Mehr Erfolg im Sanierungsmarkt
Heizungs-Check ist modernisiert worden und hat an Praxistauglichkeit gewonnen
Der „alte“ Heizungs-Check gehörte zu den erfolgreichsten Schulungsangeboten, die die SHK-Verbandsorganisation angeboten hat. Weit mehr als 5000 Teilnehmer ließen sich in der Anwendung schulen. In letzter Zeit ist es etwas ruhig geworden um die Vorzeigemaßnahme der Heizungsbranche. Jetzt wurde der Check grundlegend modernisiert – eine gute Entscheidung.
Der „alte“ Heizungs-Check war eine checklistenartige Begutachtung einer Heizungsanlage. Anhand eines vorgegebenen Bewertungsplanes wurde eine Heizung bewertet und der Kunde beraten. Dies schaffte nicht nur Struktur im Endkundengeschäft sondern auch Vertrauen, war die Bewertung doch reproduzierbar und objektiv. Hier hat sich erst einmal nichts geändert. Der Heizungs-Check 2.0 lebt von den Ergänzungen zur alten Vorgehensweise, nicht jedoch von einer grundsätzlichen Abweichung.
Was ist neu?
Ergänzt wurden verschiedene Wärmeerzeuger, ein Verfahren für große Gebäude und die Bewertung der Trinkwassererwärmung. Damit sind im Prinzip jetzt fast alle marktgängigen Heizungssysteme – bis auf Nachtspeicher – bewertbar. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Messungen am Gerät gegen pauschale Bewertungen, z. B. anhand des Bestandsanlagenlabels, ausgetauscht werden. Das senkt die Hemmschwelle für Einsteiger, die sich nicht sofort ein Messgerät kaufen oder ein bestehendes Abgasmessgerät nachrüsten müssen. Die alten Heizungs-Check-Messgeräte sind unverändert nutzbar. Grundsätzlich wirkt eine Messung vor den Augen des Kunden natürlich überzeugender als ein pauschaler Wert nach Tabelle. Interessant ist auf jeden Fall, dass der Handwerker im Zuge des Heizungs-Checks 2.0 das Bestandsanlagenlabel gleich mitvergeben kann.
Neu und besonders wichtig ist die Vorgabe der Bewertung. Anhand bestimmter Kriterien werden vordefinierte Empfehlungen ausgesprochen. Der fehlende hydraulische Abgleich führt z. B. zu der standardisierten Empfehlung, diesen nach Möglichkeit nachzurüsten. Das hört sich erst einmal einfacher an, als es tatsächlich ist. Das hat aber zwei unbestreitbare Vorteile: Zum einen muss sich kein Handwerker vorwerfen lassen, dass er etwas nur deswegen empfohlen hat, weil er dringend Umsatz machen möchte. Die Empfehlung erfolgt automatisiert aus dem Check heraus. Zu dieser Empfehlung wird jeder kommen, der einen Heizungs-Check durchführt. Etwas Vergleichbares hatte der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) beim alten Heizungs-Check seinen Mitgliedern in Tabellenform zur Verfügung gestellt. Jetzt ist dies Bestandteil des Verfahrens.
Der andere Vorteil liegt in der Natur dieser Standardisierung begründet. Wenn in Abhängigkeit von der Bewertung standardisierte Empfehlungen gegeben werden, kann dies auch automatisiert erfolgen. Im Zeitalter der Smartphones und Tablets schreit das geradezu nach einer App. Ohne weitere Arbeit könnte der Handwerker dem Kunden einen sauberen Bericht hinterlassen. Das macht Eindruck und zeigt Kompetenz – mehr als jeder von Hand und ansonsten richtig ausgefüllter Bericht.
Hilfsmittel der Verbandsorganisation
So eine App gibt es tatsächlich. Kostenlos bei google play und im App-Store erhältlich ist die ZVPLAN-App. Sie ist ohne weitere Freischaltung nutzbar. Lediglich, wenn die vereinfachte Heizlast genutzt werden soll, muss ZVPLAN auf dem PC installiert sein. Die App ist leicht zu bedienen und sie schränkt die Fehlermöglichkeiten drastisch ein. Erfahrungen aus den Schulungen zeigen, dass Teilnehmer mit App praktisch fehlerfrei und schnell zum Ergebnis kommen.
Die althergebrachte Methode mit Papier und Stift verlangt vom Aussteller deutlich mehr Konzentration. Die Ergebnisse werden in Form eines sauberen Formulars mit Unterschrift des Kunden und Handwerkers (auf dem Display) als pdf-Datei ausgegeben. Sie können vom Smartphone per E-Mail verschickt oder an den eigenen Rechner direkt in die ZVPLAN-Software übergeben werden.
Schulungen werden inzwischen von fast allen Landesverbänden angeboten. So hat alleine der Fachverband Niedersachsen bis Juli dieses Jahres bereits über 400 Handwerker geschult. Erfolgreiche Teilnehmer der alten Heizungs-Check-Schulung können den E-Learning-Bereich des ZVSHK in Anspruch nehmen. Beide Schulungsformen geben auch einen Kurzüberblick über die Fördermöglichkeiten aus dem Marktanreizprogramm (MAP) des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Dies ist wichtig bei der Installation von Wärmepumpen, Solar oder Biomasse.
Grundlegende Informationen zum Heizungs-Check 2.0, zum Bestandsanlagen-Label und ein Flyer finden sich auf www.zvshk.de. Dort findet sich auch das Handbuch, wenn man neben dem Ausdruck aus der Schulung ein weiteres Exemplar benötigt.
Förderung
Der Heizungs-Check 2.0 wird von allen Fachleuten als ein wichtiges Werkzeug erkannt, um den Kunden zu einer Sanierung seiner Heizungsanlage zu bewegen. Handwerker, die den alten Heizungs-Check genutzt haben, berichten von der guten Resonanz bei den Kunden. Das hat auch die Bundesregierung erkannt – und dann die Branche leider alleine gelassen. Der Heizungs-Check wurde zwar mit Mitteln des BMWI überarbeitet, auch eine Förderung an den Handwerker wurde sehr deutlich in Aussicht gestellt. Übrig geblieben ist davon aber eigentlich nicht viel. Im Rahmen einiger KfW-Förderungen ist der neue wie der alte Heizungs-Check mit förderfähig. Im Rahmen des APEE („Anreizprogramm Energieeffizienz“ als Ergänzung des MAP) über das BAFA ist er Voraussetzung. Steuerlich absetzbar als Handwerkerleistung ist er nach wie vor. Man sollte den Heizungs-Check daher eher als Mittel für die Beratung verstehen und ihn nicht fördermotiviert anwenden.
Fazit
Der Heizungs-Check hat mit den Ergänzungen an Praxistauglichkeit gewonnen. Insbesondere die Nutzung als App macht ihn zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Kundenberatung. Alle notwendigen Hilfen werden von der Verbandsorganisation bereitgestellt.
Autor: Dr.-Ing. Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechnik im ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima), Sankt Augustin
Bilder: ZVSHK