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Zentralverband – Stimmung gegen Vaillant

ZVSHK-Mitgliederversammlung am 2. Juni 2016 in Berlin

Zur eintägigen Frühjahrssitzung kam die ZVSHK-Mitgliederversammlung am 2. Juni 2016 in Berlin zusammen.

Zum beabsichtigten Vermarktungskonzept von Vaillant berichtete Dr. Wolfgang Schwarz über den Protest der bayerischen Mitgliedsbetriebe.

Ingbert Liebing (Mitte), Mitglied des Bundestages (CDU), zu Gast bei der ZVSHK-Mitglieder­versammlung

Zur Heizungsmodernisierung laufen so viele Förderprogramme, dass sie sicher nicht jedem Fachbetrieb geläufig sein dürften.

Gemessen am heutigen Energieverbrauch soll der Bedarf für jeden Haushalt bis zum Jahr 2050 um die Hälfte sinken und weitestgehend aus erneuerbaren Quellen kommen.

ZVSHK-Präsident Manfred Stather: „Das Thema Energiewende im Wärmemarkt haben wir ganz maßgeblich hier in Berlin vorangetrieben. Die Liste der Förderprogramme ist beeindruckend lang.“

Andreas Müller (stv. ZVSHK-Hauptgeschäftsführer): „Das KfW-Programm ‚Altersgerecht Umbauen‘ lässt sich mit den Programmen zur ‚Energetischen Gebäudesanierung‘ kombinieren.“

Eckhart Dencker (Vorsitzender des Arbeitskreises Nachwuchswerbung): „Die Wirkung von ‚Zeit zu starten’ müssen wir bei den Schülern der 8. – 10. Klasse erzielen und sie zu einem Praktikum motivieren.“

Birgit Jünger (ZVSHK-Marketing): „Was die Online-Präsenz angeht, wird es höchste Zeit. Mitbewerber des SHK-Handwerks drängen mit hohen Investitionen in Technik, Inhalt und Werbung auf den Markt.“

Nach der Mitgliederversammlung hatte die SHK-Berufsorganisation zahlreiche Repräsentanten der Branche zu einem Frühjahrsempfang eingeladen.

Unter den Gästen begrüßten ZVSHK-Präsident Manfred Stather (rechts) und Hauptgeschäftsführer Elmar Esser auch Marie-Luise Dött, Mitglied des Bundes­tages und Umwelt- und Baupolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

 

Was bislang über das Vermarktungskonzept HeizungOnline von Vaillant bekannt ist, trifft im Fachhandwerk auf starke Ablehnung. Für die Energiewende setzt die Politik in den kommenden Jahren auf die Tatkraft des SHK-Handwerks, langfristig jedoch soll Strom aus Erneuerbaren Energien an Bedeutung gewinnen – dafür steht der Begriff Sektorkopplung. Der Zentralverband und seine Landesverbände trafen sich zur Frühjahrssitzung, um sich über die wichtigsten Themen der Branche abzustimmen.

Auf der eintägigen Mitgliederversammlung befasste sich die Spitze des ZVSHK sowie die Vertreter aller Landesverbände mit dem neuen Vertriebsmodell von Heizungshersteller Vaillant. Verfasst wurde danach eine Resolution mit folgendem Wortlaut:
„Das von Vaillant unter dem Label ‚HeizungOnline‘ eingeführte Angebot zur Heizungsmodernisierung und Heizungsinstallation beinhaltet entgegen aller bisherigen gültigen Vertriebsprozesse den Direktverkauf an den Endkunden. Damit hat Vaillant seine bewährte Marktpartnerschaft mit dem Fachhandwerk einseitig aufgekündigt.
Vaillant rechtfertigt sein Vorgehen mit der Behauptung, SHK-Fachhandwerker könnten in einer zunehmend digitalisierten Welt als eigenständige Unternehmer nicht mehr bestehen. Mit der Übernahme ‚aufwendiger Prozessschritte‘ wie Kundenwerbung, der Erfassung von Kundendaten und Kundenwünschen, Angebotserstellung und Vertragsabschluss inklusive Rechnungsabwicklung würde Vaillant das Fachhandwerk entsprechend entlasten.
Mit einer solchen Argumentation reduziert Vaillant die Marktpartnerrolle des Fachhandwerks auf die reine Installationsarbeit. Wohl nicht zufällig erinnert die Ausgestaltung an das System der Kfz-Vertragswerkstätten mit ihrer weitgehenden Bindung an die großen Automobilhersteller.
Damit reiht sich die Firma Vaillant ein in eine Gruppe von Unternehmen, die in den letzten Jahren Maßnahmen zur Belebung des Heizungsmarktes konzipierten, ohne dabei in ausreichendem Maße die unternehmerischen Freiheiten des Fachhandwerks zu beachten.
Die Erfahrung zeigt, wie sensibel die 25 000 Mitgliedsbetriebe der SHK-Organisation reagieren, wenn von dritter Seite in ihre Geschäftsbeziehung zum Kunden eingegriffen wird. Schließlich geht es um nichts weniger als um den Versuch, sie in ihren unternehmerischen Freiheiten bewusst einzuschränken.
Die Innungsbetriebe erkennen hierin die Absicht, sie mittelfristig vom Unternehmer zum ‚Lohnschrauber‘ eines Herstellers zu machen. Die von der ZVSHK-Mitgliederversammlung in der Vergangenheit gegenüber vergleichbaren Eingriffen wiederholt unmissverständlich vorgebrachten Bedenken sind der Branche hinlänglich bekannt.
Die SHK-Verbandsorganisation stellt fest: Grundlegende Voraussetzung für eine Belebung des Heizungsmarktes ist das gemeinsame Verständnis für eine Marktpartnerschaft auf Augenhöhe. Diese Marktpartnerschaft verbindet eigenständige und unabhängige SHK-Fachunternehmer mit den einzelnen Herstellern der Heizungsindustrie. Nur auf dieser Basis wird es möglich sein, neue und erfolgreiche Maßnahmen zur Online-Akquise im Markt zu platzieren. Hierzu erklärt die SHK-Organisation erneut ihre Bereitschaft.
Die Innungsbetriebe erwarten von der Firma Vaillant die Rückkehr zur bisher gelebten und bewährten Marktpartnerschaft.“

Blitzumfrage offenbart sehr hohe Ablehnung
Diese in Berlin verfasste Resolution gegen das Vermarktungskonzept steht auch unter www.zvshk.de zum Download bereit. Vorausgegangen war unter anderem eine Blitzumfrage bei den bayerischen Mitgliedsbetrieben, die dem Landesfachverband eine bemerkenswert hohe Zahl von 1200 Antwort-Faxe eingebracht hat. Dabei lag die Ablehnungsquote gegen das Vaillant-Konzept bei über 99 %. Andere Landesverbände erwägen ebenfalls, die Stimmung in den Regionen zu diesem Thema einzuholen.
In der Mitgliederversammlung gab es über die einhellige Absage gegen das Konzept hinaus auch Stimmen, die dazu aufforderten, in der Handwerksorganisation selbst konzeptionell tätig zu werden. Der Tenor: Wenn nicht Vaillant, dann werde in absehbarer Zeit ein anderer auf eigene Faust nach neuen Vermarktungskonzepten suchen.

Für Energiewende Milliarden eingeplant
Der Nationale Aktionsplan zur Steigerung der Energieeffizienz (NAPE) hat seit dem vergangenen Jahr erheblich an Kontur gewonnen. Doch hat das Organisatorische rund um Altanlagenlabel oder Heizungs-Check mehr Zeit in Anspruch genommen als zunächst geplant. Etliche Punkte dieses Förderkonzeptes, für das bis zum Jahr 2020 insgesamt 17 Mrd. Euro bereitgestellt werden sollen, sind inzwischen angelaufen.
Jüngstes Beispiel liefert die Kampagne „Deutschland macht’s effizient“, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ins Leben gerufen hat. Hier ist der ZVSHK offizieller Kooperationspartner. „Mit dieser neuen Effizienzoffensive nimmt die Politik – wie von uns schon lange gefordert – das riesige Energieeinsparpotenzial im Wärmemarkt ins Visier“, bekräftigte ZVSHK-Präsident Manfred Stather.
Auf der Webseite www.deutschland-machts-effizient.de erfährt der Heizungsbetrieb, wie er mitmachen und Werbematerial anfordern kann (Menüpunkt „Mehr“ sowie „Kampagne“; im Lauftext befindet sich ein Link; Tel.: 0800 0115000).

Förderprogramme für Heizung
Andreas Müller, stv. Hauptgeschäftsführer im ZVSHK, sieht gute Chancen, dass der Förder-Start zum Austausch ineffizienter Heizungspumpen noch in diesem Jahr kommt. Er gab einen Überblick zu allen bestehenden Förderprogrammen, die im Zusammenhang mit der Heizungsmodernisierung stehen. Für den in Aussicht gestellten Finanzbonus zum Heizungs-Check 2.0 zeichnet sich allerdings momentan noch keine Lösung ab, denn im Wirtschafts- sowie im Finanzministerium hat man dazu noch keinen Konsens gefunden.

Sektorkopplung setzt auf Strom
Zumindest interessant muten die Planungen an, die auf politischer Ebene für die kommenden Jahrzehnte angestrebt werden. Ziel ist es, in Deutschland bis 2050 den Endenergieverbrauch pro Haushalt um die Hälfte zu senken. 50 % der Einsparung gegenüber dem heutigen Stand sollen Effizienzmaßnahmen realisieren, weitere 40 % sollen aus Erneuerbaren Energien bereitgestellt werden und nur noch einen Anteil von 10 % will die Politik anderen Energiequellen zubilligen. Erneuerbare Energien sollen in allen Sektoren (Strom, Wärme, Verkehr) forciert und die dafür nötige Infrastruktur (Stromnetze, Speicher, Smart Services) bereitgestellt werden.
Andreas Müller zitierte aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung: „In einem Strommarkt mit einem weiter zunehmenden Anteil von Strom aus Erneuerbaren Energien werden wir Strom, der sonst abgeregelt werden müsste, für weitere Anwendungen, etwa im Wärmebereich, nutzen.“
Angesichts solcher Überlegungen, machte Müller deutlich, werde die Sektorkopplung von Strom, Wärme und Verkehr nachhaltige Auswirkungen auf den bislang vertrauten Wärmemarkt haben. Deshalb müsse das SHK-Fachhandwerk frühzeitig Gespräche mit politischen Entscheidern führen, um trotz solcher Entwicklungen weiter zu den Playern im Markt zu gehören.

Aktuelles in Kürze

  • Die Nachwuchs-Initiative „Zeit zu starten“ wird im Laufe dieses Jahres von allen Landesverbänden und damit bundesweit einheitlich eingeführt. Derzeit bemüht sich die Berufsorganisation um Sponsorengelder, die beispielsweise dazu genutzt werden sollen, um Printwerbung in ausgesuchten Jugendmedien zu platzieren und Online-Anzeigen sowie bezahlte Werbung in sozialen Medien oder anderen Internetangeboten zu schalten.
  • Als Mitglied des Bundestages (MdB) und Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU/CSU äußerte sich Ingbert Liebing in einem Gastvortrag unter anderem zu den kommunalen Anschlusszwängen an Fernwärmenetze. Er sehe darin grundsätzlich eine berechtigte Methode für die Kommunen, aus wirtschaftlichen Gründen an die nötigen Abnehmer für die bereitgestellte Wärme zu kommen. Doch müsse man genau anschauen, ob die Entscheidung vor Ort Sinn mache, auf welche Art sowohl Strom als auch Wärme Abnehmer finde. Eine befriedigende Lösung sieht der Politiker nur in einem einvernehmlichen Weg: „Ich werbe dafür, dass die Energiekonzepte nicht von oben herab durchgesetzt werden, sondern dass dazu Gespräche vor Ort unter Beteiligung aller relevanten Kreise geführt werden.“
  • Wie können die Komponenten im Bad für Generationen bestmöglich Funktion und Design miteinander verbinden? Antworten darauf bringt der Produkt-Award, den der ZVSHK in Neuauflage ins Leben ruft und auf der kommenden ISH im März 2017 vergeben wird. Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks hat dazu erneut ihre Schirmherrschaft bekräftigt.
  • Die Lohnausgleichskasse der Dachdecker hat in der Vergangenheit Klempnerbetriebe angeschrieben und sie zum Ausfüllen eines Fragebogens aufgefordert. Angaben sollten dabei u. a. aus dem Geschäftsverlauf der letzten zehn Jahre gemacht werden. Rechtliche Schritte wurden demjenigen angedroht, der dem Ausfüllen nicht nachkommen würde. Weil es dazu keine rechtliche Grundlage gebe, können die Landesverbände ihren Mitgliedsbetrieben per Musterschreiben Unterstützung anbieten. Inzwischen hat die Lohnausgleichskasse signalisiert, dass sie ihr Prüfverfahren überarbeiten will. TD 

 


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