Prima behauptet
Miele. Obwohl das vergangene Jahr im Zeichen der Weltrezession stand, startete das Familienunternehmen durch: 2,83 Milliarden Euro Umsatz meldet der Hersteller von Premium-Hausgeräten für das Geschäftsjahr 2009/10, das am 30. Juni 2010 endete.
Dies entspricht einem Zuwachs von 2,2 Prozent und stellt gleichzeitig den höchsten Umsatz in der 111-jährigen Geschichte des Unternehmens dar. Die Zahl der weltweit Beschäftigten ist mit rund 16.600 konstant geblieben.
Mit dem jetzt erzielten Plus hat Miele das leichte Umsatzminus von 1,3 Prozent aus dem vorletzten Geschäftsjahr wieder mehr als kompensiert. „Dies zeigt einmal mehr, dass sich die konsequente Ausrichtung auf Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit auch unter ökonomisch unfreundlichen Rahmenbedingungen auszahlt“, sagt der für Finanzen, Controlling und Hauptverwaltung verantwortliche Geschäftsführer Olaf Bartsch. Mit ihrem breit aufgestellten Angebot an Geräten zum Kochen, Backen, Dampfgaren, Kühlen und Gefrieren, Geschirrspülen sowie für die Wäsche- und Bodenpflege ist die Miele-Gruppe auf fünf Kontinenten präsent und eigenen Angaben zufolge zumeist Weltmarktführer im oberen Preissegment. In der strategisch bedeutsamen Sparte „Miele Professional“ bietet der Konzern zudem Waschmaschinen und Geschirrspüler für den gewerblichen Einsatz sowie Reinigungs- und Desinfektionsautomaten für medizinische Instrumente und Labortechnik.
Vorsichtig optimistisch
Das jetzt begonnene Geschäftsjahr 2010/11 betrachtet die fünfköpfige Geschäftsleitung des Unternehmens, das seit seiner Gründung im Eigentum der beiden Familien Miele und Zinkann steht, erneut mit vorsichtigem Optimismus. „Sofern sich die insgesamt positiven Konjunkturprognosen bestätigen, wird sich auch unser Wachstum verfestigen und weiter an Dynamik gewinnen“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Dr. Markus Miele. Hierbei helfen zahlreiche neue Produkte und Technologien, die auf maßgeblichen Messen wie der Internationalen Funkausstellung (IFA), Küchenmeile A30, Medica oder LivingKitchen ihre Weltpremiere erleben.
Beispiele dafür seien die ersten Smart-Grid-fähigen Hausgeräte (siehe auch Bericht an anderer Stelle dieser Ausgabe), die automatisch starten können, wenn der Strom am wenigsten kostet. Entsprechendes gilt für Neuheiten zur möglichst komfortablen und effizienten Nutzung von Waschmitteln oder der mobilen Kontrolle und Steuerung von Hausgeräten über Endgeräte wie iPhone oder iPad. Die „sehr energieeffiziente neue Geschirrspüler-Generation G 5000“, die im März 2010 in Paris erstmals vorgestellt wurde, setze in puncto Flexibilität, Bedienkomfort und Design neue Maßstäbe. „Mit solchen Alleinstellungsmerkmalen unterstreicht Miele seine Rolle als Technologieführer der Branche“, sagt Technik-Geschäftsführer Dr. Eduard Sailer.
Professionelle Strukturen
Eine nicht minder entscheidende Rolle für die Geschäftsperspektiven spielten die weltweiten Vertriebs- und Servicestrukturen des Unternehmens – sowie „das besondere Markenimage“ des Gütersloher Familienkonzerns. „Die aus dem Beinahe-Zusammenbruch der Finanzmärkte resultierende grundsätzliche Verunsicherung dauert an“, resümiert der Geschäftsführende Gesellschafter Dr. Reinhard Zinkann, „doch gerade in solchen Zeiten schätzen die Menschen Werte wie Qualität, Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit in noch höherem Maße als sonst.“
Welches Ansehen Miele in diesen Disziplinen genießt, verdeutlichten erneut empirische Untersuchungen. So wählten Europas Konsumenten Miele im Rahmen der internationalen Verbraucherstudie „Most Trusted Brands“ zum zehnten Mal zur vertrauenswürdigsten Marke der Hausgeräteindustrie. Zum 16. Mal zeichneten die Teilnehmer des „Kundenmonitor Deutschland“ Miele für den „Besten Kundendienst“ seiner Branche aus. Hinzu kamen zahlreiche Design-Awards sowie Spitzenplätze bei Produktvergleichen. So erhielt Miele zum vierten Mal in Folge bei der Stiftung Warentest das Testurteil „Bester Staubsauger im Test“ (Ausgabe 5/2010) und profilierte sich zuvor auch mit der „Besten Waschmaschine im Test“ (9/2009). Bei den Geschirrspülern gab es für Miele sogar einen Doppelsieg (4/2010).
Wachstumslokomotive
Wie im Geschäftsjahr zuvor leistete die Entwicklung auf dem Heimatmarkt, der mit 840 Millionen Euro etwa 30 Prozent des Gesamtumsatzes beisteuerte, einen substanziellen Erfolgsbeitrag. Das Plus in Deutschland beträgt etwa 40 Millionen Euro, was einem Anstieg um rund fünf Prozent entspricht. „Die durchgängige Premium-Positionierung und klare Fokussierung auf den beratenden Fachhandel wird von Händlern wie Endkunden geschätzt und bringt uns zusätzliche Marktanteile“, sagt der für Marketing und Vertrieb verantwortliche Geschäftsführer Dr. Reto Bazzi.
In Wachstum investiert
Insgesamt hat die Miele-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit 137 Millionen Euro investiert; das sind etwa 50 Millionen Euro weniger als im Geschäftsjahr 2008/09, als Miele das höchste Investitionsvolumen seiner Geschichte verzeichnete. „In jenem Jahr hatten wir den Ausbau der internationalen Vertriebsstrukturen so stark forciert, dass in Summe ein Rückgang zwangsläufig war“, erläutert Finanz-Geschäftsführer Olaf Bartsch. Die Investitionen in die Produktionsstandorte zur Stärkung der Innovationskräfte und Fertigungskapazitäten seien hingegen auf konstant hohem Niveau geblieben. So entstand in Bünde eine neue Halle zur Optimierung der Fertigung von Dampfgarern. Ein neuer Gebäudekomplex im Werk Bielefeld macht die Entwicklung und Produktion medizinischer Reinigungs- und Desinfektionsgeräte schneller, effizienter und flexibler. Ebenfalls im Berichtsjahr wurde ein neues Elektronikwerk im rumänischen Brasov fertiggestellt, wo Miele „dringend benötigte eigene Zusatzkapazitäten für elektronische Komponenten“ aufbaut. Damit erhöht sich die Zahl der Produktionsstandorte auf zwölf, von denen sich acht in Deutschland und je einer in Österreich, China, Tschechien sowie Rumänien befinden. Einen weiteren Investitionsschwerpunkt bildete die Errichtung markengerechter Showrooms („Miele Galleries“) in Adelaide, Barcelona, Kiew, London, Neu-Delhi und Riga.
Stabile Mitarbeiterzahl
Die Zahl der weltweit beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist mit nunmehr 16.561 faktisch konstant geblieben. Dass die Miele-Gruppe zum Ende des vorletzten Geschäftsjahres auf dem Papier noch knapp 300 Beschäftigte mehr auszuweisen hatte, beruhe hingegen auf einem rein statistischen Effekt im Rahmen der Auflösung eines Joint Ventures. Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland betrage 10.324 und liege damit um 117 niedriger als ein Jahr zuvor. Dies entspräche zwar einem Rückgang um 1,1 Prozent, der aber ausschließlich der natürlichen Fluktuation sowie auslaufenden Zeitverträgen zuzuschreiben sei. Von den 6237 Beschäftigten außerhalb Deutschlands (plus zwei Prozent) arbeiten 4949 (= 80 Prozent) im Vertriebs- und Kundendienstbereich. Derzeit lernen bei Miele in Deutschland 434 junge Menschen einen von ca. 30 Ausbildungsberufen, darunter etwa 60 Teilnehmer an dualen Studiengängen, also der Kombination aus einem Studium wie Maschinenbau, Elektrotechnik oder Betriebswirtschaft sowie einer betrieblichen Ausbildung.