Werbung

Toilettenräume, die ansprechen

Bei der Gestaltung von halböffentlichen Sanitärräumen ist fast alles möglich

Die Spülelektronik ist im unteren Bereich des Urinals vor Vandalen verborgen. Elegante Trennwände sorgen für Intimsphäre. Bild: Duravit

Die Urinalsteuerung „Compact LC“ (Schell) ermöglicht eine Spülung mit 1 oder 2 l Wasser. Alternativ gibt es eine Stadionspülung. Bild: Schell

Das System „KeraFresh“ von Keramag sorgt ohne Spülsteine oder eingelegte Siebe für Frische und Hygiene im Urinal. Dazu dienen die Sticks, die in die Spülkammer eingelegt werden. Bild: Keramag

Kemmlit zeigt den Gästen bei der Kabine „NiUU“ über Leuchtdioden an den Alugriffstangen, ob das WC besetzt ist. Bild: Kemmlit

Geberit hat Sanitärräume in seinem Firmensitze in Pfullendorf mit gläsernen Trennwänden des Herstellers Sprinz ausstatten lassen. Bild: Sprinz

Die Armatur „Allure E“ sind mit einer Sicherheitsabschaltung ausgestattet: Nach 60 Sekunden stoppt der Wasserfluss. Bild: Grohe

Für Menschen mit Bewegungseinschränkungen stellen „normale“ Armaturen oft ein Problem dar. Franke Aquarotter bietet mit „Aquafit“ eine Alternative an. Bild: Franke Aquarotter

 

Besucher von öffentlichen und halböffentlichen Sanitärräumen wünschen sich zunächst einmal hygienisch einwandfreie Zustände. Aber auch ansprechend dürfen und sollen die Räume sein. Die Betreiber der Anlagen im öffentlichen Bereich, aber vor allem auch Hoteliers, Restaurantbetreiber und Gewerbebetriebe, legen Wert auf den wirtschaftlichen Betrieb von Toiletten- und Waschanlagen. Der IKZ-FACHPLANER stellt Möglichkeiten zur Gestaltung dieser Räume vor.

WCs als wichtigste Bestandteile einer Toilettenanlage
Wichtigster Bestandteil öffentlicher und halböffentlicher Toilettenanlagen sind die Toiletten selbst. Sie können nicht nur durch Benutzer, sondern auch durch Ablagerungen an den Spülrändern verschmutzt werden. Um diesem Problem zu begegnen, bietet Keramag fünf Serien mit randlosen WC-Becken an: „Renova Nr. 1“, „Renova Nr. 1 Plan“, „4U“, „it!“ und „iCon“. Der Vorteil eines randlosen WCs liegt darin, dass Schmutz, Keimen und Bakterien weniger Angriffsfläche geboten wird, um sich abzulagern. Auch gibt es keine versteckten, schwer zugänglichen Bereiche mehr. Die Reinigung lässt sich schneller durchführen, was den Betreibern Geld spart.
Während Keramag seine Produkte in allen denkbaren Umgebungen für geeignet hält, geht Villeroy & Boch mit der Ausrichtung auf Hotels und gehobene Wellnessbereiche in den Markt. Im Gegensatz zu Keramag verzichtet Villeroy & Boch nicht auf einen Spülrand, glasiert diesen aber vollständig, sodass die Reinigung „problem- und rückstandslos“ möglich ist. Einsparpotenzial sieht Villeroy & Boch in seinem System „Direct Flush“, das mit seiner hoch gelegenen Einspritzdüse dafür sorgt, dass eine flächendeckende Reinigung bereits mit einem Wasserverbrauch zwischen 3 und 4,5 l möglich ist. Andere Hersteller spülen mit bis zu 9 l Wasser.
Ideal Standard kümmert sich um die „ganz kleinen Toilettengänger“. Gemeint sind hier zwei WC-Serien für Kindergärten. Das größere Modell aus der Serie „Contour 21“ gibt es für die Stand- und Wandmontage, während das kleinere allein als Standmodell erhältlich ist. Auch Ideal Standard verzichtet auf einen Spülrand. Da Kinder oftmals noch spielerisch die Benutzung von Toiletten lernen und sich dabei gern seitlich festhalten, um das Gleichgewicht zu halten, bietet der Hersteller Toilettenbrillen mit seitlichen Haltegriffen an. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, sind die Toilettenbrillen aus Thermoplast hergestellt und mit Silberionen beschichtet. Tests haben ergeben, dass die Silberionen innerhalb von 15 Minuten nach der letzten Benutzung 99,9% der Bakterien abgetötet haben. Die WC-Sitze bietet Ideal Standard in den Farben Gelb, Blau, Rot und Weiß an.

Spülen nicht vergessen
Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen immer wieder die Spülung nach dem Toilettengang unterlassen. Geberit bietet dafür Abhilfe mit der automatischen WC-Spülung „Hy-Tronic“. Ein Infrarotdetektor registriert, ob ein Mensch das WC benutzt hat und löst dann automatisch die Spülung aus. Darüber hinaus kann der Betreiber die Steuerung so einstellen, dass eine weitere Spülung ausgelöst wird, wenn sich jemand dem WC nähert. Bei einer längeren Nichtbenutzung kann auch eine automatische Spülung in vorgegebenen Intervallen erfolgen.
Schell bietet für dieses Problem seine Baureihen „Edition E“ und „Edition E Manual“ an. Sie erfassen den Nutzer durch Infrarotstrahlen, die von der Spülplatte ausgehen oder durch eine Raumüberwachung von der Decke aus. Schells Lösung entscheidet selbstständig über die notwendige Spülmenge zwischen 3 und 9 l. Nach 24 Stunden ohne Spülung löst das System eine Stagnationsspülung aus. Weiterhin ist die Spülung auch manuell durch Handannäherung auslösbar. Die Stromversorgung der Spülautomatik kann sowohl per Stromanschluss (230 V) als auch durch eine 9-V-Batterie erfolgen. „Edition E“ und „Edition E Manual“ sind für die Kombination mit der Spülarmatur „Compact II“ vorgesehen. Die Frontplatten sind aus Edelstahl und durch nicht sichtbare Schrauben gesichert.

Urinale für kleine Bedürfnisse
Duravit hat sich für seine Urinale die Anforderungen Langlebigkeit, Wirtschaftlichkeit und Hygiene auf die Fahnen geschrieben. Der Hersteller hat in seinem Programm unter anderem das Urinal „Starck 3“. Es fällt durch seine geringe Baubreite von nur 245 mm auf. Das ermöglicht es, auch auf engerem Raum ausreichend Urinale installieren zu können.
Die Wirtschaftlichkeit will Duravit mit einem Verbrauch zwischen 0,5 und 2,1 l bei seinen Modellen „Architec“ und „Dura­style“ unter Beweis stellen. Beide sind auch als Hybrid-Urinale erhältlich, d.h., sie kommen ohne Spülung aus, halten aber eine Option für eine Reinigungsspülung vor. Dann erfolgt eine Spülung erst nach individuell eingestellter Nutzerzahl. Die Modelle „Durastyle“ und „Utronic“ arbeiten bei der Spülung mit einer elektronischen Beinerkennung, während „Architec“ die Spülung nach einer Temperaturveränderung im Siphon auslöst. Nachdem die Urinale zwölf Stunden unbenutzt waren, löst eine Zwangsspülung aus.
Noch mehr Wasser lässt sich mit den wasserlosen Modellen von „Architec“ und „Durastyle“ sparen. Bei ihnen sorgt eine nicht sichtbare, integrierte Schlauchmembran dafür, dass der Urin abfließen kann. Sie verschließt sich danach wieder und verhindert so eine Belästigung durch Gerüche. Alle Modelle sind aus Keramik, deren Oberflächen mit der Beschichtung „Wondergliss“ versehen sind. Sie dient dazu, das Schmutz sich nicht leicht anhaftet und den Reinigungsaufwand möglichst niedrig zu halten. Optional bietet Duravit eine eingebrannte „Zielfliege“ an, um die Verschmutzung weiter zu reduzieren.
Bei „Durastyle“ befindet sich die Elektronik unterhalb des Urinals, während „Architec“ sie in seinem Inneren verbirgt. Die flächige Rückwand von „Architec“ sorgt dafür, dass alte Anschlüsse und Bohrlöcher ohne besonderen Aufwand verdeckt sind.
Muss beim „Vi-Change“ von Villeroy & Boch der Siphon gewechselt werden, ist das ohne Demontage des Urinals möglich. Schmutz hält ein keramisches Sieb ab. Die Spülung löst das System „prodetect“ automatisch aus.
Keramag bietet mit seinem Urinal „Centaurus“ sowohl eine wasserlose als auch eine Hybridversion an. Die wasserlose Variante spart nach Angaben des Herstellers bis zu 400 Euro Wasserkosten pro Jahr. Kombiniert der Betreiber die Hybridversion mit der Urinalsteuerung „Flush-Control 1000“ oder „Flush-Control 1000 N“, sind variabel einstellbare Hygienespülungen möglich.
Für kleinere Anlagen empfiehlt Keramag das im unteren Preissegment angesiedelte Urinal „Alivio“. Es ist kombinierbar mit den Steuerungen „Flush-Control 501“ und „Flush-Control 501 N“. Die Oberflächen der Urinale sind mit der Beschichtung „Keratect“ versehen, auf die der Hersteller 30 Jahre Garantie bietet. Das Installationsmodul „Kerafix“ überdeckt alte Installationsanschlüsse älterer Anlagen.

Steuerung sorgt für wirtschaftliche Spülung
Die Geberit-Spülsteuerung „Hy-Tronic“ ist zum Schutz vor Vandalismus hinter der Fliese montiert. Sie erkennt in einer Entfernung zwischen 10 und 60 cm, ob jemand vor dem Urinal steht. Drei Sensoren überwachen den Wasserstand im Siphon. Sinkt er infolge von Verdunstung, löst die Spülung aus. Und sollte eine Verstopfung vorliegen, wird eine Spülung verhindert. Zahlreiche Möglichkeiten, die Steuerung zu programmieren, lassen sich durch das „Service Handy“ durchführen. Hier ist ein direkter Kontakt zum Urinal nicht notwendig.
Bei dem Schell-System „Compact LC“ lässt sich die Spülung zwischen einer 1-l-,
2-l- und Stadionspülung einstellen. Dabei erfolgt die Spülung in festgelegten Intervallen, wenn die Benutzerfrequenz entsprechend hoch ist. Sinkt die Nutzerfrequenz, kehrt die Spülung automatisch in den Normalbetrieb zurück. Sollte das Urinal mindestens 24 Stunden unbenutzt bleiben, erfolgt eine Zwangsspülung. Um z.B. das Urinal zu reinigen, lassen sich ein Spülstopp von drei Minuten und eine Spülung von 20 Sekunden einstellen. Die Programmierung erfolgt über einen sogenannten „Read Key“.
Keramag bietet mit seiner „Flush-Time-Control“ eine Schaltbox mit digitaler Zeitschaltuhr an. Sie kann für acht Urinale 32 unterschiedliche Taktungen zwischen einer und 59 Sekunden steuern. Zwei Schaltboxen können kombiniert bis zu 16 Urinale steuern. Eine Pufferbatterie ermöglicht eine Programmierung vor der Installation und hält bis zu vier Jahre vor.
Für größere Toilettenanlagen bietet Keramag ein Komplettpaket aus den Urinalen „Renova Nr. 1 Plan“ mit der Urinalsteuerung „Flush-Control 1000“ oder „Flush-Control 1000 N“ mit dem System „KeraFresh“ an. Mit Absaugtechnik ermög­licht diese Kombination eine Verminderung der Wassermenge auf 0,5 l Wasser pro Spülung. Nutzen mehr als fünf Personen innerhalb von drei Minuten das Urinal, schaltet die Steuerung auf die „Stadionspülung“ mit einem Intervall von einer Minute um. Wenn das Urinal mehr als zwei Tage nicht benutzt wurde, wird automatisch eine – deaktivierbare – Hygienespülung ausgelöst. Für Reinigungen ist die Spülung abstellbar. Die „Flush-Control 1000 N GLT“ ermöglicht die Integration in die Gebäudeleittechnik.
Um Geruchsbelästigungen vorzubeugen, bietet Keramag das System „Kera­Fresh“ an. Hygienesticks, die in die Spülkammer des Urinals integriert werden, geben bei jeder Spülung etwas Duftstoff ab. Dabei entsteht auch ein das Urinal reinigender Schaum.
Technisch besonders anspruchsvoll ist die Spülsteuerung „Sanicontrol“ von Mepa, die mit drei Sensoren den elektronischen Leitwert des Wassers und seine Füllhöhe registriert. Nach einer voreingestellten Verzögerung löst das System die Spülung aus.

Intimsphäre muss gewahrt sein
Um die Intimsphäre insbesondere in WC-Anlagen zu wahren, werden Trennwände eingesetzt. Kemmlit stellt sie bei der Serie „NiUU“ aus einem 30 und 38 mm starken Holzwerkstoff her. Zu dieser Reihe gehören Toilettentrennwände, die aufgrund einer besonderen Fußkonstruktion wie „schwebend“ wirken. Einen besonderen Clou stellen die Griffstangen aus Aluminium dar. Sie sind mit einer LED ausgestattet, die Gästen signalisiert, dass eine Kabine besetzt ist.
Sprinz bietet mit „TWS 300“ eine fast vollständig geschlossene Toilettenkabine aus Glas an. Um eine Luftzirkulation sicherzustellen, haben die Trennwände einen Bodenspalt von 23 mm. Die Drehlager der Scharniere sind nahe an den Türkanten installiert. Das soll verhindern, dass sich der WC-Benutzer klemmt. Sprinz bietet viele Formen und Größen als durchgängiges Element aus Einscheiben- oder Verbundsicherheitsglas an. Die Außenseiten sind mit Siebdruck und keramischen Farben – alternativ mit keramischem Digitaldruck – individuell gestaltbar.

Waschräume anspruchsvoll gestalten
Je weniger Berührung, desto mehr Hygiene ist zu erwarten. Grohe bietet dafür ein vielfältiges Sortiment an automatischen Waschtischarmaturen an. Besonders zu erwähnen sind die elektronisch gesteuerten Armaturen der Linien „Allure“ und „Essance“. Es gibt sie mit Verdrehsicherung. Dazu werden die Armaturen unter dem Waschtisch mit einem Winkel gegen die Wand abgestützt und bieten so einen besonderen Schutz vor Vandalismus. Die Wassertemperatur ist voreinstellbar.
Für Menschen mit Bewegungseinschränkungen hat der Hersteller Franke Aquarotter den Einhebelmischer „Aquafit“ entwickelt. Sein Hebel mit einer Länge von 150 mm ist nach dem „Zwei-Sinne-Prinzip“ aufgebaut. Seine ergonomische Formgebung mit einer Aussparung für die Finger und prägnante optische Merkmale sollen die Bedienung unterstützen. Der Verbrühungsschutz ist auf 41°C eingestellt.
Dem Händewaschen schließt sich die Trocknung an. CWS/boco hält dafür in seinem Sortiment sowohl Papier- als auch Textilhandtücher vor. Erwähnenswert ist hier das Zweikammersystem für Textilhandtücher. Die gebrauchte Rolle wird getrennt von der frischen Rolle im Spender aufbewahrt, was die Hygiene im Waschraum unterstützt. Textilhandtücher bietet CWS/boco im Mietservice an. Mit „Paradise Line“ kann der Betreiber die Frontblenden der Spender (Stoffhandtücher) nach seinen Vorstellungen selbst gestalten, z.B. mit seinem Firmenlogo. Dadurch wird er in die Lage versetzt, sein Corporate Design bis in die Waschräume fortzusetzen.
Einen anderen Weg der Händetrocknung geht Dyson mit seinen Geräten. „Airblade“ bläst Luft mit einer Geschwindigkeit von 690 km/h über die Hände des Nutzers und streift somit das Wasser innerhalb von 10 Sekunden von seiner Haut ab. Neben dem „Airblade“ bietet Dyson auch den „Airblade V“ an. Er ist um 60% kleiner als sein großer Bruder. Wenn es auf niedrige Geräusche ankommt, ist der „Airblade dB“ die richtige Wahl. Mit Schalldämpfern ausgestattet ist dieses Modell nur halb so laut wie der „Airblade“.
Ab 2015 möchte der Waschraumausstatter Tork mit seiner „Bloe“-Serie Geräte anbieten, die sich in die Online-Überwachung einbinden lassen. Dann informieren die Geräte in Echtzeit über Stand bzw. Vorrat von Papierhandtüchern, Toilettenpapier, Toilettenbenutzung und Lüftungen.

Fazit
Die Ansprüche von Betreibern und Gäs­ten öffentlicher und insbesondere halböffentlicher Sanitäranlagen sind so hoch wie nie. Und es ist davon auszugehen, dass zukünftig die Bedeutung individueller Raumgestaltung zunehmen wird. Die Industrie hat Lösungen im Programm, mit denen die Wünsche erfüllt werden können.

Autor: Michael G. Schmidt, freier Journalist

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: