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Schwacher Markt für Solarthermie Bereits 1,5 Millionen Solarheizungen auf deutschen Dächern

Noch 2008 lag der Markt für Technologien zur Nutzung von Erneuerbaren Energien auf der Zielgeraden. Umso drastischer zeigt sich der Einbruch bei Solarthermie in 2010. So ging der Absatz in diesem Segment gegenüber dem guten Jahr 2008 um die Hälfte zurück. Aufgrund steigender Heizkosten und dem nach wie vor hohen Sanierungsbedarf rechnet die Solarbranche für das Jahr 2011 jedoch mit einem anziehenden Geschäft.

 

Der Bruttokollektorabsatz der monatlichen BSW-Solar/BDH-Statistik lag im November 2010 mit 69319 m² rund 17,8% unter dem vergleichbaren Vorjahresmonat (November 2009: 84318 m²). Mit Einsetzen des Winters und der schlechten Witterung fällt der Absatz erfahrungsgemäß. Der Rückgang bei Röhrenkollektoren lag im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 30,6% und erreicht einen absoluten Wert von 6477 m², kumuliert für das Jahr 2010 liegt der Rückgang bei 33,7% (86781 m²). Der Absatzrückgang bei Flachkollektoren liegt im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 16,2%, absolut wurde ein Wert von 62842 m² realisiert, kumuliert im Jahresverlauf fiel der Absatz um 24,3% (818387 m²). Der Anteil der Röhrenkollektoren am Gesamtkollektorabsatz liegt damit bei 9,6%.

Hoher Sanierungsbedarf

Im Jahr 2010 wurden auf deutschen Dächern nach Schätzungen des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V. weit über 100000 neue Solarwärme-Anlagen installiert. Damit sind bundesweit inzwischen gut 1,5 Mio. Solarheizungen in Betrieb.
„Immer mehr Eigenheimbesitzer heizen mit Solarwärme und reduzieren dadurch spürbar ihre Heizkosten. 2010 enttäuschte der Markt zwar aufgrund einer mehrere Wochen andauernden Fördermittelsperre. Für 2011 erwarten wir vor dem Hintergrund steigender Heizkosten und eines hohen Sanierungsbedarfs eine Marktbelebung“, sagt Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft.
Nach einer jüngsten Studie des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg erzielen Eigenheimbesitzer die niedrigsten verbrauchsgebundenen Heizkosten, die ihre Heizung aus einer Kombination von Solar- und Bioenergie betreiben. Bei einer Sanierung ineffizienter alter Heizungen lassen sich die Heizkosten in vielen Fällen halbieren. Über 3 Mio. Heizkessel gelten in Deutschland als gänzlich überaltert.

50?% Solarwärme
Über welches Leistungsvermögen die Solarwärme-Technologie (Solarthermie) in ihren vielen Einsatzgebieten verfügt, ist in einem von der Deutschen Solarthermie-Technologieplattform (DSTTP) veröffentlichten Papier deutlich geworden. Nach mehrjähriger intensiver Arbeit hat die DSTTP ihre „Forschungsstrategie Niedertemperatur-Solarthermie 2030“ vorgelegt. Die richtungsweisende Strategie wurde am 8. Dezember 2010 durch BSW-Solar Vorstand Andreas Wagner, DSTTP-Leiter Gerhard Stryi-Hipp und BSW-Solar Geschäftsführer Carsten Körnig offiziell an das Bundesumweltministerium übergeben.
Die Forschungsstrategie wurde von etwa 100 Experten aus Industrie und Forschung in acht Arbeitsgruppen erstellt. Sie zeigt auf, mit welchen Technologien die Vision der DSTTP erreicht werden kann. Die Vision sieht vor, bis zum Jahr 2030 etwa 50% des Wärmebedarfs mit Solarwärme bereitzustellen. Die DSTTP fordert u.a. eine deutliche Erhöhung der Forschungsmittel, um die identifizierten Forschungsaufgaben bearbeiten zu können.
„Die Forschungsstrategie ist für Forschung und Industrie von großer Bedeutung, da sie eine klare technologische Perspektive für den Erhalt der Technologieführerschaft deutscher Unternehmen aufzeigt“, so BSW-Solar Vorstand Andreas Wagner bei der Übergabe der Strategie. „Jetzt ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Forschungsaktivitäten in den Instituten und der Industrie deutlich ausgeweitet werden können.“
Auf 120 Seiten beschreibt die Forschungsstrategie den aktuellen Status der Solarwärmetechnologie und stellt in den fünf Technologiefeldern Sonnenkollektoren, Speichertechnologien, Systemtechnik, solare Kühlung und Prozesswärme den Forschungsbedarf bis zum Jahr 2030 vor. Für jedes Feld werden kurzfristige sowie mittel- und langfristige Forschungsthemen aufgelistet und entsprechende Leitprojekte vorgeschlagen. Als flankierende Maßnahmen werden die Qualitätssicherung sowie der Qualifizierungs- und Ausbildungsbereich genannt, die gezielt ausgebaut werden müssen, um die beschriebenen Ziele zu erreichen.



Neue Beschichtungstechnologien

Aus den Technologievisionen lassen sich verschiedene Schwerpunkte für die Kollektorforschung ableiten, z.B. hinsichtlich neuer Werkstoffe und Materialien für Solarkollektoren.
Der Einsatz von Aluminium und Kupfer in Form von Profilen, Blechen und Rohren hat sich in den Solarkollektoren bewährt, diese bieten jedoch nur eingeschränkte Möglichkeiten zur konstruktiven Gestaltung. Da diese Materialen einen hohen Anteil an den Kollektorkosten haben und ihre Preise potenziell stark steigen, spielen Materialeinsparungen und der Ersatz durch günstigere Materialien eine Schlüsselrolle bei der Kostensenkung und der Erschließung neuer Anwendungsgebiete von Solarkollektoren. Die Auswahl der einsetzbaren Materialien hängt stark von den durchschnittlichen Arbeitstemperaturen und den maximal erreichbaren Temperaturen (Stagnationstemperaturen) ab. Deshalb müssen bei der Materialauswahl deren Anwendungsbereich und die Systemkonfiguration mit betrachtet werden.
Kostengünstige Kunststoffe sind problemlos einsetzbar bei Arbeitstemperaturen bis 90°C. Allerdings ist das Problem zu lösen, dass im Stagnationsfall bei heutigen Kollektoren Temperaturen von über 200°C erreicht werden, denen diese Kunststoffe nicht widerstehen. Voraussetzung ist also bei jeglicher Materialoptimierung die sichere Beherrschung der am Kollektor auftretenden thermischen und mechanischen Beanspruchungen durch die Entwicklung eigensicherer Bauteile und Systemkonzepte. Funktionale, leichte, unempfindliche und bruchfeste Materialien zur transparenten Abdeckung, als Gehäusematerial, Wärmedämmung oder Absorber haben ein großes Potenzial, Kosten, Bauvolumen und Gewicht zu verringern.
Angepasste, funktionale, kostengünstige, langlebige und umweltverträgliche Beschichtungstechnologien müssen entwickelt werden, um den Einsatz von Kunststoffen, Keramiken oder anderen anorganischen Materialien als Absorber-Materialien zu ermöglichen. Bei unabgedeckten Kollektoren für den Niedertemperaturbereich müssen die Absorberbeschichtungen dauerhaft einer direkten Bewitterung standhalten. Beschichtungen und Konstruktionen für hocheffiziente, kostengünstige und langzeitbeständige Reflektoren und Konzentratoren werden benötigt für neue Kollektorkonzepte, die Mittel- und Hochtemperatur-Prozesswärme bis zu 250?°C bereitstellen. Soweit die Technologievisionen der DSTTP.
Die DSTTP ist ein Zusammenschluss von Solarthermie-Experten aus Industrie, Forschung und Politik mit dem Ziel, die Technologieentwicklung zu beschleunigen. Sie wurde vier Jahre lang vom Bundesumweltministerium und dem Projektträger Jülich im Rahmen des Projektes TechnoSol gefördert. Das Projekt wurde durchgeführt vom Bundesverband Solarwirtschaft e.V., dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme und dem ITW der Universität Stuttgart in Kooperation mit Solar- und Wärmetechnik Stuttgart (SWT).
Der BSW-Solar wird auf den Ergebnissen der DSTTP aufbauen und mit der nun vorgelegten Forschungsstrategie in Zukunft die Politik in Fragen der Technologieentwicklung beraten. Erste Vorschläge der Forschungsstrategie sollen bereits in das derzeit in Arbeit befindliche 6. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung einfließen. Die Fortführung der Arbeit der DSTTP soll auch weiterhin im Schulterschluss mit Forschungsinstituten und anderen Branchenakteuren geschehen.
Seit Juli 2010 gewährt der Bund für den Einsatz von Solarwärme wieder attraktive Zuschüsse im Rahmen des Marktanreizprogramms für Erneuerbare Energien (MAP). Die Zuschüsse können sich je nach Größe und Heizkombination auf mehrere Tausend Euro belaufen.

 


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