Nordrhein-Westfalen – Von Schadensverhütung bis Trinkwasserhygiene
Die Sachverständigen-Tagung des SHK-Fachverbands NRW zeigte ein breites Spektrum
Anfang Juni veranstaltete der SHK-Fachverband NRW seine jährlich stattfindende Sachverständigen-Tagung. Rund 70 öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige folgten der Einladung nach Oberhausen. Dort fand die Weiterbildung wie gewohnt im „Zentrum für Umwelt und Energie“ der „Handwerkskammer Düsseldorf“ statt. Im Fokus stand der Austausch über aktuelle Themen sowie die Diskussion zu Fallproblematiken aus der Praxis.
Begrüßt wurden die Teilnehmer von Dipl.-Ing. Norbert Schmitz, Geschäftsführer Technik im SHK-Landesverband, der ebenfalls die Moderation der zweitägigen Veranstaltung übernahm. Wie üblich hatten die anwesenden Sachverständigen zu Beginn die Möglichkeit, ihre individuellen Problemstellungen zu schildern. Einer der Teilnehmer brachte die staatliche Förderung der KfW für die Installation neuer Heizungsanlagen zur Sprache, speziell den in diesem Zusammenhang geforderten „dauerhaften Brennwertbetrieb“. Einigkeit herrschte dahingehend, dass sich ein solcher Betrieb nicht dauerhaft über das Jahr einstellen lässt. Lediglich eine überwiegende betriebsweise mit Brennwerteffekt könne aus anlagentechnischen Gründen gewährleistet werden. Daher sei die KfW aufgerufen eine genauere Definition des Begriffes anzustreben.
Unklarheit herrschte ebenfalls darüber, bei welcher genauen Rücklauftemperatur sich ein Brennwerteffekt einstellt. Augenscheinlich existieren keine exakten Vorgaben in den jeweiligen Regelwerken darüber. Einige Stimmen verwiesen auf die EnergieAgentur, die laut Publikum Werte zwischen 60 und 45 °C nennt. Ebenfalls wurde angeregt, den Hersteller des Wärmeerzeugers mit ins Boot zu nehmen und ihn um die Angaben der genauen Temperaturen zu bitten. Abschließend einigten sich die Experten auf einen Mittelwert bei fehlenden Daten. So liege man mit einer Rücklauftemperatur von 45 °C bei Heizöl und 55 °C bei Erdgas auf der sicheren Seite, hieß es als Fazit.
Schadstoffregulierung in Kitas
Eine weitere Fragestellung drehte sich um die Schadstoffregelung in Kitas. Zur Diskussion stand, inwieweit die Werte der VDI 6040 zum Außenluftvolumenstrom auf Kitas anwendbar sind. Ein Sachverständiger hatte die Befürchtung, dass sich durch die Verwendung der Vorgaben eine unverhältnismäßig große Lüftungsanlage ergibt. Besonders, da sich laut seinen Angaben die für die Berechnung angenom-
mene Kinderanzahl voraussichtlich nur selten und nur für kurze Zeit in einem Raum befindet. Die dadurch entstehenden Betriebskosten seien nur schwer zu vermitteln. Entgegen seinen Annahmen stufte die Mehrheit der Teilnehmer die Werte der VDI 6040 als realistisch ein. Wichtig sei in diesem Zusammenhang allerdings, dem Betreiber klar zu machen, dass ohne eine Wärmerückgewinnung kein wirtschaftlicher Betrieb zu realisieren sei.
Vortragsreihe rund um Aktuelles und Zukünftiges
Der zweite Teil richtete seinen Fokus auf aktuelle und zukünftige Ereignisse innerhalb der SHK-Branche und splittete diese in einzelne Fachvorträge auf. Dipl.-Ing. Norbert Schmitz sprach beispielsweise in seinem Referat über das Labeling für Altanlagen und den Heizungs Check 2.0. Besonders im Labeling sieht Schmitz das Fachhandwerk in der Pflicht und wünscht sich seitens dessen mehr Unterstützung. Zudem rief er dazu auf, sich am Heizungs Check 2.0 zu beteiligen. Die notwendigen Schulungen dafür werden von den einzelnen Fachverbänden angeboten.
Über kulturelle Unterschiede in puncto Körperhygiene klärte Dr. Peter Arens vom Unternehmen Schell auf. „Besonders streng gläubige Muslime haben ein völlig anderes Verständnis von Toilettengang und Co. als andersgläubige Zuwanderer. Beispielsweise weigern sie sich teilweise aus religiösen Gründen, unser Toilettenpapier zu benutzen“, erklärte der Experte. Der Einsatz von einfachen Dusch-WCs in den Waschräumen sei daher die bessere Wahl. Zudem sind rituelle Waschungen ein Thema, das bei der Badgestaltung laut Arens zu berücksichtigen ist. Hierzu gehören u. a. neben Händen, Nase und Mund auch die Säuberung der Füße, was öfter zu Problemen führen kann. „Abgerissene Waschbecken sind meist nicht das Ergebnis von Vandalismus sondern halten der Zweckentfremdung nicht stand“, erklärte er. An diesen Beispielen sehe man, wie wichtig es sei, sich mit den kulturellen Unterschieden auseinanderzusetzen.
Neben diesen Vorträgen richtete Thorsten Pfullmann vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V. (IFS) sein Augenmerk auf Wasserschäden. Statistisch gesehen seien diese sechs Mal häufiger anzutreffen als Feuerschäden. Besonders Eckventile und flexible Schläuche sind laut seiner Einschätzung potenzielle Gefahrenquellen. Beispielsweise führe Chlorid-haltiges Reinigungsmittel zur Schädigung des Außengeflechts und damit zur Leckage der Schläuche. Im Falle der Eckventile sei häufig ein Bruch des Gewindes durch fehlerhafte Montage zu beobachten. Um dies zu verhindern, muss laut seiner Beurteilung zwingend darauf geachtet werden, dass selbstdichtende Eckventile bis über das Dichtmaterial hinaus eingedreht werden.
- Weitere Themen, die auf der Tagung behandelt wurden, waren: Legionellen im Kaltwasser – Lösungsvorschlag durch „intelligente Armaturen“, vorgetragen von Günter Dülk1) (WimTec Sanitärprodukte GmbH).
- Grundlagen der Tätigkeit des gerichtlichen Sachverständigen – Vom Eingang der Klageschrift bis zur Gutachtenerstellung, vorgetragen von Michael Hammeke (Richter am Landgericht).
- Aktuelle Entwicklungen im Vergütungsrecht, ebenfalls vorgetragen von Michael Hammeke.
1) Günter Dülk war ebenfalls Referent beim diesjährigen Haustechniktag in Frankfurt am Main. Sein Vortrag in Artikelform ist nachzulesen in der IKZ-HAUSTECHNIK-Ausgabe 12/2016 ab Seite 46.