Werbung

Wärmepumpen keine „Schlüsseltechnik“? – Branchenverband bezieht Stellung

Einen kritisch-differenzierten Blick auf die Wärmepumpe warfen die Energieexperten Falk Auer, Werner Eicke-Hennig, Werner Neumann und Gabriele Purper in ihrem Gastbeitrag in IKZ-ENERGY. Dazu hat sich nun der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) geäußert. Nach seinem Dafürhalten werden in dem Artikel einige Punkte nicht sachgerecht oder sogar falsch dargestellt. Wir stellen sie vor.

 

Zu dem Absatz „Politische Willkür“
Die Absenkung des Primärenergiefaktors (PEF) von 2,4 auf 1,8 erfolgte keineswegs willkürlich, sondern ist durch steigende Anteile Erneuerbaren Stroms am Strommix gerechtfertigt und sinnvoll. Wir verweisen an dieser Stelle auf die allgemein anerkannten Untersuchungen der IINAS-Studie, die unter der wissenschaftlichen Leitung von Herrn Uwe R. Fritsche regelmäßig verfasst wird: „Der nichterneuerbare kumulierte Energieverbrauch und THG-Emissionen des deutschen Strommix im Jahr 2017 sowie Ausblicke auf 2020 bis 2050“.
Dieser Studie ist zu entnehmen, dass für die Abgabe aus dem lokalen Stromnetz (verbraucherseitig) die Werte für den nichterneuerbaren kumulierten Energie-Verbrauch (KEVNE) des Jahrs 2017 von 1,75 kWhprimär/kWhel gegenüber den Vorjahren weiter gesunken sind. Damit sank der PEF bereits im Jahr 2017 auf 1,75. Die Bundesregierung hat sich zudem im Koalitionsvertrag zum 65-Prozent-Ziel bekannt. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung ist somit ein erklärtes Ziel. Im Gegensatz zu anderen Sektoren, wie etwa dem Wärmesektor und der Mobilität stagniert der Anteil der EE im Strombereich keineswegs, sondern wächst seit vielen Jahren stetig.

Zu dem Absatz „Bescheidene Ergebnisse“
Wie die Autoren zu der Einschätzung gelangen, dass Wärmepumpen mindestens eine JAZ von 4 – 4,5 aufweisen müssen, um als ausreichend energieeffizient zu gelten, bleibt offen. Unter Betrachtung der Klimaschutzwirkung sparen Wärmepumpen bereits ab einer JAZ von 1,9 gegenüber einer Gas-Brennwertheizung CO2 ein. Diesem Vergleich liegt ein Primärenergiefaktor von 1,8 für Strom zugrunde, der durch Studien (z.B. IINAS, siehe oben) gestützt ist und auch in der EnEV verwendet wird. Für die fossil betriebenen Heizkessel wird dabei ein Jahresnutzungsgrad von 90 % unterstellt.

Zu dem Absatz „Nichts dazu gelernt?“
Der zitierte Feldtest des Fraunhofer IBP weist einige Besonderheiten auf: Die dort untersuchten Wärmepumpen befanden sich ausschließlich in Gebäuden des Effizienzhaus-Plus-Standards. Diese sollten über ein Jahr betrachtet mehr Energie produzieren als sie verbrauchen. Notwendig ist dazu ein sehr geringer Heizwärmebedarf, folglich ist dann der Anteil der Trinkwassererwärmung höher. Die Effizienz verschlechtert sich dadurch etwas, insgesamt ist der Stromverbrauch aber äußerst gering, wodurch sich eine geringere Effizienz des Systems weniger deutlich bemerkbar macht. Der genannte Durchschnittswert der Jahresarbeitszahlen der Luft-Wasser-Wärmepumpen von 2,2 bezieht sich nicht auf alle untersuchten Wärmepumpen, sondern nur auf drei Modelle, bei denen der Strom für Speicherlade- und Heizungsumwälzpumpen mitgemessen wurde. Ein Vergleich dieser Werte mit anderen Jahresarbeitszahlen ist schwierig, weil andere Bilanzgrenzen betrachtet werden. Der Mittelwert der Jahresarbeitszahlen der anderen Luft-Wasser-Wärmepumpen ist mit 2,6 immer noch relativ gering, ist aber angesichts hoher Warmwasseranteile, erhöhten Innenraumtemperaturen, Problemen mit Regelung und Hydraulik und teilweise mangelhafter Planung und Installation durchaus nachvollziehbar. Dass in der Praxis auch deutlich bessere Jahresarbeitszahlen möglich sind, zeigen die Felduntersuchungen des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme (ISE) deutlich. Selbst im Gebäudebestand (Projekt WP smart im Bestand) liegt der Mittelwert der Jahresarbeitszahlen bei Luft-Wasser-Wärmepumpen bei über 3, die beste Anlage erreicht sogar 4,1.

Zu dem Absatz: „Vermeintliche Flexibilität von Wärmepumpen“
Lastmanagement mit Wärmepumpen ist erprobt und etabliert. Seit vielen Jahren werden Wärmepumpen gemäß den Vorgaben eines Netzbetreibers gesteuert. Diese Geräte werden im Rahmen des vom BMWi aufgesetzten Förderprogramms „Marktanreizprogramm“ mit einem sog. Lastmanagementbonus gefördert. Wie jede andere Speichertechnologie auch, sind thermische Speicher mit geringen Umwandlungsverlusten verbunden, bieten aber im Gegenzug eine höhere Flexibilität des Gesamtsystems. Zukünftig wird auch die Kombination von Wärmepumpe, PV-Anlage und Batteriespeicher weiter an Bedeutung gewinnen. Diese ermöglicht einen noch höheren Grad an Dezentralität und Flexibilität in einem modernen Energiesystem, welches von steigender fluktuierender Einspeisung der Erneuerbaren geprägt ist.

Die Autoren des Artikels weisen berechtigterweise darauf hin, dass bei der Planung und Auslegung von Wärmepumpen eine besondere Sorgfalt walten muss. Die Aus-und Weiterbildung der Fachhandwerker – insbesondere der SHK-Anlagenmechaniker – sollte hinsichtlich der zu erreichenden Klimaziele auf die Installation von ressourcenschonenden Heizungstechnologien ausgerichtet werden – die Wärmepumpe ist dabei ein wichtiger Teil des neuen Energiemixes im Wärmesektor. Auf Basis der Richtlinie VDI 4645 wurde vom VDI unter Beteiligung des BWP ein Schulungskonzept für Errichter und Planer entwickelt und in der Richtlinie VDI 4645 Blatt 1 standardisiert. Nach diesem Schulungskonzept sollen Fachleute weitergebildet werden, die an Planung, Errichtung und Betrieb von Wärmepumpenanlagen beteiligt sind.

Infos dazu finden sich unter folgendem Link: https://www.waermepumpe.de/fuer-handwerker/schulungen-nach-vdi-4645-1/

Der BWP arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Schulungskonzeptes und widmet sich aktuell auch dem Thema „Wärmepumpen in der Ausbildung zum SHK-Anlagenmechaniker“.


Tipp der Redaktion: Ihre Meinung erreicht uns unter leserservice@strobelmediagroup.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: