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ZVSHK - Gesucht: Metaller für Dach und Fassade - Bundesfachgruppe Klempnertechnik tagte am 17. und 18. April in Potsdam

Die Ausbildung zum Klempner, Flaschner, Blechner oder Spengler kann sich sehen lassen, doch ein attraktiver Lehrplan allein überzeugt kaum. Die Eigeninitiative jedes Handwerksunternehmers ist gefragt, um aus einem interessierten Jugendlichen letztlich einen bewährten Mitarbeiter zu gewinnen. Die derzeit gute Auftragslage mag davon ablenken – oder lässt den Personalmangel erst recht offenbar werden.

Neben der Klempnerausbildung beschäftigte sich die Bundesfachgruppe auf ihrer Jahressitzung mit Fachtechnik, dem Regelwerk, der Gefahrenbeurteilung sowie mit Themen für den Klempnertag.

Landesfachgruppenleiter für Klempnertechnik (Ehrenamt) treffen sich mit hauptamtlichen Mitarbeitern der SHK-Organisation, um aktuelle Entwicklungen für die Klempner, Spengler, Blechner oder Flaschner zu erörtern.

Ulrich Leib (links) wurde in seinem Amt als Bufa-Vorsitzender bestätigt. Sein neuer Stellvertreter ist Robert Smejkal, der der Bufa ebenfalls seit vielen Jahren angehört.

Ulrich Leib: „In der Nachwuchswerbung kann die Berufsorganisation nur begrenzt unterstützen. Deshalb sollte jeder Betrieb Eigeninitiative entwickeln, um Jugendlichen den Spenglerberuf näher zu bringen.“

 

Die Auftragslage ist bei den Klempnerbetrieben in allen Landesverbänden durchweg erfreulich gut. Metall ist längst zu einer festen Größe geworden, wenn es um eine ausdrucksstarke Gestaltung von Dach und Fassade geht. Ulrich Leib, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Klempnertechnik, mochte sich aber nicht von der guten wirtschaftlichen Lage der Branche blenden lassen. Vielmehr sieht er in der schwachen Nachfrage für eine Klempnerausbildung eine bedrohliche Entwicklung. „Jeder Unternehmer sollte an seinem Standort aktiv werden und am besten in den Schulen für seinen Klempnerberuf und seinen Betrieb werben“, appellierte Leib an die anwesenden Landesfachgruppenleiter, diese Botschaft an die Fachkollegen im Land heranzutragen. Die Berufsorganisation könne für die Nachwuchswerbung nur begrenzte Unterstützung bieten, stattdessen sei Eigeninitiative gefragt.
Der Hintergrund: Bundesweit sind es zu wenige Interessenten, die das Berufsbild des Spenglers für sich entdecken. Im Landesverband Bayern ergibt sich mit insgesamt über 700 Lehrlingen noch eine vergleichsweise komfortable Situation. Zusammen mit Baden-Württemberg (über 250 Spengler-Lehrlinge ab dem 2. Lehrjahr) stellt der Süden den Löwenanteil an Azubis – mit großem Abstand zu den anderen Bundesländern. Doch im Lehrjahr 2011/12 zeigte sich bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bundesweit erstmalig ein Rückgang von nahe 18% gegenüber dem Vorjahr.

Initiative für freie Lehrstellen entwickeln

Angesichts der alarmierenden Entwicklung sieht die Bufa die Eigeninitiative der Handwerksunternehmer als einzig probates Mittel. Empfohlen wird, dass die Betriebe verstärkt Praktikumsplätze anbieten. Dann können Azubi-Aspiranten den Beruf kennenlernen und ihr Interesse für dieses Handwerk weiter entwickeln. Leib merkte an, dass sich auch schwache Schüler mit handwerklichem Talent durch Förderung aufbauen lassen. Um letztlich an bewährte Mitarbeiter zu kommen, wäre auch dies eine Alternative und den Versuch wert.
Die SHK-Berufsorganisation hat ihre Nachwuchswerbung dort in Szene gesetzt, wo Jugendliche viel Zeit verbringen: im Internet. Unter www.VollesRohrZukunft.de finden potentielle Azubis unter anderem wichtige Eckdaten für den Klempnerberuf. Und der Einblick ins Handwerk ist leicht gemacht: Alle Informationen lassen sich mit nur wenigen Mausklicks aufrufen und als Flyer herunterladen.

Ausbildung kann länderübergreifend sein

In etlichen Regionen ist es aufgrund der schwachen Nachfrage nicht möglich, Fachklassen für angehende Klempner einzurichten. So gibt es beispielsweise in Hamburg, Münster, Meiningen oder Ulm länderübergreifende Fachklassen. Dies sollte noch stärker Schule machen, war man sich in der Bufa einig. Einer weiteren Konzentration von Klempner-Fachklassen steht derzeit allerdings entgegen, dass schwach ausgelastete Berufsschulen kaum an einer Kooperation interessiert sein dürften, um nicht noch weitere Berufsschüler zu verlieren. Hinzu kommt, dass die jeweiligen Kultusministerien der Bundesländer zuständig sind und deren Zustimmung Voraussetzung sind für länderübergreifende Lösungen.

Neues Berufsbild jetzt möglich

Seit etwa zwei Jahren hat der modifizierte Rahmenlehrplan für die Klempner­ausbildung auf Eis gelegen. Er wurde bislang nicht in die Tat umgesetzt, weil der Inhalt für eine Ausbildungszeit von dreieinhalb Jahren zugeschnitten ist – entsprechend einem Votum durch die SHK-Berufsorganisation. Das Bundesministerium für Bildung hingegen strebte in den letzten Jahren an, die Ausbildungszeiten nach Möglichkeit auf drei Jahre zu limitieren. Diesem Risiko der Verkürzung mochte sich die SHK-Organisation nicht aussetzen. Erst sollte das Ergebnis eines Gutachtens abgewartet werden, das feststellen sollte, inwieweit dreieinhalbjährige Berufe weiterhin verordnet werden können.
Friedrich-Wilhelm Göbel, Referent für Berufsbildung im ZVSHK, sprach bereits in der Bufa-Sitzung von deutlichen Anzeichen, dass das Bundeswirtschaftsministerium auch einer dreieinhalbjährigen Ausbildungsdauer zustimmen könnte. Ende April kam dann die Bestätigung aus dem Ministerium. Die neue Ausbildungsordnung wird zum 1.8.2013 unbefristet in Kraft treten und auf dreieinhalb Jahre angelegt sein. Damit hat das novellierte Berufsbild des Klempners, das mit dem neuen Schuljahr ab Herbst 2013 Bedeutung hat, deutlich an Attraktivität gewonnen.

D.A.CH.S.-Gruppe koordiniert gemeinsames Interesse

In den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol verfolgen die Spengler gemeinsame Interessen. Dachverbände der vier Länder haben sich zur sogenannten D.A.CH.S.-Gruppe zusammengeschlossen, tauschen ihre Erfahrungen in zwei jährlichen Sitzungen und darüber hinaus in einem Netzwerk aus.
Ein aktuelles Projekt ist beispielsweise, dass man herausfinden will, bei welchem Gefälle und gegebenenfalls welchen Zusatzmaßnahmen ein Doppelstehfalz sicher dicht ist. Praktiker sehen hier Handlungsbedarf. Dazu müssen jedoch umfangreiche Untersuchungen durchgeführt werden, für die bislang vonseiten der Industrie keine finanzielle Unterstützung zugesagt wurde.
Weitere Aktivitäten zielen auf ein Hagelschutzregister ab, das in Österreich und der Schweiz bereits etabliert ist. So wie in den Alpenländern könnten bald auch in Deutschland Versicherer neue Vorgaben machen und nur noch dann Schäden ausgleichen, wenn ein für Hagel geeignetes Material verbaut wurde. Das Problem: Metallbedachungen und -fassaden schneiden in der Risikobewertung vergleichsweise schlecht ab, wenn man z.B. die Einstufung der Faserzementwellplatte betrachtet. Dies sei unbegründet und müsse korrigiert werden, ist man sich in der D.A.CH.S.-Gruppe einig und die Verbände wollen dementsprechend bei den Sachversicherern Aufklärung betreiben.

Gebrauchshinweise für Betreiber

Was kann man einem Metalldach oder einer -fassade zumuten und was nicht? Als Beispiel sei die Unverträglichkeit einer Zinkfassade gegenüber Streusalz angeführt. Auch patiniertes Kupfer reagiert mit unschönen Flecken, wenn verschwitzte Hände die Oberfläche berühren – oder ein Vierbeiner ausgerechnet dort sein Terrain markiert. In Zukunft soll ein Infoblatt Anleitung für Betreiber eines Gebäudes geben, damit vor allem Fassaden auch noch nach Jahren nichts von ihrem attraktiven Erscheinungsbild verlieren. Die Bufa sammelt derzeit zahlreiche Aspekte, um sie in dem Ratgeber darstellen zu können.

Online gestützte Gefahrenbeurteilung

80% der Betriebsunfälle führen Fachleute darauf zurück, dass die Mitarbeiter nicht in die notwendige Arbeitssicherheit eingewiesen wurden. Aus diesem Grund soll sich das Angebot an betrieblicher Unterweisung in SHK-Betrieben verbessern. Auch hier kann Software viel bewirken, wie sich bereits in einigen Handwerksbereichen (z.B. Maler/Lackierer) zeigt. Für den SHK-Bereich soll Ähnliches entwickelt werden. Im Gewerk Klempner ist man bereits am weitesten fortgeschritten und ein Pilotprojekt mit mehreren Betrieben im Raum Berlin ist in Vorbereitung.

Aktuelles in Kürze

Ulrich Leib, Unternehmer aus dem bayerischen Moorenweis, wurde einstimmig in seinem Amt als Vorsitzender der Bundesfachgruppe bestätigt. Seit vier Jahren leitet er dieses Ehrenamt und arbeitet in der Bufa seit 1995 mit. Sein bisheriger Stellvertreter, der Berliner Peter Ness, wurde in seiner Landesinnung nicht neu gewählt und gehört dadurch nicht mehr der Bufa an. Als neuen Stellvertreter wählte die Bufa einstimmig den Heidenheimer Unternehmer Robert Smejkal, der seit über zehn Jahren in der Bufa mitwirkt.
Ein Merkblatt für Wandanschlüsse soll in Zukunft Arbeitsgrundlage für alle betroffenen Handwerke sein. Bislang kann es nämlich trotzdem sein, dass Niederschläge unter bestimmten Umständen in die Fassade eindringen, obwohl beispielsweise Spengler und Stuckateur nach der jeweiligen Fachregel eine einwandfreie Abdichtungsarbeit erbracht haben. Daher wollen sich die Dachverbände der Klempner, Stuckateure, Maler und weitere Beteiligte zusammensetzen und in einer Arbeitsanleitung Widersprüche ausräumen.
Der 17. Deutsche Klempnertag findet am 22. und 23. Januar 2014 erneut in Würzburg statt. Vorgesehen sind Fachvorträge
– zu neuen Materialien,
– mit Beispielen für die Gestaltung von Metalldach und -fassade,
– besondere Projekte im Denkmalschutz,
– interessante Schadensfälle und Lösungsvorschläge,
– Normen und Vorschriften,
– juristische Bewertung von Mängeln,
– professioneller Internetauftritt,
– neue Ausbildungsverordnung,
– Nachwuchswerbung.
Der Museumsverein für das Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt kann in diesem Jahr auf 25 Jahre Bestehen zurückblicken. Den Abend der Klempnerfachtagung am 20. September 2013 will man für eine Feierstunde nutzen. TD

 


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