Werbung

Spielen erlaubt

Herbstmessen. Wenn neue Küchenmöbel wie gebraucht wirken, hat dies einen ganz besonderen Vorteil: Die Reklamationsquote aufgrund von Transportschäden dürfte gewaltig abnehmen.

 

Diese nicht ganz ernst gemeinte Einschätzung lenkt den Blick dennoch schnurstracks auf die prägenden Trends des Küchenmöbeljahres 2011. An vielen Ausstellungsorten dominierten in diesem Herbst Natürlichkeit und Nachhaltigkeit suggerierende Fronten in sogenannter Used-Optik. Mal im handfesten Blockhaus-Dekor, mal in der Light-Variante Sägerau (die zwar nicht offiziell in der Kategorie „Used“ eingereiht werden darf, aber dennoch so wirkt). Mal massiv, mal furniert, mal reproduziert. Mal wild, mal elegant. Der Variantenreichtum von Küchenmöbeln im Öko-Gewand ist enorm. Wobei sich Ballerina Küchen mit dem bereits 2009 präsentierten Modell Castell Eiche in einer Vorreiterrolle sieht, und Eggersmann die wohl prägnanteste Version präsentierte – auch diese in Eiche.
Darüber hinaus prägen haptisch anspruchsvolle Oberflächen mit sogenannten 3-D- bzw. Synchron-Poren die Neuheitenlisten vieler Hersteller. Bei den Farben wird es analog zum Öko-Trend wieder wärmer: viel Braun und Beige mit einem Schuss Grau. Oder umgekehrt. Das wirkt wohnlich und dennoch elegant.

Apple lässt grüßen
Eine weitere Entwicklung zielt auf die Form der Möbel: Allzu strenge Linien scheinen im „i-Zeitalter“ verpönt. Auch die Küchengestalter sind im Apple-Zeitalter angekommen und nutzen nicht nur die technischen Möglichkeiten der Integration und Vernetzung, sondern auch die Apple-typischen, leicht abgerundeten Formen. Am intensivsten zu sehen bei Nolte Küchen.
Neue Oberflächen, neue Farben, neue Formen – das äußere Gesicht der Küche zeigt sich immer natürlicher, wohnlicher, gemütlicher und im Hochwertsegment punktuell immer matter. Zumindest in den von Neuheiten geprägten Hausausstellungen. Dass je nach Hersteller 40 bis 60% der Küchen in Weiß bzw. zumindest einem hellen Farbton wie Magnolie ausgeliefert wird – und das bevorzugt in Glanz und grifflos –, ist Handelsrealität. Was den Vertreter eines großen ostwestfälischen Herstellers nach erfolgreich absolviertem, einstündigem Messerundgang zur treffenden Bemerkung veranlasste: „Und am Ende ist die ­Küche Weiß.“

Italienisches Flair
Spielen sollte trotzdem erlaubt sein. Entsprechende Versuche mit Leder, Edelstahl, Glas, Stein und Schiefer werden vielleicht niemals oder nur in geringen Stückzahlen umgesetzt, fördern aber den kreativen Wettbewerb und heizen ihn soweit an, dass sich der Messegast schon fast ein wenig wie in Italien wähnte. Man hat halt was zu erzählen – und das ist immer wichtig auf einer Messe.
Ein weiteres, ebenso heiß wie kontrovers diskutiertes Thema ist die Elektrifizierung von Möbeln. Jede Ausstellung, die auf sich hielt, zeigte zumindest die Variante mit elektrisch bewegten Oberschrank-Klappen. Hier waren sich die meisten Befragten einig: Gerade bei hohen Oberschränken – und es geht wieder mehr in die Höhe – ist die elektrisch gesteuerte Bewegung ein Segen. Der Einsatz in Unterschränken wird hingegen deutlich zurückhaltender bewertet. Zumindest aktuell.

Etablierte Branchen-Plattform
Die Küchenmeile mit ihren begleitenden Ausstellungen Focus Küche & Bad, Forum 26 und Gut Böckel ist ein etabliertes und gut besuchtes Fachhandelsforum. Dies zeigte die jüngste Woche im September ein weiteres Mal – auch ohne die Besucher der bislang parallel im September terminierten (jetzt Mai) stattfindenden Möbel Ordermesse (M.O.W.). Dass es am ersten Messetag, dem Samstag, eher verhalten anlief, ließ zwar so manchen Fachmann schon von schwierigen Messezeiten in Ostwestfalen philosophieren, doch der weitere Verlauf ließ diese Stimmen nachhaltig verstummen. An den meisten Orten war von ebenso vielen Messegästen wie in den Vorjahren die Rede, manche Aussteller verzeichneten einen steigenden Publikumszuspruch. Hervorgehoben wurde vielerorts die Qualität der Messegespräche. Dass die quanitativen Besucherzahlen der Fachmesse Focus ­Küche & Bad diesmal niedriger ausfielen als im Vorjahr (9000 Eintritte nach FKM im Gegensatz zu 10.742 FKM-geprüfte Besucher 2009) liegt in der Natur der Sache, hatte sich die Zahl der Aussteller doch von 89 auf 63 reduziert, darunter einige namhafte Unternehmen wie Blanco, AEG-­Electrolux, Gorenje, Bauknecht und Villeroy & Boch. Bei den nach wie vor ausstellenden Unternehmen fiel die Bilanz jedoch überwiegend positiv aus, manch einer bewertete es zudem als positiv, die Aufmerksamkeit der Messebesucher verstärkt auf sein Angebot richten zu können. Dabei fiel auf: Wer seine Messepräsenz vorab aktiv kommuniziert und Kunden konkret eingeladen hatte, profitierte von einer entsprechenden Resonanz. Das Kürzel „FKM“ steht übrigens für Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen. Die Gesellschaft hat in Berlin ihren Sitz.

Focus in Zahlen
Während der sechstägigen Veranstaltung waren die besucherstärksten Tage laut Messeveranstalter Clarion Survey erneut der Sonntag, Montag und Dienstag. Deutschland machte demnach mit 89% (2009: 84%) den größten Einzugsbereich der Focus Küche & Bad aus, ca. 11% (Vorjahr: 16%) aller Besucher waren aus dem Ausland angereist. Die Gesamtzahl der Besuchernationen betrug 39. Spitzenreiter bei den internationalen Besuchern seien traditionell die direkten Nachbarn Niederlande und Belgien. Gemeinsam stellten diese beiden Nationen über die Hälfte des ausländischen Besucheraufkommens der Focus Küche & Bad, gefolgt von Fachbesuchern aus Österreich, Frankreich, Italien, Polen und Luxemburg.
Im nächsten Jahr wird die Focus Küche & Bad vom 17. bis 22. September ihre Tore öffnen. (dib)

www.kuechenmeile.de

www.f-kb.de

www.forum26.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: