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Mit Standardangeboten zum Ziel

Handwerker-ERFA-Gruppe macht sich fit für das Thema Smart Home

Der Tobit Campus in Ahaus. Er war Veranstaltungsort für ein Treffen der ERFA-Gruppe „Next Generation“ aus dem Verbund Garant Bad + Heizung. Thema: Smart Home.

Elektrotechnikmeister Karsten Nagel (iEXERGY) stellte in seinem Vortrag die Möglichkeiten der Hausautomation mit dem Homeserver „wibutler“ vor. Das Gerät ist die Schaltstelle zwischen den kommunikationsfähigen Geräten und dem Smartphone.

Erst die Theorie, dann Praxis: Karsten Nagel hatte zwei Demokoffer mitgebracht, mit denen die Teilnehmer das Wissen aus dem Vortrag gleich praktisch anwenden konnten.

Eine Kernaussage von Günther Ohland: Standardisierte Smart-Home-Pakete machen dem Handwerker den Einstieg leicht und sie sind über Nutzenargumente auch einfach zu verkaufen.

Teilnehmer der ERFA-Gruppe „Next Generation“ bei Tobit Software. Ihr erklärtes Ziel: Smart Home soll das SHK-Handwerk für sich erschließen.

 

Smart Home wird sich zu einem der ganz großen Themen in der Haustechnik entwickeln. Ob sich aber das SHK-Handwerk zum ersten Ansprechpartner des Endkunden entwickelt, lässt sich noch nicht sagen. Die beste Strategie dürfte deshalb ein offensives Anpacken des Themas sein.

Hier setzt die SHK-Verbundgruppe Garant Bad + Haus mit ausgewählten Partnerbetrieben an: Sie gründeten die ERFA-Gruppe „Next Generation“. Dort tauschen sie ihr Know-how aus und bündeln ihr Wissen. „Wir müssen Meister der Systeme werden“, sagt Marc Schulte, Geschäftsleiter Garant Bad + Haus. Es geht also um das ganze Smart Home, „denn wer den Hut aufhat, der macht auch das Geschäft“. Ein Treffen der ERFA-Gruppe skizzierte den Weg dorthin.
Mit dem Tobit Campus in Ahaus hatte Schulte einen besonders inspirierenden Veranstaltungsort ausgewählt, denn der Software-Entwickler Tobit lebt an seinem Stammsitz das Thema Hausautomation bereits intensiv und experimentell: Gerne werden hier neue Ideen in der Praxis getestet – manchmal erfolgreich, manchmal verschwinden sie auch schnell wieder in der Entwicklungsabteilung oder im Papierkorb.

Eine Produktpräsentation mit Kurzpraktikum
Als Einstieg in das Thema stellte Karsten Nagel (iEXERGY) den Homeserver „wibutler“ vor. Das Gerät ist die Schaltstelle zwischen den kommunikationsfähigen Geräten wie Lichtschalter oder Thermostatventilen einerseits und dem Bediengerät, i. d. R. ein Smartphone, andererseits. Der Homeserver organisiert die Kommunikation und in ihm werden die gewünschten Abläufe im Smart Home programmiert. Der „wibutler“ kommuniziert mit den Geräten per Funk über verschiedene Protokolle wie WLAN, Z-Wave, EnOcean und ZigBee.
Die Programmierung erfolgt über das ITTT-Prinzip (if this than that). Hierbei lassen sich einfache logische Verknüpfungen programmieren. Beispiel: „Wird das Fenster geöffnet, dann schließe den Heizkörperthermostat.“ Das Verfahren konnten die Teilnehmer vor Ort gleich mit den Demo-Koffern ausprobieren, die Karsten Nagel mitgebracht hatte. Hierfür müssen zuerst – ganz wie auch bei der Inbetriebnahme beim Kunden – die Sensoren und Aktoren vom Server erkannt und zugeordnet werden. Auf diese Weise lässt sich Schritt für Schritt ein Netzwerk aufbauen. Wenn dieses steht, erfolgt die Programmierung der Funktionen – ebenfalls per Smartphone oder Tablet. Dann ist das System im Prinzip auch schon nutzbar.

Starke Triebfedern für den Smart-Home-Markt
Zweiter Referent war Günther Ohland. Der Autor mehrerer Bücher wendete sich zunächst den Triebfedern für die Smart-Home-Technologie zu. Demnach sind demografischer Wandel, Energieeffizienz und Sicherheit die wichtigsten Themen. Insbesondere ältere Leute kann ein Smart Home bei der selbstbestimmten Haushaltsführung unterstützen. Die Anreize sind hier sogar besonders hoch. Bei der Sicherheit geht es um Brandschutz, Zutrittskontrollen, Fernüberwachung, Anwesenheitssimulation u. a. m.
Dem stehen Sicherheitsbedenken bezüglich des Datenaustauschs über das Internet gegenüber. Eine Hausautomation lässt sich aber auch als rein lokale Insellösung realisieren, bei der alle Daten innerhalb des Hauses bleiben. Solche Heimserver lassen sich aber auch für das Internet öffnen, wobei Hersteller hohe Sicherheitsstandards und Verschlüsselungsfunktionen anbieten. Bei Billigprodukten mit Internetanschluss sei dies fraglich.

Je hochwertiger desto Handwerk
Bewertet und eingeordnet hat Ohland auch unterschiedliche Qualitätssegmente für das Smart Home. Der Markt lässt sich in drei Bereiche mit gegenläufigen Mengen und Margen aufteilen. Der obere Bereich mit hohen Margen aber kleinen Mengen ist vor allem der gehobene Wohnungsbau und der Gewerbebau. Techniken, die hier zum Einsatz kommen, heißen KNX, LCN, Loxone, DigitalSTROM und myHomeControl. Dieses Marktsegment ist und bleibt beim Handwerk.
Größtenteils beim Handwerk wird das mittlere Segment mit mittleren Margen und Mengen bleiben. Die Produkte sind für Neu- und Altbauten gleichermaßen geeignet und basieren auf den gängigen Funkstandards wie EnOcean, ZigBee, Z-Wave und EQ3-Bidcos. Bei den Anbietern nannte Ohland Namen wie eNet, MyGekko, HomePilot, Busch Free@home, HomeMatik und den oben schon genannten wibutler.
Das untere Marktsegment zielt schließlich auf den Massenmarkt über einschlägige Vertriebskanäle und Do-it-yourself ab. An diesen Produkten dürfte das Handwerk kaum Freude haben. Genannt hat Ohland Namen wie Apple, Google-Nest, Tado°, Qivicon, Philips hue, Dlink, Devolo und die Angebote von Stadtwerken und Telecoms.

Inspirierende Projektbeispiele aus Berlin
Wegweisend für das Handwerk dürfte ein Beispiel aus der Wohnungswirtschaft in Berlin sein, das Ohland vorstellte. Hierbei werden Gebäude in B-Lagen saniert und mit einer Hausautomation aufgerüs­tet. Damit erreichen die Wohnungen eine mit A-Immobilien vergleichbare Qualität und erzielen entsprechende Preise.
Das Immobilienunternehmen Doriata in Berlin hat hierfür drei standardisierte Smart-Home-Pakete entwickelt. In der ersten Stufe werden automatisierungsfähige Geräte wie Rollladenantriebe programmiert und mit funkfähigen Schaltern verknüpft. Weitere Funktionen der Grundausstattung sind Einzelraumregelung und Lichtszenarien. Zur zweiten Automationsstufe gehört ein Smart-Home-Controller, der auch internetfähig ist. Durch die Programmierbarkeit lassen sich komplexere Abläufe realisieren, z. B. eine Anwesenheitssimulation. Die Funktionen der ersten Automatisierungsstufe bleiben erhalten. In der dritten Stufe wird ein drucksensitives Display als zentrale Bedieneinheit installiert. Hier kommen als Funktionen eine Video-Türsprechstelle, die Weiterleitung von Bild und Ton auf das Smartphone, optional ein Türöffner per Fingerprint sowie ein Sicherheitsprogramm hinzu.
In jeder Ausbaustufe sind die Produkte festgelegt: Will ein Bewohner mehr als die Grundfunktionen, kann er aus einem festen Angebotskatalog Ergänzungen oder ein Upgrade in die nächst höhere Automationsstufe wählen. Aus einer Liste kann der Mieter oder Eigentümer seinen favorisierten Handwerker wählen. Weil diese Handwerker die Ausstattungspakete genau kennen, können sie ihre Leistung auch zum Fixpreis anbieten.
Ohland ist der Überzeugung, dass in 15 Jahren das Smart Home Standard ist. Bis dahin wird die Ausrüstung von Wohnbauten mit IT-Infrastruktur genauso selbstverständlich sein wie der Anschluss an die Wasserversorgung. Die Zeit sei für eine erfolgreiche Marktbearbeitung reif und das Thema sollte dringend nach oben auf die Agenda rücken. In seinem Schlusswort bekräftigte Marc Schulte, dass er die interessierten Handwerksunternehmen seines Verbands dabei unterstützen werde, sich zu Leuchtturmbetrieben zu entwickeln, um diesen Markt in der Breite angehen zu können. 

Quelle: Garant Bad + Haus

Bilder: Garant Bad + Haus

www.garant-bad-und-haus.de

 


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