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Unternehmenstruktur modernisiert

Franke Artemis Group. Der Schweizer Konzern mit Sitz in Aarburg bei Olten präsentierte erst­mals in Deutschland in einem Pressegespräch die gesamte Unternehmensgruppe und berichtete über die wirtschaftliche Entwicklung und die Aussichten für das laufende und kommende Geschäftsjahr.

 

Weltweit beschäftigt die Unternehmensgruppe in 70 Gesellschaften 10600 Mitarbeiter. Michael Pieper, geschäftsführender Gesellschafter und alleiniger Inhaber der Franke Artemis Group, hob im Pressegespräch in Stuttgart hervor, dass das Nachbarland Deutschland seit Jahrzehnten für die Unternehmensgruppe einen hohen Stellenwert habe, sowohl als Produktions-, aber auch als Dienstleistungsstandort. An den fünf Standorten in Deutschland werden 1043 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Unternehmensgruppe, seit nunmehr vier Generationen ein Familienunternehmen, wurde zum 1. Januar 2010 neu strukturiert, „um“, so ­Michael ­Pieper, „sie weiterhin zukunftsorientiert führen und sie noch gezielter auf die sich ständig verändernden Marktbedingungen ausrichten zu können“. So gehören jetzt zu der neu gebildeten Franke Artemis Group die Teilbereiche Franke Kitchen Systems Group, Franke Commercial Systems Group, Franke Artemis Real Estate Group, aber auch die Franke Artemis Asset Management Group, in der die von ­Michael ­Pieper persönlich gehaltenen Industriebeteiligungen zusammengefasst sind. Das „Unternehmensdach“ ist die Franke Artemis Holding AG.

1,6 Mrd. Euro Umsatz
Mit den industriellen Aktivitäten (Franke Kitchen Systems Group und Franke Commercial Systems Group) erwirtschaftete die Franke Artemis Group im Jahr 2009 einen konsolidierten Umsatz von 1,6 Mrd. Euro (2,4 Mrd. Franken), für das laufende Geschäftsjahr 2010 sind 1,7 Mrd. Euro geplant. Die Eigenkapitalquote konnte von 50% im Jahr 2009 im Jahresverlauf 2010 nochmals verbessert werden. Zum Jahresende soll sie bei 53% liegen.
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat Spuren hinterlassen. So sank der Nettoumsatz von 1,87 Milliarden Euro (2,9 Milliarden Franken) im Jahr 2008 auf 1,6 Milliarden Euro (2,4 Milliarden Franken) im Jahr 2009, mithin um 14,3 Prozent. „Es ist das schlechteste Jahr, das ich bisher erlebt habe“, betonte Michael Pieper, der als geschäftsführender Gesellschafter die im Jahr 1911 gegründete Unternehmensgruppe seit über 20 Jahren leitet und maßgeblich ausgebaut hat. Dabei hätten sich große regionale Unterschiede ergeben, so Pieper, denn während in den Regionen Afrika/Naher Osten, Asien und Südamerika die Entwicklung gut verlaufen sei und weiterhin gut laufe, habe es insbesondere in Europa und Nordamerika Einbußen gegeben. Vor allem die Immobilienkrisen in Spanien, England und Nordamerika hätten zu starken Umsatzrückgängen geführt. In diesen Ländern trete aber nun auch eine Besserung der Marktsituation ein. Erschwerend waren im Jahr 2009 zudem finanzielle Schwierigkeiten bei Kunden und Lieferanten, die stark schwankenden Rohstoffpreise und schwache Währungen. So war auch die Ertragslage rückläufig, verbesserte sich aber im Verlaufe des Jahres 2009 und auch 2010 von Quartal zu Quartal infolge der umfangreichen Kostensenkungsprogramme und einer sich langsam stabilisierenden Nachfrage. Die Kosten wurden vor allem gesenkt durch restriktive Investitionsentscheidungen, Maßnahmen zur Effizienzsteigerung, Stärkung der Liquidität und „leider auch durch die Trennung von Mitarbeitern“. So wurden die Investitionen, die im Jahr 2008 noch 138 Mio. Euro (218 Mio. Franken) betrugen, im Jahr 2009 auf 66 Mio. Euro (100 Mio. Franken) reduziert und werden im laufenden Geschäftsjahr bei nur 70 Mio. Euro (96 Mio. Franken) liegen. „Es wurden allerdings nicht die strategischen Investitionen in Innovationen, Produkt­entwicklungen und Wachstumsmärkte reduziert“, betonte Pieper.

Michael Pieper, geschäftsführender Gesellschafter und alleiniger Inhaber der Franke Artemis Group: „Deutschland ist ein interessanter Markt für Franke Artemis und werde dies auch in Zukunft bleiben.“

Trotz dieser Maßnahmen, fuhr der Konzernchef fort, sei es im Jahr 2009 nicht gelungen, Reingewinn, Cash flow und EBITDA auf Vorjahresniveau zu halten. Die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen und die damit verbundenen Sonderkosten, wie Abfindungen, Schließungen und Zusammenlegungen sowie außerordentliche Abschreibungen, haben das Ergebnis belastet. Die Restrukturierungskosten und einmaligen Sonderkosten beliefen sich im Jahr 2009 auf 26,1 Millionen Euro (39,6 Millionen Franken). Die bedeutenden Restrukturierungsanstrengungen schlugen sich aber in einer verbesserten Profitabilität nieder. Aufgrund der schwierigen Situation an den Finanzmärkten sei es für die Gruppe wichtig gewesen, im Jahr 2010 die Liquidität weiter aufzubauen. Dies sei auch gelungen. In diesem Zusammenhang betonte Pieper, dass man auch in schwierigen Zeiten stets verlustfrei gearbeitet habe und seit Langem völlig unabhängig von den Banken sei.

Stabilisierte Küchensparte
Erfreulich sei die im ersten Halbjahr 2010 zu spürende Stabilisierung der Nachfrage bei Franke Kitchen Systems Group, die mit 62,3 Prozent den größten Umsatzanteil ausmacht. Zur Umsatzsteigerung trugen vor allem verbesserte Absatzchancen in Italien, der Türkei, in Ägypten, Kanada, Brasilien, China und Südafrika bei. Dagegen sei die Nachfrage in Nord-Europa, insbesondere in Deutschland, England, Polen und Skandinavien, noch immer verhalten. Die Ertragssituation habe sich indes insgesamt verbessert. Im Fokus stehen derzeit Konsolidierungsprojekte, strukturelle Bereinigungen und der Neubau eines Werkes in Indien.

Oliver Zimmermann, Geschäftsführer Franke GmbH: „Kontakte zu Handelskunden und Einkaufsverbänden pflegen“.

Neben Maßnahmen zur Kostensenkung wurde weltweit das Geschäftsfeld neu organisiert. So konnten die Umsätze und Erträge bei Franke Kitchen Systems Group bereits im Verlauf des Jahres 2009 verbessert werden und sind jetzt erstmals wieder etwas höher als im Vorjahr. Dies ließe darauf schließen, „dass die Talsohle durchschritten ist“. Auch wenn erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung in einigen Märkten spürbar sind, so bleibe die Situation angesichts der volatilen Weltwirtschaft insgesamt noch angespannt, so die nüchterne Einschätzung von Pieper.

Aussichten 2011
Insgesamt werde die aktuelle wirtschaftliche Erholung, die die Franke Artemis Unternehmensgruppe in diesem Jahr verzeichnen kann, auch 2011 anhalten, so die Prognose von Pieper. Zuversichtlich sei er auch deshalb, weil die durchgeführten Restrukturierungsmaßnahmen weiterhin zu einer Verbesserung der Ertragslage beitragen werden. Denn bereits im Jahr 2009 habe Franke Artemis eine von Quartal zu Quartal verbesserte Ertragssituation verzeichnen können. So habe sich der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2010 bei der Franke Kitchen Systems Group gegenüber der Vorjahresperiode um 3,2% erhöht. Als künftige Herausforderungen sieht Pieper die weiter schwankenden Währungen, steigende Rohmaterialpreise und die Verunsicherung durch die Euro-Krise.

Nachhaltig wirtschaften
Wenn auch das Marktumfeld schwierig bleiben werde, so Pieper, setze Franke Artemis weiterhin auf seine „im In- und Ausland engagierten Mitarbeiter, auf die gute Partnerschaft mit seinen Kunden, auf die Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und auf marktfähige Produktinnovationen“, wobei das Thema Nachhaltigkeit von zunehmender Bedeutung sein werde. So wurden beispielsweise besonders energiesparende und äußerst geräuscharme Dunstabzugshauben, wassersparende elektronische „Protonic-S“ Armaturen, neue Kaffeemaschinen mit einem innovativen Energie-Konzept sowie ein ener­giesparendes „smart“ Küchensystem für Quick Service Restaurants entwickelt. Ein „Nachhaltigkeits-Verantwortlicher“ wurde auf Konzernleitungs-Ebene ernannt, der die verschiedenen Initiativen bündeln und vorantreiben soll. Das Unternehmen habe drei Pfeiler definiert, die den Beitrag zur „Enkelgerechtigkeit“ festlegen und nach denen Nachhaltigkeit betrieben wird. Das sind 1. der faire Umgang mit Menschen, 2. die Verantwortung gegenüber der Umwelt und 3. die langfristige finanzielle Stabilität. Auch für das Familienunternehmen Franke Artemis sind es herausfordernde Zeiten. „Wir haben aus der Krise gelernt, unsere Konsequenzen gezogen und die notwendigen unternehmerischen Entscheidungen schnell umgesetzt. Entscheidungen, die uns nicht immer leicht gefallen sind“, so das Resümee von Pieper.

Licht und Schatten
Deutschland sei für die Franke Artemis Group ein wichtiger Standort, weil es zum einen gute und qualifizierte Mitarbeiter gebe und zum anderen hier wichtige Lieferanten mit sehr hohen Qualitätsstandards und hoher Zuverlässigkeit beheimatet seien, so die positive Einschätzung des Schweizer Unternehmers. Die erste Auslandsgründung von Franke Artemis war in Deutschland im Jahr 1950. An den Standorten Bad Säckingen, Grünsfeld, Kreuztal und Ludwigsfelde produziert das Unternehmen und erbringt umfangreiche Service- und Dienstleistungen bundesweit. Insgesamt sind in Deutschland 1043 Mitarbeiter beschäftigt, das sind 10 Prozent der Mitarbeiterzahl der Unternehmensgruppe.
Allerdings gebe es auch weniger Erfreuliches über den Standort Deutschland zu sagen, so Pieper weiter. Das seien die kürzeren Wochenarbeitszeiten, die längeren Freizeiten durch mehr Urlaubs- und Feiertage, des Weiteren eine vergleichsweise hohe Steuerbelastung, mehr Bürokratie, weniger finanzielle oder behördliche Anreize, in Deutschland zu investieren und zudem Tarifverträge, die die Flexibilität eines Unternehmens erschweren. Dennoch werde man dem Standort Deutschland treu bleiben und plane, hier auch weiter zu investieren. Und schließlich sei Deutschland auch ein interessanter Markt für Franke Artemis und werde dies auch in Zukunft bleiben. (dib)

 


99 Jahre Franke
Franke, vor 99 Jahren in Rorschach, Schweiz, als metallverarbeitender Betrieb von Hermann Franke gegründet, hat sich von einem mittelständischen Unternehmen zu einer global aufgestellten Unternehmensgruppe entwickelt, die mit 40 Produktionsstandorten in 37 Ländern vertreten ist. Geschäftsfelder sind Produkte, Dienstleistungen und individuelle Lösungen für die Haushaltsküche, die Systemgastronomie, die professionelle Kaffeezubereitung, die Getränkeindustrie sowie für die Hygienesysteme in Sanitärräumen.

 


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