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Wussten Sie schon, dass . . .

. . . thermische Solaranlagen nicht weich gelötet werden dürfen?

In der DIN EN 12976-1 steht ganz konkret, dass die verwendeten Materialien und Werkstoffe in der Lage sein müssen, den höchsten Betriebstemperaturen und dem höchsten Betriebsdruck standzuhalten. Bild: Umicore

 

Solaranlagen sollen die Kraft der Sonne einsammeln und damit ein Fluid oder Wasser in ihren Leitungen erwärmen. Es wird also warm. Sehr warm. So um die 100 °C und etwas darüber. Aber nur, wenn für das Wasser, das mit der Solaranlage erwärmt und dann verbraucht wird, entsprechend kühles Wasser nachströmt. So werden die Kollektoren herunterkühlt. Stellt man sich nun folgende und gar nicht so seltene Situation vor: Im Sommer scheint die Sonne auf die Solaranlage. Niemand ist da, der Warmwasser braucht, weil alle Hausbewohner auf der Arbeit oder in der Schule sind. Fachleute nennen das Stagnationsbedingungen. Dadurch verdoppeln sich schnell die 100 °C. Solche Temperaturen hält kein Weichlötmaterial aus.
Also hilft nur Hartlöten. Oder Schweißen. Die zulässigen Lote sind in der DIN EN 1044 beschrieben, die Flussmittel eine Nummer höher in der DIN EN 1045. Möglich sind auch Pressen oder Klemmen, jedenfalls da, wo es sich anbietet und die Sicherheit, sprich Dichtheit der Anlage trotzdem gewährleistet ist. Wenn wir schon mal bei den Normen sind: Generell zu beachten ist die DIN EN 12976-1. Und in der steht ganz konkret, dass die verwendeten Materialien und Werkstoffe in der Lage sein müssen, den höchs­ten Betriebstemperaturen und dem höchsten Betriebsdruck unter eben jenen Stagnationsbedingungen standzuhalten.
Betrifft dieses Weichlötgebot (ein direktes Verbot gibt es nicht) nun die gesamte Anlage? „Jein“. Entscheidend ist die Mediumtemperatur von 110 °C, die nicht überschritten werden darf. Steht z. B. der Warmwasserspeicher im Keller und das erhitzte Wasser muss einen langen Weg vom Dach über drei Etagen zurücklegen, ist natürlich mit Leitungsverlusten zu rechnen. Die üblichen 90 °C, die die Solaranlage produziert, werden Weichlötstellen kaum gefährlich. Experten empfehlen deshalb, mindestens die ersten 2 m Anbindungsleitung zur Solaranlage hart zu löten.
Widerspricht das nicht unserem Stillstandszenario mit seinen deutlich höheren Temperaturen? Nein, denn das erwärmte Wasser steht ja in der Leitung. Aber, und deswegen ein klares „Jein“ zum Weichlöten: Die Solaranlage ist nicht abstellbar. Bei längeren Zeiträumen erhitzt sich der ganze Warmwasserkreislauf. Hier braucht es nur zu einer „kleinen“ Fehlfunktion kommen und die Temperatur könnte wieder über die 110 °C ansteigen. Deswegen wäre es ratsam, alle Leitungen, die zur Solaranlage und von ihr wegführen, hart zu löten, zu pressen oder zu klemmen. Denn wenn eine Weichlotnaht platzt, kann man sich vorstellen, was passiert. Der erhöhte Druck lässt die Leitung bersten, das deutlich über 100 °C erhitzte Wasser entweicht als Dampf. Da möchte niemand danebenstehen. Warum also dieses Risiko eingehen, wenn nicht mal finanziell ein Nachteil durch das Hartlöten entsteht. Denn die Materialien dafür sind nur unwesentlich teurer als die fürs Weichlöten. Und wenn wir schon beim Finanziellen sind: Eine geplatzte Anlage wird sich auch die Versicherung genau ansehen. Wenn deren Experten dann Weichlötstellen entdecken, wird die Anlage als mangelhaft bewertet. Und das heißt: kein Versicherungsschutz.

 


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