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Raus aus der Nische

universal design. Die Gestaltungsoptionen für Küchen mit dem Anspruch auf altersunabhängig optimale Benutzerqualität wachsen. Wie lauten die Bewertungskriterien?

 

„Und hier sehen Sie die barrierefreie Modellvariante“ – derart abgrenzende und einschränkende Produkterläuterungen verlieren peu à peu ihre Daseinsberechtigung. Auf den ersten Blick werden viele Produkte, die zur barrierefreien Innenarchitektur im Zuhause beitragen, nicht als barrierefrei nutzbare Ausstattungen erkannt bzw. „gehandelt“. Der Grund: Entwickelt werden zunehmend Komponenten, die den Prinzipien des „universal design“ entsprechen. Dazu gehören großformatige Lichtschalter, bodengleich eingebaute Duschen – diese sind seit Jahren schon „Trend“ – oder auch absenkbare Kleiderstangen in Schlafraumschränken. Dazu zählen für die Küchengestaltung eine zunehmende Anzahl von Hausgeräten sowie ausgeklügelte Beschlagstechnik im Küchenmöbelbereich.
Auslöser für die immer buntere Produktvielfalt war und ist der globale demografische Wandel, der konkrete Antworten verlangt, damit den Menschen ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht wird. Und nicht nur dort: universal design umfasst „das Design von Produkten, Umfeldern, Programmen und Dienstleistungen, die von allen Menschen im größtmöglichen Umfang genutzt werden können, ohne dass eine Anpassung oder ein spezielles Design erforderlich ist“. Abgedeckt mit diesem Höchstanspruch an Design sind somit alle Bereiche im privaten und öffentlichen Raum, universal design will und soll in seiner Lebens- und Benutzerqualität möglichst viele Menschen, von jung bis alt, erreichen.
Öffentlichkeit sensibilisieren
Die zitierte Definition ist den Unterlagen der 2007 gegründeten universal design GmbH mit Sitz in Hannover entnommen, die unter anderem auch die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren will. Als Kommunikationsinstrument wurde im vergangenen Jahr der „universal design award 08“ ins Leben gerufen, zu dem insgesamt 131 Beiträge aus 18 Ländern eingereicht wurden. Auch in diesem Jahr wird die Auszeichnung verliehen, eingeladen zur Teilnahme am Wettbewerb sind Produkt- und Grafikdesigner, Hersteller, Dienstleister und Service Designer, Architekten und Innenarchitekten. Entsprechend weit gespannt sind die Kategorien, in denen die Auszeichnung verliehen wird; insgesamt sind das acht mit jeweils mehreren Unterkategorien. „Wohnen“ ist eine dieser Kategorien, darunter fällt der Bereich Küche, eine weitere der Sektor „Dienstleistungen“, aufgelistet sind die Aspekte Betreuung, Sicherheit, Reparatur, Einkaufsservice.


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Das eigene Angebot bewerten
Teilnehmer und Ergebnisse des „universal design award 09“ standen bei Drucklegung noch nicht fest – wir werden darüber berichten –, die Bewertungskriterien dagegen schon. Anwendbar sind diese auch im Küchenfachhandel. Die Produkte des eigenen Sortiments, die Architektur und Einrichtung des Küchenstudios und die angebotenen Dienstleistungen können anhand der Universal Design-Kriterien „abgeklopft“ werden:
Breite Nutzbarkeit: „universal design Produkte, Architektur und Dienstleistungen stehen möglichst breiten Kundengruppen ohne spezifische Anpassung zur Verfügung.“ Diese Forderung inkludiert, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten gleichermaßen gut mit dem Design klarkommen. Relativiert wird dieser Punkt durch den Zusatz, dass es selbstverständlich Anforderungen gebe, die eine spezifische oder individuelle Problemlösung erforderlich machen. Solche Aufgaben definiert die universal design GmbH als „assisted living“, „Produkte, Architektur und Dienstleistungen für Menschen in besonderen Lebenssituationen, die dazu dienen, eine weitestgehend selbstbestimmte Lebensführung zu erhalten und zu fördern.“
Flexibilität in der Nutzung: „universal design bedeutet, sich kurzfristig auf unterschiedliche Nachfragekriterien wie Zeit, Ort, Abrufbarkeit oder Qualifikationen einstellen oder darauf reagieren zu können.“ Ein Beispiel: Design soll sich flexibel an individuelle Vorlieben und Gewohnheiten anpassen, wie den Bedarf von Links- und Rechtshändern. 
Einfache und intuitive Nutzung: „Produkte, Architektur und Einrichtungen sollen eine intuitive Bedienung und Nutzung ausstrahlen. Im Fokus der Gestaltung müssen Sinnfälligkeit, Einfachheit und Beherrschbarkeit stehen.“ Unabhängig von den Erfahrungen des Einzelnen, dem Wissen, der Sprachfähigkeit oder der Konzentration des Nutzers soll das Design leicht verständlich und intuitiv bedienbar, Informationen über mehr als einen der Sinne deutlich erkennbar sein.
Fehlertoleranz und Sicherheit: „universal design bedeutet besonders hohe Zuverlässigkeit (Zeit, Ort, Erreichbarkeit etc.), Vertrauen für die Nutzer oder die Bewohner in Produkte, Architektur oder Dienstleistungen und Sicherheit in allen Belangen.“ Darunter fällt die Anforderung, ungewollte Aktionen zu verringern, die Benutzung unter möglichst geringem physischem Aufwand zu ermöglichen, eine gute Zugänglichkeit und Erreichbarkeit zu gewährleisten.
Das Optimum realisieren
Die genannten universal design-Kriterien schließen die Zugangsmöglichkeiten in die Ausstellung und deren Flächennutzung, wichtig ist zum Beispiel die eindeutige Wegeführung, ebenso ein wie die Produkte selbst und die mit Beratung, Planung und Montage verbundenen Dienstleistungen. Nicht alles lässt sich vermutlich mit 100 Punkten abhaken. Es gilt, optimale Prinzipien herauszufiltern. Bezogen auf die eigenen Räumlichkeiten, bezogen auf die Kunden. Mit dem universal design award 08 ausgezeichnete Produkte waren beispielsweise der Slide & Hide-Backofen von Neff und drei Produkte von Siemens, die Mikrowelle HF 25 G 561 für den platzsparenden Einbau in den Oberschrank, die teleskopartig nach vorne ausziehbare Wandesse LC 8 A 950 und der Elektro Standherd HL 654 540 mit Backwagen und aktiveClean Funktion. Hier mögen den einen Kunden die Bedienfelder zu klein geraten, den anderen generell zu viele Funktionen beinhaltet sein. Optimal in diesem Falle: 100 Prozent Dienstleistung, die das Testen und den Gerätevergleich ermöglichen. (hb)
www.ud-germany.de

 


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