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Zentralverband – Daten gemeinsam bündeln

Handwerk und Großhandel kooperieren digital

Onlineportale bieten nicht nur die Produkte an, sondern verkaufen die Handwerksleistung gleich mit. Helmut Bramann, Hauptgeschäftführer des ZVSHK. Bild: Papsch/ZVSHK

Die Basis bilden optimierte, digitale Prozesse, die oft unbemerkt im Hintergrund ablaufen. Dr. Hans Henning, Hauptgeschäftsführer des DG Haustechnik. Bild: Georg Lopata/axentis.de

 

Beide Verbände, der ZVSHK sowie der Deutsche Großhandelsverband Haustechnik (DG Haustechnik), verfolgen gemeinsam das Ziel, dem SHK-Handwerk perfekte Stammdaten zur Verfügung zu stellen. Dabei wird sichergestellt, dass die Datenplattformen von Großhandel und Handwerk, Open Datacheck und Open Datapool, die gleiche hohe Datenqualität erhalten. Das kommt dem Fachbetrieb in der Auftragsbearbeitung zugute und schafft Voraussetzungen für eine zeitgemäße Webpräsenz. Im Interview erläutern die beiden Hauptgeschäftsführer die Hintergründe.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Bramann, der Begriff „Digitalisierung“ begegnet einem in unserer Branche derzeit überall. Bewerten wir es aus Sicht der Handwerksbetriebe. Warum ist es so wichtig, sich mit dem Thema zu befassen?
Helmut Bramann: Digitalisierung ist neben der Fachkräftesicherung die wichtigste Herausforderung für die Zukunftssicherung im SHK-Handwerk, davon bin ich überzeugt. Wir als Verbandsorganisation, aber auch jeder einzelne SHK-Betrieb, müssen uns damit auseinandersetzen.
Interne Betriebsabläufe bei Planung, Einkauf, Produktion oder Logistik im SHK-Handwerk erfolgen zunehmend digital. Die neuen digitalen Technologien ermöglichen Angebotserweiterungen bzw. die Skalierung bestehender Geschäftsmodelle durch digitale Erreichbarkeit größerer Kundengruppen. Onlineportale bieten nicht nur die Produkte an, sondern verkaufen die Handwerksleistung – ein komplettes Bad, Heiungsmodernisierung – gleich mit. Die Kundenansprache verlagert sich ins Internet. Dazu kommt: Im SHK-Bereich werden auch die Produkte intelligent. Die Haustechnik im sogenannten „smarten Haus“ vernetzt sich und kommuniziert digital mit Nutzern, Betreibern und Wartungsdienstleistern. Hier entstehen neue Berufschancen für das SHK-Handwerk, die nur erfolgreich wahr­genommen werden können, wenn der Zugriff auf die erforderlichen Daten gesichert ist. Nicht zuletzt wird auch die Interaktion mit Lieferanten, Kooperationspartnern und in Kundennetzwerken zunehmend digital.
Diese Entwicklungen verfolgen wir als Verbandsorganisation sehr genau, versuchen in die richtige Richtung zu lenken und entwickeln gezielte Hilfestellungen für unsere Innungsbetriebe. Unser Ziel ist, das SHK-Handwerk mit digitalen Angeboten so auszustatten, dass der Betrieb beim Kunden seine Rolle als unabhängiger Berater, Planer und ausführender Betrieb auch in Zukunft optimal wahrnehmen kann.

IKZ-HAUSTECHNIK: Inwiefern unterstützt der ZVSHK seine Mitgliedsverbände und deren Innungsmitglieder bei diesem Prozess?
Helmut Bramann: Wir bieten bereits heute Software wie ZV Plan, ZVTool und weitere digitale „Helfer“ an, mit denen Innungsbetriebe ihre Geschäftsprozesse optimieren können. Wir unterstützen beim Auf- und Ausbau einer eigenen Onlinepräsenz und bieten u. a. in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ein umfassendes Beratungsangebot. Derzeit in Entwicklung sind zudem eine digitale Wartungsplattform sowie ZVConnect als neuartiges herstelleroffenes und intelligentes Smart-Home-Angebot. Und nicht zu vergessen – die Datenplattform Open Datapool unter www.open-datapool.de.
Über dieses Angebot bündelt der ZVSHK für das SHK-Handwerk qualitätsgeprüfte Produktdaten (Stammdaten, Plandaten, Bilddaten, Videos etc.) der Industrie auf einer Plattform. Dieser Datendienst ist bereits heute der größte in der SHK-Branche und bildet alle wichtigen Datenformate ab. Es sind rund 500 Lieferanten mit 1,7 Mio. qualitätsgeprüften Artikelstammdaten präsent. Vorgeschaltet ist eine Qualitätsprüfung, die auf einer gemeinsam zwischen Herstellern, Handel und ausführenden Unternehmen vereinbarten Datenqualitätsrichtlinie fußt. Die Mitgliedsunternehmen erhalten damit entlang der Wertschöpfungskette im Handwerk alle prozessrelevanten Informationen qualitätsgeprüft und aktuell.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Dr. Henning, im Juni haben der DG Haustechnik und der ZVSHK eine engere Zusammenarbeit in der Digitalisierung der Branche beschlossen. Ist für die Digitalisierung nicht jedes Unternehmen selbst verantwortlich?  
Dr. Hans Henning: Für die Teile der Digitalisierung, die man tatsächlich sieht, sprich Onlineshops und Serviceportale, ist natürlich jedes Unternehmen selbst verantwortlich – da haben Sie Recht.
Allerdings ist der Onlinehandel nur ein Baustein der Digitalisierung. Die Basis bilden optimierte, digitale Prozesse, die oft unbemerkt im Hintergrund ablaufen. Essenziell für den Erfolg sind gemeinsame Standards oder Plattformen für den Transfer von Daten und die Verständigung auf eine für alle ausreichende Datenqualität. Wenn jeder Händler oder Handwerker mit einer Vielzahl an Datenformaten arbeiten muss und fallweise einzelne Details beim Hersteller gesondert anfragt, verlieren wir wertvolle Zeit in der Auftragsbearbeitung. Hier helfen gemeinsame Plattformen wie Open Data­check und Open Datapool.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Bramann, was ist aus Ihrer Sicht der Grund für eine engere Zusammenarbeit mit dem DG Haustechnik?
Helmut Bramann: Datenformate und Transferstandards sind der Schlüssel zur durchgängigen Datenkommunikation in der SHK-Branche, da sind wir uns mit dem DG Haustechnik einig. Das brauchen wir auch, um den Open Datapool mit seinen qualitätsgeprüften Daten in die Prozesse des Handwerks zu tragen und dessen Produktivität zu steigern. Aktuell bereiten wir zum Beispiel die Ablösung des Stammdatenformates Datanorm durch ein modernes, leistungsfähigeres XML-Format vor. Weitere Projekte drehen sich um die durchgängige Digitalisierung des Bestell-, Auftragsbestätigungs- und Lieferungswesens bis zur Verarbeitung im Warenwirtschaftssystem des Handwerks. Dabei beziehen wir natürlich die Hersteller und Softwarehäuser des Handwerks offen und partnerschaftlich ein. Unser Ziel ist, alle für die Geschäftsprozesse des SHK-Handwerks erforderlichen Daten an einer Stelle qualitätsgesichert zur Verfügung zu stellen und mittels funktionierender moderner Schnittstellen direkt in die Prozesse des Handwerks zu transferieren.
Im Bereich der Prüfung und Qualitätssicherung eingelieferter Daten arbeiten wir übrigens schon seit Längerem mit dem DG Haustechnik und dem dort betriebenen Instrument „Open Datacheck“ zusammen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was genau ist Open Datacheck?
Dr. Hans Henning: Open Datacheck ist ein Webservice, den der DG Haustechnik 2016 in Zusammenarbeit mit der ITEK GmbH für seine Mitglieder ins Leben gerufen hat. Hier können Lieferanten ihre Produktdaten schnell und komfortabel in den Formaten XML, Excel und CSV im Tool hochladen. Das Tool prüft die Daten gegen die Vorgaben der gemeinsamen Datenqualitätsrichtlinie und findet eventuelle Fehler, Auslassungen und Dopplungen. Der abschließende Prüfbericht ist als PDF abrufbar und hilft den Lieferanten bei der Optimierung der Daten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Dr. Henning, was ist neu durch die jüngste Kooperation der Verbände?
Dr. Hans Henning: Durch die Kooperation zwischen ZVSHK und DG Haustechnik entsteht zunächst nichts Neues. Wir haben vor allem die Basis für weitere gemeinsame Aktivitäten gelegt. Aktuell nutzen wir die bestehenden Synergieeffekte, da die beiden Systeme Open Datacheck und Open Datapool im Prinzip gut funktionieren und im Markt bereits etabliert sind. Aber die Wege werden jetzt kürzer. Der Lieferant muss nur eine Plattform bedienen. Er lädt seine Daten über Open Datacheck hoch und diese sind sofort auch über Open Datapool verfügbar, wenn er sich für die Weitergabe über Open Datapool entscheidet. Die Prozesse werden – auch durch die gemeinsame Definition der Anforderungen an die Daten – für alle Beteiligten schneller und schlanker. Langfristig planen wir, über die Stammdatenthemen hinaus, gemeinsam alle Prozesse des Handwerks zu digitalisieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ein gemeinsamer Ausblick – wo geht die Reise hin?
Dr. Hans Henning: Wir als DG Haustechnik arbeiten seit Jahren eng mit dem ZVSHK zusammen. Für optimale Prozesse und eine erfolgreiche Branche ist es wichtig, im ständigen Dialog zu stehen und die aktuellen Bedürfnisse entlang der Lieferkette genau zu kennen. Digitale Prozesse vom Hersteller über den Großhandel bis hin zum Handwerk sind nur dann sinnvoll, wenn wir alle mit den gelieferten Daten arbeiten können. Sobald auf einer Stufe händisch nachgearbeitet werden muss, verlieren wir wertvolle Ressourcen. Daran werden wir weiter arbeiten, zum Nutzen der Branche!
Helmut Bramann: Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Als ZVSHK ist es natürlich unser Ziel, über das dreistufig vertriebene Produktspektrum hinaus alle relevanten Anbieter im SHK-Bereich einzubeziehen und unserem Handwerk auch Produktbereiche für Leistungen aus einer Hand zur Verfügung zu stellen – unter anderem aus den Bereichen Elektro, Fliesen, Trockenbau, Metalldach und mehr.

 


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