Verhindert mangelhafte Akustik im Klassenraum, dass Kinder lernen? Das Forum „Sound Education“ geht der Frage auf den Grund
München. Lärm in der Schule: Ein durchschnittliches Klassenzimmer ist mit 75 Dezibel so laut wie ein Rasenmäher. Sind die Schüler undiszipliniert? Hat der Lehrer seine Klasse nicht im Griff? Wer hätte gedacht, dass allein eine schlechte Raumakustik zu Lärm führen kann? Das Schul- und Kultusreferat München hat 2010 die Akustik von 75 Prozent seiner Schulen als mangelhaft bewertet. Was das für Schüler und Lehrer bedeutet, diskutieren Experten aus Unterrichtspraxis, Wissenschaft und Verwaltung im Forum „Sound Education“. Nach Stockholm, London und Kopenhagen kommt die Veranstaltung am 19. November nach München. Von 15 bis 18 Uhr stellen Experten dort ihre aktuellen Erkenntnisse vor. Eingeladen zu dem Forum sind alle interessierten Eltern, Lehrkräfte, Schulleitungen, Planer, Politiker und Studenten. Der Eintritt ist frei.
Das Thema Raumakustik in Schulen hat in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen: Neue Unterrichts- und Lernformen wie Gruppenarbeiten und offener Unterricht brauchen darauf ausgerichtete Klassenzimmer. Schlechte Akustik wirkt sich negativ auf den Fremdsprachenerwerb aus und macht sogar Kindern, deren Gehör zum Beispiel durch eine simple Erkältung schlechter ist, das Zuhören schwerer. Zusätzlich stellt die Inklusion von Hörgeschädigten und Nicht-Muttersprachlern die Akustik in Schulen vor neue Herausforderungen. Wird der Lärm reduziert, verbessert sich nicht nur der Lernerfolg der Schüler, auch die Pädagogen werden entlastet.
Im Rahmen des Forums präsentiert Dr. phil. Michael Kirch von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) das Pilotprojekt „UNI-Klassen“: Lehramtsstudenten unterrichten in dem wohl modernsten Klassenraum Münchens in der Grundschule in der Haimhauser Straße. Der Raum kann rasch an verschiedene Unterrichtsformen wie Gruppenarbeit und Kreisgespräche angepasst werden. Dabei wurden akustische Messungen durchgeführt, die zeigen, dass sich Raumakustik stark auf den Lernerfolg der Schüler auswirkt. Aus erster Hand berichtet eine Lehrerin dieser Schule über ihren Berufsalltag in dem umgebauten Klassenzimmer.
Diplom-Pädagoge Holger Brokmann stellt die „Essex-Studie“ vor. Sie zeigt den Zusammenhang von Raumakustik sowie Lehr- und Lernverhalten am Beispiel einer Schule in England. Thema des Beitrags ist auch, wie die Forschungsergebnisse in der Architektur von Schulen umgesetzt werden können. Danach erklärt Walter Schreiber von der Präventionsabteilung der Kommunalen Unfallversicherung Bayern, wie Lärmbelastung in Bildungsstätten verhindert werden kann.
Die Veranstaltung wird unterstützt von Professor Dr. Joachim Kahlert vom Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Didaktik an der LMU München. Initiiert wurde das Forum von Ecophon Deutschland, die als Hersteller von Akustikdecken und Wandabsorbern zur Optimierung von Sprach-, Lern- und Arbeitsbedingungen für das Sehen, das Hören und das Wohlbefinden beitragen.
Wer am Forum „Sound Education“ teilnehmen möchte, kann sich unter www.soundeducation.tv anmelden. Alle, die nicht dabei sein können, finden dort nach der Veranstaltung Videos und Informationen.