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Neues Klassifizierungssystem für SanitärarmaturenWater Efficiency Label „WELL“will Orientierungshilfe geben

Weil branchenrelevante Gesetze und Richtlinien zunehmend auf europäischer Ebene verabschiedet werden, muss auch die Armaturenindustrie ihre Interessen über nationale Grenzen hinweg bündeln. Das konkrete Resultat ist der Verband EUnited Valves, der Anfang 2011 seine praktische Arbeit begann. Mit dem zunächst freiwilligen Klassifizierungssystem „WELL“ zum Wasserverbrauch von Sanitärarmaturen liegt bereits ein „erster wichtiger Leistungsbeweis“ vor, der nachvollziehbare Transparenz schafft und damit bewusste Kaufentscheidungen ermöglicht. So lauteten die Kernaussagen im Rahmen einer Pressekonferenz in Frankfurt, in der Industrievertreter die beiden neuen Initiativen vorstellten.

 

Für einen „logischen Schritt“ hält Dirk Lückemann den ersten Zusammenschluss europäischer Armaturenhersteller. Gerade bei Themen wie Ressourcenschutz und Energieeffizienz ist die Zeit nationaler Alleingänge nach Meinung des Geschäftsführers der Schell GmbH & Co. KG vorbei. Dem trage die Branche mit EUnited Valves Rechnung. Gründungsmitglieder des Verbandes seien die Firmen Dornbracht, Geberit (Schweiz), Kemper, Schell und Viega. Über einen möglichen Eintritt werde derzeit mit anderen Produzenten gesprochen.

Weil branchenrelevante Gesetze und Richtlinien zunehmend auf europäischer Ebene verabschiedet werden, muss auch die Armaturenindustrie nach Auffassung von Dirk Lückemann ihre Interessen über nationale Grenzen hinweg bündeln. Deshalb sei die Gründung von EUnited Valves ein „logischer Schritt“. Bild: EUnited Valves / Schell

In Brüssel etabliert
Bei der Erweiterung des bereits seit 2004 existierenden Maschinenbauverbandes EUnited um die Sektion „Valves“ könne man auf ein „funktionierendes Netzwerk“ zurückgreifen. Die Organisation repräsentiere einen der wichtigsten europäischen Industriezweige mit einem Produktionsvolumen von über 400 Mrd. Euro und unterstütze Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen bei der Bearbeitung technischer Richtlinien speziell auf den Gebieten Umweltschutz, Energie und Wasser. Der in Brüssel ansässige Verband habe sich eine „beachtliche Akzeptanz“ bei der Europäischen Kommission erworben. Dieses stabile Fundament sichere auch eine effiziente Interessenvertretung für die Armaturenindustrie mit einem jährlichen Produktionsvolumen von ca. 20 Mrd. Euro.
Das Aufgabenspektrum von EUnited Valves konzentriert sich laut Lückemann auf drei Schwerpunkte. Erstens gehe es um die gemeinsame Bearbeitung europäischer Richtlinien. Dabei sei die intensive Begleitung der ErP-Richtlinie (Energy relevant Products) als Nachfolger der EuP-Richtlinie von besonderer Relevanz. Mit Blick auf die immer geringere Bedeutung nationaler Kriterien spiele zweitens die Interessenvertretung gegenüber der EU-Kommission eine große Rolle. Drittens schließlich stehe der gemeinsame Erfahrungsaustausch über europäische Marktbearbeitungs- und Statistikfragen im Fokus. Das sei schon aufgrund der ohnehin internationalen bzw. europäischen Ausrichtung vieler Armaturenhersteller geboten.

Das neue Klassifizierungssystem „WELL“ zum Wasserverbrauch von Sanitärarmaturen setzt nach Überzeugung von Andreas Dornbracht „international Maßstäbe“. Es schaffe für Verbraucher und Investoren nachvollziehbare Transparenz und ermögliche damit bewusste Kaufentscheidungen. Bild: EUnited Valves / Dornbracht

Kein „Verband der Verbände“
Mit Blick auf die unterschiedlichen Anforderungen einzelner Produktgruppen gliedere sich der Verband in drei Segmente. In der Sparte Gebäudearmaturen erfolge die Betreuung der Hersteller von Sanitärarmaturen und von technischen Gebäudearmaturen. Für die Produzenten von Heizungsarmaturen gebe es differenzierte Dienstleistungen, da hier energiepolitische Aspekte Priorität hätten. In der dritten Gruppe kümmere man sich speziell um Industriearmaturen, deren Anwendungsvielfalt sich in ganz unterschiedlichen Abnehmerbranchen von der Kraftwerkstechnik bis zur Lebensmittelindustrie niederschlage.
Lückemann hob außerdem hervor, dass EUnited Valves im Gegensatz zu anderen europäischen Organisationen wie dem CEIR* kein „Verband der Verbände“ ist, sondern Unternehmen als Mitglieder hat. Das sichere einen unmittelbaren Praxisbezug sowie einen direkten und schnellen Informationsfluss.

Im Rahmen des neuen Klassifizierungssystems „WELL“ können z. B. sanitäre Waschtisch- und Küchenauslaufarmaturen, die im privaten, häuslichen Bereich („Home“) eingesetzt werden, höchstens vier Sterne erhalten. Das Water Efficiency Label erstreckt sich auf die Bewertungskategorien Menge (Durchfluss) und Temperatur. Bild: EUnited Valves

Die Teilnahme am „WELL“-Klassifizierungsverfahren setzt generell den Nachweis der Erfüllung der relevanten EN-Normen voraus. Bei den im öffentlichen bzw. gewerblichen Sektor („Public“) benutzten Armaturen stehen der ökonomische Umgang mit Wasser sowie besondere Hygieneanforderungen im Mittelpunkt. Die in drei Kategorien durchgeführte Bewertung kann bis zu einer „Bestmarke“ von sechs Sternen führen. Bild: EUnited Valves

Das „WELL“-Klassifizierungssystem bietet sowohl bei „Home“- als auch bei „Public“-Armaturen eine „Upgrade“-Möglichkeit. Dabei können in den Kategorien Durchfluss und Temperatur zusätzlich jeweils zwei Sterne vergeben werden, wenn eine Armatur aus mehreren Einzelkomponenten besteht oder mit effizienzsteigernden Zubehörteilen ausrüstbar ist. Bild: EUnited Valves

Unterschiedliche Bewertungs­kategorien im Klassifizierungssystem
„Wir wollen den wachsenden und verständlichen Wunsch des Verbrauchers nach klaren, verlässlichen Informations- und Orientierungshilfen für eine bewusste Kaufentscheidung erfüllen sowie gleichzeitig unseren eigenen Anspruch unterstreichen, verantwortungsvoll mit Wasser umzugehen.“ So begründete Andreas Dornbracht Entwicklung und Realisierung des Klassifizierungssystems „WELL“ für Sanitärarmaturen. Mit dem neuen „Water Efficiency Label“ setzt die europäische Sanitärarmaturenindustrie „internationale Maßstäbe“, betonte der Geschäftsführer der Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG. Das Bewertungssystem sei einfach nachvollziehbar, mache die tatsächliche Ersparnis beim Einsatz einer höher eingestuften Armatur unmittelbar deutlich und schaffe so eine wirkliche Transparenz für Verbraucher und Investoren. Es sei zunächst ein freiwilliges Verfahren, solle aber in der zweiten Stufe als europäischer Standard verankert werden.
Zur Anwendung komme „WELL“ bei sanitären Waschtisch- und Küchenauslaufarmaturen, bei Duscharmaturen sowie Duschköpfen und -schläuchen, bei Urinal- und WC-Spülsystemen sowie bei Zubehörteilen. Dabei werde zwischen der Anwendung im öffentlichen bzw. gewerblichen („Public“) und im privaten, häuslichen („Home“) Bereich unterschieden. Auf der „Public“-Ebene stehe der ökonomische Umgang mit Wasser im Mittelpunkt. Zudem seien hier höhere Hygieneanforderungen zu berücksichtigen. Dagegen müssten „Home“-Produkte andere Funktionen erfüllen und sollten außerdem – abhängig von der individuellen Nutzer-Entscheidung – Wellnessanwendungen mit Wasser ermöglichen.
Daraus resultieren laut Dornbracht für einzelne Produktgruppen unterschiedliche Bewertungskategorien. Für sanitäre Waschtisch- und Küchenauslaufarmaturen und Duscharmaturen sowie Duschköpfe und -schläuche nannte er die Kriterien Menge (Durchfluss), Temperatur und Zeit (nur bei „Public“). Bei Urinal- und WC-Spülsystemen seien Menge (Spülvolumen), Spülprogramm und Hygiene maßgeblich.

Fünf plus fünf
Pro Kategorie sind maximal zwei Sterne erreichbar, erklärte Dornbracht weiter. Danach können „Public“-Armaturen bis zu sechs Sterne und „Home“-Produkte höchstens vier Sterne erhalten. Ferner sehe das Verfahren eine „Upgrade“-Möglichkeit vor. In den beiden Kategorien Durchfluss und Temperatur seien zusätzlich jeweils zwei Sterne erreichbar, wenn eine Armatur aus mehreren Einzelkomponenten bestehe oder mit effizienzsteigernden Zubehörteilen ausrüstbar sei.
Die ausschließlich online angelegte Klassifizierung gelte für die Laufzeit des Baumusterprüfberichtes und damit für maximal fünf Jahre. Außerdem gebe es eine Option für weitere fünf Jahre. In jedem Fall müsse die Erfüllung der relevanten EN-Normen nachgewiesen werden. Das genaue Klassifizierungsschema ist unter www.well-online.eu abrufbar.
Als „sehr erfreulich“ bezeichnete Dornbracht die schnelle Wirkung des erst vor wenigen Wochen freigeschalteten Systems. Mitte März seien bereits rund 50 Produkte namhafter Unternehmen klassifiziert worden. Dazu gehören Grohe, Hansgrohe, Ideal Standard, Keuco, Sam, Schell, Geberit International, Viega und Dornbracht selbst. Weitere europäische Hersteller wie Roca, Oras, Nobili und Cristina stünden eventuell ebenfalls bald auf der „WELL“-Liste. Man sei fest davon überzeugt, dass der verbraucher- und inves­torenfreundliche Fortschritt im wahrsten Sinne des Wortes für „klare Verhältnisse“ sorge.


Informative Broschüre

Ausführliche Informationen zum neuen Klassifizierungssystem hat Schell in seiner neuen Broschüre „WELL – Water Efficiency Labelling“ zusammengefasst. Hierin wird das Klassifizierungsverfahren anhand von Beispielen verdeutlicht. Das Nachschlagewerk ist für Architekten, Planer und die Partner des SHK-Fachhandels und -handwerks kostenlos erhältlich. Interessenten wenden sich direkt an die Schell GmbH & Co. KG Armaturentechnologie, Raiffeisenstraße 31, 57462 Olpe, Telefon 02761 892-0,
E-Mail: info@schell.eu oder nutzen das Kontaktformular im Internet unter www.schell.eu.


Nachgefragt

IKZ-HAUSTECHNIK: Im Gegensatz zu Kühltruhen oder Waschmaschinen mit ihren jeweils festen Programmen oder Einstellungen hat der Nutzer einer Sanitärarmatur erheblichen Einfluss auf die Temperatur bzw. den Wasserverbrauch. Er hat sprichwörtlich den Hebel in der Hand. Wieso also ein Klassifizierungssystem, wenn ohnehin Auslauftemperatur und -menge variabel sind?

Dirk Lückemann: Jeder Nutzer weiß heute bei vielen Produkten wie z. B. beim Auto: Weniger Gas bedeutet weniger Verbrauch oder bei der Heizung: Weniger Wärme bedeutet weniger Heizkosten. Trotzdem ist eine Klassifizierung hilfreich, weil bestimmte Werteüberschreitungen von Mengen oder Temperaturen durch Voreinstellungen nicht mehr möglich sind. Außerdem erhält der Investor z. B. in öffentlichen Gebäuden ein klares Beurteilungssystem für den gewünschten Ausstattungsstand. Wie beim Energieverbrauchsausweis kann dieses System für Sanitär- und Spülarmaturen eine Orientierung hinsichtlich des Wasserverbrauchs und des Energieverbrauchs für die Warmwasserbereitung geben, die bisher gefehlt hat.


Wellness und Wassersparen müssen kein Widerspruch sein.


IKZ-HAUSTECHNIK: Das Bad wandelt sich immer mehr von der klassischen Nasszelle zum Wohlfühlraum. Großzügige Duschen und Wannen. XXL-Duschköpfe... mit Wassersparen haben derlei Wellnessinseln wohl recht wenig am Hut.

Dirk Lückemann: Sicher ist Wellness ein Trend, der viel Spaß macht. Der Schwerpunkt liegt hier auch nicht unbedingt beim Wassersparen. Wobei man sich allerdings wundert, dass bei Duschen mit geschickter Tropfenarchitektur ein angenehmer Volumeneffekt mit relativ geringem Verbrauch erreicht werden kann.
Das WELL-Konzept will hier nicht die Spaßbremse sein und auch keine Reglementierung des Duschverhaltens durchsetzen. Derjenige, der eine Wellnessdusche installiert, sollte jedoch wissen, dass er höhere Wasser- und Energiekosten zu erwarten hat. Das Klassifizierungsschema sieht vor, dass der Effizienzdurchfluss der Duschen überschritten werden kann. Der Komfortbetrieb muss aber durch den Nutzer bewusst gewählt werden, z. B. durch Schalten aller Segmente bei großflächigen Duschen. Voraussetzung für das WELL-Label ist außerdem, dass bei jedem Neustart der klassifizierte Spardurchfluss wieder eingestellt ist. Wellness und Wassersparen müssen kein Widerspruch sein.


Das Label für Thermostatventile steht seit Ende April 2011 zur Verfügung.


IKZ-HAUSTECHNIK: Ein weiteres Produkt mit dem Kürzel TELL befasst sich derzeit mit der Effizienzbewertung von Thermostatventilen. Wann wird hierzu ein entsprechendes Label erwartet?

Dirk Lückemann: Das Label für Thermostatventile steht seit Ende April 2011 zur Verfügung. Es ist ähnlich aufgebaut wie das WELL-Zeichen. Je nach Erfüllung der Produktanforderungen, die da sind: Hysterese, Wassertemperatureinfluss, Differenzdruckeinfluss  und Schließzeit, werden Energieeffizienzklassen von A bis F von EUnited Valves vergeben. Voraussetzung ist auch hier ein Prüfbericht eines neutralen akkreditierten Prüflabors.


www.eu-nited.net/valves

 


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