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Null-Energiestandard in wenigen Wochen?

Ein Konzept aus Holland will den Gebäude-Sanierungsmarkt revolutionieren

Energiesprong-Reihenhaus in Arnhem. In den Niederlanden sind bereits 4500 ­Mehrfamilienhäuser nach diesem Prinzip energetisch saniert worden. Bild: Energiesprong International

Das Energiesprong-Prinzip setzt auf Vorab-Fertigung nach einer 3D-Analyse des ­Gebäudes. ­Dabei ist nicht festgelegt, welche Komponenten zum Einsatz kommen. Hier im Beispiel ist es eine Photovoltaik-Anlage, die bilanziell in Kombination mit einer Wärmepumpe den ­notwendigen Strom für die Wärmeversorgung des Gebäudes deckt. Bild: Dena

 

Man stelle sich vor, man könnte ältere Mehrfamilienhäuser innerhalb weniger Wochen ohne Mehrkosten für die Mieter auf Null-Energie-Standard bringen. Ein Blick nach Holland zeigt, dass man hier nicht über eine ferne Zukunft redet, sondern über das seit fünf Jahren tausendfach erfolgreich umgesetzte Sanierungskonzept „Energiesprong“. Nun will es die internationalen Märkte aufrollen.

Energiesprong heißt wörtlich übersetzt „Energiesprung“ – und genau so einen vollführen die Häuser mit diesem in­novativen Sanierungsprinzip, das auf einen standardisierten und digitalisierten Bauprozess, einen hohen Grad an Vorfertigung und ein Finanzierungskonzept setzt und so eine warmmietenneutrale Umsetzung in minimaler Bauzeit ermöglicht.

Historie von Energiesprong
Die Entwicklung von Energiesprong wurde von der holländischen Regierung initiiert und gefördert. Seit 2013 wurden rund 4500 Sanierungen erfolgreich umgesetzt. Mittlerweile gibt es mehrere internationale Ableger. Denn spätestens mit der Fertigstellung der ersten Prototypen in Frank-
reich und Großbritannien ist klar, dass sich das Energiesprong-Prinzip auf die unterschiedlichsten Märkte übertragen lässt. So starten derzeit auch weitere Marktentwicklungsprogramme in Italien, Kanada und den USA. In Deutschland wird die Marktentwicklung für Energiesprong-Sanierungen von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (Dena) vorangetrieben, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Auch Deutschland soll starten
Mit Unterstützung des Bundesverbands der Wohnungswirtschaft (GdW) und zahlreichen Wohnungsunternehmen bündelt die Energiesprong-Initiative die Nachfrage, um einen starken Impuls in den Markt zu geben. In den nächsten zwei Jahren sollen bundesweit Prototypen umgesetzt werden, als erster Schritt auf dem Weg zu einem Breitenmarkt für serielle NetZero-Sanierungen.

Definition NetZero Standard

Ein Energiesprong-Gebäude produziert übers Jahr so viel Energie, wie die Bewohner für Raumwärme, Warmwasser und Strom benötigen. Erreicht werden kann das zum Beispiel über eine Sanierung zum KfW-Effizienzhaus 55 mit Wärmepumpe und Photovoltaikanlage. Energiesprong gibt hier aber lediglich den Rahmen (NetZero-Ziel) vor. Die Art der Umsetzung kann frei gewählt werden.

Schnelle Umsetzung über Vorfertigung
Die wohl grundlegendste Neuerung ist die minimale Umsetzungszeit auf der Baustelle von wenigen Wochen pro Gebäude, sodass die Mieter nur minimal beeinträchtig werden und in ihren Wohnungen bleiben können. Dies wird durch einen digitalisierten Bauprozess und einen hohen Grad an Vorfertigung erreicht. Nach dem 3D-Aufmaß der Gebäude werden die Fassaden- und Solardachelemente in der Fabrik passgenau vorgefertigt – inklusive Fenstern, Dämmung und Außenputz. Auch das Energiemodul wird bereits komplett vorgefertigt und als Gesamteinheit, die nur noch angeschlossen werden muss, auf die Baustelle geliefert. Um bei dem obenstehenden Beispiel zu bleiben, könnte es zum Beispiel aus einer Wärmepumpe, Wechselrichter für PV, Pufferspeicher, Lüftungseinheit mit Wärmerückgewinnung, Regelung mit Monitoring-System und einer Stromzähler-Einheit bestehen.

Bezahlbarkeit über Einsparungen

Eine Energiesprong-Sanierung soll nicht durch Mieterhöhungen, sondern durch Einsparungen bei den Heiz- und Stromkosten refinanziert werden. Hierfür wird eine Performance Garantie benötigt. Generalübernehmer und Zulieferer garantieren hierbei, dass der beim Bau vereinbarte energetische Standard (NetZero-Ziel, mind. KfW 55) sowie die Verbrauchsmerkmale (Paket für NetZero: Strom, Heizung, Warmwasser) langjährig über die gesetzliche Gewährleistung hinaus eingehalten werden.

Umsetzer gesucht
Für die Umsetzung dieser Prototypen sucht die Dena derzeit innovative Unternehmen, die mit Unterstützung des Energiesprong-Marktentwicklungsteams bis Februar 2019 Konzepte für diese Prototypen erstellen und diese bei einer Veranstaltung in Berlin der Wohnungswirtschaft präsentieren. Interessierte Generalübernehmer sowie Zuliefererunternehmen und Start-ups aus den Bereichen Fassaden-/ Dachelemente, Photovoltaik, Wärmepumpen, Lüftung und Energiemonitoring können sich hierfür online unter www.energiesprong.de/innovationstarten registrieren.

Autor: Uwe Bigalke, Teamleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Dena. Er leitet das Marktentwicklungsteam Energiesprong Deutschland.

 


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