Stagnation sicher verhindertStadt Braunschweig setzt zum Schutz des Trinkwassers auf Hygiene-Spülsystem
Seit 2003 die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) in Kraft trat, sind viele Städte und Kommunen zusätzlich unter Druck geraten: Trotz ohnehin knapper Finanzen mussten und müssen sie zusätzliche Strukturen schaffen, um die von ihnen betriebenen öffentlichen Trinkwasseranlagen regelmäßig zu beproben. Außerdem haben sie sicherzustellen, dass die notwendigen Maßnahmen zum Erhalt der Trinkwassergüte durchgeführt werden. Bei Beeinträchtigungen ist außerdem zeitnah für Abhilfe zu sorgen. Eine der Kommunen in Deutschland, die hier sehr konsequent handelt, ist Braunschweig. Bei Sanierungen in öffentlichen Gebäuden wird überall dort, wo ein Durchschleifen der Trinkwasserleitungen nicht möglich ist, auf automatische Spülsysteme zurückgegriffen, die eine stagnationsbedingte Verkeimung verhindern.
In Braunschweig, der traditionsreichen "Löwenstadt" im Welfenland, gibt es rund 600 öffentliche Liegenschaften. Etwa 500 davon haben eine eigene Trinkwasseranlage, fallen also unter die TrinkwV - und machen deren Umsetzung zu einem schwierigen Unterfangen, denn nur für etwa 30% der Gebäude gibt es beispielsweise derzeit verlässliche Revisionsunterlagen. Stellenleiter Dipl.-Ing. Manfred Stichler: "Mit Veröffentlichung der TrinkwV wurde schnell klar, dass sich die daraus ergebenden Pflichten nur mit speziellen Fachleuten im Fachbereich Gebäudemanagement der Stadt Braunschweig erledigen lassen. Dank der entsprechenden Mitarbeiter ist es so gelungen, den Betrieb der Trinkwasseranlagen sicherzustellen und die notwendigen Maßnahmen zum Erhalt der Trinkwassergüte durchzuführen."
(TEIL)SANIEREN UND KORREKT BETREIBEN
Warum Stichler das so wichtig ist, machen zwei zentrale Sätze im Gespräch deutlich:
"Der Erhalt der Trinkwassergüte ist in erster Linie eine Frage der fachgerechten Planung."
Und: "Für den umfassenden Erhalt der Trinkwassergüte darf nicht nur der Warmwasserbereich betrachtet werden, sondern ebenso wichtig sind die Kaltwasser-Installationen."
Was in der Konsequenz - und in Entsprechung der Hygieneschulungen nach VDI 6023 - nichts anderes heißt, als:
Um eine Trinkwasseranlage dauerhaft hygienisch einwandfrei zu halten, muss sie entsprechend ausgelegt und betrieben werden. Wo das nicht der Fall ist, sind (Teil)Sanierungen sowie Maßnahmen zur Unterstützung des bestimmungsgemäßen Betriebs unumgänglich.
Der erste Schritt zum Erhalt der Trinkwassergüte ist immer die Planung - im Kindergarten zum Beispiel durch Platzierung der Toiletten als Hauptverbraucher am Ende des Rohrleitungsnetzes.
Ein typisches Beispiel dafür ist der Kindergarten an der Chemnitzstraße in Braunschweig. Als hier die Sanierung der Etagenverteilung anstand, waren für die Warmwasserversorgung eine Zirkulation sowie eine "Vorlauftemperatur" von mindestens 60 °C bis zu den mit Thermostatventilen bzw. Verbrühschutz ausgerüsteten Zapfstellen planerisch selbstverständlich gesetzt. Für die Kaltwasseranbindung hingegen fand Dipl.-Ing. Stichler in der erst wenige Wochen zuvor von Viega in den Markt eingeführten "Visign for care"-Betätigungsplatte mit der Funktion "Hygiene+" eine aus seiner Sicht technisch überzeugende Lösung: "Durchgeschliffene Leitungen und die "sparsame" Dimensionierung der Rohrleitungen als planerisch hygienegerechte Voraussetzungen waren hier das eine, die Absicherung des bestimmungsgemäßen Betriebs als Schutz vor Verkeimung durch Stagnation das andere. Mit der neuen Betätigungsplatte ist das ohne überzogenen Investitionsaufwand gewährleistet. Außerdem halten sich die Betriebskosten in Grenzen, da die Zwangsspülung nur bei tatsächlichem Bedarf ausgelöst wird - was gleichzeitig unter ökologischen Gesichtspunkten zu begrüßen ist", erklärt Stichler.
Zum Erhalt der Trinkwassergüte gehören auch die selbstverständlich durchgeschliffenen Zapfstellen, um jedes Stagnationsrisiko in noch so kurzen Stichleitungen auszuschließen.
Die kostengünstige Installation ergibt sich aus der Tatsache, dass für die "Hygiene+"-Betätigungsplatte am ohnehin vorhandenen Spülkasten einer Toilette nur ein zusätzlicher 230-V-Anschluss benötigt wird. Die Platte selbst, mit der integrierten Elektronik steckerfertig angeliefert, passt ansonsten sogar im Austausch auf alle gängigen 2-Mengen-Spülkästen des Herstellers. Stichler: "Im Gegensatz zu anderen Sanierungslösungen, bei denen das Rohrnetz die installationsseitigen Voraussetzungen zwingend mitbringen muss, kann mit der Viega-Betätigungsplatte also auch im Bestand einfach und wirkungsvoll Stagnation und das damit verbundene Verkeimungsrisiko vermieden werden. Das ist Praxisnähe, die den - für den Erhalt der Trinkwassergüte - vor Ort Verantwortlichen schnell und effizient weiterhilft."
Wie sehr, zeigt in diesem Zusammenhang auch der Verweis auf Damentoiletten, in denen der alternativ mögliche Wasseraustausch über Urinale ausgeschlossen ist. Oder auf Herrentoiletten mit wasserlosen Urinalen, da dort das gleiche Problem besteht.
Einfache Installation: für die "Visign for care"-Betätigungsplatte muss lediglich ein 230-V-Anschluss zusätzlich gelegt werden; ansonsten passt die Betätigungsplatte auch im Austausch problemlos zu allen gängigen Viega-Spülkästen.
Wobei spätestens im nächsten Schritt - darauf legt der Braunschweiger Gebäudemanager größten Wert - dann aber wieder das Gesamtkonzept aus fachgerechter Auslegung, durchgängiger Temperaturhaltung und dem bereits genannten bestimmungsgemäßen Betrieb greifen muss: "Aus Alibi-Gründen eine Zwangsspülung am Ende einer viel zu langen Stichleitung anzubringen, kann definitiv keine Lösung sein. Stattdessen muss sie als eine wichtige Komponente in einem umfassenden Hygiene-Konzept angesehen werden, das immer auf die Gesamtbetrachtung einer Trinkwasseranlage abzuzielen hat."
FINANZIERUNGSMODELLE
Dass so etwas im Übrigen selbst in Zeiten knapper Kassen noch möglich ist - auch dafür haben die Braunschweiger mittlerweile den Beweis angetreten: Neben einem 2006 aufgelegten eigenen Finanzierungsprogramm konnten auch Mittel aus dem "Konjunkturpaket II" unter anderem für die Sanierung der Trinkwasseranlagen in öffentlichen Gebäuden eingesetzt werden. Im kommenden Jahr soll darüber hinaus eine Öffentlich-Private-Partnerschaft für einige städtische Liegenschaften hinzukommen, über die dann ein privater Betreiber nicht zuletzt für den Erhalt der Trinkwassergüte in diesen Liegenschaften verantwortlich zeichnet.
Bilder: Viega GmbH, Attendorn
www.viega.de
BEDARFSGERECHTE HYGIENESPÜLUNG
Die berührungsfreie Betätigungsplatte mit "Hygiene+"-Funktion wird über einen mitgelieferten Magnetschlüssel programmiert. Sie verfügt über eine programmierbare Elektronik, über die unabhängig von den normalen Spülmengen sowohl Spülintervalle - ein bis drei Mal wöchentlich - als auch eine dann gewünschte Spülmenge - zwischen drei und neun Liter -eingestellt wird.
Im Gegensatz zu anderen Systemen wird die so definierte automatische Spülung aber nicht nach einem starren Zeitraster ausgelöst, sondern nur bei Bedarf, also wenn zwischenzeitlich keine reguläre Nutzung erfolgt ist: Die Betätigungsplatte erfasst jede manuelle Betätigung nach Benutzung der Toilette und berechnet danach das eingestellte Zeitintervall bis zur nächsten Spülung neu.
Da zusätzlich zum Zeitintervall das Spülvolumen auf die Wassermenge in der vorgelagerten Installation einstellbar ist, wird also bedarfs- und volumengerecht nur so viel gespült, wie dies für den Erhalt der Wassergüte tatsächlich notwendig ist.