Werbung

Quo vadis Intersolar? - Interview mit Markus Elsässer von der Solar Promotion

Die Solarbranche befindet sich in einem starken Umbruch. Zahlreiche Unternehmen sind vom Markt verschwunden, aber auch neue Entwicklungen hinzu gekommen. Wie geht es weiter mit der Solarbranche? Die Intersolar Europe ist einer der wichtigsten Seismographen, wenn es um die wirtschaftliche und technische Entwicklung der Branche geht. IKZ-ENERGY-Chefredakteur Hilmar Düppel sprach mit Markus Elsässer, Geschäftsführer der Solar Promotion und verantwortlich für die Intersolar Europe, über die Zukunft der Messe und der Branche.

Markus Elsässer

 

IKZ-ENERGY: Herr Elsässer, die PV-Branche durchläuft seit geraumer Zeit ein Tal der Tränen, wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung?
Elsässer: Die letzten drei Jahren waren sehr schwierig für die Solarbranche. Seit einigen Monaten gibt es aber Anzeichen für eine Trendwende. Zum einen wächst die weltweite Nachfrage wieder. Zum anderen stabilisieren sich die Preise in einigen Produktsegmenten. Das Wachstum setzt sich bei einigen Unternehmen in steigende Umsätze um, auch die Margen steigen wieder.  

IKZ-ENERGY: Das bezieht sich aber mehr auf den internationalen Markt. Wie sieht es speziell für den deutschen aus?
Elsässer: In Deutschland hat die Solarbranche zusätzlich damit zu kämpfen, dass die Politik keine klaren Signale setzt, keine klare Industriepolitik für die Erneuerbaren – speziell für die PV – macht. Dies trifft übrigens für den ganzen europäischen Raum zu. Die Diskussionen über EE sind reine Kostendiskussionen geworden. Von daher gestalten sich die Märkte in Deutschland und Europa deutlich schwieriger als in anderen Märkten weltweit.

IKZ-ENERGY: Wo sind aus Ihrer Sicht die Gründe für diese negative Entwicklung im PV-Markt zu finden?
Elsässer: Im Vergleich zu vielen anderen Ländern müssen wir in Deutschland leider feststellen, dass wir seitens der Politik zunehmend weniger Unterstützung und verlässliche Rahmenbedingungen für die Erneuerbaren haben. Das gilt auch für die Industrie- bzw. Herstellungsseite. So ist der Zugang zum Kapital extrem schwierig geworden. Man muss es nur einmal z.B. mit China vergleichen. Bei der Novellierung des EEG wird inzwischen ausschließlich über Kosten diskutiert und nicht an den tatsächlichen Ursachen für den Anstieg der Umlage gearbeitet. Dabei braucht die Industrie dringend Perspektiven für neue Geschäftsmodelle und keine Torpedierung dieser.

IKZ-ENERGY:
Können Sie hierfür ein Beispiel nennen?
Elsässer: Noch vor zwei Jahren gab es einen Bonus für den Eigenverbrauch, wenn man sich dafür entschieden hatte, den Strom selbst zu nutzen statt ins Netz einzuspeisen. Jetzt bestraft man den Eigenverbrauch. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass die Verlässlichkeit und die klare Linie fehlt.

IKZ-ENERGY:
Was wären die dringlichsten Maßnahmen, um diesen Trend zu stoppen bzw. um wieder ein Wachstum im Solarmarkt zu erreichen?
Elsässer: Erstens, zunächst keine Deckel für die EE. Dann den Eigenverbrauch stärken, statt zu bestrafen. Und schließlich eine klare, langfristig verlässliche Politik machen.

IKZ-ENERGY:
Der Aderlass der einst so prosperierenden PV-Branche bleibt nicht ohne Folgen für vor- und nachgelagerte Wirtschaftszweige. Wie sieht es für die Intersolar aus?
Elsässer: Wir hatten 2011 mit über 2200 Unternehmen die höchste Ausstellerzahl  aller Zeiten. Uns war damals allerdings schon klar, dass im Markt extreme Überkapazitäten bestanden und nicht alle Geschäftsmodelle nachhaltig ausgerichtet waren. Es musste zwangsläufig zu einer Konsolidierung kommen. Womit wir nicht gerechnet hatten ist, dass diese so schnell und mit solcher Wucht kam.


IKZ-ENERGY: Wenn man sich die Wertschöpfungskette an-schaut, hat dann die Branche in den verschiedenen Bereichen unterschiedlich darunter gelitten?
Elsässer: Ja, wir sehen das ganz deutlich an der Intersolar. Zum einen im Bereich der Produktionstechniken. Hier ist ein starker Rückgang zu verzeichnen. Das ist auch logisch, denn bei Überkapazitäten wird nicht in neue Anlagen investiert. Aber ich denke, dass in diesem Segment die Talsohle durchschritten ist und es gegen Ende des Jahres zu einer positiven Entwicklung kommen wird. Im Bereich der Zell- und Modulhersteller hat eine ganz starke Konsolidierung stattgefunden. Die Zahl der Player dort ist stark gesunken. Es gibt aber auch Bereiche, die stabil geblieben sind oder sogar wachsen. Zu nennen ist vor allem der Bereich der Systemtechnik, der Wechselrichter, der recht stabil geblieben ist, obwohl die Unternehmen mit einem starken Preisverfall zu kämpfen haben. Vergleichsweise stabil ist zudem der Bereich Montagesysteme. Und als Wachstumssegment verzeichnen wir seit drei Jahren das Thema Energiespeicher. Es wird in diesem Jahr weiter zulegen.  

IKZ-ENERGY: Können Sie aktuelle Zahlen zum Stand der Intersolar 2014 bezüglich Hallenbelegungen, Ausstellerzahlen, der internationalen Resonanz nennen?
Elsässer: Wir belegen acht Hallen und erwarten über 1000 Aussteller, wahrscheinlich werden es rund 1100. Mit über 54% ausländischen Firmen ist die Intersolar wieder sehr international. China stellt hinter Deutschland das zweitgrößte Kontingent. Aber auch bei den Chinesen gibt es einen Rückgang. Waren es 2011 noch über 500 chinesische Aussteller, so werden es in diesem Jahr etwa 200 sein.

IKZ-ENERGY: Welche Themen, welche Highlights kann das Fachpublikum erwarten? Sicherlich steht die Speichertechnologie vorne an?
Elsässer: Ja, hier gibt es auch eine wichtige Neuerung zum letzten Jahr. So wurde zusätzlich die Messe Electrical Energy Storage (EES) integriert, die Branchenplattform für den wachsenden Energiespeicher-Markt. Damit konnten wir weitere Themen um die Speicherthematik integrieren, so z.B. Speicherproduktion, Recycling, Zweitnutzungskonzepte, Sicherheitsthematiken. Aus diesen Bereichen sind über 40 neue Aussteller hinzugekommen. Ebenfalls erweitert wurde das Konferenzprogramm, das nun eine dreitägige Speicherkonferenz beinhaltet. Für die Messebesucher gibt es ein tägliches Vortragsprogramm zum Thema Energiespeicher der Halle B1 – erstmals wird auch der Electrical Energy Storage (EES) Award für innovative Speichertechnologien verliehen.

IKZ-ENERGY:
Zu den klassischen und etablierten Themen der Intersolar gehören die Bereiche PV, PV-Produktionstechnik, Solarthermie und seit einiger Zeit auch Ener­giespeicher. Neu in diesem Jahr ist der Bereich „Regenerative Wärme“. Was verbirgt sich dahinter?
Elsässer: In erster Linie der Trend, dass zunehmend Systeme kombiniert werden: Wärmepumpen mit PV oder Solarthermie oder Solarthermie- mit Biomasseheizungen. Im Markt werden immer mehr und komplexere Hybridsysteme angeboten. Dies erfordert aber auch, dass noch viel Informationsarbeit geleistet werden muss. Die Intersolar 2014 hat speziell hierfür ein Forum geschaffen und erstmalig diese Themen in einer Halle zusammengeführt. Hier geben verschiedene Anbieter den Messebesuchern, also den Planern und Handwerkern,  einen Einblick in diverse Komplett­angebote. Sicherlich mit einem starken Fokus auf die PV, aber auch die Solarthermie ist seit Jahren ein starkes Thema der Intersolar. Das alles wird zusammen gebracht mit neuen Themen wie Wärmepumpen, Biomasse etc.

IKZ-ENERGY: Gibt es nennenswerte Aussteller oder ist es eher eine Systemvorstellung?
Elsässer: Es sind eine Reihe nennenswerter Aussteller in diesem Bereich vertreten, z.B. aus den Reihen der Wärmepumpenhersteller. Zudem haben wir zusammen mit dem Deutschen Energie Pellet Verband (DEPV) einen Informationsstand Pellets ini­tiiert, auf dem einige Pelletanbieter mit vertreten sind.  

IKZ-ENERGY:
Wird es in Zukunft noch weitere neue Themenbereiche geben? Entwickelt sich die Intersolar hin zu einer Messe für den Gesamtbereich der Erneuerbaren Energien?
Elsässer: Es gibt sicherlich einige Themenbereiche, die wir ganz stark im Fokus haben. Einige wurden bereits genannt, wie die Systemtechnik, die Speichertechnologie. Themen wie die Vernetzung von Erzeugung und Nachfrage, Smart Home und Smart Grid werden immer wichtiger. Da wird sicherlich ein großer Fokus in der Zukunft liegen.  

IKZ-ENERGY:
Die Erfolgsgeschichte der Intersolar kann sich sehen lassen. Welche Strategie verfolgt die Messe, um in dem rückläufigen Markt auch zukünftig weiter erfolgreich zu sein?
Elsässer: Zum einen ist es die internationale Positionierung, die wir seit 2001 kontinuierlich ausbauen. Aktuell gibt es auf vier Kontinenten Intersolar Auslandsmessen und Konferenzen wie die Intersolar Summits. Das stärkt die Marke Intersolar insgesamt weltweit und hilft, auch internationale Besuchergruppen nach München zu locken. Nicht zuletzt deshalb besuchen Fachleute aus 150 Ländern die Intersolar in München. Ein anderer Punkt ist, dass wir die Intersolar auch zunehmend als Teil der Energiewirtschaft sehen. Vor vielen Jahren war die Solar­energie noch ein Randthema. Die erste Aufgabe bestand darin, im industriellen Maßstab zu produzieren und das Thema Solar überhaupt in den Markt zu bringen. Die Solarenergie ist jetzt in vielen Bereichen eine energiewirtschaftliche relevante Größe. Jetzt geht es vor allem darum, mit der Energiewirtschaft Lösungen zu finden und die intelligente Integration der EE, der PV in die Netze zu forcieren. Der ganze Bereich der Systemtechnik und der Vernetzung der unterschiedlichsten Verbraucher im Haushalt, im Gewerbe und in der Industrie mit der Stromerzeugung muss praxisgerecht gelöst und dargestellt werden. Für die Intersolar ist es ei­ne klare strategische Ausrichtung, diese Themen noch stärker voranzutreiben.

IKZ-Energy: Ein jährlicher Turnus ist für Fachmessen eher ungewöhnlich. Bleibt die Intersolar bei dieser Ausrichtung?
Elsässer: Wir hatten ja nicht von Anfang an einen jährlichen Turnus. Rund zehn Jahre fand die Intersolar im Zweijahres-Turnus statt. 2000/2001 kam dann eine unglaubliche Dynamik in den Markt, es gab so viele Innovationen, sodass an einem Ein-Jahres-Rhythmus kein Weg vorbei führte. Jetzt ist der Markt wieder stark im Umbruch. Und immer noch gibt es jede Menge Innovationen im Markt. Die Speichertechnologie ist nur ein Stichwort. Vor drei Jahren hatten wir 15 Aussteller in diesem Bereich, jetzt sind es bereits 250. Die starke Dynamik im Markt ist also immer noch vorhanden. Deshalb sehen wir den Ein-Jahres-Rhythmus als noch angebracht. Aber Messen sind immer ein Spiegel des Marktes. Wenn der Jahresrhythmus nicht mehr im Einklang mit den Innovationen der Branche steht, dann kann sich das eventuell auch ändern.

IKZ-ENERGY: Abschließend ein kleiner Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die Intersolar, die Solar- und Erneuerbare Energien-Branche in 10 Jahren?
Elsässer: Was die Intersolar betrifft, werden wir sicherlich weiterhin international in allen wichtigen Märkten stark vertreten sein. Sei es mit Messen oder mit Konferenzen. Ich bin auch optimistisch, dass wir auch in Europa weiterhin eine starke Intersolar sehen werden. Momentan befindet sich die Branche in einer Umbruchphase. Insgesamt sehe ich die ganze Solar- und EE-Branche aber erst am Anfang der Entwicklung. In einigen Jahren reden wir weltweit über weiter gesunkene Solarstromerzeugungskosten und viel höhere Gigawatt-Produktionen als heute. Ich bin da sehr optimistisch.

IKZ-ENERGY: Herr Elsässer, vielen Dank für das Gespräch.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: