Nachhaltiges Engagement
Installateurmeister Roland Ketterer aus Pfohren baut mit seinem Förderverein eine Gewerbeschule in Tansania
In Pfohren, einem kleinen Dorf bei Donaueschingen, hat Roland Ketterer vor über 30 Jahren den Betrieb von seinem Vater übernommen und zusammen mit seiner Frau Birgitte eine GmbH gegründet. Heute baut er mit zehn Mitarbeitern Bäder, Solaranlagen und regenerative Heizungen für Kunden aus der Region. Ein typisches Handwerkerleben – wäre da nicht diese andere Welt, wäre da nicht Afrika. Unlängst war Ketterer dort, in Chala. So heißt der Ort, an dem der Handwerksmeister schon seit Jahren viel Zeit verbringt. Mitten in einer der ärmsten Regionen von Tansania baut er nämlich eine Gewerbeschule für Solar und Wasser.
Begonnen hat alles mit einer Begegnung zwischen Roland Ketterer und Pater Anselmo, einem katholischen Geistlichen aus Tansania, der vor 14 Jahren in Deutschland zu Gast war. Aus der Freundschaft zwischen dem Handwerker aus Pfohren und dem Leiter des Priesterseminars von Sumbawanga entstanden der Wille und der Plan zur Hilfe. Für den Bau eines ersten Trinkwasserbrunnens, der den 10 000 Einwohnern von Chala sauberes Wasser liefert, wurde die Firma 2011 mit dem Mittelstandspreis für soziale Verantwortung ausgezeichnet. Aber dabei konnte und wollte Ketterer es nicht belassen: „Was dort wirklich fehlt, ist Bildung“, lautete sein Fazit nach etlichen Aufenthalten und vielen Gesprächen. Denn wer sollte die Anlage warten, wer neue Anlagen bauen, wenn zufällig kein Handwerker aus Deutschland vor Ort war? „In der Region gibt es zwar Maurer, Mechaniker und Elektriker, aber kaum jemand, der sich mit Trinkwasser und Solartechnik auskennen. Und wenn man keine Ahnung hat, kann man nicht arbeiten.“
Die Konsequenz: „Eine Schule muss her.“ Elimu4Afrika heißt der Verein, den Ketterer eigens zu diesem Zweck gegründet hat. „Elimu“ bedeutet in Suaheli „Bildung“. „Nur damit kann man nachhaltig helfen“, ist Ketterer überzeugt. Schon an die 100 Mitglieder hat er für diese Idee gewinnen können, vom Pfarrer bis zu früheren Kollegen aus der Meisterschule. Sie alle bringen ihr Wissen, ihre Ideen und ihr Geld mit ein und haben schon viel bewegt: Die Lehrwerkstatt steht bereits und auch die Mensa auf dem 7000 m² großen Schulcampus ist so gut wie fertig. Die Backsteine dafür wurden alle in Handarbeit vor Ort hergestellt, denn das Know-how ist durchaus noch vorhanden. „Die Maurer dort würde auch bei uns jeder Bauunternehmer einstellen“, sagt der Handwerksmeister anerkennend.
Das Projekt finde großen Rückhalt bei der Bevölkerung, das mache es auch nachhaltig: „Ein Gebäude, das man selbst gebaut hat, bleibt bestehen“, hofft Ketterer – auch mit Blick auf die langsam verfallenden Hinterlassenschaften der deutschen Kolonialzeit, die noch mancherorts von den Fehlern der Vergangenheit künden.
Noch ist der Verein der größte Arbeitgeber vor Ort. Aber das soll sich ändern. Bis zu 100 Schülerinnen und Schüler sollen in Chala einmal eine gründliche Ausbildung bekommen. Und das nicht nur technisch, sondern auch in Sachen Betriebswirtschaft. Der Gedanke dahinter: Sie müssen nicht nur Brunnen bauen können, sondern sollen längerfristig mit eigenen kleinen Unternehmen erfolgreich sein und Arbeitsplätze schaffen – ganz nach dem Vorbild deutscher Handwerksbetriebe.
Deshalb wirbt Ketterer nicht nur weiter um finanzielle Unterstützung für das Projekt, sondern will auch pensionierte Berufsschullehrer und Handwerksmeister für die Ausbildung in der neuen Schule gewinnen. „Ich denke, unser Handwerk kann als Exportschlager einige Probleme in Ländern wie Tansania lösen“, sagt er.
Umgekehrt nimmt aber auch der gebürtige Donaueschinger einiges mit von seiner Arbeit in Afrika: „Dort gibt es noch die Kunst, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Und die Kundschaft ist auf alle Fälle dankbarer“, lacht er. Das nächste Mal wird er im Oktober nach Chala reisen. In Pfohren werden derweil sein Partner und künftiger Nachfolger seine Frau und die Mitarbeiter den Betrieb am Laufen halten. Ohne diese Unterstützung würde es schwer, weiß der Installateurmeister. Wenn man zwei Welten verbinden will, braucht es schließlich viel Flexibilität. Aber dass diese Verbindung notwendig ist, darin sieht er sich gerade durch die aktuelle Flüchtlingskrise bestätigt: „Das zeigt doch, dass es besser ist, den Menschen in Afrika vor Ort eine Perspektive zu geben.“