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Mehr als nur SHK

Im 50. Jahr der SHK Essen wird die Traditionsmesse erstmals um weitere Themenbereiche ergänzt

Hans-Peter Sproten, Hauptgeschäftsführer des nordrhein-westfälischen SHK-Handwerksverbands, beantwortet ausführlich die Fragen der IKZ-HAUSTECHNIK. Bild: FV SHK NRW

„Volle Messehallen prägten vor zwei Jahren das Bild: Mit über 51000 Fachbesuchern war die SHK Essen 2014 ein wahrer Publikumsmagnet. Damit ist auch dieses Jahr zu rechnen.“

 

Vom 9. bis 12. März öffnet die SHK Essen zum 26. Mal ihre Tore. Wir sprachen aus diesem Anlass mit dem langjährigen Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär Heizung Klima NRW: Welche Bedeutung hat die Messe für das SHK-Handwerk? Was unternimmt der Verband zur Imagesteigerung bei potenziellen Nachwuchshandwerkern? Warum die Ergänzung um weitere Gewerke? Hans-Peter Sproten gibt Antworten darauf und erklärt aufschlussreich die Hintergründe.

IKZ-HAUSTECHNIK: In wenigen Tagen beginnt die SHK Essen, während die Auftragsbücher im SHK-Handwerk dem Vernehmen nach überwiegend gut gefüllt sind. Da bleibt mitunter wenig Zeit für einen Besuch der SHK-Ausstellung. Rechnen Sie dennoch mit einer erfolgreichen Messe?
Hans-Peter Sproten: Bereits im Jahr 2014 konnten die Betriebe auf volle Auftragsbücher blicken und die Messe war trotzdem bestens besucht und die Aussteller hochzufrieden. Die Konjunktur hat sich im SHK-Bereich sogar nochmals leicht verbessert, aber ich gehe fest davon aus, dass auch 2016 ein gutes Jahr für die SHK Essen wird. Planer und ausführende Unternehmen brauchen nach wie vor eine Messe, auf der sie nicht nur auf einen Schlag alle Produkte vorfinden, die im Tagesgeschäft zum Einsatz kommen, sondern auch der Austausch mit Marktpartnern unmittelbar gepflegt werden kann.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die derzeitige wirtschaftliche Lage des SHK-Handwerks basiert nun nicht auf den Erneuerbaren Ener­gien wie Solarthermie, Photovoltaik oder Pelletheizungen. Sie schwächeln schon seit geraumer Zeit. Inzwischen wurden die finanziellen Anreize seitens KfW1) und BAFA2) erhöht. Sehen Sie insbesondere in NRW Anzeichen für eine Marktbelebung?
Hans-Peter Sproten: Gerade der Erneuerbare-Energien-Sektor wird von Branchenfremden allzu oft als Innovationsmarkt gesehen. Wenn man bedenkt, dass das SHK-Handwerk bereits seit Jahrzehnten erfolgreich Solaranlagen, Wärmepumpen und eine große Anzahl weiterer regenerativer Energietechniken einsetzt, muss man mit solchen Prognosen vorsichtig sein.
Dabei macht mir Sorgen, dass Technologien mit hohem Einsparpotenzial und ständig verbesserter Technik, die obendrein auch noch für Kunden bezahlbar sind, fast kaum noch Erwähnung finden. Ich spreche vom Kesseltauschgeschäft und dem damit verbundenen riesigen Energieeinsparpotenzial der Brennwerttechnik, insbesondere wenn zusätzlich die Hydraulik optimiert wird. Gas und Öl sind auch weiterhin das Rückgrat der Heizungsbranche. Die Gesellschaft braucht einen Modernisierungsboom und der ist in der breiten Masse nur mithilfe der modernen Brennwerttechnik zu bewerkstelligen. Nicht umsonst engagiert sich der Fachverband mit einigen Partnern seit Jahren auf diesem Gebiet und wird den Innungsfachbetrieben auf der SHK Essen wieder hochinteressante Hilfsmittel an die Hand geben.

IKZ-HAUSTECHNIK: In den vergangenen Jahren erwartete die Fachbesucher auf der SHK Essen eine Vielzahl von neuen Produkten. Wo sehen Sie in diesem Jahr die Markttrends?
Hans-Peter Sproten: Zu keinem anderen Anlass findet der SHK-Profi in Nord­rhein-Westfalen eine derart breit gefächerte Übersicht an Produkten und Dienstleistungen. Als erste bundesweite Fachausstellung in 2016 lockt auch eine bedeutende Anzahl Hersteller mit Messeneuheiten das Fachpublikum nach Essen.
Wir werden sicherlich eine Vielzahl an Detaillösungen im Trinkwasser-Hygienebereich finden. Außerdem sehe ich die Möglichkeiten der digitalen Bedienung und Vernetzung von technischen Produkten im Bereich Heizung und Klima ganz weit vorne. Der Fachverband hat mit einer kleinen Sonderschau Zukunftstechnologien am Stand 2D08 unter anderem eine hersteller­unabhängige Hausautomationslösung für smart-home-affine Betriebsinhaber im Angebot. Der Clou daran ist der offene Systemcharakter. Zum anderen bietet die Sonderschau Informationen zum Geschäftsfeld Brennstoffzelle. Was den Lüftungs-/Kli­mabereich angeht, ist mir bekannt, dass auf der SHK Essen definitiv Produktneuheiten vorgestellt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Der nordrhein-westfälische SHK-Fachverband wird sein Dienstleistungsspektrum in Halle 2, Stand 2B07, präsentieren. Welche Aktivitäten sind dort über die Messetage geplant?
Hans-Peter Sproten: Wir stellen erneut die Beratung, Information und den Austausch mit den Vertretern unserer 59 Innungen und den SHK-Unternehmern und -Unternehmerinnen in den Vordergrund. Egal ob Anlagenlabeling, Verbraucherrechte, Tarifabschluss oder Digitalisierung von Arbeitsprozessen: Unser Beraterteam steht für individuelle Fragen zu allen Fachthemen zur Verfügung.
Alfred Jansenberger und sein Team haben eigens einen „Treffpunkt Bürowerkzeug“ ins Leben gerufen. Damit sind Kurzvorträge zu ausgesuchten betriebswirtschaftlichen Werkzeugen gemeint, die SHK-Unternehmen dabei helfen können, den neuartigen Herausforderungen des Wettbewerbs erfolgreich zu begegnen. Mit dabei sind die Angebote www.stoercode.de, mobile offer, Premium Telefonsekretariat, Homepage Professional SHK und ZV-Tool. Die Vortragsreihe findet in den Mittagsstunden im Planungsforum direkt neben dem Stand des Fachverbandes statt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Beim letzten Mal gab es gleich zwei Premieren zu feiern: Über 500 Monteure nahmen am ersten offiziellen Monteurtag der SHK Essen teil. Azubi-Loun­ge und -Rallye ermöglichten es interessierten Jugendlichen darüber hinaus, die Branche zu entdecken und erkunden. Wird es eine Wiederholung geben und wenn ja in welcher Form?
Hans-Peter Sproten: Das Thema Nachwuchswerbung ist für uns existenziell. Wir sind mittlerweile nicht mehr die Einzigen, die um gute junge Leute buhlen. Daher haben wir unsere Werbeaktivitäten für die Azubi-Lounge nochmals deutlich verstärkt.
An allen Messetagen sind Schülerinnen und Schüler aus über 2100 allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulklassen aus NRW eingeladen, unsere Berufsbilder kennenzulernen und Karrieremöglichkeiten auszuloten. Die Azubi-Rallye über die Messe bringt dann noch den entscheidenden Erlebnisfaktor mit ins Spiel.
Kundendienstmonteure sind die Aushängeschilder eines jeden Betriebes beim Kunden vor Ort. Wir wollen sie fördern. Entsprechend werden wir am Samstag für Monteure der SHK-Innungsfachbetriebe erneut einen hochspannenden Monteurtag ausrichten. So können die Betriebe ihre Mitarbeiter zur Fachmesse schicken und obendrein noch ihrer Weiterbildungsverpflichtung nachkommen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Blicken wir auf die Messe. Die dezentrale Klimatechnik ist inzwischen ein fester Bestandteil der SHK Essen. Nun soll ein Treffpunkt Kälte etabliert werden. Welche neue Zielgruppe sprechen Sie damit an? Oder rücken die Themenfelder Kälte, Klima- und Lüftungstechnik nun verstärkt in den Fokus der ausführenden SHK-Fachbetriebe?
Hans-Peter Sproten: Integrierte Planung und Ausführung aus einer Hand sind heute unbedingt erforderlich, um funktionsfähige Technologien abbilden zu können. Entsprechend wird die Kältetechnik ab diesem Messejahr die Lüftungs- und Klimatechnik auf den Ausstellungsflächen in Essen ergänzen. Derzeit haben sich rund 70 Aussteller der Klima-, Kälte- und Lüftungstechnik angemeldet.
Sie haben es bereits angedeutet: Es wird erstmals einen eigenen Infostand zum Thema Kältetechnik in der Halle 2.0 geben. Dort präsentiert sich das Informationszentrum für Kälte-, Klima- und Ener­gietechnik (IKKE) in Zusammenarbeit mit der Kälte- und Klimatechnik-Innung Nordrhein. Hier können sich Allrounder im Bereich Klima- und Lüftungstechnik  beim angrenzenden Kälteanlagenbauerhandwerk über Weiterbildungsangebote und eingesetzte Technologien informieren. Karsten Beermann vom IKKE wird zusätzlich an jedem Messetag vormittags und nachmittags im Planungsforum einen Kurzvortrag zur aktuellen Kältemittel-Situation und den Möglichkeiten für die Umstellung von R404A-Anlagen halten. Fachlicher Austausch ist alles, und genau das wollen wir auf der SHK Essen leben.

IKZ-HAUSTECHNIK: Darüber hinaus sind die Bereiche „Versorgung/Entsorgung“ und „Energiewirtschaft“ neue Felder, die Sie auf der SHK Essen 2016 erstmals betreten. Welchen Nutzen zieht daraus der SHK-Fachhandwerker?
Hans-Peter Sproten: Der Energiesektor muss ganzheitlich gedacht und abgebildet werden. Perspektivisch ist es einfach erforderlich, die bereits auf der Messe vorhandene Wärmeabgabe im Haus Schritt für Schritt um die Gebäudevernetzung und damit um die Achse der Energieerzeugung und des Energietransports zu ergänzen. Somit versuchen wir Industriepartner zu gewinnen und in das Messegeschehen zu integrieren, die für eine intakte Ver- und Entsorgung auch außerhalb des Gebäudegrundrisses sorgen. Vielfach sind das die gleichen Unternehmen, die auch mit Produkten im kleineren Rohrdurchmesserbereich am Markt agieren und damit dem Gros der SHK-Unternehmen bereits seit langer Zeit gut bekannt sind.

IKZ-HAUSTECHNIK: Kälte, Versorgung/Entsorgung, Energiewirtschaft – wie kommt das Erweiterungskonzept bei den neuen, potenziellen Ausstellern an. Oder anderes gefragt: Wie viele Unternehmen konnten Sie für die Messe gewinnen?
Hans-Peter Sproten: Um aufkommende Marktlücken im Portfolio einer derart eta­blierten Fachmesse zu schließen, muss man schon sehr genau hinschauen. Alle Produktfelder der SHK Essen sind entweder langsam gewachsen oder sehr behutsam eingeführt worden. Genauso wird es sich bei den drei von Ihnen benannten Bereichen fortsetzen. Die Branche ist konservativ, aber treu und sie wird der Logik folgend über die nächsten Jahre hinweg diese Bereiche annehmen, da sie die technische Gebäudeausrüstung schlichtweg abrunden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Messe feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Eine tolle Leistung sicherlich. Aber auch ein Grund zu feiern?
Hans-Peter Sproten: Natürlich werden wir einen solchen Anlass nutzen, um mit allen Beteiligten am Messedonnerstag im Rahmen des Branchentreffs auf das 50-jährige Jubiläum anzustoßen. Wenn man bedenkt, dass tatsächlich mehrere Hersteller und viele Gesichter der Branche von Anbeginn dabei waren, merkt man, welche Qualität diese Veranstaltung hat. Jedenfalls freue ich mich persönlich ganz besonders auf diesen Abend.

IKZ-HAUSTECHNIK: Nach wie vor suchen SHK-Betriebe Auszubildende und qualifiziertes Baustellenpersonal. Sie selbst haben gesagt, das SHK-Handwerk brauche Fachkräfte in einer Qualität, die dem hochwertigen Berufsbild gerecht werden müsse, und haben in diesem Zusammenhang „Drittstaaten“ erwähnt, also Länder außerhalb der EU. Hat die Europäische Union also keine Fachkräfte für den SHK-Beruf?
Hans-Peter Sproten: Ich dachte schon, ich käme um die Fragestellung herum, aber sei es drum: Wenn ich den Blick einmal nicht über die europäischen Grenzen hinweg, sondern nur in die Nachbarländer schweifen lasse, stelle ich seit vielen Jahren fest, dass es eine Vielzahl junger Menschen gibt, die durchaus für das hochwertige SHK-Berufsbild geeignet wären. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass insbesondere sprachliche Hürden, aber auch die Verbundenheit mit der Region, in der man aufgewachsen ist, den für die Betriebe erforderlichen Zufluss an potenziellen Fachkräften stark einschränken. Gerade die jüngsten Gespräche mit niederländischen Unternehmen und Verbänden zeigen uns deutlich, wie aufwendig sich der mögliche Einsatz von Fachkräften, selbst aus angrenzenden Staaten, gestaltet. Als Verband werden wir alle politischen und marktwirtschaftlichen Lösungsansätze prüfen und weiterhin Gespräche führen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die SHK-Essen ist zweifellos ein wichtiger Programmpunkt im diesjährigen Pflichtenheft des Verbandes. Welche Aufgaben und Ziele haben Sie sich außerdem auf die Fahne 2016 geschrieben?
Hans-Peter Sproten: Nun, es wird sicherlich nicht langweilig. Auf der letzten Klausurtagung hat unser Vorstand eine in Teilen erhebliche Neuausrichtung des Fachverbandes SHK NRW beschlossen. Als Unternehmerverband folgen wir damit dem Gedanken, etwas „zu unternehmen“, um zum Wohle der angeschlossenen Innungen und Fachbetriebe ein hohes Maß an Zukunftsfähigkeit zu erzielen. Dazu haben wir gleich mehrere wesentliche Maßnahmen ins Auge gefasst, mit denen sich – nach meinem Kenntnisstand – bislang noch kein SHK-Verband so konkret beschäftigt hat. Wie immer werden wir diese Planungen zunächst mit den Obermeistern und Innungskollegen diskutieren und zu Ende denken. Vielleicht führen wir danach an dieser Stelle ein zweites Interview.

www.shkessen.de
www.shk-nrw.de

 


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