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Patentierte Systemlösung revolutioniert Einrohrheizsysteme

IKZ-ENERGY-Interview mit Geschäftsführer Peter Ley von der GWG

Peter Ley, Geschäftsführer der GWG.

Peter Ley im Gespräch mit Ivan Kessler von ROM Technik.

 

Vor über 50 Jahren erfand Rudolf Otto Meyer (ROM) das Rietschel-Henneberg-Einrohrheizsystem in Kassel. Probleme mit diesem Heizsystem, vor allem infolge energetischer Sanierungen, sind hinlänglich bekannt: Energieverschwendung, ungewollte Raumüberheizung, streitbehaftete Heizkostenabrechnungen. Aus Kassel kommt jetzt auch eine Systemlösung für diese Probleme, entwickelt und patentiert von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel (GWG). Sie ist zudem eine preiswerte und inzwischen auch förderfähige Alternative zur Umrüstung auf ein Zweirohrheizsystem.  IKZ-ENERGY-Chefredakteur Hilmar Düppel sprach darüber mit dem Geschäftsführer der GWG und der vermarktenden Tochtergesellschaft GWG Service, Peter Ley.
IKZ-ENergy: Herr Ley, Wohnungen sind vielerorts stark nachgefragt. Auch ohne vorherige Investitionen können Wohnungen deshalb leicht vermietet werden. Warum sollten Vermieter Geld für Optimierungen ausgeben?
Peter Ley: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es immer richtig war, zu investieren, wenn die Wohnungsnachfrage und die wirtschaftliche Situation des Vermieters gut waren. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die in der Fragestellung formulierte Vermietungs- und Investitionsstrategie wäre meiner Einschätzung nach sehr kurzsichtig. Ich setze auf eine langfristige Investitionspolitik mit einer nachhaltigen Verbesserung der Energieeffizienz. So bleiben die Mietnebenkosten bezahlbar und die Umweltbelastung wird reduziert.

IKZ-ENERGY: Welche Rolle spielt dabei das Thema Heizen?
Peter Ley: Das ist von zentraler Bedeutung, denn die Auswirkungen auf die Energieeffizienz, den Mietpreis und den Wohnkomfort sind unmittelbar. Deshalb freuen wir uns, dass wir mit unserer Systemlösung „indiControl“ jetzt auch bei Einrohrheizsystemen eine deutliche Energieeinsparung erzielen können – eine Win-Win-Situation für Mieter und Vermieter.

IKZ-ENERGY: Was zeichnet die Lösung aus?
Peter Ley: Das ist relativ einfach. Traditionelle Einrohrheizungen sind statische Systeme, die durch den Einbau von „indiControl“ in ein dynamisches System verändert werden. Eine spezielle Software sorgt dafür, dass die Heizenergie an dem Wärmebedarf der Kunden orientiert geliefert wird. Dies hat zur Folge, dass ein wesentlicher Teil der Wärmeabgabe von den Heizungsleitungen auf die Heizkörper verlagert wird.

IKZ-ENERGY:
Wie genau funktioniert das System?
Peter Ley: Der Heizkreis wird in mehrere Heizkreise geteilt, die bereits vorhanden, aber noch nicht als selbstständige Teilheizkreise aktiviert sind. In jeden Teilheizkreis werden zwei Temperaturfühler und ein motorisches Ventil eingebaut. Dazu kommt noch eine zentrale Steuereinheit für die Heizungsanlage. Mehr Hardware ist nicht nötig, um die Teilheizkreise lastabhängig regeln und dadurch wesentlich flexibler auf den individuellen Wärmebedarf der Mieter reagieren zu können. Die Messdaten der Temperaturfühler werden konstant mit einem anlagenspezifisch ermittelten Referenzwert abgeglichen. Die Steuereinheit berechnet auf Basis der gemessenen Temperaturdifferenzen die nötigen Impulse für das Ventil, um den Volumenstrom, also Durchflussmenge und -geschwindigkeit, entsprechend anzupassen. Es erfolgt ein dynamisch hydraulischer Abgleich, der die ungeregelte Wärmeabgabe über die Heizungsleitungen deutlich reduziert. Ohne „indiControl“ beträgt die Wärmeverteilung ca. 70 % über das Zuleitungssystem und nur 30 % über die Heizkörper. Mit „indiControl“ verändert sich das Verhältnis auf 45 zu 55 %. Diese 55 % Wärmeabgabe über den Heizkörper erfüllen die Vorgaben der aktuellen Rechtsprechung, derzufolge mindestens 50 % der Wärmezufuhr vom Mieter selbst regelbar sein müssen.

IKZ-ENERGY:
Welche Vorteile bietet das für Mieter und Vermieter?
Peter Ley: Der Energiebedarf sinkt und der Komfort verbessert sich. Wir freuen uns über optimierte Energiebilanzen. Die GWG-Kunden freuen sich über 20 bis 30 % geringere Heizkosten und ein angenehmes, individuell regelbares Raumklima. Außerdem gehören Streitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern um die Heizkostenabrechnung der Vergangenheit an. Denn mithilfe von „indiControl“ basieren Heizkostenabrechnungen auf dem tatsächlichen Verbrauch und werden dadurch viel gerechter. Auch entfallen lästige Korrekturabrechnungen nach VDI 2077.

IKZ-ENERGY: Welches Feedback kommt aus der Wohnungswirtschaft?
Peter Ley: Aktuell planen und bauen wir cirka 20 Testanlagen für andere Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften deutschlandweit. Erste Auswertungen unserer Pilotpartner sind vielversprechend. So lassen z. B. die Verbräuche von Testobjekten der Joseph-Stiftung in Bamberg  und der Baugenossenschaft >Wiederaufbau< eG in Braunschweig Energieeinsparungen von 21 bzw. 42 % erwarten.

IKZ-ENERGY: Mit welchen Kosten ist dabei zu rechnen?
Peter Ley: Knapp 1000 Euro brutto pro Wohnung. Das sind ca. 380 Euro für unsere HOAI-Leistungen und das Patentnutzungsrecht sowie ca. 595 Euro für den Einbau der „indiControl“-Komponenten durch Dritte.

IKZ-ENERGY:
Und wie wirtschaftlich ist das System?
Peter Ley: Zielvorgabe war eine Lösung, von der Vermieter und Mieter gleichermaßen profitieren. Für den Mieter geringere Heizkosten und ein angenehmeres Raumklima. Für den Vermieter eine Investition, die sich durch den Modernisierungszuschlag rentiert und amortisiert. BAFA-Zuschüsse erhöhen die Attraktivität der Investition zusätzlich. In der Regel ist die Kosteneinsparung für den Mieter höher als der Modernisierungszuschlag und führt zu einer Senkung seiner Gesamtmiete.

IKZ-ENERGY:
Ist das eine Alternative zur Umrüstung auf ein Zweirohrheizsystem?
Peter Ley: Im Vergleich zu „indiControl“ kostet die Umrüstung bei vertikalen Heizsystemen ca. 4000 Euro pro Wohnung und bei horizontalen Systemen aufgrund der hohen flankierenden Kosten sogar bis 8000 Euro. Diese Umrüstarbeiten in den Wohnungen sind für Bewohner und Beteiligte schwierig und lästig. Daher kann ich Ihre Frage eindeutig mit Ja beantworten. „indiControl“ ist eine kostengünstigere und effektivere Alternative zum Umbau auf ein Zweirohrheizsystem.
IKZ-ENERGY: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Peter Ley: Durch den Einbau unserer Systemlösung wird der Energieverbrauch reduziert und damit der CO2-Ausstoß verringert. Dies ist ein nachhaltiger Beitrag zum Schutz unserer Umwelt. Ich wünsche mir, dass sich „indiControl“ innerhalb der nächsten fünf Jahre deutschland- und europaweit etabliert und Vermieter und Mieter gleichermaßen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.

IKZ-ENERGY: Herr Ley, vielen Dank für das Gespräch.

Bilder: GWG Kassel / Dieter Schachtschneider, Kassel (D.S.P.).
www.indicontrol.de


BAFA-Förderung zur Heizungsoptimierung
Zeitgleich mit der am 1. August 2016 in Kraft getretenen „Richtlinie über die Förderung der Heizungsoptimierung durch hocheffiziente Pumpen und hydraulischen Abgleich“ startete eines der größten deutschen Förderprogramme im Heizungssegment. Fast 1,86 Mrd. Euro Fördervolumen, verteilt auf fünf Jahre, inves­tiert das Bundeswirtschaftsministerium, um wirtschaftlichere und das Klima schonende Wärmeversorgung des Gebäudebestandes in Deutschland zu gewährleisten. Pro Vorgang werden bis zu 25 000 Euro zur Verfügung gestellt. Mit 30 % der NettoInvestitionskosten bezuschusst das BAFA den Austausch ineffizienter Pumpen, die Anschaffung und professionelle Installation von MSR-Technik sowie Systeme zur Volumenstromregelung.

 


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