Überhitzung und Verbrühung vorbeugen
Die Bildung eines Thermosiphons verhindert die Aufheizung von Sanitärarmaturen. Diese Maßnahme wird in der Praxsis hin und wieder übersehen
Wenn im Bad eine Armatur an Waschtisch, Wanne oder in der Dusche bei Nichtnutzung heiß wird, liegt dies in den seltensten Fällen am Mischer. Als Ursache kommt meist der Leitungsanschluss ohne Höhenversatz zur betreffenden Armatur in Betracht. Eine Abhilfe kann mit einer angepassten Leitungsführung erzielt werden, dem sogenannten Thermosiphon. Was dabei zu beachten ist, erklärt das Unternehmen Hansgrohe.
Die europäische Norm DIN EN 1988-2001) gibt es, wie es den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht, vor: Bei Sanitärinstallationen muss stagnierendes Wasser vermieden werden. „Deshalb soll das Wasservolumen der Stichleitungen zu den Entnahmestellen so gering wie möglich sein“, erklärt Günther Lehmann, Sanitärmeister und stellvertretender Leiter des Technischen Service Centers (TSC) bei Hansgrohe. „So soll die infolge von Stagnation mögliche Kontaminierung des
Wassers verhindert werden.“ Um dies zu gewährleisten, empfehlen Hersteller entsprechender Installations- und Rohrmaterialien, z. B. die Verrohrung als Ring- oder Reihenleitung auszuführen. Bei einer Reihenleitung ist zudem darauf zu achten, dass der am häufigsten genutzte Verbraucher am Ende der Reihe liegt. „In der Praxis führt dies mitunter dazu“, so Lehmann, „dass am Ende der Warmwasser-Reihenleitung die Zirkulationsleitung angebunden wird, sodass an jeder Armaturenanbindung Wasser mit einer Temperatur von ca. 60°C ansteht.“ Je nach Ausführung können sich als Folge sowohl Aufputz- als auch Unterputzarmaturen durch Wärmeleitung stark erhitzen: Es besteht akute Verbrühungsgefahr bei der ersten Wasserentnahme oder ein Verbrennungsrisiko, wenn die Armatur berührt wird.
Des Weiteren können Funktionsstörungen bei Armaturen mit Rückflussverhinderern (gegen Kreuzfluss gesicherte Armaturen) hervorgerufen werden, da sich im Armaturenkörper ein starker Druck aufbauen kann. Das TSC-Team von Hansgrohe habe bei solchen Installationen vor Ort verschiedentlich Drücke von 50 bar und mehr in Armaturen gemessen. Dies kann zum Ausfall der Rückflussverhinderer und somit zu Kreuzfluss oder Schwergängigkeit bzw. Komplettausfall der Absperrorgane führen. „Bei entsprechenden Reklamationen“, weiß Lehmann, „werden dann aber zumeist fälschlicherweise die Armaturen selbst als Fehlerquelle verdächtigt.“
Einfache Lösung: ein Thermosiphon
Um die Erwärmung einer Armatur bei Nichtnutzung zu verhindern, hilft die Leitungsführung mit Bildung eines sogenannten Thermosiphons. Dieser ergibt sich, wenn die warme Trinkwasserleitung von oben zum Installationspunkt der Armatur geführt wird (Bild 1). Auch bei Einsatz einer Unterputz-Installationsbox ist darauf zu achten, dass die Stichleitung zum Warmwasseranschluss an der Installationseinheit von oben kommt. Der Thermosiphon – auch Wärmesiphon genannt – sorgt durch den Dichteunterschied des heißen (auftreibenden) Warmwassers zum abkühlenden (absinkenden) Warmwassers, dass die übermäßige Erwärmung der Armatur verhindert wird. Zudem verringert sich der Energieverlust des Warmwassersystems, der ansonsten infolge der aufgeheizten Armaturen entsteht. Die Wirksamkeit des Thermosiphons lässt sich erhöhen, indem Materialien eingesetzt werden, die schlecht Wärme leiten, wie z.B. PEX-, Verbund- oder Edelstahlrohre. Empfehlenswert ist ein Höhenversatz der Rohranbindung zum tieferliegenden Anschlusspunkt der Armatur von 150 bis 200 mm.
Lehmann ergänzt: „Um eine durch Überdruck in der Armatur hervorgerufene Funktionsstörung zu verhindern, empfehlen wir dazu spezielle Rückflussverhinderer mit Überströmvorrichtung zu verwenden. Diese sind ab einem bestimmten Druck tropfenweise undicht und bauen so den Überdruck ab. Allerdings können sie allein die Gefahr einer starken Erhitzung der Armatur sowie das damit verbundene Verbrühungs- und Verbrennungsrisiko nicht verhindern – dies kann nur ein korrekt installierter Thermosiphon.“
Bilder: Hansgrohe Deutschland Vertriebs GmbH, Schiltach
1) DIN EN 1988-200 „Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 200: Installation Typ A (geschlossenes System) – Planung, Bauteile, Apparate, Werkstoffe“
Thermosiphon
Der Begriff wird meist im Heizungsbau im Zusammenhang mit einer unerwünscht stattfindenden Eigenzirkulation in Rohrleitungen und Wärmespeichern in Verbindung gebracht. Aber auch bei thermischen Mischern von Brauchwasserspeichern spielt der Thermosiphon zur Einhaltung der Regelgüte eine wichtige Rolle.
In der Solarthermie macht man sich vor allem in sonnigen Ländern diesen ansonsten unerwünschten Effekt der Selbstzirkulation für einen speziellen Anlagen-Typus an Solarwärme-Systemen zunutze, den Thermosiphon Solaranlagen.
Bei der Installation von Trinkwassersystemen wird der Effekt des auftreibenden Warmwassers wiederum genutzt, um den tiefer liegenden Trinkwasseranschluss bei Nichtnutzung thermisch zu trennen.
Praxistipps auf den Punkt gebracht
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