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Zentralverband – Organisiertes SHK-Handwerk zeigt Stärke

Marktpartner diskutierten über wichtige Themen der SHK-Branche

Im Zeitraum von 1995 bis 2011 ist der Trend unverkennbar: Die SHK-Betriebe beschäftigen weniger Mitarbeiter. Kleinstbetriebe haben deutlich zugenommen – die übrigens zu einem verschwindend geringen Teil ausbilden.

In den nächsten 15 Jahren bedarf es erheblicher Investitionen, damit möglichst viele Menschen in ihren vertrauten vier Wänden wohnen bleiben können.

Der Heizungsbauer soll dem Betreiber zukünftig durch ein Altanlagenlabel deutlich machen, wie effizient das jeweilige Heizsystem arbeitet und was sich verbessern lässt.

Unter der Leitung von WDR-Moderator Helmut Rehmsen tauschten sich die Marktpartner in einer Podiumsdiskussion über zahlreiche Themen der SHK-Branche aus.

Dr. Klaus Müller (ifh Göttingen) zur Analyse im SHK-Handwerk: „60 % der Installateur- und Heizungsbaubetriebe beschäftigen 1 bis 4 Personen. Der Umsatz bei Innungsbetrieben ist nahezu doppelt so hoch gegenüber Nicht-Innungsmitgliedern.“

Udo Wirges (Bereichsleiter Technik im ZVSHK): „Die Energiewende im Wärmemarkt bietet neue Potenziale. Sie zu heben, ist oft mit umfangreicher Beratung und viel Aufwand verbunden und auch von unternehmerischer Initiative abhängig.“

ZVSHK-Präsident Manfred Stather: „An den 25 000 organisierten SHK-Betrieben wird kein Weg vorbeiführen, wenn es gilt, unser Land energieeffizient und altersgerecht auszurichten. Doch die Geschäftsentwicklung ist kein Selbstläufer.“

ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser: „Wir werden die steigenden Beratungsansprüche der Kunden bedienen müssen. Statt dass hochqualifizierte Leute mit 63 in Rente gehen, könnte man diesen Mitarbeitern eine spezielle Weiterbildung anbieten.“

Steeven Bretz (Berufsförderungswerk der SHK-Handwerke): „Der Kundendienstmonteur ist der Akquisiteur unserer Branche. Deshalb sollten wir unser Weiterbildungsangebot speziell auf diese wichtigen Ansprechpartner für die Kunden stärker ausbauen.“

Dr. Hans Henning (Großhandelsverband DG Haustechnik) sieht die Kundschaft im Medien-Zeitalter: „Wir sollten ein Angebot schnell erstellen – so wie die Online-Anbieter. Damit werden wir vergleichbar? Wer nicht mal ver­glichen wird, hat schon verloren.“

Andreas Lücke (Bundesverband Heizungsindustrie): „Kessel raus – Kessel rein ist nicht Stand der Technik. Statt einem solchen Web-Angebot auf Sparflamme gehört der hydraulische Abgleich sowie die Einbindung von Solarthermie mit ins Angebot.“

Jens Wischmann (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft) über das zunehmende Online-Angebot: „Meine Sorge ist nicht das Web, sondern dass ein Problemlöser auf den Markt kommt, der das besser macht als unser dreistufiger Vertriebsweg.“

 

Mit fundierten Zahlen und Fakten über die vier Gewerke der SHK-Berufsorganisation lässt sich erstmals belegen: Mitgliedsbetriebe sind fast doppelt so umsatzstark, beschäftigen fast doppelt so viele Mitarbeiter und bilden erheblich häufiger aus als nichtorganisierte Betriebe. Im Dialog zwischen organisiertem Fachhandwerk, Großhandel und Herstellern zeigte sich Mitte September in Berlin, dass sich der Schulterschluss lohnt: Energieeffizienz und Demografie geben wichtige Ziele vor, die sich am besten gemeinsam erreichen lassen.

Durchweg haben die SHK-Betriebe alle Hände voll zu tun. Doch welche Perspektiven eröffnen sich, dass dies auch in Zukunft so bleibt? Sind zum Beispiel jetzt und in einigen Jahren genug Fachkräfte da, um wichtige Aufgaben zu erfüllen? Aufgrund des demografischen Wandels warten Millionen von Wohnungen darauf, dass sie tauglich dafür gemacht werden, damit Senioren weiterhin in ihren vertrauten vier Wänden wohnen bleiben können. Auch der Fahrplan der Bundesregierung für mehr Energieeffizienz braucht viele Berater und Fachleute, die den Modernisierungsbedarf alter Heizgeräte stemmen können. Kurzum: Das SHK-Handwerk kann auf absehbare Zeit mit vollen Auftragsbüchern rechnen. Und am besten engagiert sich eine starke Berufsorganisation dafür, dass sich möglichst viele Jugendliche dafür interessieren, in der SHK-Branche ihre Zukunft zu sehen.
ZVSHK-Präsident Manfred Stather brachte es auf der Berliner Tagung am 16. September 2015 auf den Punkt: „Energie und Demografie! Auf diese beiden zukunftsweisenden Geschäftsfelder wird das Innungshandwerk seine Qualifikation und Kompetenz in den nächsten Jahren primär ausrichten.“ Der ZVSHK hatte seine Marktpartner eingeladen, um Rahmenbedingungen und Marktpotenziale zu erörtern, Kräfte innerhalb des dreistufigen Vertriebsweges zu bündeln und um gemeinsame Strategien nach vorne zu bringen. Wie erfolgreich kann die Branche sein, wenn sie zu einer gemeinsamen Sprache findet? Antworten darauf gaben gleich mehrere Punkte der Veranstaltung.

Komplettangebot in Sachen Barrierefrei
Beispiel Demografischer Wandel: Die SHK-Verbandsorganisation macht deutlich, dass das organisierte Fachhandwerk bereit steht, um das Bad als Mittelpunkt einer altersgerechten Wohnung bestmöglich modernisieren zu können. Das zeigt sich unter anderem durch die Produktdatenbank barrierefrei.de, in den Weiterbildungsangeboten für Fachbetriebe und demonstriert die Check-App „Altersgerecht Umbauen“.
Der Großhandel unterstützt die Maßnahmen durch Fachausstellungen und listet möglichst viele der geeigneten Barrierefrei-Produkte. Viele Hersteller im Sanitärbereich sind in ihrer Produktentwicklung inzwischen darauf aus, mit einem Mehrwert an Design und Funktion den Barrierefrei-Markt bedienen zu können. Alle zwei Jahre prämiert der ZVSHK-Design-Award besonders herausragende Leistungen in der Produktentwicklung, damit dieses Engagement noch verstärkt wird. Das zeigt, dass man in weiten Teilen eine Sprache spricht.
Diese Sprache verstehen auch andere. Weil die SHK-Branche im Sanitär-Sektor in den zuvor genannten Punkten Fakten geschaffen hat, erkennen inzwischen auch die Kranken- und Pflegekassen dieses Potenzial. Das zeigt sich darin, dass das Berufsbild des Anlagenmechanikers SHK für bestimmte Bauleistungen seit Anfang 2015 von den Kranken- und Pflegekassen anerkannt wird.
Wie sich dies nutzen lässt? In Zukunft wird es für präqualifizierte SHK-Fachbetriebe erheblich einfacher sein, erbrachte Modernisierungs- bzw. Bauleistungen für das barrierefreie Bad abrechnen zu können. Diesem wichtigen Ziel sind über Jahre hinweg Sondierungsgespräche der Verbandsorganisation vorausgegangen – mit Erfolg. Der ZVSHK bereitet jetzt einen Leitfaden vor, damit die Mitgliedsbetriebe dieses Geschäftsfeld noch effektiver ausbauen können.

Das Bad – Schlüssel der eigenen vier Wände
Stather unterstrich, dass das Bad der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben in den vertrauten vier Wänden ist: „Altersgerechte Wohnungen definieren sich zu allererst über ein barrierefreies Badezimmer. Hier gewährleisten Komfort, Ästhetik, Sicherheit und Hygiene die Lebensqualität bis ins hohe Alter.“
Mit welch hohem Bedarf an Wohnungen zu rechnen ist, machte Dr. Tobias Hackmann (Prognos) deutlich: „Derzeit fehlen für Pflegebedürftige 1 Mio. altersgerechte Wohnungen.“ Auch bis zum Jahr 2030 werde trotz reger Modernisierungstätigkeit der Mangel nicht behoben sein, so seine demografische Vorausschau – damit ergebe sich ein großes Auftragspotenzial für die Sanitärwirtschaft und das Fachhandwerk.
Neben den organisierten Innungsbetrieben, zu denen übrigens Zweidrittel aller Beschäftigten im SHK-Handwerk zählen, gebe es keine Alternative, merkte Stather an: „Menschliches Einfühlungsvermögen, fachliches Können, hohes Qualitätsniveau, Gewerke übergreifende Kompetenz – es sind diese Anforderungen, die unseren Innungsbetrieben gleichsam ein Alleinstellungsmerkmal als Problemlöser bei der altersgerechten Gebäudesanierung einräumen.“

Energieeffizienz im Wärmemarkt
Ein Alleinstellungsmerkmal als Problemlöser besteht auch im Wärmemarkt. Denn wer anders als das SHK-Fachhandwerk genießt hohes Vertrauen bei den Betreibern von Heizungsanlagen? Der Aktionsplan Energieeffizienz (Nape) der Bundesregierung will hier mit einem Katalog von Sofortmaßnahmen ansetzen, um die nationalen Klimaziele bis 2020 zu erreichen. Dazu gehören

  • Verbrauchskennzeichnung für Neuanlagen (seit Ende September),
  • Effizienzlabel für Altanlagen (ab 2016) sowie
  • die Weiterentwicklung und Förderung des Heizungs-Checks (ab 2016 bis voraussichtlich 2020).

Präsident Stather erläuterte, warum das politische Berlin erkannt hat, dass dies am besten mit den 25 000 Innungsbetrieben zu machen ist: „Die Politik braucht einen Partner, der fähig ist zu einer breiten Verbraucheransprache; der mit ihr gemeinsam Informationskampagnen realisieren kann. Die Politik braucht einen Partner, der den Großteil jener Betriebe einbringen kann, die personell in der Lage sind, die anstehenden Aufgaben zu bewältigen.“ Diese Erkenntnis ist in Berlin allerdings nicht über Nacht gekommen. Im Gegenteil: Es hat Jahre gedauert und vieler Gespräche zwischen Fachhandwerk, Heizungsindus­trie und Vertretern in verschiedenen Ministerien bedurft.
ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser unterstrich diese positive Entwicklung: „Die Vertreter unserer Verbandsorganisation sitzen regelmäßig mit den politischen Entscheidungsträgern zusammen. Denn unsere Betriebe unterstützen durch den altersgerechten Umbau sowie die energetische Sanierung sowohl die gesellschafts- als auch die energiepolitischen Zielsetzungen der Bundesregierung.“
Im Zusammenhang mit der energetischen Sanierung kam in der Podiumsdiskussion am Nachmittag die Frage auf, ob denn das Fachhandwerk bei der derzeitigen Auslastung weitere Anstrengungen zur Heizungsmodernisierung unternehmen könne. Esser beantwortete dies mit einem klaren Ja. Würden momentan lediglich 500 000 alte Systeme pro Jahr ersetzt, so wäre die Verdopplung der Austauschrate für den einzelnen Betrieb machbar.

Einheitliche Nachwuchswerbung
Wie die Strukturanalyse des SHK-Handwerks ergeben hat, tragen Nicht-Innungsmitglieder nur zu einem verschwindend geringen Teil zur Nachwuchsgewinnung bei. Dies wertete Stather als handfeste Stärke für die organisierten Innungsbetriebe. Er appellierte an Großhandel und Hersteller, die Nachwuchssicherung als Branchenaufgabe zu begreifen und kündigte an, dass es ab Anfang 2016 eine bundesweit einheitliche Werbekampagne geben wird: „Das Handwerk braucht dafür die Unterstützung seiner Marktpartner. Denn eine erfolgreiche Nachwuchswerbekampagne ist der erste wichtige Schritt, um aus eigener Kraft der Alterung der Belegschaften entgegenzuwirken.“

Online-Handel als Störfaktor
Als weitere Herausforderung der SHK-Branche thematisierten die Marktpartner den aufstrebenden Online-Handel mit Sanitär- und Heizungsprodukten. Ähnlich wie die Baumärkte werde sich auch der Online-Handel neben dem zwei- und dreistufigen Vertriebsweg etablieren, prognostizierte Stather. Ihm war wichtig herauszustellen, dass dabei die Deutungshoheit über das Leistungsangebot der vertrauten SHK-Branche nicht verloren gehen dürfe. Kundennähe und Kundenbindung, Beratungskompetenz und Dienstleistungsmentalität seien entscheidende Faktoren, die im Wettbewerb mit Internetplattformen einen erheblichen Mehrwert bringen. „Dies gilt es herauszustellen und zu vermitteln“, sagte er.
Online-Anbieter kämen der Erwartung der Endverwender allerdings stark entgegen, indem sie für Produkte und Dienstleistungen Preise nennen würden, lauteten Wortmeldungen in der Podiumsdiskussion. Hier müssten die Marktpartner im dreistufigen Vertriebsweg Antworten finden und Modelle entwickeln. Konkrete Lösungsansätze kamen dabei nicht auf den Tisch. Doch zeigte die Diskussion, dass Hersteller, Handel und Handwerk daran gelegen ist, zu einem Konsenz zu finden. Das war nicht immer so. TD

Analyse SHK-Handwerk

Eine vom Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) durchgeführte Strukturanalyse hat im Januar 2015 dargelegt, dass SHK-Innungsbetriebe fast doppelt so umsatzstark und durchschnittlich mit fast doppelt so vielen Beschäftigten am Markt tätig sind wie nichtorganisierte Betriebe. Außerdem liegen die organisierten SHK-Betriebe beim Qualifikationsniveau sowie bei der Anzahl der Ausbildungsbetriebe und der Auftragsreichweite signifikant vorne. Die etwa 200 Seiten umfassende Strukturanalyse kann zum Preis von 850 Euro plus Nebenkosten im Onlineshop unter www.zvshk.de bestellt werden (Menü: Betriebsorganisation).

 


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