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Wärmepumpen erstmals Marktführer

Der Wärmepumpen-Absatz ist im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in die Höhe geschossen. Zu berücksichtigen ist dabei natürlich, dass das Jahr 2024 für die Branche insgesamt kein gutes war. Dennoch geht die Tendenz wieder nach oben. Augenfällig ist mittlerweile die absolute Dominanz von Luft/Wasser-Wärmepumpen. Bild: BWP

Zum ersten Mal in der Geschichte des Heizungsmarkts sind Wärmepumpen absolut das meistinstallierte System in Deutschland. Es lässt sich darüber streiten, ob das aus der Schwäche des Absatzes beim Gas resultiert, aber auch nicht wirklich. Bild: BWP

Im ersten Halbjahr 2025 haben Wärmepumpen einen Marktanteil von 47 % am Heizungsmarkt erzielt. Diesen Wert gab es noch nie. Bild: BWP

Mit einem beibehaltenen Wert von 47 % Marktanteil in 2025 würde sich Deutschland vom derzeit unteren Ende langsam ins Mittelfeld in Europa verschieben. Interessant ist, dass die Marktanteile höher werden, je kälter es in dem Land im Winter ist. Bild: BWP

Eine zentrale Stellschraube der Marktentwicklung für Wärmepumpen ist der Strompreis für Endverbraucher. Deutschland ist in Europa hier die negative Spitze. Angesichts des Ausbaus Erneuerbarer Energien in den vergangenen 20 Jahren bis heute ist dieser seit Jahren steigende Wert gegenüber dem Heizungs-Kunden auch nur schwer kommunizierbar. Bild: BWP

 

Berlin. Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hat am Montag seine Pressekonferenz zur aktuellen Marktentwicklung des Wärmepumpen-Markts abgehalten. Sie lieferte Zahlen und so manche Erkenntnisse.
 
Man kann Zahlen immer so oder so lesen. Zwar stimmt es, dass der Heizungsmarkt weiter rückläufig ist, doch auch eine andere Sicht stimmt, dass vor diesem Hintergrund die Wärmepumpe erstmals zum am häufigsten eingebauten Heizungssystem geworden ist und Gasheizungen damit im ersten Halbjahr 2025 zum ersten Mal überhaupt überflügelte. In konkreten Zahlen: Der Wärmepumpenabsatz hat im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr 2024 in 2025 um 55 % auf 139500 Einheiten zugelegt. Das gab der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) am Montag auf seiner Pressekonferenz bekannt. Im selben Zeitraum brach der Absatz beim Gas im Vergleichszeitraum um 41 % auf 132500 Einheiten ein.
 
Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob die Schwäche des einen zur Primus-Position des anderen führte, aber im Grunde genommen ist das hinfällig. Denn es ist ein Marktsignal, dass erstmals Wärmepumpen Marktführer unter den verbauten Heizungssystemen in Deutschland sind. Dieses psychologische Momentum dürfte für die weitere Marktentwicklung und die Entscheidung von Heizungsbesitzern nicht zu unterschätzen sein – egal, unter welchen Umständen sich der Zusammenhang ergab. Abgesehen davon zeigen die absoluten Zahlen, dass der Wärmepumpenmarkt deutlich wieder angezogen hat. Der BWP geht in seiner Prognose für den Absatz an Wärmepumpen in 2025 von einem Wert aus, der zwischen seinen beiden Prognosen aus der Branchenstudie 2025 (konservatives Szenario: Business-as-Usual/BAU und dem Progressiv-Szenario KLIMA) liegt, also zwischen rund 260000 und 310000 Einheiten. Auch deutlich aus den Marktzahlen zu lesen ist, dass die überwältigende Zahl von Wärmepumpen-Einbauten tatsächlich im Bestandsbau stattfindet und damit die Frage, ob Wärmepumpen auch im Altbau einzubauen geeignet sind, vom Markt längst beantwortet ist.
 
Laut BWP hat die Industrie mittlerweile eine Produktionskapazität von 500000 Wärmepumpen pro Jahr aufgebaut. Der Verband sieht aktuell einen Kipp-Punkt, in welche Richtung sich der Markt weiter entwickeln könnte. Entweder er gewinnt weiter an Fahrt oder er verliert. Das Zünglein an der Waage werden der Strompreis sein, wie sich die Fördersituation bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) weiter gestalten wird sowie die Ankündigung der neuen Koalition in ihrem Vertrag, das „Heizungsgesetz“ abschaffen zu wollen – sprich die 65-%-Anteils-Regelung von Erneuerbaren Energien bei einem Heizungstausch.
 
In der Tat wirft es Fragen auf, warum Deutschland mit 39 ct/kWh Strompreis in 2024 für Endverbraucher das teuerste Land in Europa ist, obwohl zugleich der Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv vorangetrieben wurde in den vergangenen 20 Jahren. Zum zweiten Punkt: Der BWP geht weiter von einer stabilen Förderung nach BEG aus. Zum „Heizungsgesetz“, also einer Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hat das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) erste Konkretisierungen für nach der Sommerpause angekündigt. Das dürfte aber erstmal abgewartet werden.
 
Auch eine erhellende Erkenntnis: Beim Blick auf Europa kommt Deutschland auf einen Marktanteil der Wärmepumpen an allen Heizungssystemen im Jahr 2023 auf 27 Prozent. Spitzenreiter sind Norwegen (98 %), Schweden (94 %) und Finnland (94 %). Auch die Schweiz ist mit 82 % Marktanteil im oberen Drittel. Alles Länder, in denen der Winter im Augenblick vergleichsweise noch kalt ist. Dass eine Wärmepumpe bei tiefen Temperaturen bzgl. JAZ und COP weniger schafft, stört sie in der Anschaffung offenbar nicht.
 
Autor: Dittmar Koop

 


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