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Strategie nimmt Formen an

Lieferwagen Ford „Connect“ bauähnlich mit VW „Caddy“

Ford „ Connect“ Kastenwagen mit Diesel in zwei Längen: Entweder passen 3,1 m3 oder 3,7 m3 hinter die fest eingebaute Trennwand.

Neuartige Doppelkabine: Zugunsten von mehr Laderaum kann man die Trennwand samt faltbarer Sitzbank mit wenigen Handgriffen versetzen. (Ford)

Digitales Cockpit: Bedienelemente sind auf Pkw-Niveau und zahlreiche Fahrassistenten können unterstützend wirken. (Ford)

„Connect“ als Plug-in-Hybrid: Der Kasten wagen hat mit seinem E-Antrieb eine Reichweite von bis zu 110 km (Herstellerangabe). (Ford)

 

Vor vier Jahren wurde die gemeinsame Entwicklung besiegelt: Ford und VW Nutzfahrzeuge kooperieren in der Lieferwagen-Klasse und der Ford „Connect“ profitiert maßgeblich von den Genen des VW „Caddy“. Unter die Motorhaube des „Connect“-Kastenwagens kommt momentan ein Diesel – und bald auch ein Plug-in-Hybrid, der ab Sommer an den Start gehen soll.

Über Jahrzehnte hinweg galt Ford unter den europäischen Nutzfahrzeugherstellern als Einzelgänger bei der Entwicklung neuer Modelle. Hin und wieder gab es eine Kooperation mit Mitbewerbern, doch das beschränkte sich auf die Verwendung weniger Komponenten und war weit entfernt von gemeinsamen strategischen Überlegungen. Doch heute noch als alleiniger Profiteur eines selbst entwickelten Lieferwagens oder Transporters im Markt bestehen zu können, ist offenbar aus der Zeit gefallen.

Zwar löste im Jahr 2020 die erklärte Kooperation zwischen Ford und Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) einerseits Verwunderung in der Branche aus, weil zwei starke Konkurrenten zukünftig gemeinsam entwickeln wollten. Doch andererseits ließ sich dies als kluge, zukunftsweisende Entscheidung deuten, angesichts eines immer härter werdenden Wettbewerbs und der enormen Entwicklungskosten für eine emissionsarme Mobilität der Zukunft.

Konkurrenten werden Marktpartner

Inzwischen hat die Kooperation der beiden Hersteller konkrete Formen angenommen. Nur kurz sei erwähnt, dass Ford im Segment der 2,8-Tonner seinen kompakten Transporter „Custom“ bereits im Markt eingeführt hat. VWN adaptiert dieses Konzept für den neuen Transporter, der schon „blind“ vorbestellt werden konnte, als es von diesem Bulli noch keine kompletten Ansichten gab. Mittlerweile hat VWN Fotos veröffentlicht. Der Grund: Das Modell soll erst am 17. September auf der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation 2024 in Hannover Premiere haben.

Bei den Stadtlieferwagen sieht es anders aus. Hier ist die Kooperation ebenfalls weit fortgeschritten, es läuftaber umgekehrt: VWN teilt mit Ford das seit Jahren etablierte „Caddy“-Konzept. Die Pkw-Variante ist bereits als Ford „Tourneo Connect“ im Markt und im Mai soll auch der „Connect“-Kastenwagen in ersten Versionen im Online-Konfigurator erscheinen und beim Ford-Händler bestellbar sein. Die Auslieferung ist für den Sommer terminiert.

Front unverkennbar neu gestaltet

Dass der Stadtlieferwagen unverkennbar ein Ford ist, bringen die Designer bei der Neugestaltung der Front verblüffend gut zum Ausdruck. Auf den ersten Blick deutet nichts auf die Übernahme des „Caddy“-Konzeptes hin. Weil die Karossen dennoch stark bauähnlich sind, bleibt es dabei, dass auch der Ford „Connect“ als Kastenwagen in Normallänge ein Ladevolumen von 3,1 m3 hinter der Trennwand möglich macht. Die um ca. 35 cm verlängerte L2-Version erreicht 3,7 m3 im Frachtraum.

Für den variablen Transport von Fracht (z. B. auf zwei Europaletten) oder alternativ bis zu fünf Personen plus zusätzlichem Stauraum empfiehlt sich der „Connect“ mit einer sogenannten Doppelkabine. Gab es beim bisherigen „Connect“ eine klappbare Dreier-Rückbank in Kombination mit einem Trenngitter, so wird das 2024er-Modell voraussichtlich ab Herbst mit einer neuartigen Konstruktion starten: Hier lässt sich die mit einem Fenster kombinierte Trennwand samt der faltbaren Rückbank mit simplen Handgriffen bis hinter die erste Sitzreihe versetzen. So passen in der L1-Version immerhin noch 2,5 m3 und in der L2-Version 3,1 m3 in den Laderaum.

Während die L1-Version ein zulässiges Gesamtgewicht von etwa 2,2 Tonnen erreicht, ist die L2-Version um ca. 150 kg mehr zugelassen. Die maximale Nutzlast ist mit 820 kg angegeben und verringert sich je nach Version. Als Anhängelast können max. 1,5 Tonnen an den Haken.

Volkswagen dieselt im Ford

Wer den „Connect“ als Fronttriebler mit Verbrenner nutzen will, kann schon jetzt zwischen den beiden 2,0-Liter-Dieselmotoren mit 75 kW/102 PS bzw. 90 kW/122 PS wählen. Die stärkere Variante lässt sich auch mit Allradantrieb ordern (lieferbar ab ca. Ende 2024). Die komplette Antriebstechnik für diese „Connect“-Versionen stammt von Volkswagen. Der Fahrer kann sich sowohl durch das digitale Cockpit als auch durch etliche Fahrassistenten unterstützen lassen.

Plug-in-Hybrid ab Spätsommer

Wichtiges Know-how für die gemeinsame Weiterentwicklung steuert auch Ford bei. Beide Partner streben an, den Stadtlieferwagen elektrisch mobil zu machen. Zunächst wird es den „Connect“ als Plugin-Hybrid ab etwa 3. Quartal geben. Hier soll die rein elektrische Reichweite bis zu 110 km betragen. Der 1,5-Liter-Benziner samt E-Maschine ist mit einer Systemleistung von 110 kW/150 PS angegeben und an ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt. Für die steckerfertige Ladung kann entweder die 11-kW-Wallbox sorgen oder der Schnelllader mit max. 50 kW. In Aussicht gestellt haben die Partner auch einen rein elektrischen Antrieb, doch damit ist frühestens 2025 zu rechnen.

Autor: Thomas Dietrich, freier Journalist

 


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