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Pellets von nebenan: Heizcontainer

Biomasse-Heizzentralen sind heute selbst im Einfamilienhausbereich sinnvolle Option

Die Pelletbranche hat vor etwa 10 Jahren damit begonnen, Heizzentralen zu konzipieren und am Markt anzubieten. Die Systeme basieren auf Containerlösungen. Die Maße können variiert werden, die Ausstattung und die Lösungen können ggf. auch zweistöckig ausfallen. Bild: Gilles Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

Keine neue, sondern eine bewährte Idee: Externe Heizzentralen werden schon lange für Gewerbebetriebe und Industrie verwirklicht. Mit dem Aufkommen automatischer Biomassefeuerungen zogen in dieses Segment auch Heizzentralen auf Basis von Hackschnitzeln und Holzpellets ein. Bild: Gilles Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

U. a. muss auch die Frage beantwortet werden, ob sich eine Heizzentrale auf dem Grundstück bauleitplanerisch realisieren lässt. Ermittelt werden muss natürlich vorab auch, ob Straßen und Wege bis zum Objekt für eine derartige Last (Transporter, Kran) ausgelegt sind. Bild: Solarfocus GmbH

Es müssen die Wärmeleitungen und die Elektrozuleitungen sachgerecht verlegt und angeschlossen werden. Obwohl die Heizzentralen schlüsselfertig angeliefert werden, ist der Heizungsbauer weiter notwendiger Akteur bei der Installation. Bild: Gilles Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

 

Die Pelletbranche hat vor rund 10 Jahren begonnen, Heizzentralen auf den Markt zu bringen. Heizzentralen waren bereits damals schon seit vielen Jahren Wärmeversorger für Gewerbe- und Industriebetriebe und auch kommunaler Gebäude. Zunächst waren es nur fossile Systeme. Mit dem Aufkommen von vollautomatischen Biomassefeuerungen zogen aber auch vermehrt Hackschnitzel- und Pellet-basierte Systeme hier ein.
In diesen Segmenten fragen die Kunden auch heute noch Holzpellet-Heizzentralen regelmäßig nach. Die Branche hat darunter auch kuriose Projekte realisiert, beispielsweise Markus Mann (Westerwälder Holzpellets) mit seiner Engineering-Gesellschaft Mann Natur­energie GmbH 2011 im Kanton Wallis im kleinen Städtchen Anzière. Dort baute er Europas größte Pelletheizzentrale – 2 Heizkessel à 3,15 MW Leistung, dazu zwei Lagersilos, die je 200 Tonnen Holzpellets fassen. 600 Verbraucher werden aus dieser Anlage über ein Nahwärmenetz versorgt.

Türöffner für E/MFH-Neubau-Markt
Doch welche Chance hat ein solches System im Ein- und Mehrfamilienhausbereich? Im Grunde genommen sind die vor Jahren von der Branche auch hierfür entwickelten Containerlösungen sogar Türöffner für diesen aus ihrer Sicht recht schwierigen Markt gewesen.
In Deutschland tun sich im Neubau Pelletfeuerungen schwer. Das liegt nicht nur an den vielen Gasanschlusszwängen, sondern auch an der Frage nach dem Platz und den Kosten für das System. Immer mehr Einfamilienhäuser werden ohne Keller gebaut. Ein Pelletsystem beinhaltet traditionell neben dem Kessel einen großen Pufferspeicher sowie ein Silo- oder Schrägbodenlager. Selten werden gebäudeseitige Erdtanks realisiert.
Das Platzproblem ist über den Ausweg Heizzentrale zu lösen, indem man das komplette Heizsystem inklusive Austragung und Abgassystem aus dem Haus holt und es daneben in einen Container stellt. Der ist gar nicht hässlich: Der Container kann an die Optik des Hauses angepasst werden wie heute jede Garage (Farbe; Verblendung, z. B. etc.).

Besitzen sie diese Marktfunktion noch?
Weitergehende technische Entwicklungen sind heute sicher zu bedenken, die geeignet sind infrage zu stellen, ob Pelletsysteme im Neubau noch dieser Lösungen bedürfen. Denn einerseits werden Pelletfeuerungen in den Abmessungen kleiner – auch aufgrund immer kleinerer Heizlasten im privaten Neubau (bis hin zu wandhängenden Geräten). Andererseits stellt die ständig verbesserte Modulationsfähigkeit der Anlagen die Notwendigkeit von großen Pufferspeichern mehr und mehr infrage. Der Brennstoffbedarf wird insgesamt auch geringer und der notwendige Platz für Pelletheizsysteme damit in der Summe immer kleiner.
Ökofen jedenfalls hat sich vom Thema Pellet-Heizzentralen wieder verabschiedet. 2013 boten die Mickhausener noch Systemlösungen in fünf verschiedenen Leistungsgrößen an. Die Container mit Lärchenholzverschalung zählten optisch zum Schönsten, was der Markt zu bieten hat. „Die Nachfrage war nicht so, wie wir uns das erhofft haben“, resümiert Ökofen-Geschäftsführerin Beate Schmidt. Die meisten Bauherren hätten sich dann doch für eine Inhouse-Lösung entschieden.
Aber die Berichte sind gegenteilig. Andere Unternehmen machen derzeit andere Erfahrungen als Ökofen, zum Beispiel KWB: „In den letzten Monaten steigen die Anfragen bezüglich autarker Heizzentralen für Einfamilienhäuser“, berichtet Michael Rinn-Gärtner, Experte für Heizzentralen beim Kesselhersteller KWB.
Keine Frage ist: Bauherren können mit Biomassefeuerungen (Pellets, Hackschnitzel oder Stückholz) den Primärenergiebedarf ihres Gebäudes nach EnEV senken. Das hebt das Interesse an diesen Systemen stark. Hinzu kommt das deutlich gestiegene Interesse an Erneuerbare-Energien-Technologien. Pelletheizzentralen sind nach wie vor eine Option, die der Planer dem Hausherren als Alternative zumindest vorstellen und erläutern sollte. Denn es bleiben die fehlenden Keller und nicht jeder Bauherr möchte eine Inhouse-Lösung.

Das Paket und seine Komponenten
Die Aufgabe, einen solchen Lösungsentwurf zu präsentieren, ist sicher unangenehmer. Denn es gilt hier mehr durchzurechnen und gegebenenfalls auch in Sicht der Gegenrechnung zu konzipieren: Welche Baukosten dann dafür möglicherweise wegfallen (können). Für ein externes Komplettsystem gilt es, einiges an Geld in die Hand zu nehmen.
Für Unternehmen und Gewerbebetriebe ist das nicht so das Problem, denn die reinen Containerkosten fallen immer gleich aus, und je größer eine Anlagenleistung ist, desto schneller amortisiert sich das ganze System. Auch fällt die Optik nicht so ins Gewicht. Nicht so, wenn die Anlagenleistung klein ist und zudem die Optik eine große Rolle spielt, wie im Ein- oder Mehrfamilienhaus. Zusätzliche Kosten in Form von Aufpreisen, z. B. für einen besonderen Farbanstrich oder eine sonstige Außengestaltung, wie z. B. eine Verkleidung mit Holz oder ein Spitzdach, sind die Folge. Zuvor muss ein Fundament angelegt werden (auf eigene Kosten). Dazu genügt meist ein Streifenfundament, aber auch das muss gebaut werden und in der notwendigen Massivität. Wenn die Heizzentrale auch das Pelletlager beinhaltet, fallen hier mehrere Tonnen Brennstoffgewicht an. Die Transport- und die Krankos­ten gilt es auch einzukalkulieren.

Beispielrechnung
Eine Beispielrechnung liefert das Unternehmen Gilles. Die Kosten belaufen sich auf ca. 20 000 Euro, exklusive Mehrwertsteuer, für einen Standardcontainer, in dem alle Installationen (Vorlauf und Rücklauf bis Absperrung) sowie Elektroinstallationen steckerfertig hergestellt sind. Ein Edelstahlkamin ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Der jeweilig benötigte Kessel ist im Preis aber noch nicht enthalten. Hinzu kommen noch die Transport- und Krankosten, die mit 3000 bis 6000 Euro zu veranschlagen sind. Es stehen gegebenenfalls Kosteneinsparungen baulicherseits, z. B. der Verzicht eines Extra-Heizraums, dem gegenüber. Der Planer muss dem Kunden die Komplettsicht liefern, indem er auch die Baukos­ten alternativ gegenüberstellt zwischen Inhouse-Lösung versus Heizzentrale.

Ausführungsplanung/Installation
Der Planer muss auch die Frage beantworten, ob sich eine Heizzentrale auf dem Grundstück bauleitplanerisch realisieren lässt und wie: Wird die Heizzentrale auf die Quadratmeterzahl der zu überbauenden Fläche angerechnet? Die B-Planung ist von Ort zu Ort verschieden. Welche Punkte im Vorfeld der Ausführungsplanung vom TGA-Planer noch zu checken sind, zählt Michael Rinn-Gärtner von KWB stichpunktartig auf: „Welche Leistung wird benötigt, wie oft im Jahr soll/darf das Lager befüllt werden, wie weit ist der Weg von der Heizzentrale zur Heizkreisverteilung, wie ist die Befahrbarkeit bei der Anlieferung der Heizzentrale.“ Ermittelt werden muss natürlich vorab auch, ob Straßen und Wege bis zum Objekt für eine derartige Projekt-Last (Transporter, Kran) ausgelegt sind.
Die Heizzentralen-Hersteller sind hilfreich in weiteren behördlichen Fragen wie zur Statik sowie zu den Fragen zum Brandschutz und zur Verortung des Containers hinsichtlich des Zuges (Abgasführung/Emissionen). Und obwohl die Heizzentralen schlüsselfertig angeliefert werden, ist der Heizungsbauer weiter notwendiger Akteur bei der Installation: Es müssen die Wärmeleitungen und die Elektrozuleitungen sachgerecht verlegt und angeschlossen werden.

Planer-Pflicht nicht versäumen
Für Gewerbe-, Industrie- und kommunale Projekte sind Pelletheizzentralen nach wie vor eine Standardoption, also im Markt Nichtwohngebäude. Für neue Wohngebäude scheinen sie an Bedeutung zu verlieren, weil andere technische Weiterentwicklungen das Manko Platzmangel gerade mehr und mehr relativieren. Der war ja ein Hauptgrund, Heizzentralen auf Basis von Pellets zu entwickeln für den Markt der neuen Ein-/Zwei- und Mehrfamilienhäuser.
Wird damit den Heizzentralen in diesem Segment der Boden unter den Füßen entzogen? Keineswegs. Sie als überholt abzutun und deswegen gar nicht erst anzusprechen, wäre vom Planer ein Fehler, weil ein Versäumnis in seiner Pflicht, immer auch die Alternativen aufzuzeigen. Und wer weiß: Vielleicht ist/wäre in manchem Fall die Heizzentrale die bessere Lösung (gewesen).

Outlook: Der Markt

Schwierig ist derzeit, Holzpelletsfeuerungen über die Brennstoffkosten zu kommunizieren. Eine gute Formulierung fand der Pellets-Branchenverband Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) Anfang des Jahres für ein Ungemach. In seinem monatlich veröffentlichten Kostenvergleich zwischen Holzpellets und fossilen Brennstoffen war zu lesen: „Der Preisvorteil zu Erdgas beträgt rund 25 %. Zu Heizöl besteht momentan jedoch ein Preisnachteil von rund 22 %.“ Im April lag der Nachteil noch bei 4,5 %.
Ein Preisvorteil gegenüber Erdgas nutzt indes nicht viel, denn einerseits setzen Heizungsmodernisierer, die bereits mit Erdgas heizten, wieder auf diesen Brennstoff und in Neubaugebieten besteht oftmals ein Gasanschlusszwang. Vielleicht lohnt es, in der einen oder anderen Gemeinde einmal diese Zwänge zu hinterfragen, die das Planungsamt entwickelt und es zugleich einen kommunalen Energieversorger (Stadtwerk) gibt. Der Preisvergleich zum Öl ist gerade mies.
Gezündet hat dieser Vergleich aber auch nicht in besseren Jahren, als die reine kWh Wärme aus Pellets deutlich günstiger war. Die Zahlen neu installierter Pelletkessel und -öfen stagniert seit Jahren und im vergangenen Jahr waren sie nochmals rückläufig. Der DEPV konstatiert für 2015: Die Flaute des Marktes hat sich fortgesetzt. Gegenüber dem ohnehin schwachen Jahr 2014 gab es noch einmal einen Rückgang um 10 % beim Absatz auf 16 000 installierte Pelletkessel und 16 500 Pelletöfen bundesweit. Sicher hat das mit den vergangenen beiden milden Wintern zu tun und mit dem niedrigen Ölpreis, sodass sich im Gebäudebestand wenige gezwungen sahen, Geld für eine neue Heizung in die Hand zu nehmen.
2016 könnte es zu einer leichten Trendwende kommen, selbst wenn der Ölpreis im Keller bleibt, denn die staatliche Förderung ist seit 1. Januar 2016 nochmals erhöht. Das APEE legt 20 % nach dem Motto auf alles drauf, was das MAP bereits zahlt. Planer sollten das Thema Holzpellets mehr über die staatliche Förderung kommunizieren. Im Neubau außerdem über die Anrechenbarkeit von Biomassefeuerungen auf den Primärenergiefaktor des Gebäudes nach EnEV, die sich auch in Geld ausdrücken lässt.

Dittmar Koop, freier Fachautor


Hersteller von Pellet-(Biomasse-) heizzentralen:
www.gilles.at
www.hdg-bavaria.com
www.solarfocus.at
www.kwbheizung.de

 


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