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ZVSHK - Energiewende technologieoffen gestalten

Bundesweites Ölsymposium rechnet Sanierungsfahrplan durch

Drei Tage vor der Bundestagswahl: Rund 130 Fachleute trafen sich zum 6. Ölsymposium im Herzen Berlins.

Verschiedene Workshops suchten nach Lösungsansätzen, um der Energiewende im Wärmemarkt Impulse zu geben.

Ein Verbot für die Ölheizung? ZVSHK-Präsident Manfred Stather fand für solche politische Bevormundung ein klares Nein.

Prof. Andreas Pfnür (Technische Uni Darmstadt): „Um im Sanierungsfahrplan 80 % Primärenergie zu sparen, müsste zur Finanzierung jeder Mieter 500 Euro mehr Miete zahlen.“

Adrian Willig (IWO): „Erneuerbare Energien sind in der öffentlichen Meinung deutlich positiver besetzt als eine Effizienzsteigerung.“

Michael Schmidt (BP Europa): „Durch neue Technik sind erschließbare Vorkommen so reichlich vorhanden, dass Öl in diesem Jahrhundert nicht mehr knapp wird.“

Melanie Sommer (RSG Marketing Research): „Zur Heizungsmodernisierung muss die Botschaft an den Verbraucher lauten: Du sparst und bist gleichzeitig umweltfreundlich!“

Steeven Bretz (Berufsförderungswerk): „Der Handwerksbetrieb braucht das Bewusstsein, dass fachliche Beratung als primäres Wertschöpfungsmerkmal zählt.“

Stefan Brok (IWO): „Der Wärmemarkt ist im Umbruch. Wenn Mineralölwirtschaft, SHK-Handwerk und Geräteindustrie an einem Strang ziehen, haben wir große Chancen.“

Prof. Jürgen Falter (Wahlforscher): „Eine schwarz-grüne Regierung? Im Bundesrat bekäme sie aufgrund vieler roter Landesregierungen kaum ein Gesetz durch.“

 

Ambitionierte Ziele bei der Energiewende im Wärmemarkt lassen sich am ehesten verwirklichen, wenn Wege technologieoffen aufgezeigt werden. Mit dieser Botschaft kamen SHK-Handwerk und Ölwirtschaft kurz vor der Bundestagswahl mitten ins politische Berlin. Rigorose Ideen wie die Abschaffung der Ölheizung haben im Wahlprogramm der Grünen einen Platz, sind jedoch fern der Realität und letztlich nicht bezahlbar. Die Energiewende braucht etwas anderes: intelligent gestaltete Anreize zur Heizungsmodernisierung und eine politische Mehrheit für die Durchsetzung.
ZVSHK-Präsident Manfred Stather brachte es auf den Punkt: „Bevormundung und Regulierungswahn passen nicht in die Zeit.“ Damit erteilte er dem Wahlprogramm der Grünen, die Ölheizung ab 2015 abzuschaffen, eine klare Absage. Auch appellierte er an die Politik, den verantwortungsvollen Bürger entscheiden zu lassen – und das nicht nur zur Bundestagswahl. Wenn Hausbesitzer für die Modernisierung ihrer Heizung kompetenten Rat brauchen, dann suchen und finden sie die nötige Entscheidungshilfe beim SHK-Fachmann ihres Vertrauens. Kundenbefragungen bestätigen dies. Deshalb unterstrich Stather als oberster Handwerksunternehmer die Bedeutung des SHK-Handwerks: „Wir sind die ehrlichen Makler im Wärmemarkt – ener­gieträgerneutral und technologieoffen!“
12 Mio. Haushalte in Deutschland bekommen Wärme, die von einer der insgesamt 6 Mio. Ölheizungen stammt. Allerdings sinkt die Anzahl von Ölheizungen in Neubauten deutlich. Dennoch: Heizöl hält einen etwa 30%igen Anteil am Wärmemarkt. Schluss damit!? Bald keine neue Ölheizung mehr? Wer wie die Grünen solche rigorosen Forderungen in die Welt setzt, darf vom mündigen Bürger kaum Zustimmung erwarten.
Was noch schwerer wiegt: Rezepte solchen Zuschnitts, die die Welt retten sollen, können den Betreiber einer Ölheizung teuer zu stehen kommen. Der Umstieg auf einen anderen Energieträger kann nämlich unverhältnismäßig aufwendig sein. Starre Regelungen statt innovative Technik für die Energiewende? Das 6. Ölsymposium hatte am 19. September 2013 im Herzen des politischen Berlins eine andere Botschaft im Programm.

Sanierungsfahrplan zur Energiewende

Ergebnisse einer Untersuchung kamen zur Sprache, die das Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO) in Zusammenarbeit mit der Technischen Uni Darmstadt unter dem Titel „Sanierungsfahrplan 2050 – wer soll das bezahlen?“ durchgeführt hat. Als wichtiges politisches Ziel gilt nämlich nach wie vor, dass bis 2050 der Bedarf an Primärenergie um 80% reduziert werden soll. Prof. Andreas Pfnür erläuterte, was in 14 Mio. Ein- und Zweifamilienhäusern, 4 Mio. Mehrfamilienhäuser und 1,5 Mio. Nichtwohngebäuden investiert werden muss, um sie für das Jahr 2050 tauglich zu machen. Er ließ Zahlen sprechen, ging auch in Details und zweifelte letztlich an der Machbarkeit dieses ehrgeizigen Einsparzieles.
Demonstrativ wechselte er die Perspektive und plädierte dafür, die Gebäudesanierung nicht vom Objekt aus zu betrachten, sondern aus Sicht des Hausbesitzers. Vielen Bürgern fehle es an den nötigen finanziellen Mitteln, Gebäude mitunter durch einen Riesenaufwand bis zum geforderten Maß zu dämmen bzw. hocheffiziente Gebäudetechnik einbauen zu lassen. Die Kos­ten würden in die Billionen Euro gehen. Sein Lösungsansatz: Wenn sich Bauherr und Handwerker nach einem intelligenten Konzept auf eine Teilsanierung konzentrieren würden, könne man Kosten überschaubar machen und auch dann schon viel an Energieeffizienz erreichen.

Empfehlung für die SHK-Branche

Gebe es jedoch Zweifel, weil das Maximalziel nur schwer umsetzbar oder viel zu teuer sei, würden viele das gesamte Projekt auf einen fernen Tag verschieben. Prof. Pfnür gab der SHK-Branche eine wichtige Empfehlung: „Es ist nicht wirtschaftlich, dieses 80-%-Ziel zu verfolgen. Stattdessen gibt es einiges, was sich sehr schnell amortisieren kann.“ Bestimmte Technologien vorzuschreiben, habe sich aus verschiedensten Gründen als Kostentreiber erwiesen, fasste Prof. Pfnür wesentliche Erkenntnisse der Studie zusammen. Die Botschaft sei hier eindeutig: „Wir können eine ganze Menge sparen, wenn wir es technologieoffen machen.“ Näheres zu der Studie unter www.iwo.de (Suchwort: Sanierungsfahrplan). In Workshops kam zur Sprache, welche Botschaften den Verbraucher mobilisieren können, wie das Handwerk modernste Technik vermarkten kann und welche politischen Rahmenbedingungen sinnvoll sind.

Schlussbemerkung

Kurz vor der Bundestagswahl war die Spannung zum Greifen nah: Welche politische Kraft wird die Geschicke in den nächsten Jahren entscheidend beeinflussen? Doch nach der Wahl geht das Tauziehen um die politischen Machtverhältnisse weiter. Dabei will die Mehrheit der Bürger klare, planbare Vorgaben – auch in der Ener­giepolitik. Vor allem braucht der Wärmemarkt endlich verlässliche und gut gestaltete Anreize zum Handeln – frei von rigorosem Aktionismus. TD

 


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