TGA-Rohrinnensanierung nimmt Stellung
Kundenresonanz und Studien entgegen der Einschätzung eines Branchenverbands
Ende des letzten Jahres hat der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF) eine kritische Stellungnahme zur „Sanierung von alten Fußbodenheizungen mit Kunststoffrohren“ veröffentlicht. TGA Rohrinnensanierung hat sich auf die nachträgliche Innenbeschichtung in diesem Bereich spezialisiert und hält die Bedenken für unbegründet. Das spiegle sich vor allem in der positiven Kundenresonanz wider. Aber auch durchgeführte Studien sollen die Aussagen des Verbandes entkräften.
Im November 2015 äußerte der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF) seine Kritik gegenüber Rohrinnensanierungen von alten Fußbodenheizungen aus Kunststoffrohren. Bei dieser Methode wird die Rohrinnenseite durch ein Strahlgut gereinigt und mit einem diffusionsdichten Material überzogen. Neben fünf Punkten, die solche Verfahren als überflüssig erscheinen lassen können, ist in der Stellungnahme Folgendes zu lesen: „Der BVF empfiehlt die Sanierung und Nachbehandlung bestehender Fußbodenheizungen mit nicht sauerstoffdichten Kunststoffrohren mittels fachgerechter Systemtrennung. Unzulässig hohe Sauerstoffkonzentrationen in geschlossenen PWW-Heizungen resultieren aus z. B. zu klein dimensionierten oder defekten Membran-Druckausdehnungsgefäßen, defekten Schnellentlüftern, undichten Fittings, undichten Umwälzpumpen etc. Maßnahmen zur Behebung sind die eindeutige Identifizierung der Quelle(n) für das Eindringen von Luftsauerstoff in das Heizsystem und die nachhaltige Beseitigung dieser Fehlfunktion. Im Rahmen dieser Arbeiten ist die Entfernung von Ablagerungen im Heizsystem durch Spülung nach Überprüfung der Situation häufig notwendig und sinnvoll.“
Was sagt der Systemanbieter
Das Unternehmen TGA-Rohrinnensanierung bietet seit Jahren eine solche Rohrinnensanierung von alten Fußbodenheizungen aus Kunststoffrohren an und findet die Anmerkungen des BVF haltlos. Karim Kudsi, Vorstand und Leiter der Forschungsgruppe im Unternehmen, bezog in einem Interview gegenüber der IKZ-HAUSTECHNIK Stellung.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sind nun schon seit über 15 Jahren am Markt tätig und können daher sicherlich auf einen breiten Erfahrungsschatz im Bereich der Rohrinnenbeschichtung zurückgreifen. Wo genau liegen die Vorteile dieser Maßnahme?
Karim Kudsi: Diese liegen eindeutig in der zielgenauen Lösung des Problems.
In sehr seltenen Fällen steht mit der Diagnose der problembehafteten Fußbodenheizung eine zeitgleiche Generalsanierung im Gebäude an. Somit formuliert sich der Wunsch des Kunden relativ einfach: Er möchte, dass die vorhandene Anlage wieder so funktioniert wie früher. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wenn dies alles ohne bauliche Maßnahmen zu realisieren ist, die Kosten dafür im Rahmen bleiben und die Nachhaltigkeit sichergestellt werden kann, dann wird der Kunde doch gerne dieser Lösung den Vorzug geben. Der Gedanke an eine Baustelle im ganzen Haus ist – für viele nachvollziehbar – nicht nur aus finanzieller Sicht ein Gräuel.
IKZ-HAUSTECHNIK: Die von Ihnen genannten Vorteile sieht der BVF anscheinend ganz anders. In einer Stellungnahme heißt es beispielsweise, dass in den Fußbodenheizungsrohren keine Stabilisatoren oder Antioxidantien durch Sauerstoff ausgespült werden. Der Sauerstoff kann die in der Polymermatrix eingebundenen Additive und Stabilisatoren angeblich nicht aus dem Polymer lösen. Was sagen Sie dazu?
Karim Kudsi: Diese Aussage ist nach dem Stand der Technik falsch. Es ist nachgewiesen, dass die üblicherweise verwendeten Antioxidantien und Stabilisatoren schon nach kurzer Zeit zum größten Teil durch das Wasser ausgelaugt werden; der Sauerstoff spielt hier erst in der zweiten Stufe des Abbaus eine Rolle. D. h. durch das Wasser wird eine Konzentrationsdifferenz im HDPE erzeugt, die zu einer ständigen Migration dieser Verbindungen in Richtung HDPE-Wasser-Grenzfläche führt. Wohlgemerkt, wir sprechen von Rohren der ersten Generation, die nicht sauerstoffdicht nach DIN 4726 sind (siehe Literaturnachweis [1],[2],[3]).
IKZ-HAUSTECHNIK: Ein weiterer Punkt besagt, dass Heizrohre aus Polyethylen, Polypropylen oder Polybuten keine Weichmacher enthalten und somit keine Versprödung durch Weichmacherverlust entstehen kann.
Karim Kudsi: Das Vorhandensein von Weichmachern wurde und wird von uns nie dargestellt bzw. behauptet. Auf Inhalte von redaktionellen Berichten haben wir keinen Einfluss. Sollte ein Redakteur, der jährlich Hunderte unterschiedliche Themen verarbeitet, diese oft im Volksmund verwendete Begrifflichkeit Weichmacher statt Stabilisatoren verwenden, sollte dies mit gewisser Nachsicht betrachtet werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sie erwähnten, dass Sie Untersuchungen zu Ihrem Verfahren in Auftrag gegeben haben. Das ist sehr interessant, da ein Kritikpunkt genau solche Studien infrage stellt. Der zitierte Prüfbericht beschreibt die Messung der Sauerstoffdichtheit für ein Rohrstück von 9,5 m aus dem Werkstoff PE 100 nach EN 12201 mit Innenbeschichtung, ist in der Stellungnahme zu lesen. Diese Rohre sollen aber laut BVF in der Regel keine Anwendung in Fußbodenheizungsanlagen finden.
Karim Kudsi: Gegenstand der Prüfung durch die MPA Darmstadt ist nicht das Trägerrohr, sondern die eingebrachte Beschichtung in ein diffusionsoffenes Rohr. Die Sauerstoffdurchlässigkeit liegt nach Beschichtung nachweislich 94 % unterhalb der DIN 4726-Forderung. Im Übrigen geht der Zweck der Prüfung unmissverständlich aus der Prüfurkunde hervor.
IKZ-HAUSTECHNIK: Ich nehme an, Sie können die Prüfergebnisse schriftlich belegen? Sind diese öffentlich zugänglich?
Karim Kudsi: Selbstverständlich. Auf unserer Homepage im Downloadbereich unter:
www.tga-rohrinnensanierung.de.
IKZ-HAUSTECHNIK: Augenscheinlich sind sämtliche Punkte der BVF-Stellungnahme von Ihnen widerlegbar. Wem nützt das Papier vor diesem Hintergrund?
Karim Kudsi: Ich würde sagen niemandem, auch dem Verfasser nicht.
IKZ-HAUSTECHNIK: Das Verbandsschreiben hat dennoch einen offiziellen Charakter und sorgt sicherlich bei manchem erst einmal für Verunsicherung. Erwarten Sie eine geschäftsschädigende Wirkung und sind rechtliche Schritte geplant?
Karim Kudsi: Nein, ganz im Gegenteil. Die Veröffentlichung hat große Aufmerksamkeit erzeugt. Wir erhalten durchwegs sehr positive Feedbacks. Der Heizungsfachmann ist sehr wohl in der Lage, genau zu differenzieren und zu bewerten.
IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Kudsi, eine Frage zum Abschluss. Wie sollen verunsicherte SHK-Unternehmen in puncto Rohrinnensanierung von alten Fußbodenheizungen aus Kunststoffrohren zukünftig handeln?
Karim Kudsi: Die Verunsicherung liegt nicht in der Systemtechnik. Eine Stellungnahme, die sich weder auf Erfahrungswerte stützt, noch jeglichen wissenschaftlich fundierten Charakter aufweist, ist weder hilfreich noch sinnvoll. Die Frage nach der Motivation ist unschwer zu erraten.
Die bisherigen Rezepte haben Sie erwähnt. Diese wurden auch größtenteils durch den Heizungsbauer umgesetzt, doch es stellt sich oft nur eine mäßige Besserung ein, oder man erlangt nach kurzer Zeit erneut den mangelhaften Zustand. Jährliche Ertüchtigungsmaßnahmen wie Spülen etc. führen zu Frust beim Kunden und zum Kompetenzverlust des Heizungsbauers. Der Kunde und der Fachmann fordern zu Recht eine tragfähige und nachhaltige Lösung. Folgt man dem logischen Grundsatz der Ursachenbeseitigung statt Symptombekämpfung, kommt man um eine diffusionsdichte Beschichtung des alten Kunststoffrohres nach DIN 4726 nicht herum. Die Industrie macht dies im Übrigen aus gutem Grund seit über 25 Jahren.
Ihre Meinung ist uns wichtig
Jede Methode – egal um welchen Bereich es sich handelt – hat ihre Vor- und Nachteile, bzw. Kritiker und Befürworter. Die Erfahrung und die übereinstimmende mehrheitliche Einschätzung der Fachwelt spiegeln erst im späteren Verlauf den allgemein anerkannten Stand der Technik wider. Daher müssen Unternehmer anfangs selbst entscheiden, welches Vorgehen für sie das Richtige ist, um den Kunden eine funktionierende Anlage zu gewährleisten. Hilfreich bei der Orientierung sind Erfahrungen aus der Praxis. Konnten Sie schon welche bei der Sanierung von alten Fußbodenheizungen mit der Innenrohrbeschichtung „oxy[proof]system“ sammeln? Oder geben Sie anderen Maßnahmen den Vortritt? Dann schreiben Sie eine E-Mail mit Ihren Erfahrungen an redaktion@strobel-verlag.de. Die IKZ-HAUSTECHNIK wird ausgewählte Leserbriefe in einer der nächsten Ausgaben abdrucken.
Literatur:
[1] G. Dörner, R.W. Lang: Influence of various stabilizer systems on the ageing behavior of PE-MD-I. Hot-water ageing of compression molded plaques, Polymer Degradation and Stability, Volume 62, Issue 3, December 1998, Pages 421-430
[2] J. Viebke, U. W. Gedde, Antioxidant Diffusion in Polyethylene Hot-Water Pipes, Polymer Engineering and Science, May 1997, Vol. 37, No. 5, 896
[3] S. Affolter: Langzeitverhalten von Thermoplasten, Interstaatliche Hochschule für Technik NTB, Buchs, Schweiz, 2008