Niedersächsisches SHK-Handwerk übernimmt Verantwortung als Motor der Energiewende
Laatzen. Ende Mai in Hildesheim – die SHK-Handwerksunternehmer aus ganz Niedersachsen treffen sich zum alljährlichen Landesverbandstag des Fachverbandes SHK Niedersachsen. Das Programm war natürlich ausgerichtet auf die wichtige Zukunftsaufgabe: Das SHK-Handwerk will zeigen, dass es seiner Verantwortung als Motor der Energiewende gerecht wird. Und Hildesheim als Veranstaltungsort hatte diesmal auch einen besonderen Grund. Die dortige Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum und lud aus diesem Grund Gäste aus ganz Niedersachsen zu sich ein. Am Donnerstagabend stand daher auch das Begrüßungsfest ganz im Zeichen der Innung und der Jubiläumsfeierlichkeiten. 170 Personen nahmen an der Feier teil.
Zuvor hatte Professor Dr. Volker Quaschning aus Berlin mit seinem Auftaktvortrag die Gäste auf das Thema der nächsten zwei Tage eingestimmt. Der Wissenschaftler, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) eine Professur für Regenerative Energien hat, verbreitete Aufbruchstimmung. In seinem Vortrag lieferte er wissenschaftliche Belege dafür, warum die Wärmepumpe für das Heizen in Zukunft die vernünftigste Wahl ist. Er erläuterte, wie der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben werden kann und welche Flächen dafür benötigt werden. Außerdem erteilte er der Sorge, dass das Stromnetz dafür nicht ausreichen könnte, eine Absage. Auch auf die Nachfragen seines Publikums, mit welchen Argumenten man verschiedene Kunden überzeugen kann, ging er detailliert ein.
Auch beim Vortragsprogramm am Freitag stand die Energiewende auf der Tagesordnung. Zunächst jedoch ging es um ein anderes Thema, das auch für Handwerksunternehmen immer wichtiger wird: Der Schutz vor Cyberkriminalität. Kai Sobiella von der Helmsauer Gruppe legte dar, wie verbreitet der Angriff auf die Daten und Netzwerke von Unternehmen mittlerweile ist – tagtäglich gibt es 31 Mio. Angriffsversuche. Die häufigsten Angriffsarten seien Phishing, also das Abfischen von Daten und Informationen, und das Platzieren von Schadsoftware. Wird mit Schadsoftware das Netzwerk lahmgelegt, ließe sich nur gegen eine Zahlung von „Lösegeld“ die Situation wieder beheben. Dazu komme erheblicher Zeitaufwand.
Mit dem nächsten Vortrag ging es zurück zur Energiewende. Christoph Bullach, stellvertretender Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK Niedersachsen, und Dr. Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechnik beim ZVSHK, nahmen sich das GEG in verschiedenen Facetten vor. Insbesondere mögliche Lösungen für Mehrfamilienhäuser waren Schwerpunkt ihres Vortrags. Dr. Wagnitz machte auch noch einmal besonders auf den Wärmepumpenrechner aufmerksam, den der Fachverband SHK Niedersachsen entwickelt hat und der seiner Meinung nach für die Kundenberatung ein gutes Instrument ist.
Dritter Vortrag des Freitags war das Thema Trinkwasserverordnung. Jürgen Engelhardt informierte zunächst über die Neuerungen in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) von 2023. Im zweiten Teil kam auch er auf das Thema Wärmepumpe zu sprechen, speziell auf den Aspekt „Trinkwassererwärmung mit Wärmepumpe“. Dies sei grundsätzlich möglich, allerdings sollte aus Gründen des Gesundheitsschutzes darauf geachtet werden, dass die Temperaturen des verteilten Trinkwassers (warm und kalt) dem Regelwerk entsprechen (Legionellengefahr). Für dieses Thema müssten die Kunden in der Beratung noch stärker sensibilisiert werden.
Am Freitagnachmittag trafen sich die Delegierten der niedersächsischen SHK-Innungen zur Mitgliederversammlung.
Zu Beginn war Hildesheims Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer mit einem Grußwort zu Gast. Er freute sich, dass der Verbandstag bereits zum 4. Mal in seiner Geschichte in Hildesheim stattfindet und strich die Bedeutung des SHK-Handwerks für die anstehenden Zukunftsaufgaben heraus.
In die gleiche Kerbe schlug auch Delfino Roman, Präsident der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, bei seinem anschließenden Grußwort. Er hält es für richtig und wichtig, dass sich das Land auf den Weg zur Klimaneutralität macht, mahnte aber auch an, dass dies für die Betriebe machbar sein muss. Sein Appell für die Verbesserung der Rahmenbedingungen im Handwerk: ein echter Bürokratie-Abbau sei ein kostenloses Konjunkturprogramm. Und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels schlug er vor, dass Schülerinnen und Schüler, die in den Ferien ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb machen, dafür eine Prämie erhalten. Bei diesem Projekt könne Niedersachsen eine Vorreiter-Rolle einnehmen.
In der Mitgliederversammlung kamen darüber hinaus verschiedene Verbandsthemen zur Sprache. Im Mittelpunkt standen die Verleihungen der Goldenen Ehrennadel des Fachverbandes an Erhard Lamberti, Vorstandsmitglied und früherer Obermeister der Innung Oldenburg, und Horst Medecke, Obermeister der Innung Northeim-Einbeck. Beide wurden ausgezeichnet für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement.
Abends folgte – wie immer am Freitag – die SHK-Fete. Da in diesem Jahr das Fachprogramm auf zwei Tage komprimiert wurde, war der Samstag vortragsfrei. Umso ausgelassener konnte am Freitag Abend gefeiert werden. Das ließen sich die Gäste nicht zweimal sagen…