Präzision statt Pauschale
Temperaturbasierte Bestandsaufnahmen lösen theoretische Berechnungen ab
Messdaten decken hydraulische Fehler und Störungen auf – und ermöglichen deren rasche Behebung. (myWarm)
Für das temperaturbasierte Verfahren von myWarm werden an allen Heizflächen Temperatursensoren und ein Stellmotor angebracht. (myWarm)
Traditionell erfolgt der hydraulische Abgleich auf Basis theoretischer Berechnungen. In Neubauten mit klar definierter Planung und aktuellen Informationen funktioniert dieses Vorgehen in der Regel zuverlässig. Anders sieht es in Bestandsgebäuden aus. Deshalb wird dort vermehrt auf Messdaten statt auf Annahmen gesetzt. (myWarm)
Der hydraulische Abgleich ist ein wirkungsvoller und minimalinvasiver Hebel für mehr Energieeffzienz im Gebäudebestand. Mit modernen, temperaturbasierten Verfahren lassen sich selbst komplexe Heizsysteme datenbasiert analysieren und zielgerichtet optimieren. Dabei geht es nicht nur um das Feintuning einzelner Heizkörper, sondern um das Verständnis und die Verbesserung des gesamten Systems.
Ob in Mehrfamilienhäusern, ö entlichen Gebäuden oder Gewerbe: Ein korrekt durchgeführter hydraulischer Abgleich verbessert die Verteilung der Heizwärme, reduziert ineffiziente Überversorgung einzelner Heizflächen und minimiert den Stromverbrauch von Umwälzpumpen. Das Ergebnis: geringere Betriebskosten, ein spürbar besserer thermischer Komfort und ein aktiver Beitrag zur CO2-Reduktion. Damit wird der Abgleich nicht nur zu einem wirtschaft lichen, sondern auch zu einem klimapolitischen Instrument – insbesondere im Hinblick auf die ESG-Vorgaben, denen sich viele Unternehmen verpflichtet fühlen.
Rechenmodell oder Messtechnik
Traditionell erfolgt der hydraulische Abgleich auf Basis theoretischer Berechnungen. Dabei wird die Heizlast auf Basis geschätzter Informationen berechnet und voreinstellbare Thermostatventile manuell angepasst. In Neubauten mit klar definierter Planung und aktuellen Informationen funktioniert dieses Vorgehen in der Regel zuverlässig. Anders sieht es in Bestandsgebäuden aus: Dort fehlen häufig vollständige Daten, das Heizsystem wurde über Jahrzehnte erweitert oder verändert und pauschale Annahmen greifen zu kurz. Die Folge: ein ineffizienter hydraulischer Abgleich, der wenig bis kaum E ekte auf Effizienz und Komfort hat.
Zeitgemäßer Ansatz
Ein zeitgemäßer Ansatz setzt daher auf Messdaten statt Annahmen. Moderne Verfahren greifen auf umfangreiche Messtechnik zurück, um das Verhalten der Anlage unter realen Bedingungen zu erfassen. Tausende Temperaturmesswerte entstehen dabei im laufenden Betrieb – insbesondere an Heizflächen, Vor- und Rückläufen sowie an neuralgischen Punkten im Verteilnetz. Diese Daten liefern Erkenntnisse über bestehende Ungleichgewichte, Leistungsverluste oder fehlerhafte Anschlussverhältnisse. Gleichzeitig ermöglichen sie eine präzise Analyse, die die Qualität der Einregulierung verbessert.
So nutzt beispielsweise das patentierte Messverfahren von myWarm die Erfassung realer Temperatur- und Leistungswerte, um tatsächliche Strömungsverhältnisse, Wärmeverluste und Versorgungssituationen zu analysieren. So entsteht ein realistisches Bild der Heizungsanlage im Betrieb – die Grundlage für gezielte, wirksame Optimierungen. Die Qualität des Ergebnisses hängt von mehreren Faktoren ab: Von der exakten Erfassung der Ist-Situation über die Wahl eines geeigneten Verfahrens bis hin zur zuverlässigen Umsetzung an allen relevanten Stellen, von den Heizflächen bis zur Verteilung.
Messwertbasierter Abgleich und datengetriebene Optimierung
Bei einem messwertbasierten Abgleich werden während eines definierten Beobachtungszeitraums Sensoren und Stellmotoren an den Heizflächen sowie an zentralen Verteilungspunkten installiert. Die Sensorik erfasst das Systemverhalten im Volllastbetrieb, dokumentiert Temperaturverläufe und identifiziert Unregelmäßigkeiten. Aus diesen Informationen entsteht ein „thermisches EKG“ der gesamten Anlage. myWarm wertet die Daten auf Basis eigens entwickelter Algorithmen aus und deckt hydraulische Mängel sowie unnötige Energieverluste auf, etwa durch zu hohe Volumenströme, Kurzschlüsse im Rohrnetz oder falsch angeschlossene Heizkörper. Nach Abschluss der Analyse sendet das System präzise Befehle an die Stellmotoren, die die Durchflussmengen an den Heizflächen automatisch auf das optimale Maß regulieren. Gleichzeitig werden Vorlauftemperatur, Pumpenleistung und Temperaturspreizung angepasst.
Fehleranalyse mit Mehrwert
in wesentlicher Vorteil des datenbasierten Ansatzes liegt in der Fähigkeit zur Fehlerdiagnose. Neben der Optimierung der Einstellung deckt das Verfahren auch grundlegende bauliche oder betriebliche Probleme auf, die im Alltag oft unentdeckt bleiben – etwa vertauschte Vor- und Rückläufe. Diese Erkenntnisse ermöglichen nicht nur eine schnelle Verbesserung der Effizienz, sondern liefern auch wertvolle Hinweise für Sanierungen, Erweiterungen oder zukünftige Maßnahmen, die zur Langlebigkeit der Heizungsanlage beitragen können.
Wo sich der Einsatz besonders lohnt
Sinnvoll ist der Einsatz in Bestandsgebäuden, bei denen bislang kein Abgleich durchgeführt wurde. Auch Heizsysteme, die im Laufe der Zeit erweitert oder umgebaut wurden, zählen zu den typischen Anwendungsfällen. Gleiches gilt für Gebäude, die energetisch saniert wurden, etwa durch den Einbau neuer Fenster oder durch eine verbesserte Dämmung. In Nichtwohngebäuden mit unterschiedlichen Nutzungsprofilen, wie Schulen, Gesundheitseinrichtungen oder Gewerbeeinheiten, kann der Abgleich ebenfalls deutliche Effizienzgewinne bringen. Nicht zuletzt empfiehlt sich der hydraulische Abgleich auch bei Neuanlagen im Zuge der Erstinbetriebnahme.
Autor: Stefan Fröb, TGA-Experte und aktuell Vertriebsleiter bei der myWarm GmbH