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Sehr gesprächig

Mit dem Systemregler „ISR HSM“ ermöglicht Brötje die Vernetzung einer ganzen Reihe von ­Komponenten. Durch deren Kommunikation untereinander entsteht ein funktionierendes Gesamtsystem. Bild: Brötje

Mit diesem Beispiel zeigt Vaillant seine Vernetzungslösung für effizientes ­Energiemanagement zwischen Wärmepumpe und Photovoltaikanlage mit der Kommunikationsschnittstelle via Cloud. Bild: Vaillant

Das „Control Center Connect“ von Buderus ermöglicht den Endkunden eine komfortable ­Fernsteuerung und Überwachung ihrer Heizungsanlage. Bild: Buderus

Das „Smart Service Tool“ von Remeha hilft dem Handwerker vor Ort bei der Wartung und Fehlerdiagnose. Ergänzend wird Remeha Ende 2018 „Remeha Connect“ auch in Deutschland einführen. Damit ist eine Fernüberwachung der Geräte mit Dashboard und Predictive Maintenance Meldungen möglich. Bild: Remeha

Smart-Home-Lösungen bieten nicht nur den Nutzern die ­Möglichkeit, einzelne Komponenten via Smartphone zu steuern. Auch Software-Schnittstellen nur für Fachhandwerker erweitern denFunktions- und Serviceumfang für vernetzte Heizsysteme enorm. Bild: Wolf

 

Internetfähige Wärmeerzeuger kommunizieren mit Endkunde, Fachbetrieb und Hersteller
Heizkessel, die online gehen, entwickeln sich mehr und mehr zu einem neuen Standard. Dadurch verändern sich aber nicht die Geräte selbst und unser Umgang damit, sondern vor allem auch die Dienstleistungen und Prozesse im Fachhandwerk, die mit ihnen verknüpft sind.

„Alexa, heize morgen früh das Bad um halb 8 auf 25 Grad.“ Vernetzte Heizungsanlagen, die auf Sprachbefehle wie diesen hören, sind zu einem wichtigen Baustein von modernen Gebäuden und Wohnungen geworden. Das Smart Home ist aber nur eines von vielen Beispielen, in denen internetfähige, vernetzte Heizungsanlagen zu finden sind. Was wäre, wenn digitale Assistenten uns einmal mit Fragen wie diesen ansprechen würden, anstatt einfach nur wie bislang unsere Befehle entgegenzunehmen? „Ihr Energieverbrauch ist im Vergleich zum Vorjahr um 7 % gestiegen. Soll ich einen Wartungstermin mit Ihrem Installateur vereinbaren?“ Auch der Umstand, dass Haushalte in Zukunft nicht mehr nur die Energie, die sie verbrauchen, selbst produzieren, sondern überschüssige Energie zurück ins Netz speisen werden können, verändern die Anforderungen und das gesamte System.  
Viele Wege führen ins Internet
Sowohl Handwerksbetriebe, die Nutzer von unterwegs als auch Hersteller können einen Zugriff auf vernetzte Heizungsanlagen benötigen – sei es für die Wartung der Anlage, die Steuerung sowie Updates der Firmware oder die Analyse der Daten. Die entscheidende Schnittstelle dieser Art von Vernetzung ist darum der Internetzugang. Wenn es um die Kommunikation zwischen Geräten und die Vernetzung von technischen Infrastrukturen im Smart Home geht, ist die Zahl der möglichen Technologien und Standards im Vergleich dazu sehr viel größer. Wenn es allerdings um die Vernetzung zwischen Betrieben, Kunden und Heizungsanlagen geht, dominieren WLAN und LAN als Vernetzungsstandards.
Insbesondere die neueren Heizungssysteme verfügen in der Regel über integrierte Internetmodule, die nur noch über ein LAN-Kabel mit dem Internet-Router verbunden werden müssen. Dabei lassen sich im Prinzip auch ältere Geräte digital vernetzen, um die daraus entstehenden Vorteile wie Fernsteuerung und Energieeinsparungen zu realisieren. Hier spielen Zusatzmodule eine große Rolle. Die Heizkessel und Wärmepumpen von Junkers Bosch ohne integriertes Internet-Gateway (z. B. auch „Cerapur 5“, „Olio Condens 7000 F“ oder „Supraeco A SAS – 2“) lassen sich über das Zusatzmodul „MB LAN2“ problemlos nachträglich mit dem Router und somit dem Internet verbinden.
Neues Know-how für das Fachhandwerk
Mit der zunehmenden Verbreitung von vernetzten Heizungssystemen wird auch neues Know-how in den Bereichen IT und Netzwerktechnik nötig. Das bedeutet allerdings nicht, dass ab sofort jeder Betrieb IT-Spezialisten einstellen muss. Fachhandwerker können bei Herstellern wie Buderus auch Netzwerkspezialisten beauftragen, die die Heizung des Endkunden mit dem Internet verbinden. Der „Connect Service“ umfasst dabei nicht nur die Installation der Hardware, sondern auch die Einweisung des Endkunden in die Fernsteuerung der Heizung über das Online-Portal. Fachhandwerker können mit Dienstleistungen wie diesen verlässlich kalkulieren, da sie in unterschiedlichen Komplettpaketen zu Festpreisen angeboten werden. Auch Spezialaufgaben wie das Einrichten des Routers vor Ort oder ein zu großer Abstand zwischen Netzwerkbuchse und Heizkessel lassen sich so einfach beauftragen.
Fernwartung, Ferndiagnose und Energieberatung
Vernetzte Heizsysteme eröffnen eine ganze Reihe von neuen Dienstleistungen und Angeboten, die SHK-Betriebe ihren Kunden anbieten können. Möglichkeiten zur Ferndiagnose, Fernwartung und Energieberatung auf Basis der Analyse der Verbrauchs- und Gerätedaten bringen Betrieben und Kunden gleichermaßen Vorteile. Insbesondere Services wie das regelmäßige Prüfen auf Firmware-Updates, die Installation neuer Software sowie das frühzeitige Erkennen von Fehlfunktionen („Predictive Maintenance“), stellen ein wichtiges, neues Geschäftsfeld im Bereich Service dar, den Betriebe nicht ungenutzt lassen sollten.
Zum Teil sind diese Dienstleistungen auch dann möglich, wenn das IT-Know-how in einem Betrieb gerade erst aufgebaut wird. Der bereits erwähnte Dienst „Connect Services“ von Buderus umfasst auch die Einweisung von Fachhandwerkern in das Online-Portal „Control Center ConnectPRO“. Über dieses können Betriebe die Anlagen ihrer Kunden immer im Blick behalten. Integrierte Diagnose-Tools von Web-Plattformen oder Smart-Home-Lösungen machen eben nicht nur das Fernsteuern, sondern vor allem auch die Ferndiagnose von Heiztechnik möglich.
Schutz personenbezogener Daten
Ein besonderes Augenmerk muss beim Betrieb von vernetzten Heizungsanlagen auf die gesetzlichen Regelungen bezüglich des Datenschutzes gelegt werden. Die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die seit Mai 2018 vollständig in Kraft getreten ist, sorgt nach wie vor bei vielen Unternehmen und Betrieben, die personenbezogene Daten von Kunden speichern und verarbeiten, für Verunsicherung. Das Papier sieht vor, dass persönliche Daten nur unter der Zustimmung der jeweiligen Person übermittelt, gespeichert und verwertet werden dürfen. Das betrifft teilweise auch maschinell erhobene Daten wie die in Heizungsanlagen, die mit Kundendaten verknüpft sind, die auf das persönliche Heizverhalten oder die mögliche Anwesenheit von Personen im Gebäude schließen lassen. Eine Beratung hinsichtlich der rechtlichen Lage, der Anforderungen bei der Datenverarbeitung oder der Pflicht, einen Datenschutzbeauftragten zu benennen, lohnt sich allein aufgrund der Höhe der möglichen Strafzahlungen.
Gewerbe & Industrie vs. Privathaushalte
Vernetzte Heizsysteme sind längst in allen Einsatzbereichen und Ausführungen zu finden, sodass sowohl private Anwender diese nutzen als auch Anlagen zu finden sind, die allen gewerblichen Anforderungen gerecht werden. Der Gas-Brennwertkessel „Trigon XL“ und Blockheizkraftwerke der Reihe „Varion C-Power“ von Elco verbinden dabei die Aspekte Leis­tung und Effizienz, ohne die Bedienvorteile von vernetzten Systemen außen vor lassen zu wollen. Über die smarte Steuerung mittels Farb-Touchscreen und drahtloser Internetverbindung verspricht das Unternehmen sowohl eine einfache Bedienung als auch die Möglichkeit zur Fern­überwachung.
Die Wärmewende und das Smart Grid
Gerade wenn es um den Anspruch geht, Emissionen zu verringern und so einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten, stehen energieeffiziente, vernetzte Heizsys­teme im Fokus. Für Andreas Lücke vom BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) ist die Digitalisierung von Heizsystemen kein neues Phänomen mehr. Insbesondere die Bedienvorteile und die Einsparungen beim Heizen würden die Entwicklung vorantreiben. „Laut einer bei Prof. Bert Oschatz der TU Dresden beauftragten Studie sind allein dadurch zwischen 10 und 15 % Einsparung realistisch. Aktuell geht die digitale Vernetzung jedoch weiter. Im Moment werden alle Komponenten innerhalb eines Hauses miteinander vernetzt – es entsteht ein ‚Internet of Things in the House‘.“
Der Status quo bei den vernetzten Heizsystemen ist laut Lücke jedoch nur das Zwischenstadium, im Rahmen einer größeren Gesamtentwicklung, bei der die nächste Ausbaustufe bereits in den Startlöchern steht. „Hybride Heizsysteme, bei denen die Wärmepumpe, der Energiespeicher und das Photovoltaik-System über einen Energiemanager miteinander kommunizieren können, sind inzwischen marktreif. Noch Zukunftsmusik ist dagegen die externe Vernetzung im Rahmen eines Smart Grids, sodass beispielsweise flexible Stromtarife genutzt werden können. Allerdings ist diese Entwicklung meiner Überzeugung nach nur noch eine Frage der Zeit.“
Vor diesem Hintergrund ist es insbesondere für SHK-Betriebe wichtig, sich so früh wie möglich auf diese Entwicklung einzustellen. Abgesehen von modernen Anlagen in Neubauten gibt es in diesem Bereich nach wie vor einen immensen Bedarf an Modernisierung. Ein Grund für die Zurückhaltung beim Umstieg auf vernetzte Heizsysteme: Viele Hausbesitzer wissen nicht, welche Vorteile sie von einem solchen System haben und welcher Aufwand dafür notwendig ist.
Vorteile für den Kunden
Dabei bieten vernetzte Heizsysteme zahlreiche Vorteile für die Kunden. Einer der wichtigsten Anreize, die für vernetzte Heizsysteme sprechen, ist sicherlich das Thema „Energiesparen“. Dabei muss es sich nicht immer gleich um Solarthermie oder Wärmepumpe handeln, die von sich aus einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase beitragen. Vielmehr lassen sich durch die Auswertung der Daten und durch die Regelung des Heizsystems Energie sparen. In einem Smart Home bzw. einem Smart Building lässt sich die Wärme- und Energieproduktion sogar in Abhängigkeit von der Anwesenheit der Bewohner steuern, ohne dass es Einbußen beim Komfort gibt. Auch Fehlbedienungen und falsche Einstellungen, die möglicherweise größere Schäden oder Energieverluste verursachen, können von SHK-Betrieben über Web-Plattformen, z. B. über „Vitoguide“ von Viessmann, frühzeitig erkannt werden. Für Anlagenbetreiber steigt somit der Grad an Sicherheit, die Zuverlässigkeit und damit auch die Langlebigkeit der Heizungsanlage selbst.
Das SHK-Handwerk und die Fachbetriebe gewinnen
Den SHK-Handwerkern fällt in diesem Zusammenhang eine immer größere Bedeutung zu. Die Hersteller von vernetzten Heizsystemen bauen die Schnittstellen zwischen Endverbraucher und Produzent durch Software-Lösungen und digitale Dienstleistungen immer stärker aus – insbesondere die Vermittlung von Kontakten zu Fachpartnern und Fachbetrieben, Online-Tools zur Konfiguration von Heizsystemen und Online-Service-Tools zum Monitoring der Anlagen durch die Betriebe. Diese können den Zustand der Anlagen ihrer Kunden auch aus der Ferne fortlaufend beurteilen. Nötige Wartungseinsätze können dadurch besser geplant oder im Idealfall Änderungen direkt an der vernetzten Heizanlage durchgeführt werden, ohne überhaupt vor Ort sein zu müssen. Das spart den Betrieben Zeit und Geld.
Fazit
Vernetzte Heizsysteme stellen eine enor­me Chance für das SHK-Handwerk und die Fachbetriebe dar. Durch die zahlreichen digitalen Services können sie sich besser denn je vom Wettbewerb abheben und ihren Kunden zugleich zahlreiche Vorteile bieten. Auf diese Weise sichern sich die Betriebe nicht nur ihre Zukunft, sondern leisten auch einen wesentlichen
Beitrag zu einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Ressourcennutzung.

Autor: Christian Schön, freier Journalist

 


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