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Neuer Schwung für die Küchenplanung

Das Küchendesign schwört weiterhin auf gerade Linien, parallel dazu locken einige Küchen schon wieder mit kurvenreichen Formen. Beginn eines neuen Trends – oder einfach etwas Erholung vom ausufernden Minimalismus?

Den Reiz dieses kurvenreichen, eleganten Raumkonzepts (PL-LH) machen die Kontraste aus: Glanzweiß und dunkles Glas – geometrische und organische Formen. (Pronorm)

Den Reiz dieses kurvenreichen, eleganten Raumkonzepts (PL-LH) machen die Kontraste aus: Glanzweiß und dunkles Glas – geometrische und organische Formen. (Pronorm)

Durchgängig gestalterisch geplant: die konvex-konkaven Formen setzen sich nicht nur bei den Unter-, Hänge- und Eckschränken fort, sondern auch bei Dunstabzug und Deckenbeleuchtung. (Nolte)

Fließende Übergänge: Die Fronten der Mondo sind in zahlreichen Farben (Weiß, Magnolie, Grège, Lava, Dunkelgrau) und Holzoberflächen (z.B. Walnuss, Olive, Kernbuche) lieferbar. Arbeitsplatte, Spüle und Ablageböden überzeugen in hochwertigem Corian. (Jeschny)

Ganz ohne Ecken und Kanten präsentiert sich das Modell NL 502 mit dezent gesofteten Abschluss- und Eckschränken. Die runden Frontwangen gibt es in Matt-, Struktur- und Hochglanzlack. (nextline)

Saphir Print heißt diese Küche mit rückseitig lackierten Night & Day Glasfronten, kombiniert mit dem Programm Sinus 2820 Pergamon lackiert inklusive feinen Griffleisten in Edelstahl-Optik. Für Schwung sorgen die nierenförmige Esstheke und ein halbrunder Abschlussschrank. (Brigitte)

Die stylishe Retro-Küche onda mit ihren dynamisch gesofteten Fronten und Gestaltungselementen ist nicht nur in allen RAL-, sondern auf Wunsch auch in Sonderfarben lieferbar. (rational)

Ein Mix von Kontrasten zeigt sich bei dem designorientierten Systemküchen-Konzept systema/systemART. Blickfang: die runden Arcaden-Schränke. (Häcker)

 

 

Geradlinig, kubistisch, minimalistisch – so präsentiert sich die moderne Einbauküche schon seit geraumer Zeit. Die ersten Vorreiter des neuen puristischen Designs wurden auf der Eurocucina in Mailand in den späten 1990er-Jahren vorgestellt. Nach all den vielen farbenfrohen, opulent und detailreich ausgestatteten Country-, Toskana-, Finca- und Shaker-Küchen wirkten die weißen, zunächst nach „Labor-Küche“ anmutenden Neuheiten im ersten Moment etwas befremdlich und ziemlich steril. Der kollektive Wunsch und die Sehnsucht nach neuen Strukturen, mehr Klarheit und Schnörkellosigkeit setzten sich durch und gipfelten in einem neuen Minimalismus.

Da war es wohl nur eine Frage der Zeit, wann sich die ersten organischen Formen wieder einschleichen würden. An sich nichts Neues, denn das Geradlinige und Softe wechseln sich in der Entwicklungsgeschichte der deutschen Einbauküche immer wieder zyklisch ab. Im Zuge einer neuen „naturnahen Wohnlichkeit“ scheint es so weit zu sein, sich vom Runden wieder etwas mehr verlocken zu lassen.

 

Erste Trendboten

Erste Anzeichen hierfür konnten bereits im letzten Jahr mehrfach ausgemacht werden: Auf den Hausmessen hatten sich bei einigen Herstellern, neben dem bewährten linearen Design, bereits schon etwas mehr weiblich anmutende Formen eingeschlichen – das Spektrum reicht von ganz dezent bis deutlich ausgeprägt rund. Bis auf einen Hersteller, der konvexe (nach außen gewölbt) und konkave (nach innen) Unter- und Hängeschränke direkt zu einem seiner Messeschwerpunkte machte, waren dies zunächst die ersten Vorboten zu einem möglicherweise neuen Küchentrend mit etwas weicheren, weiblicheren und softeren Linienführungen.

„Rund“ ging es auch auf der imm cologne 2012 zu. Neben einem weiteren Verschmelzen der Wohnbereiche und dem Wunsch nach natürlichen, nachhaltigen und vor allem individuellen Produkten, zeichnet sich ein Trend zu kleineren, runden und funktionellen Wohnmöbeln ab – zu filigraneren Formen und natürlichen Farben, die Kopf und Herz gleichermaßen ansprechen.

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Etwas teurer aber schön

Die neuen rundlichen Küchen-Schönheiten tun wieder mal gut nach einem bis zum Maximum ausgereizten kubistischen Design, auch wenn gerundete Elemente die Küchenplanung verteuern. Ein Hingucker sind sie allemal – nicht nur in der Küchenausstellung. Und auch wenn konvex-konkave Planungen an sich nichts Neues sind, in jedem Fall sind sie neu interpretiert, und das macht den entscheidenden Unterschied aus, genau wie in der Mode: Alles wiederholt sich zwar – jedoch auf einem anderen Level und damit ist es so topaktuell wie nie zuvor. Der Kick dürfte allerdings im raffinierten Mix liegen, bei dem sich geometrische und organische Formen auf spannende und ungewöhnliche Art ergänzen.

 

Von dezent bis stark

Das neue Runde zeigt sich in der Küche an kleinen sparsamen Details, wie halbrunden Wangenprofilen, gesofteten Möbel- und Arbeitsplattenkanten, runden Esstischen und Bar-Theken, einer weich geschwungenen Linienführung bei neuen Griffen und Griffleisten – oder ganz offensichtlich an gesofteten Hänge- und Unterschränken. Bleibt nur noch abzuwarten, in welche Richtung das italienische Küchenmöbeldesign auf der Eurocucina (17. bis 22. April 2012) geht und was uns die heimischen Küchenmöbelhersteller auf ihren Hausmessen im September präsentieren werden?

 

Umfrage: Alles rund?

Zeichnet sich ein stabiler Trend zu einem weicheren Küchenmöbel-Design ab? Welche Zielgruppen werden damit in erster Linie angesprochen? Und werden weitere „runde Küchen“ ins Sortiment 2012/2013 aufgenommen? Die Unternehmen Nolte, Häcker, Jeschny, Brigitte, Pronorm und Rational haben auf diese Fragen geantwortet.

„Unser neues Softform/Softline-Konzept setzt gestalterische Maßstäbe und ist ein echter Eyecatcher in jeder Ausstellung“, sagt Martin Lichte, Marketingleiter Nolte Küchen. „Weiblichen Formen haben einfach etwas und fallen auf. Ein weiterer Vorzug unseres Systems ist, dass es mit fast allen Programmen funktioniert.“ Martin Lichte sieht in den organischen runden Formen kein modisches Gimmick, sondern einen ersten Schritt hin zu einer künftig weicheren Linienführung, die auch auf der Hausmesse 2012 von Nolte Küchen fortgesetzt werden wird. Auf bestimmte Käufergruppen, die sich davon angesprochen fühlen sollen, möchte sich der Marketingleiter nicht festlegen lassen, da die klassischen Zielgruppendefinitionen, wie beispielsweise nach Alter und Einkommen, alle ins Leere laufen. Schon eher lohne sich die Frage nach der häuslichen Situation, z.B. Single, Paar oder Familie, meint Lichte.

Christian Reupke, Verkaufsleitung/Marketing Manager Brigitte Küchen: „Künftig alles wieder rund - Das sehe ich noch nicht so, aber die Handelspartner setzen auf runde Küchen in ihren Ausstellungsräumen. Allerdings hat die runde Abschlusswange auch ihren Preis – und der liegt etwa 30 Prozent höher als bei einer rechteckigen Abschlusswange.“

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„Nach wie vor wird die klare, architektonisch geradlinige Planung weiter die Menge der Küchenplanung abdecken“, sagt Michael Dittberner, Leitung Produktentwicklung Häcker Küchen. „Die Einbindung von weicheren Formen und Radien ist seit mehreren Jahren ein fester Bestandteil unserer Entwicklung und bietet aktuell dem Küchenplaner Möglichkeiten, diese in den Trend zu mehr Behaglichkeit mit einzubinden. Aufgrund der höheren Kosten bei der Einbindung von gerundeten Materialien ist sicherlich die Marktdurchdringung nicht umfassend darzustellen. Weiterhin haben wir aber die Möglichkeit mit kleinen Detaillösungen (Wange mit Radius) hier mit wenigen Mitteln das Thema für jeden zugänglich zu machen. Für mich stellt diese Ausrichtung eine Ergänzung dar und wird unser Programm weiter begleiten. Die Rundung lebt und wird beachtet, gerade weil sie uns planerisch viele besondere Möglichkeiten bietet, aber sie dominiert nicht. In erster Linie finden sich Kunden mit einem hohen planerischen Anspruch in unseren Küchen mit „Rundungen“ wieder. Auch bestimmte Exportmärkte sind traditionell vorbelastet und verplanen hier großzügig.“ Ob es im Herbst weitere runde Neuheiten geben wird, dazu mochte Michael Dittberner zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussage machen.

Joan Jeschny, Mitinhaberin Jeschny Küchen: „Unser Modell Mondo wendet sich an alle – die 35-Jährigen ebenso wie an die Zielgruppen 45plus und Best Ager. Das Ausschlaggebende an dieser konvex-konkav geplanten Küche sind ihre weich fließenden Kurven und die natürliche Wohnlichkeit, die sie ausstrahlt. Sie ist die Antwort auf eine Nachfrage nach organischen Formen und eine neue Lösung für den fließenden Übergang zum Ess- und Wohnbereich.“

„Von einer grundsätzlichen Entwicklung hin zu runden und weicheren Formen in der Küche würde ich heute noch nicht sprechen“, bleibt auch Udo Helweg, Verkaufsleitung Deutschland pronorm einbauküchen, eher zurückhaltend, allerdings sei schon ein Trend in diese Richtung erkennbar. „Für Hersteller wie pronorm, die sich im mittleren bis gehobenen Marktsegment bewegen und den Küchenspezialisten bedienen, sind abgerundete Schränke und Umfeldmaterialien inzwischen nicht mehr wegzudenken. Wurden runde Formen in der Vergangenheit häufig als zu konsumig und wenig designorientiert angesehen, hat sich das Bild inzwischen deutlich verändert. Die geschwungenen Formen im Bereich von Insel- und Halbinsellösungen sind heute als architektonische Weiterentwicklung nach italienischem Vorbild zu sehen. Abgerundete Ecken wirken dabei harmonisch und einladend.“ pronorm möchte mit dieser Art der Küche in erster Linie designorientierte Kunde ansprechen: „Die Küche mit großen Radien benötigt viel Raum, um richtig zur Geltung zu kommen. Der Kunde, der das offene Wohnen liebt und für den die Küche das Zentrum des Hauses bildet, wird sich schnell für diese Art der Gestaltung begeistern.“

Elke Pfeiffer, Marketingleitung rational einbauküchen: „Die weichen, organischen Formen haben im Küchendesign ihre Berechtigung. Sie machen die Küche einladend, behaglich und verleihen dem Raum eine extravagante Note. Wir haben bereits vor Jahren unser Modell onda auf den Markt gebracht und haben hiermit sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei diesem Konzept wiederholen sich die gerundeten Formen der Fronten konsequent im Umfeld – bei den formschönen Griffen, Arbeitsplatten, Wangen und Steckborden. Trotz des Erfolges dieses Modells sehe ich keine Ablösung des geradlinigen Designs. In der Gesamtbetrachtung werden runde Formen weiterhin als Nischenangebot zu sehen sein. Die runde Formensprache hat ihre Anhänger, vor allem im jungen Segment und bei Liebhabern eines unkonventionellen Designs. Die onda stellt ein ganz eigenständiges und ästhetisches Küchenkonzept dar, das über einen typischen, unverwechselbaren Charakter verfügt. Aufgrund der nachweislichen Akzeptanz haben wir sie über die Jahre immer wieder weiterentwickelt. Die jüngste Programmerweiterung sind halbrunde Abschlusselemente für Zeilen und Insellösungen. Im Rahmen der Produktentwicklung prüfen wir zurzeit, wie diese Elemente für andere Programme genutzt werden könnten.“

 


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