Zentralverband – Hochhaus von 1970 wird Energieeffizienzhaus
Europäischer Architekturpreis 2015 Energie + Architektur
Ein ehemals schmuckloser Kasten in unattraktivem Wohnumfeld wird zum Preisträger – und zum Paradebeispiel, wie sich ein zukunftweisendes Energiekonzept im Gebäudebestand verwirklichen lässt. Bei der Preisvergabe würdigten ZVSHK und Bund Deutscher Architekten (BDA) darüber hinaus zwei weitere Projekte mit Auszeichnungen und sprachen zudem vier Einreichungen eine besondere Anerkennung zu.
Im letzten Jahr wurde der Europäische Architekturpreis „Energie + Architektur“ zum vierten Mal ausgeschrieben und die Freivogel Mayer Architekten aus Ludwigsburg konnten die Jury überzeugen. Ihr Projekt umfasst die Generalsanierung und Aufstockung eines Wohnhochhauses in Pforzheim mit der konsequenten Einbindung zeitgemäßer Haus- und Gebäudetechnik. „Das Projekt zeigt in eindrucksvoller Weise, wie die Überformung vorhandener Wohngebäude nicht nur zu verbesserter Wohnqualität führt, sondern vor allem wie eine beispielgebende energetische Aufwertung gelungen ist“, lautet eine der Begründungen für die Preisvergabe der Jury.
Der ZVSHK will mit dem von ihm ausgeschriebenen Architekturpreis die immer bedeutsamer werdenden Zusammenhänge von Gestaltung, Planung und Ausführung energetischer Bauvorhaben aufzeigen. „Nie war unser Architekturpreis Energie + Architektur so bedeutsam und aktuell wie heute. Denn er dokumentiert eindrucksvoll die Erfolgsformel für zukunftsfähige Gebäude – das eng abgestimmte Zusammenwirken von Architekten, Planern und Handwerkern“, betonte ZVSHK-Präsident Manfred Stather auf der Preisverleihung am 19. April 2016 in Berlin. Mit der gemeinsamen Ausschreibung wollen ZVSHK und Bund Deutscher Architekten (BDA) eine nachhaltige Baukultur fördern. Denn Planung und Konstruktion eines Gebäudes sind die Schlüsselfaktoren für die Effizienzsteigerung des Energieeinsatzes in Europa. Mit hervorragenden Lösungen machen BDA und SHK-Handwerk öffentlich, wie die Integration energetischer Konzepte in die gestalterische Lösung gelingen kann.
Typischer Sanierungsfall – mit Top-Ergebnis
Bei diesem Gewinner-Konzept bekommt eine neue hochgedämmte hinterlüftete Gebäudehülle sowie die Schaffung großzügiger überdachter privater Freiräume (Fertigteilkonstruktion) zentrale Bedeutung. Die neue Gebäudehülle trägt zum einen zu einer deutlichen Wohnkomfortsteigerung für die Bewohner bei, zum anderen wird das Stadtbild in der Pforzheimer Bahnhofsgegend nachhaltig aufgewertet. Alle Etagen profitieren jetzt von Schall-, Sonnen- und Wärmeschutz, und durch die Aufstockung bilden zwei neue Dachgeschoss-Loft-Wohnungen einen gelungenen Gebäudeabschluss. Durch diese baukörperliche Ergänzung werden auch die Gebäudeproportionen verbessert.
Zum Energiekonzept: Statt Elektronachtspeicherheizung und Warmwasserboiler werden Heizwärme und Trinkwarmwasser jetzt mithilfe von nicht sichtbaren Fassadenabsorbern erzeugt. Ein Niedertemperaturheizsystem mit Deckenstrahlplatten sorgt für eine behagliche Erwärmung. Hinzu kommen ein Eisspeicher als saisonaler Energiespeicher, eine Photovoltaikanlage plus Windrad sowie die Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.
Weitere Details zum Gewinner-Projekt sind in einer Broschüre erläutert, die unter www.zvshk.de zum Download bereitsteht (als Suchwort Quicklink QL85116856 eingeben).
Zwei weitere Projekte mit Auszeichnung
In der Broschüre sind auch die beiden Projekte näher beschrieben, die jeweils eine Auszeichnung erhalten haben.
Projekt „Hof 8“
Umnutzung und Umbau einer ehemaligen landwirtschaftlichen Hofanlage in Weikersheim-Schäfersheim (Rolf Klärle, freier Architekt BDA, Bad Mergentheim). Die Hofanlage wurde durch eine Sanierung vor dem Abriss bewahrt und ist herausragendes Beispiel für den Erhalt ländlicher Strukturen. Durch die Erneuerung der technischen Gebäudeausrüstung, die Verbesserung der Gebäudehülle und die Integration Regenerativer Energiesysteme entstand ein Plusenergiehof. Die Nutzung des Hofes besteht aus Wohnungen, einer Praxis und Büro- und Veranstaltungsräumen.
Illwerke Zentrum Montafon (IZM)
Das IZM der Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH ist das neue Verwaltungsgebäude des Vorarlberger Stromerzeugers (Österreich). Es war bei seiner Fertigstellung mit über 10 000 m2 Nutzfläche das größte Bürogebäude aus Holz in Mitteleuropa. Die Verwendung einer modularen Hybridkonstruktion aus Holz und Beton führt zu einer sehr ökonomischen und ökologischen Bauweise.
Besondere Anerkennung für vier Projekte
Von den insgesamt 50 eingereichten Objekten wählte die Jury vier weitere Einsendungen für eine Anerkennung aus:
Energiebunker in Hamburg-Wilhelmsburg
Die Kriegsruine des Flakbunkers wurde zur Energiezentrale für die dezentrale Wärme- und Stromversorgung des benachbarten Wohnquartiers. Innerhalb des Bunkers wurden zusätzlich ein Café, eine Aussichtsterrasse und eine Ausstellung zur Geschichte des Flakbunkers und seiner Umwandlung zum Energiebunker vereint. Die Durchführung erfolgte über HHS Planer + Architekten AG.
Centrum für Schlaganfall- und Demenzforschung (CSD)
Die Gebäudetechnik ist über ein Energiemanagement verknüpft. Sie sorgt in Verbindung mit der energetisch vorteilhaften Kubatur und einer hoch wärmegedämmten Gebäudehülle für die signifikante Unterschreitung der Energieeinsparverordnung.
Deutsche Schule in Madrid
Die neue Deutsche Schule Madrid (Spanien) besteht aus einer Grund- und Oberschule und einem Kindergarten – mit Mensa und Aula. Besonders ist die Verbindung aus Materialität, Konstruktion und Technik zu einem nachhaltigen und sehr anregenden Kindergarten- und Schulgebäude.
Schwarzwaldhaus
Das Schwarzwaldhaus steht an einem Steilhang am Ortsausgang von Schluchsee-Fischbach. Es überzeugt durch eine landschaftsschonende Architektur, eine intelligente Haustechnik und einen geringen Pflegeaufwand zur Aufrechterhaltung der Behaglichkeit (Schaller + Sternagel Architekten).