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Mutige Investition

Der Biomasse-Spezialist Hargassner baut ein neues Service Center am Stammsitz in Weng – und das in einer unsicheren Zeit für Holzheizungen

Anton Hofer, Produktmanager bei Hargassner. (Hargassner)

Großprojekt in Holzbauweise: 6750 m2 Büroräume und eine 8000 m2 große Halle entstehen in dem neuen Kundendienstcenter, außerdem ein Ersatzteilzentrum mit vollautomatischem Lager, eine Lehrwerkstatt und ein Holzparkhaus mit 500 Stellplätzen. Hier eine Visualisierung des Bauvorhabens.

Ob Pellets, Stückholz oder Hackschnitzel – Hargassner gilt als Spezialist in Sachen Biomasseheizung. (Hargassner)

 

Am Firmensitz der Hargassner Heiztechnik im österreichischen Weng ist unlängst der Spatenstich zum neuen Service Center gefallen. In die Erweiterung seines Standorts um 32 000 m2 Bruttogeschoßfläche investiert der Heizkesselhersteller etwa 45 Mio. Euro. Und das in einer Zeit, die in Deutschland und damit einem wichtigen Absatzmarkt des österreichischen Unternehmens von einem Rückgang der Verkaufszahlen von Holzfeuerungen gekennzeichnet ist – begleitet von kritischen Diskussionen über Holzheizungen. Wir sprachen mit Anton Hofer, Produktmanager bei Hargassner, über den Markt und die Hintergründe des Großprojektes.

IKZ: 6750 m2 Büroräume und eine 8000 m2 große Halle entstehen in dem neuen Kundendienstcenter, außerdem ein Ersatzteilzentrum mit vollautomatischem Lager, eine Lehrwerkstatt und ein Holzparkhaus mit 500 Stellplätzen auf 13 500 m2. Eine gewaltige Investition für ein Unternehmen. Als Marktbeobachter erscheint der Zeitpunkt für dieses Großprojekt – vorsichtig ausgedrückt – eher ungünstig. Die BAFA-Zahlen sind aufgrund der geringen Förderquote von maximal 20 % und den neuen technischen Anforderungen in Deutschland seit Monaten extrem niedrig, dazu die unseligen Diskussionen um das Heizen mit Holz. Viele Verbraucher hierzulande sind inzwischen schlicht verunsichert. Woher also nehmen Sie den Mut und die Zuversicht, ein gutes Investment zu tätigen?

Anton Hofer: In Deutschland waren die Diskussionen über die CO2-Neutralität von Holz, über die entsprechende Waldnutzung und über die Feinstaubbelastung sehr intensiv. Mitunter werden sie auch jetzt noch geführt. Gleichwohl beobachten wir ein Umdenken. Nach langen Gesprächen und Argumenten konnten unsere Verbände eine entsprechende Richtigstellung der oben genannten Vorbehalte gegen das Heizen mit Holz vorbringen und auch die entsprechenden Stellen in der Bundesregierung überzeugen. Daher ist der momentane Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sehr positiv für den Brennstoff Holz abgeändert worden.

IKZ: Was heißt das konkret, wie ist der aktuelle Stand?

Anton Hofer: Wenn der GEG-Entwurf final so beschlossen wird, wie es jetzt scheint, dann muss ab 1. 1. 2024 jede neu gebaute Heizung zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Auch wenn es für bestehende Anlagen keine sofortige Austauschpflicht gibt, wird ein Stufenplan (je nach Baujahr des Kessels) festgelegt, in dem bis 2045 keine Heizungen mehr rein mit fossilen Brennstoffen betrieben werden darf. Es wird auch finanzielle Anreize geben, die alle klimafreundlichen Heizformen, also auch Biomasse, gleich fördert. Die Förderzuschüsse werden einkommensabhängig gestaffelt, und es wird eine Obergrenze der anrechenbaren Inves titionskosten geben. Natürlich ist es sehr positiv, dass damit auch nachhaltige Biomasse-Heizungen ein wichtiger und attraktiver Baustein auf dem Weg zur Energiewende bleiben.

IKZ: Ich möchte noch einmal auf die hierzulande geführten Diskussionen um das Heizen mit Holz zurückkommen. Hatte das Auswirkungen bei unseren Nachbarn?

Anton Hofer: Natürlich haben diese Diskussionen auch auf alle anderen deutschsprachigen Nachbarländer Auswirkungen gehabt bzw. entsprechende Verunsicherung ausgelöst. Signifikante Absatz-Rückgänge haben wir aber nicht verzeichnet. In Österreich und den restlichen Ländern sind die Förderbedingungen für Holzheizungen sehr gut und auch die einzelnen Bundes- bzw. Landesregierungen unterstützen den Kesseltausch von Fossil auf erneuerbar. Allerdings fehlen in vielen Ländern entsprechende Gesetze mit Austauschpflichten für alte Kessel.

Aber, um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen: Trotz der momentanen Verunsicherung beim Endkunden rechnen wir in den nächsten Jahren wieder mit massiven Steigerungen beim Absatz von Biomasseheizanlagen.

IKZ: Sie sprachen die deutschsprachigen Nachbarländer an. Welche sind für Sie besonders wichtig?

Anton Hofer: Nach unserem Heimmarkt Österreich, natürlich Deutschland, Frankreich, Schweiz, Italien und dann die restlichen europäischen Länder. Speziell die ehemaligen Ostblockländer werden zukünftig ein riesiges Potenzial darstellen.

IKZ: Hargassner ist Spezialist in Sachen Holzverbrennung. Wenn hier aufgrund der Marktentwicklung perspektivisch mit einem deutlich zurückgehenden Geschäft zu rechnen ist, wäre dann eine Erweiterung des Produktsortiments etwa um den Bereich der Wärmepumpe denkbar? Oder spielen Sie derartige Szenarien vielleicht sogar schon durch?

Anton Hofer: Zum einen rechnen wir, da wiederhole ich mich gern, in den nächsten Jahren mit einem massiven Anstieg der benötigten Biomasseheizanlagen. Zum anderen denken wir natürlich auch an andere regenerative Energieträger, wie zum Beispiel die Wärmepumpe, Wasserstoff und vieles mehr. Auch das Thema Hybridlösungen beschäftigt uns intensiv, da oft nur so der unterschiedliche Bedarf des Kunden gedeckt werden kann.

IKZ: An welchen Technologien arbeiten Sie? Oder planen Sie Kooperationen mit externen Herstellern?

Anton Hofer: Wir haben schon vor einigen Jahren mit dem Kauf der Firma Gilles den Weg in den Industriebereich bei Biomasse eingeleitet. Auch wurde unser Produktportfolio mit dem Ankauf der Firma Thermosolar um den Bereich der thermischen Solaranlage erweitert. Mit der mehrheitlichen Beteiligung an der Firma HT-Heiztechnik haben wir uns zudem den Weg im Bereich Wärmepumpen geebnet. Zukünftig wird eine tiefe Marktdurchdringung nur als Vollsortiment-Anbieter möglich sein, da unsere Partner nur wenige, aber kompetente Anbieter suchen bzw. sich wünschen.

IKZ: Nach der Fertigstellung des Gebäudekomplexes versprechen Sie den Partnerbetrieben eine ganz neue Service-Qualität und auch der Kundendienst werde auf ein neues Level gehoben. Was genau meinen Sie mit dieser vollmundigen Ankündigung?

Anton Hofer: Speziell im Bereich Aftersales werden die Ansprüche des Kunden immer größer. Ersatzteilversorgung innerhalb weniger Stunden, zeitnahe Service-Einsätze durch geschultes Personal werden in Zukunft auch die Kaufentscheidungen der Endkunden aber auch des Heizungsbauers massiv beeinflussen. Daher ist die entsprechende automatisierte Logistik eine sehr wichtige Komponente, welche wir mit dem neuen Service-Center umsetzen werden.

IKZ: Schaut man sich die Pläne für das neue Gebäude an, dann wird deutlich: Hargassner heizt nicht nur mit Holz, das Unternehmen baut auch damit.

Anton Hofer: Das ist korrekt. Nachhaltige Bauweise und zukunftsweisende Heiztechnik sind für Hargassner selbstverständlich. Ziel ist, so viel wie möglich aus Holz zu bauen. Die Büros bestehen z. B. auf drei Stockwerken aus Holz. Auch die Halle folgt mit Holzleimbindern und Holzdecken dieser Vorgabe. Die gesamte Gebäudearchitektur des neuen Kundendienst- und Ersatzteil-Service Centers wird geprägt durch großflächige Holzfassaden.

IKZ: Dazu gehört auch ein Holzparkhaus.

Anton Hofer: Das schlichte Wort „Holzparkhaus“ benennt ein zukünftiges architektonisches Wahrzeichen der Extraklasse. Weitab von Millionenstädten und Architekturschauen entsteht gut einsehbar von der Bundesstraße das erste zu 100 % aus Vollholz errichtete Parkhaus in Österreich. Einzig die Treppenhäuser werden aus Beton ausgeführt. Die Kapazität umfasst knapp 500 Parkplätze. E-Ladestationen für 30 Fahrzeuge sind vorgesehen. Durch das Holz des Parkhauses und dem minimalen Einsatz CO2-intensiver Materialien wie Stahl und Beton wird langfristig CO2 gespeichert und rund 8000 t eingespart.

IKZ: Der neue Gebäudekomplex, so heißt es in einer Ankündigung, beinhaltet Büround Geschäftsflächen in verschiedenen Größen zur Miete. Welche Klientel sprechen Sie damit an?

Anton Hofer: Wir möchten Jung- und Kleinunternehmen oder Start-Ups aus der Umgebung die Möglichkeit geben, ohne hohe Investitionskosten zu einem nagelneuen und nachhaltig gebauten Firmensitz zu kommen. Dazu muss man wissen: In erster Linie wurden diese zusätzlichen Büroräume als Erweiterungsflächen in der Zukunft geplant. Die Idee mit den Start-Ups haben wir erst später entwickelt. Natürlich ist es sinnvoll, diese leerstehenden Flächen zu nutzen, wobei es noch einen zusätzlichen Effekt geben könnte. Wir werden natürlich junge Unternehmen suchen, die auch unsere Produkte unterstützen könnten. Egal ob es im Software- bzw. Hardwarebereich ist, in der Forschung und Entwicklung oder in einem ganz anderen Tätigkeitsfeld. Die Möglichkeiten können sehr vielseitig sein und für beide Unternehmen von Vorteil.

IKZ: Vielen Dank für die eindrucksvollen Erläuterungen. Bleibt die Frage: Wie sieht der Zeitplan für dieses Großprojekt aus?

Anton Hofer: Die Neubauten werden zum größten Teil bereits nächstes Jahr in der zweiten Jahreshälfte – rechtzeitig zum 40jährigen Jubiläum – in Vollbetrieb gehen. Der Gesamtabschluss aller Büros erfolgt dann bis zum Frühjahr 2025.

www.hargassner.com

 


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