Schimmel in Neubauten: Studie liefert aufschlussreiche Erkenntnisse
Würzburg. Die Fachwelt vermutet, Neubaufeuchte und die immer kürzeren Bauzeiten bzw. schnellere Baufertigstellung könnten die Ursachen für die vermehrten Schimmelpilzbelastungen in Neubauten sein. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für Schimmelpilzwachstum erhöht, sollte die beim Bauen eingebrachte Feuchtigkeit nicht aus den Materialien austrocknen. Doch laut Eva Foitzik, Architektin und Diplom-Ingenieurin aus Zürich, ist bei einer fachgerechten Ausführung nach den anerkannten Regeln der Technik und den Richtlinien der Systemlieferanten ein (viel) zu schnelles Bauen eigentlich nicht möglich.
Viele Arbeitsprozesse, vor allem beim Innenausbau, seien abhängig von der Material- bzw. Bauteilrestfeuchte. Bevor neue Bauteilschichten aufgebracht werden könnten, müssten die darunterliegenden Schichten nahezu trocken sein. Kritisch werde es, wenn aufgrund von Verzögerungen / Bauablaufstörungen die Vorgaben unterschritten würden. Eine fehlerfreie Ausführung könne dann nicht mehr sichergestellt werden. Zudem bestünde die Gefahr, dass vermehrt Feuchtigkeit im Bauteil verbleibe, womit die Grundlage für Schimmelpilzbelastungen gegeben sei.
An Hand der von Foitzik gewonnenen Erkenntnisse scheint ein unüberlegter Umgang mit Wasser, Leckagen oder Wasserschäden die Hauptursache für Schimmelschäden in Neubauten zu sein. Bei weniger als einem Viertel der im Rahmen der Studie ausgewerteten Gutachten wurde übermäßige Feuchtigkeit während der Bauphase angegeben. Bei 52 % jedoch wurde von einem Wasserschaden berichtet. Dabei ist laut Foitzik nicht jede Leckage oder jeder Wasserschaden bedenklich. Kritisch werde es, wenn ein Wasserschaden nicht unmittelbar bemerkt oder nicht kurzfristig Trocknungsmaßnahmen eingeleitet werden. Gerade bei einem Wasserschaden auf Bauteiloberflächen gelangten oftmals große Mengen Wasser auch über die Randfuge unter den Estrich in die Dämmebene der Fußbodenkonstruktion. Diese tiefer liegenden Dämmstoff-Schichten zeitnah und vollständig auszutrocknen, gestalte sich meist schwierig bis unmöglich. Durch Unebenheiten des Rohbetonbodens und durch dichte Dämmlagen könne die Luft zum Trocknen nicht gleichmäßig zirkulieren. Wasseransammlungen oder Feuchtigkeit könnten in der Konstruktion verbleiben.
Um Schimmel beim Bauen vermeiden zu können, nennt die Architektin verschiedene Präventivmaßnahmen. Diese seien wesentlich kostengünstiger und weniger zeitintensiv als aufwändige Sanierungen nach Schadenseintritt. Zudem erforderten Präventivmaßnahmen keinen großen Mehraufwand beim Bauablauf. Die meisten vorbeugenden Maßnahmen können laut Eva Foitzik bereits bei der Erstellung des Rohbaus getroffen werden. So sollte beispielsweise die Konstruktion während der Rohbauphase vor eindringendem Regenwasser (oder Schnee) geschützt werden. Noch nicht verbaute Materialien sind bei der Lagerung vor Niederschlagswasser zu schützen, damit der Baustoff nicht zusätzlich zur produktionsbedingten Feuchte weitere Feuchtigkeit aufnimmt.
Während der Ausbauphase ist auf ausreichende (Be-)Lüftung der Räume zu achten. Gegebenenfalls sollte mit technischer Unterstützung getrocknet werden. Weitere Maßnahmen sind beispielsweise schadenstolerante Konstruktionen, konsequenter Umgang mit freigesetztem Wasser und ein auf das Bauvorhaben abgestimmtes „Feuchtemanagement“.
Die ausführlichen Studienergebnisse und Präventivmaßnahmen präsentiert Eva Foitzik erstmals im Rahmen ihres Vortrags beim 4. Würzburger Schimmelpilz Forum. Der Fokus der zweitägigen Fachtagung liegt auf der „Sanierung der Sanierung“. Ursachen und Auswirkungen von Falschsanierungen sowie die Validierung eines neuen Verfahrens zum Erkennen von verdeckten, nicht sichtbaren Schimmelschäden in Gebäuden unter Einbezug des „Messinstruments Schimmelspürhund“ sind die Schwerpunkte am Freitag, dem 21. März 2014. Die Vermeidung von Falschsanierungen und die prinzipielle Vermeidung von Schimmelschäden steht am Samstag, dem 22. März im Mittelpunkt.
Veranstalter des Forums ist das unterfränkische Peridomus Institut Dr. Führer. Das Zwei-Tagesticket kostet 299 Euro zzgl. MwSt. Speisen und Getränke sowie die Teilnahme an der Abendveranstaltung „Schimmel live“.
www.schimmelpilz-Forum.de
www.peridomus.de