LEED-Zertifizierungen sind ein international anerkannter Nachweis für nachhaltigere und effizientere Gebäude. Sind die Grundbedingungen erfüllt, so lassen sich im Neubau allein mithilfe der auf die Gebäudeautomation bezogenen LEED-Credits die nötigen Punkte für ein Standard-Zertifikat erreichen.

Autor: Hannes Lütz, Product Manager, CentraLine (Honeywell GmbH)

www.centraline.com

www.usgbc.org
www.breeam.org
www.dgnb.de
www.usgbc.org

 


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