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Überlastung des Stromnetzes – kein erhöhtes Blackout-Risiko bei viel Sonne

Nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft ist das Risiko, dass es infolge von zu viel Solarstrom zu einer Überlastung der Stromnetze, einer temporären Überforderung beim Bilanz-Ausgleich oder gar einem Blackout kommen kann, sehr gering. Bild: L. Wiesemann

 

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) hat sich zu Medienberichten geäußert, die vor einer Überlastung des Stromnetzes an Feiertagen im Frühling und Sommer warnen. Nach Einschätzung des Bundesverbandes ist das Risiko, dass es infolge von zu viel Solarstrom zu einer Überlastung der Stromnetze, einer temporären Überforderung beim Bilanz-Ausgleich oder gar einem Blackout kommen kann, sehr gering. Diese Einschätzung werde auch von der Wissenschaft geteilt.

Laut der Interessensvertretung der Solar- und Speicherbranche habe die Politik gemeinsam mit der Wirtschaft rechtzeitig Vorsorge und die erforderlichen regulatorischen und technischen Vorkehrungen getroffen, um einen Blackout im Stromsystem zu vermeiden. Dazu habe unter anderem die Systemstabilitätsverordnung aus dem Jahr 2012 und nicht zuletzt das jüngst verabschiedete Solarspitzen-Gesetz beigetragen. Auch für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass ein rechtzeitiger Bilanz-Ausgleich zwischen Stromangebot und Nachfrage nicht gelänge, dürften die Folgen nach Einschätzung von Energie-Experten überschaubar und beherrschbar bleiben.

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, erklärt: „Nicht korrekt sind Behauptungen, nach denen bei einer Frequenzsteigerung auf über 50,2 Hertz im Stromnetz nur ein unzureichender Notfallmechanismus bei Photovoltaik-Wechselrichtern greift und abrupte Massenabschaltungen von Photovoltaikanlagen sowie ein drastischer Abfall der Netzfrequenz droht. Ebenso falsch ist die Aussage, dass es im Anschluss beim Wiederanschalten der Photovoltaikanlagen erneut zu plötzlichen und massiven Frequenzschwankungen kommen kann.“

Prof. Bernd Engel, Netzintegrations-Experte am elenia Institut der TU Braunschweig pflichtet ihm bei und erklärt: „Photovoltaikanlagen werden in Deutschland bereits seit 2012 bei Frequenzüberschreitungen nicht einfach abgeschaltet. Vielmehr wird die Leistung mittels der Wechselrichter in Abhängigkeit von der Netzfrequenz stufenlos gedrosselt. Je höher die Frequenz steigt, umso mehr reduziert der Wechselrichter seine Einspeiseleistung.“ Dies werde von den Anwendungsregeln des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik genau geregelt (z.B. VDE-AR-N 4105 Anwendungsregel: 2011-08). „Zudem wurden alle Photovoltaiksysteme mit einer Leistung über zehn Kilowatt, die vor 2012 in Betrieb genommen worden sind, nach den Vorschriften der Systemstabilitätsverordnung nachgerüstet, die bereits im Juli 2012 in Kraft getreten war. Damit wurde sichergestellt, dass sie nicht mehr bei 50,2 Hertz abschalten, sondern gestuft bei unterschiedlichen Frequenzen“, wird der Experte zitiert. Seit 2018 sei dieses systemdienliche Verhalten in ganz Europa für alle Photovoltaik-Wechselrichter vorgeschrieben und auch zertifizierungspflichtig.

Auch das vermeintliche Risiko eines „Rebound-Effekts“, also Frequenzschwankungen ausgelöst durch das Wiederhochfahren von Solaranlagen, sei in der Praxis ausgeschlossen. Sinke die Frequenz wieder, erhöhten die Solaranlagen ihre Leistung nach demselben Verfahren. „Selbst wenn sich einige Wechselrichter vollständig abschalten, muss sich das Netz zunächst für mindestens eine Minute in einem stabilen Zustand befinden, bevor die Wechselrichter sich wieder zuschalten und mit zehn Prozent Nennleistung pro Minute langsam wieder hochfahren, um eben jeden „Rebound-Effekt“ zu verhindern“, heißt es aus dem Verband. Des Weiteren wirkten auch alle Batteriespeicher vom Heimspeicher bis zum Großspeicher, die ab Mai 2019 installiert wurden, systemstützend sowohl bei Überfrequenzen als auch bei Unterfrequenzen und würden bereits mit mehr als zehn Gigawatt stabilisierend wirken.

 


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