Wendige Elf - Marktübersicht: Klasse der kompakten Transporter (ca. 2,8 t zGG)
Oberhalb der Lieferwagenklasse sind die 2,8-Tonner unterwegs, die mit mindesten 5 m³ im Frachtraum bzw. der Nutzlast von einer Tonne aufwarten können. Für viele Dienstleistungen bietet sich das Fahrzeugkonzept mit diesem zulässigen Gesamtgewicht (zGG) an, weil der meist wendige Kastenwagen in Kurz- oder Langversion gerade noch mit üblichen Parknischen zurechtkommt. Elf Modelle bilden den Kern dieser Kompaktklasse, die von Allianzen zwischen Marken geprägt ist.
Darf es etwas mehr sein? Mancher Servicetechniker braucht etliche Utensilien und eine größere Auswahl an Werkzeug für seinen Job. Deshalb würde die kleine Werkstatteinrichtung im Lieferwagen für die tägliche Tour nicht ausreichen. Für dieses Anforderungsprofil gibt es den kompakten Transporter. Zwar kann der Kastenwagen mit Normaldach keine Stehhöhe bieten, doch die mindestens 5m³ im Laderaum sind ein ordentliches Angebot für eine mobile Werkstatt.
Soll ausschließlich Fracht auf Achse gehen, ist die Grundfläche im normalen Kastenwagen von etwa 2,5 x 1,5m für viele Einsatzzwecke völlig ausreichend. Eine Nutzlast von etlichen Hundert Kilogramm ist bei den meisten Modellen möglich, manche Konfiguration verkraftet gar Belastungen von deutlich über einer Tonne. Wer sich dennoch nicht ausreichend gerüstet sieht, kann sich in Richtung 3,5-Tonner umschauen. Diese Transporterklasse schließt sich nahtlos an und macht die Übersicht nicht gerade einfach. Denn das Angebot von „Ducato“, „Master“, „Sprinter“ & Co. staffelt sich von einem Einstiegsmodell als 2,8-Tonner über Zulassungen als Dreitonner bis zum klassischen Dreifünfer (siehe Kasten „Unterschiedliche Tonnage“).
Die Trümpfe der Zweiachter
Wo liegen die entscheidenden Vorteile der 2,8-Tonnen-Klasse? Das Normaldach mit einer Höhe von unter zwei Metern ist ein wichtiges Argument für den Einsatz in beengten Citylagen. Parkhäuser oder markierte Stellplätze lassen sich daher mit der Größe des kompakten Transporters noch nutzen. Ein weiterer Vorteil liegt im durchweg guten Fahrkomfort. Eine Probefahrt mit einem Fiat „Scudo“, Ford „Custom“, Mercedes „Vito“ oder VW „T5“ offenbart allemal Pkw-Qualitäten. Ausstattung, Verarbeitungsgüte, Wendigkeit der Karosse und auch die mögliche Spurtstärke der zur Verfügung stehenden Motoren – inzwischen oft mit Spritspartechnik kombiniert – lassen kaum Wünsche offen. Und wenn doch, dann ist meist die Liste der Wunschausstattung so üppig, dass sich alles Mögliche an passiver Sicherheit oder Bequemlichkeit zusätzlich ordern lässt.
Das kommt den Käufererwartungen hierzulande entgegen. Marktuntersuchungen haben gezeigt, dass bis auf Deutschland in allen anderen europäischen Länder ein Kaufverhalten mit nur einem Schwerpunkt vorherrscht. Liegt der allgemeine Fokus z.B. in Frankreich auf Luxus oder in Italien mehr auf dem Niedrigpreis, so gibt es dagegen innerhalb unserer Landesgrenze zwei gleichwertige Strömungen. Während die einen nur einen spartanisch ausgestatteten fahrbaren Laderaum suchen, wollen die anderen den gleichen Komfort wie im Privat-Pkw. Das Motto: Funkgesteuerte Zentralverriegelung, ESP und Start/Stop-Technik bitte auch an meinem Arbeitsplatz!
Die Kompakten, die meist auch noch Zwitter-Funktionen für die private wie geschäftliche Nutzung erfüllen, machen hier keine Ausnahme. Im Gegenteil: Der Trend zum Van unterstreicht dies sogar. Keine Seltenheit also, wenn man im Fahrzeuginnern an Himmel und Wänden nicht bloß Pappe und billigen Kunststoff vorfindet, sondern ansprechende Seitenverkleidungen. Darüber hinaus wollen Komfort und Leistung bezahlt sein. Oft bleibt der attraktive Einstiegspreis für den kleinen Diesel im vollverblechten Kastenwagen weit hinter dem zurück, was die individuelle Konfiguration letztlich verlangt.
Zwischen fünf und neun Kubik
Die Frachträume liegen meist in einer Bandbreite von 5 oder 6m³ – je nach Kurz- bzw. Langversion. Über 7m³ kann das Volumen beim kompakten Transporter nur dann betragen, wenn es eine Hochdach-Variante gibt. Oder soll es einen noch größeren Laderaum in einem 2,8-Tonner sein? Auch das ist möglich: Modelle der typischen 3,5-Tonner gibt es – äußerlich oft nur am Schriftzug erkennbar – in einer abgelasteten Variante mit z.B. 2,8t zGG. Mit dem üppigeren Platzangebot vor und hinter der Trennwand bekommt die größere Karosse allerdings bei Höhenbegrenzungen oder Parknischen Grenzen aufgezeigt.
Ladung sichern ist wichtig
Im Frachtraum sind strapazierfähige Boden- und Seitenverkleidungen, Verzurrösen sowie Schutzgitter entweder als Komplettpaket bestellbar oder aber in den meisten Fällen per Wunschliste zu bekommen. Wichtig ist die Kombination von Seitenwand und Verzurrleiste auf halber Höhe, damit Ladung gegen Wanken gesichert werden kann. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit für den Handwerker-Alltag, doch längst nicht alle Marken machen dieses Angebot. Oft ist es der Ausbauer, der dieses praktische Detail im Programm hat.
Eine zweite seitliche Schiebetür ist bei vielen Modellen bestellbar. Leider finden sich unter den Kompakten kaum Flügeltüren fürs Heck, die sich weiter als 180° öffnen lassen – schade, denn das Be- und Entladen in beengten Verhältnissen, z.B. direkt neben einem Fahrradweg, ist schließlich nichts anderes als bei einem größeren Transporter, bei dem diese Option nicht fehlen darf.
Allianzen kennzeichnen den Markt
Einzelne Marken können die Forschung und Entwicklung für Transporter kaum mehr allein bewerkstelligen. Kooperationen kennzeichnen deshalb den Markt, um die beträchtlichen Investitionen zumindest in einzelnen Bereichen mit Mitbewerbern zu teilen. So besteht beispielsweise seit Jahren eine Allianz zwischen Opel und Renault-Nissan. Während die Variantenvielfalt bei „Vivaro“ und „Trafic“ ähnlich umfangreich ist und bis zum Hochdach reicht, hat der später hinzu gekommene „Primastar“ als Dritter im Bunde beispielsweise diese Option nicht im Programm.
Weitere Drillinge rollten seit langem durch die Kooperation von Citroën, Fiat und Peugeot vom Band. „Jumpy“, „Scudo“ und „Expert“ sind seit einigen Entwicklungsstufen vertraute Vertreter unter den Kompakten. Doch damit nicht genug, denn im September 2013 ergänzt ein Vierter die Drillinge: Toyota schließt sich dem Konzept an und nimmt den „ProAce“ ins Programm, um einen Nachfolger für den „HiAce“ bieten zu können. Als eigenständige Entwicklungen der Hersteller agieren Mercedes „Vito“, Ford „Transit Custom“, Hyundai „H-1“ sowie Volkswagens Transporter „T5“ im Markt der Kompakten.
Schlussbemerkung
In der Kompaktklasse, unter den „kleinen“ Transportern, gibt es keine hektischen Modellwechsel. Von den Neuzugängen Ford „Transit Custom“ oder dem Toyota „ProAce“ einmal abgesehen, steht bei den elf 2,8-Tonnern Bewährtes im Mittelpunkt. Die meisten Modelle sind seit vielen Jahren präsent und natürlich mit Euro5, ESP oder Start/Stop-Technik auf der Höhe der Zeit. Viele Interessenten für diese Nutzfahrzeugklasse werden den Kompromiss suchen und finden, für die gemischte Nutzung in Beruf und Freizeit oder im Raumangebot einer möglichst kompakten Karosse.
Welche riesige Bandbreite dabei ein Konzept haben kann, lässt sich am besten in einem VW-Nutzfahrzeugzentrum ermessen: Ein „T5“ Kastenwagen kann so spartanisch ausgestattet sein, dass weder Funkfernbedienung noch elektrische Fensterheber an Bord sind. Im Gegensatz zum „Multivan“ mit einigen Extras wie Einzelsitze, Navigations-System und Standheizung, damit das Leben des Handwerkers komfortabler wird – das aber zum doppelten Preis.
Transporter-Übersicht als PDF im Anhang!
Unterschiedliche Tonnage
Nachstehend aufgeführte Transporter sind durch abgelastete Varianten auch als 2,8- oder 3-Tonner erhältlich und sollen deshalb erwähnt werden. Doch liegt der Schwerpunkt der Zulassungen und die Vielfalt der Varianten in der 3,5-t-Klasse oder darüber hinaus:
- Citroën „Jumper“
- Fiat „Ducato“
- Ford „Transit“
- Iveco „Daily“
- Mercedes „Sprinter“
- Nissan „NV400“
- Opel „Movano“
- Peugeot „Boxer“
- Renault „Master“
- Volkswagen „Crafter“
Autor: Thomas Dietrich, als freier Journalist hat er sich fachlich u.a. auf Nutzfahrzeuge spezialisiert.
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