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Wussten Sie schon, dass...

... Trinkwasseranlagen am besten mit Luft abgedrückt werden?

Abdrückpumpe für Luft. (Rems)

Abdrückpumpe für Wasser. (R. Anderer)

 

Nach der Beendigung der Rohmontage ist es wichtig, die Installation zu überprüfen, um eventuelle Fehler korrigieren zu können. Im Bereich der Trinkwasserleitung erreicht man das durch „Ab drücken“. Dazu wird in der mit Baustopfen verschlossenen Leitung Druck aufgebaut und kontrolliert, ob der Druck hält oder langsam absinkt, was auf Undichtigkeiten hinweist.

Klassisch wurde diese „Druckprobe“ mit Wasser durchgeführt: Die Anlage wurde mit Wasser gefüllt und gespült, um Luftblasen zu entfernen, die die Messung verfälscht hätten. Danach wurde mit einer Handpumpe Druck aufgebaut und mit dem Manometer der Druckabfall gemessen. Die dafür verwendeten Pumpen wurden oft universell nicht nur für Trinkwasser, sondern zum Beispiel auch für Solarleitungen verwendet.

Und damit ist auch gleich der erste Grund ersichtlich, warum diese Art der Prüfung nicht in Ordnung ist: Es geht um die Trinkwasserhygiene. Das Risiko bei einer Nassprüfung der neuen Trinkwasserleitung hygienisch bedenkliche Stoffe in die Leitung einzuspülen, ist zu groß. Außer dem besteht bei der Druckprüfung mit Wasser das Risiko, dass die Zeitspanne zwischen Füllung der Leitung und Inbetriebnahme der Installation groß ist.

In der Leitung mit stehendem Wasser (Stagnation) können Keime in bedenklicher Menge wachsen – Keime (nicht nur Legionellen), die krank machen können.

Aber nicht nur das Risiko für die Hygienische Trinkwasserversorgung ist ein Grund. Im Winter kann auf nicht bewohnten Baustellen Frostgefahr bestehen, die die überprüften und befüllten Leitungen sprengen könnte. Eine Möglichkeit, dieses Risiko zu vermeiden, ist eine Entleerung und Ausblasen der Leitungen nach der Druckprobe, um sie bis zur erneuten Befüllung bei der Inbetriebnahme der Anlage trocken zu halten. Dass dies aufwändig ist, ist klar, eine vollständige Entleerung der Anlage ist je nach Ausführung nur schwer möglich. Verbleibende Pfützen oder nasse Stellen haben weiterhin das Problem der möglichen Verkeimung. Abhängig vom Werkstoff besteht aber besonders dann, wenn die Leitungen nicht komplett gefüllt sind, ein erhöhtes Korrosionsrisiko. Das heißt, dass die Rohre an den Stellen, an denen gleichzeitig Feuchtigkeit und Luft anstehen schadhaft werden können.

Um all diese möglichen Risiken gleich ausschließen zu können und den Aufwand der Füllung und des trockenen Entleerens zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Trinkwasserleitungen mit komprimierter, ölfreier Luft oder mit Inertgasen1) aus Druckflaschen zu überprüfen. Wenn die Leitungen vorher schon fachgerecht verlegt wurden, wird sichergestellt, dass der Kunde nach der Inbetriebnahme hygienisch einwandfreies, sauberes Trinkwasser zapfen kann.

Autor: Ralf Anderer, Heinrich-Meidinger-Schule – Bundesfachschule für Sanitär- und Heizungstechnik, Karlsruhe

1) Inertgase sind Gase, die sich zu anderen Stoffen „neutral“ verhalten, also keine Reaktionen eingehen. Stickstoff ist ein solches Gas.

 


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