Moderne Wärme in historischem Badhaus - Preisträger der bayerischen Denkmalschutzmedaille 2012 heizt mit Holzpellets
Wo früher die alten Franken schwitzten, heizt heute ein moderner Pelletkessel. Zumindest was den Brennstoff Holz angeht, hat sich in den letzten 600 Jahren nichts geändert. Ansonsten wurde das spätmittelalterliche Badhaus in Volkach mit Liebe zum Detail und historischem Sachverstand komplett saniert und dabei auch die Heizanlage auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Anfang Mai dieses Jahres ernteten Ulrike und Mario Pierl die Früchte ihres Engagements und nahmen in München die bayerische Denkmalschutzmedaille für die denkmalgerechte Sanierung ihres historischen Badhauses entgegen.
Die Chance, einen Rohdiamanten zum Juwel zu schleifen, konnte Familie Pierl nicht einmal erahnen, als sie im Zentrum von Volkach in Unterfranken ein einsturzgefährdetes, denkmalgeschütztes Haus erwarben. „Zumal sich der Denkmalschutz allein auf den gotischen Dachstuhl bezog“, berichtet Mario Pierl. „Entscheidend beim Kauf war für uns die perfekte Lage“, so der Bauherr und weiter: „auf der einen Seite zentral, direkt am Volkacher Marktplatz gelegen, genießen wir auf der anderen Seite den ruhigen und grünen Stadtgarten.“
Welches Schmuckstück sie mit dem verfallenen Haus in den Händen hielten, wurde den Pierls erst nach und nach, bei der Erstellung des Bauaufmaßes durch die Würzburger Architekten Friedrich Staib und Alfred Wiener, klar. Dabei wurde die Bausubstanz des Hauses von Grund auf analysiert, um die Historie möglichst exakt nachvollziehen zu können. Erste Vermutungen, dass es sich bei dem Gebäude um das spätmittelalterliche Volkacher Badhaus handeln könnte, haben sich dabei bestätigt. Schritt für Schritt verfolgten die Pierls mit ihren Architekten die heiße Spur zur mehr als 500 Jahre alten fränkischen Schwitz- und Badekultur. Sie fanden Abrissspuren eines alten Badeofens, mehrere Schürlöcher und einen Rauchabzug. Direkt daneben kam eine 1,50 m tiefe, ausgemauerte Grube zum Vorschein: die Heizeinrichtung für einen Wasserkessel. Damit war die einstige Nutzung des Gebäudes zweifelsfrei bewiesen. Archäologische Untersuchungen bestätigten, dass der ältere, in Richtung Marktplatz liegende Teil des Gebäudes, um das Jahr 1450 erbaut worden war. Der Anbau stammt aus dem 17. Jahrhundert. Für Bauherren und Architekten war klar, dass nur eine fach- und denkmalgerechte Sanierung in Frage kommt, um ein Stück Geschichte und Teil fränkischen Kulturguts wieder aufleben und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Ganzheitlich Sanieren
Bereits bei der Erstellung des Denkmalaufmaßes begann Mario Pierl sich mehr und mehr mit seinem neu erworbenen Objekt zu identifizieren. „Für mich war klar, dass nur ein ganzheitliches Sanierungskonzept infrage kommt, das viel Eigeninitiative erfordert.“ Aufgrund seines Engagements, realisierte er sein hochgestecktes Ziel, überwiegend mit historischem Baumaterial zu sanieren. Dazu hat er nicht nur akribisch recherchiert, sondern die Baustoffe in manchen Fällen sogar selbst abgeholt. Für das 300 Jahre alte Holz einer historischen Kornkammer, das in seinem Haus heute als Zwischenwand fungiert, reiste er sogar bis nach Freiburg. Der Bodenbelag im Erdgeschoss wurde mit „gerumpelten“ Muschelkalkplatten aus der Region gelegt. Auch bei seinen Holzböden setzte er auf Regionalität und holte Eichenholz aus dem Steigerwald und dem Spessart. Obwohl das Denkmalamt den denkmalpflegerischen Mehraufwand bei der Sanierung übernimmt, bleibt Mario Pierls persönlicher Einsatz unbezahlbar. Ebenso sein technischer Sachverstand, mit dem er das „alte Gemäuer“ auf den neuesten Stand der Technik brachte. Pragmatisch war dabei die Entscheidung zur Sockeltemperierung der alten Steinmauern. Im gesamten Erdgeschoss wurden als Alternative zu einer horizontalen Feuchtigkeitssperre in den Ecken (an den Wandkanten zu den Böden) Heizungsrohre eingeputzt, die im Sockel ganzjährig eine Temperatur von 25°C erzeugen – was verhindert, dass Feuchtigkeit im alten Mauerwerk nach oben steigt.
Effizient Heizen
Mittels eines zweiten Heizkreislaufes mit niedriger Vorlauftemperatur, den der Bauherr mit seiner ÖkoFEN Pelletheizung versorgt, arbeitet die permanente Sockeltemperierung energetisch effizient. Die Pelletheizungsanlage, die mit Brennwerttechnologie ausgestattet ist, kann so durch die niedrige Rücklauftemperatur hohe Wirkungsgrade erzielen. Ursprünglich plante Pierl eine Wärmepumpenheizung. Auf einem extra erworbenen, 600m² großen Grundstück wollte er eine Anlage mit Flächenkollektoren installieren, um seine 400?m² Wohn- und Geschäftsfläche effektiv und umweltfreundlich zu beheizen. „Nachdem allerdings Ende Oktober 2010 unsere Bundesregierung die Laufzeiten für 17 deutsche Atomkraftwerke – u.?a. im weniger als 20 km entfernten Grafenrheinfeld – verlängert hat, stand für mich fest, dass ich auf eine strombasierende Heizung wie die Wärmepumpe lieber verzichten will“, erläutert Pierl. Da auch fossile Energien für ihn nicht in Frage kamen, fiel seine Wahl auf Holz – als regenerativen Energielieferanten – und er entschied sich für ein Holzpelletheizsystem aus dem Hause ÖkoFEN – eine „Pellematic Plus PESK20“ mit Brennwerttechnik und einen „Pellaqua“-Pufferspeicher mit 800 l Speichervolumen. Das Förderprogramm der Bundesregierung machte die Anschaffung mit einem finanziellen Zuschuss zusätzlich attraktiv.
Pellets in der Praxis
In allen Außenwänden mit Kalkputz sowie in den Wänden im Dach, wurden Wandheizungen installiert. Küche und Bad sind mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Wand- und Fußbodenheizungen werden durch den ersten Heizkreislauf, der mit einer Vorlauftemperatur von 35°C läuft, versorgt. Der zweite Heizkreislauf mit einer Vorlauftemperatur von 25°C versorgt nur die Sockeltemperierung. Beide Heizkreisläufe sind separat steuerbar. Den Pelletkessel mit Pufferspeicher konnten die Pierls bequem in einem eigenen Technikraum (ca. 10 m²) im Erdgeschoss unterbringen. Das selbst gebaute Pelletlager befindet sich in einem Nebengebäude, in rund 10m Entfernung. Es umfasst 6?t Pellets und wird einmal pro Jahr befüllt. Eine vollautomatische Sauganlage transportiert die Pellets direkt zum Kessel ins Haus. „Mit meinen Erfahrungen aus einem Jahr Pelletheizung würde ich mich heute auf jeden Fall wieder für diese Heiztechnik entscheiden“, resümiert der Bauherr. „Die Heizung läuft einwandfrei und vollautomatisch. Erst einmal haben wir bisher den Aschebehälter entleeren müssen. Damit hat mich die Pelletheizung auch in puncto Bedienkomfort absolut überzeugt.“
Bilder: ÖkoFEN Heiztechnik GmbH, Mickhausen
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