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Politik setzt auf das SHK-Handwerk

Millionenschwere Förderprogramme sollen nationale CO2-Einsparziele erreichen

Nicht nur der Heizungs-Check soll in den nächsten fünf Jahren massiv finanziell gefördert werden, auch etliche Millionen Euro stehen bereit, um erheblich mehr hocheffiziente Pumpentechnik gegen alte Stromfresser zu tauschen.

Mehr Effizienz im Heizungskeller: Bereits diese drei Maßnahmenpakete sollen eine CO2-Einsparung von 2,5 Mio. t erzielen – und der Heizungsbauer ist in den nächsten 5 Jahren der Akteur der Wärmewende.

Die Bufa SHK thematisierte am 6. und 7. Oktober 2015 in Potsdam nicht nur den Heizungs-Check, den Pumpentausch und andere Details des nationalen Aktionsplans – weitere Themen folgen in der kommenden Ausgabe.

 

Die Steigerung der Energieeffizienz im Heizungskeller wird zum wichtigen Baustein für die Bundesregierung, um nationale CO2-Einsparziele zu erreichen. Und die Heizungsbetriebe sollen zum entscheidenden Mittler werden. Helfen soll nicht nur das zugesagte Fördergeld für den Heizungs-Check. Für den Austausch veralteter Pumpen hebt der Wirtschaftsminister ebenfalls den Heizungsbauer in eine Vertrauensstellung: Ihm wird die Aufgabe übertragen, deutlich mehr stromfressende Pumpen durch Hocheffizienztechnik zu ersetzen – ein millionenschweres Förderprogramm ist auch dafür in Vorbereitung.

Kein Zweifel: Der mit erheblichem Fördergeld ausgestattete Heizungs-Check soll Anfang 2016 starten und den SHK-Betrieben wird eine entscheidende Mittlerrolle zugesprochen. Das politische Berlin hat verstanden, dass die Energiewende im Heizungskeller nur mit dem SHK-Handwerk zu machen ist. Das gilt für betagte Wärmeerzeuger genauso wie für veraltete Pumpen, die millionenfach einen ineffizienten Job machen und damit deutlich mehr CO2-Emissionen verursachen als nötig wäre.
„Zur Weltklimakonferenz Anfang Dezember in Paris will die Bundesregierung mit einem schlüssigen Konzept aufwarten, auf welchem Weg die nationalen Einsparziele bis zum Jahr 2020 erreicht werden können“, erläuterte Andreas Müller, stellvertretender ZVSHK-Hauptgeschäftsführer, die Beweggründe der Bundesregierung sowie die Initiative für neue Förderprogramme. „Die Heizungsmodernisierung und der Austausch ineffizienter Pumpen sind dabei wichtige Faktoren in dieser Rechnung zur CO2-Minimierung.“
Wie schon auf der Tagung der Technischen Referenten (siehe IKZ 19, ab S. 20) standen konkrete Maßnahmen zur Energiewende auch für die Bundesfachgruppe SHK in Potsdam im Brennpunkt des Interesses. Bekannt ist bereits: Durch erhebliches Fördergeld wird im nächsten Jahr der Heizungs-Check hohe Bedeutung gewinnen – mehr dazu im weiteren Verlauf dieses Beitrags.

Pumpentausch und weitere Optimierung
Doch in den nächsten Jahren sollen die SHK-Betriebe noch erheblich mehr Aufträge erledigen. Inzwischen zeigt der Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) immer mehr Kontur. Neu für die Tagungsteilnehmer aus Haupt- und Ehrenamt der Landesverbände war die weitere konkrete millionenschwere Zusage von Fördergeld aus dem Bundeswirtschaftsministerium, um die Energiewende in den kommenden Jahren voranzutreiben. Geplant ist ab dem Frühjahr 2016 Folgendes:
Punkt 1 – Pumpentausch: Die jetzt bestehende jährliche Austauschrate von etwa 1,5 Mio. veralteter Umwälzpumpen ließe sich deutlich steigern. Das SHK-Handwerk soll zusätzlich pro Jahr weitere 2 Mio. veraltete Bauformen gegen Hocheffizienzpumpen tauschen und dafür aus einem Fördertopf von jährlich 420 Mio. Euro schöpfen können. Wie hoch dabei die Subvention für jede einzelne Pumpe einschließlich der Montagekosten bemessen sein wird, ist derzeit noch im Planungsstadium.
Punkt 2 – Heizung optimieren: Manches bestehende Heizsystem würde effizienter laufen, wenn der Fachmann Optimierungen vornimmt – dabei soll der hydraulische Abgleich im Fokus stehen. 100 Mio. Euro jährliche Förderung sollen bereitgestellt werden, damit der Heizungsbauer dem Betreiber eine finanziell attraktive Dienstleistung für mehr Effizienz anbieten kann. In welcher anteiligen Höhe diese Dienstleistung eine finanzielle staatliche Unterstützung bekommen soll, ist ebenfalls noch nicht festgelegt.
Punkt 3 – mehr Solarthermie: Würde mehr Sonnenenergie zur Heizungsunterstützung genutzt, wäre dies ebenfalls ein Beitrag zur CO2-Minderung. Deshalb sollen die Heizungsbauer die jährliche Kollektorleistung verdoppeln und dazu mit einem Förderprogramm von 140 Mio. Euro ausgestattet werden. Auch zu dieser Option dürften erst in den nächsten Wochen weitere Details bekannt werden.

Nachweis der erbrachten Leistung
Ursprünglich war vonseiten der Politik angedacht, dass das Bafa bei allen Förderprogrammen jeden einzelnen Antrag für mehr Energieeffizienz prüfen und bewilligen müsste. Doch der Verwaltungsaufwand samt Zeit und Kosten wäre riesig. Deshalb wird jetzt ein möglichst einfaches Procedere angestrebt. Der für die Fördermaßnahmen zugelassene Fachbetrieb (siehe nächs­ter Abschnitt) soll wenige nötige Dokumentationspflichten bereits beim Kunden mit seinem Smartphone erledigen können.
Für den Heizungs-Check ist bereits die Entscheidung gefallen, dass der Fachhandwerker für diesen Job durch eine neuentwickelte App unterstützt wird. Es soll möglich werden, nach einem durchgeführten Heizungs-Check in einem festgelegten Ablauf den Wärmeerzeuger zu fotografieren, die erforderlichen Anlagendaten zu erfassen und die Dokumentation samt Unterschrift des Kunden im Online-Verfahren an das Bafa zu übermitteln. Damit die Übermittlung akzeptiert werden kann, muss der Fachhandwerker zunächst einmalig seine Qualifikation nachweisen (siehe nächster Abschnitt) und erhält daraufhin eine Kennziffer zur autorisierten Datenübertragung. Im Gegenzug soll die Vergütung aus dem Fördertopf ebenso unbürokratisch an den Fachbetrieb gezahlt werden.
So wie beim Heizungs-Check beschrieben, ließen sich auch die anderen Dienstleistungen wie der Pumpentausch, der hydraulische Abgleich oder die Kombi mit Solarthermie mit sehr geringem Verwaltungsaufwand erledigen. Die Vorgehensweise für diesen möglichst einfachen Verwaltungsweg ist im Wirtschaftsministerium auf großes Interesse gestoßen und wird jetzt in Zusammenarbeit mit dem Bafa geprüft.

Fachbetriebe müssen qualifiziert sein
Mit dem vor Jahren angebotenen Schulungsangebot zum Heizungs-Check 1.0 sind bislang etwa 5000 Personen autorisiert, den Heizungs-Check anbieten zu können. Dieser Personenkreis benötigt jetzt ein Update an Fachkenntnis. Wichtige Komponenten der Anlagentechnik wie Biomasse, Wärmepumpe oder die Trinkwarmwasserbereitung wurden damals ausgeklammert – sind aber inzwischen integriert. Ebenso ist die Bafa-Förderung ein wichtiges Thema in der Weiterbildung. Für den Heizungs-Check in Neuauflage soll diesem Personenkreis noch vor Jahresende ein Angebot zum E-Learning gemacht werden. Dieses Zusatzwissen wird durch einen Abschlusstest überprüft und erst nach bestandenem Test kann es eine Autorisierung für den Heizungs-Check 2.0 geben.
SHK-Fachbetriebe, die sich jetzt erstmalig für den Heizungs-Check schulen lassen wollen, bekommen durch ihren jeweiligen Landesverband ein entsprechendes Angebot für den Heizungs-Check 2.0 gemacht. Aus organisatorischen Gründen kann ein solcher Kurs durchaus auch erst im neuen Jahr starten.
Der Heizungs-Check 2.0 ist auf fünf Jahre angelegt. Bis 2020 sollen jedes Jahr etwa 80  000 Checks realisiert werden. Etwa 4,8 Mio. Euro an Förderung sind dafür eingeplant, damit diese Dienstleistung des autorisierten Heizungsbauers durch eine anteilige Förderung in Höhe von etwa 80 Euro bezuschusst werden kann.

Eigenheime stehen im Fokus
Die Mitgliedsbetriebe der SHK-Organisation pflegen erfahrungsgemäß eine gute Kundenbeziehung und mit ihrer Beratungskompetenz genießen sie das Vertrauen vieler Eigenheimbesitzer. Diese wichtige Kundengruppe zeigte bislang allerdings eine eher träge Bereitschaft, in effiziente Haus- und Gebäudetechnik zu investieren. Das Tauziehen um eine verlässliche steuerliche Förderung hat dazu beigetragen. Doch mit den jetzt beschlossenen langfristigen Fördermaßnahmen, die gerade erst im Detail ausgearbeitet werden, bietet sich für SHK-Betriebe auch bei privaten Liegenschaften über etliche Jahre hinweg ein lukrativer Markt. Hier kann sich das SHK-Handwerk als Akteur der Wärmewende ins Gespräch bringen. Die SHK-Berufsorganisation rechnet mit einem höheren Beratungsbedarf bei den Eigentümern, um sie zur Investition in moderne Gebäudetechnik zu bewegen. Deshalb sollen die SHK-Mitgliedsbetriebe gute Schulungsangebote nutzen können, um ihre Akquise auf diesen Markt bestmöglich auszurichten. TD

 


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