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Schnellschüsse nutzen wenig

Seit einiger Zeit bieten Energieversorger, Banken, Baumärkte, Baustoffhändler, Kommunen oder Städte sogenannte "Thermografie­aktionen" für wenig Geld an. Leider werden oft notwendige Standards nicht eingehalten und der Endverbraucher nicht ausreichend informiert.

 

Die Infrarot-Thermografie ist ein leistungsstarkes, zerstörungsfreies Verfahren zur Überwachung des Zustandes von Gebäuden…


…sowie zur Erkennung und Beseitigung von Problemen in und an solchen Gebäuden – wenn sie denn gewissenhaft und professionell ausgeführt wird.

Um Gebäude energetisch beurteilen zu können, müssen Energiebedarfsberechnungen durchgeführt werden. Zur Dokumentation der thermischen Gebäudeschwachstellen sind Infrarotaufnahmen sehr gut geeignet. Leider werden in jüngster Zeit verstärkt sogenannte „Thermografieaktionen“ für wenig Geld angeboten, die oft mit meist nur 4 Außenaufnahmen den Endverbraucher stark verun­sichern. Nicht selten erkundigen sich dann die Bürger beim Bundesverband für Angewandte Thermografie über den Nutzen und die Aussagekraft der Infrarotbilder von der Thermografieaktionen.

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Fragwürdige Aktion
Da nur einige Infrarotbilder aus dem Außenbereich angeboten werden, liegt der Preis für ein Einfamilienhaus oft unter 100,– Euro. Dieser geringe Preis kann sich auch nur rechnen, wenn pro Nacht mehrere Gebäude, die örtlich nahe beieinander liegen, untersucht werden. Bei den Thermografieaktionen ist es meist die Regel, schon im Herbst einen Termin für den Winter dafür festzulegen.

Um seriöse Infrarotuntersuchungen durchführen zu können, ist es unmöglich, eine langfristige Terminplanung vorzunehmen. Es ist in keinster Weise absehbar, was in einigen Wochen für Wetter herrscht. Eine thermografische Untersuchung eines Gebäudes ist nur möglich, wenn eine ausreichende Temperaturdifferenz von mindestens 15 K (z. B. 20 °C Innentemperatur und + 5 °C Außentemperatur oder niedriger) vorhanden ist. Auch wenn durch Sonneneinstrahlung die Häuserwand am Tage erwärmt wurde, kann frühestens zwölf Stunden nach Sonnenuntergang eine thermografische Messung erfolgen. Windeinfluss macht thermografische Untersuchungen ebenfalls unbrauchbar.

Leider wird bei diesen Aktionen oft verschwiegen, dass auch Infrarotaufnahmen aus dem Innenbereich zur energetischen Einschätzung des Gebäudes notwendig sind. Die meisten Thermografieaktionen müssen daher als bedenklich eingestuft werden. Der Endkunde wird in den überwiegenden Fällen nicht umfassend und zum Teil sogar falsch informiert.

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Aussagekräftige Aktionen ­erfordern Zeit
Außenaufnahmen von Gebäuden sind sehr plakativ. Viele thermische Schwachstellen an Häusern können aus dem Außenbereich jedoch gar nicht erkannt werden. Dächer haben eine erhöhte Abstrahlung. Durch den meist spitzen Aufnahmewinkel im Dachbereich, spiegelt sich im Regelfall die kalte Atmosphäre wider. Das Dach erscheint im Infrarotbild bedeutend kälter als es in Wirklichkeit ist. Auch das Problem der Schimmelbildung und /oder Taupunkt­unterschreitung in Zimmerecken oder Geschossdeckeneinbindungen kann mit ­Außenaufnahmen nicht erkannt und somit nicht untersucht werden. Undichte Dachbereiche und Bodenluken sind nur von innen zu erkennen.

Alle Gebäude mit einer hinterlüfteten Fassade müssen zwangsläufig aus dem Innenbereich untersucht werden. Eine ­Außenthermografie zeigt hier keinerlei Wärmebrücken. Bei nur Außenuntersuchungen wiegt sich der Hausbesitzer möglicherweise in Sicherheit, obwohl das Gebäude gravierende bautechnische Mängel aufweist. Werden nur Außenaufnahmen für scheinbar billiges Geld angeboten, ohne den Hauseigentümer von den Nachteilen der unvollständigen Messung zu informieren, so ist dies unseriös. Auch bei den Thermografieaktionen sollte das Ziel verfolgt werden, dass der Endverbraucher schon im Vorfeld über den Initiator der Aktion und das Thermografiebüro umfassend informiert und aufgeklärt wird, damit mögliche Fehlentscheidungen bei der Gebäudesanierung vermieden werden.

Für eine aussagekräftige Gebäudeuntersuchung sind mindestens zwei Stunden vor Ort zu veranschlagen. Die Auswertung der Infrarotaufnahmen mit der Berichterstellung im Büro dauert dann nochmals sechs bis acht Stunden.

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Richtlinien zur Bauthermografie
Auf der Webseite des Bundesverbandes findet man Richtlinien zur Bauthermografie, die notwendigen Kameratechniken und die benötigten Zertifizierungen. Nach der DIN EN 473 gibt es drei Zertifizierungsstufen. Personen, welche Infrarotmessungen ohne Aufsicht durchführen, müssen nach der Stufe 2 zertifiziert sein. Hier findet man auch Stellungnahmen des Österreichischen und Schweizer Thermografieverbandes zu diesem Thema.

Der Bundesverband für Angewandte Thermografie hat einen Flyer zur qualitätsgerechten Untersuchung von Gebäuden über Infrarot-Messungen erarbeitet, dem Mindestanforderungen für die Überprüfungen zu entnehmen sind. An ­diese Richtlinien sollte sich jeder halten, der thermografische Messungen durchführt. Der VATh hat es leider schon erleben müssen, dass bei Sonneneinstrahlung ­Häuser untersucht worden sind oder es viel zu warm für die Messungen an Gebäuden war. Der Endverbraucher bekommt einige bunte Bilder, welche oft das Geld nicht wert sind. Dies ist womöglich nicht weit von Scharlatanerie entfernt und der Endverbraucher wird unzureichend oder sogar falsch beraten. Er kann um diese Sachverhalte nicht wissen.

Da die einfachen Infrarot-Kameras seit einiger Zeit für relativ wenig Geld zu erwerben sind, wird der Markt mit dieser Technik überschwemmt. Eine gute Infrarot-­Kamera ist nach wie vor sehr kostenintensiv. Gepaart mit leider zum Teil wenig Sachverstand der Bediener kann dies sehr gefährlich sein und verärgert bzw. verunsichert die Endverbraucher.

Für eine gute und aussagekräftige Thermografie, die dem Zweck dienen soll und nicht der „Aktion“, ist es unumgänglich, Standards einzuhalten und den Endverbraucher umfassend zu informieren.

Kontakt:
Bundesverband für Angewandte Thermografie (VATh)
99891 Tabarz
Tel. 036259 311444
Fax 036259 311445
info@vath.de
www.vath.de

Bilder: FLIR Systems

 


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