Materialwelten vereint
Vauth-Sagel. Ob Draht, Stahl, Blech, Holz oder Kunststoff. Die ostwestfälische Unternehmensgruppe bündelt ihre Materialkompetenzen und bietet nun von Entwicklung über Konstruktion bis Vertrieb Komponenten aus einer Hand.
Oberflächlich betrachtet kennt die Möbelbranche das Unternehmen Vauth-Sagel als Innenausstatter, der für Komfort, Ordnung und Stauraumoptimierung in Ober-, Unter-, Eck- und Hochschränken sorgt. Doch damit nicht genug. Die Unternehmensgruppe agiert in sehr unterschiedlichen Geschäftsbereichen und hat sich auch in der Auto-, Caravan-, Industrie- und Medizintechnik national und international einen Namen gemacht. Dazu kommen Betriebs-, Büro- sowie Pflegeheimausstattungen aus dem Hause Mauser. In den Geschäftsbereichen entwickelt, produziert und vertreibt die Gruppe unter anderem Systemkomponenten aus Materialien wie Draht, Stahl, Blech, Holz oder Kunststoff. Hinzu kommen Zukaufprodukte wie beispielsweise Glas. Während die klassische Metall- und Drahtverarbeitung zu den Wurzeln des vor gut 50 Jahren gegründeten Unternehmens aus dem ostwestfälischen Brakel-Erkeln zählt, werden die Kunststoffaktivitäten im nahen Paderborn bei Westo-Kunststofftechnik organisiert. Das Unternehmen gehört seit 1988 zur Gruppe.
Hinsichtlich ihrer Materialkompetenzen war die Gruppe bislang gespalten. „Es gab eine Vauth-Sagel-Welt und eine Westo-Welt“ beschreibt der geschäftsführende Gesellschafter Claus Sagel diese Trennung. Das ist Schnee von gestern. Nach intensiver Planungs- und Realisierungszeit hat das Unternehmen pünktlich zum bevorstehenden 50-jährigen Firmenjubiläum die Neuausrichtung ihrer Aktivitäten bekannt gegeben: Die Leistungen von Vauth-Sagel sowie der Westo-Kunststofftechnik werden den Kunden von nun an gemeinsam zur Verfügung stehen. Gegründet wurden am Firmensitz in Brakel zentrale Konstruktions- sowie Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, die Produkte maßgeschneidert nach Kundenwünschen entwickeln und umsetzen. Aus welchem Material-Mix auch immer. „Damit wollen wir uns noch mehr als Systemlieferant unserer Kunden profilieren“, betont Sagel und kündigt an, dass die Entwicklung ganzer Baugruppen nun noch selbstverständlicher zum Alltag der Vauth-Sagel zählen werde.
Sockelfüße für Küchenmöbler
Neue Kundengruppen sind das erklärte Ziel. Ebenso wie die Ausweitung der Zusammenarbeit mit bestehenden Kunden. Eine erste Frucht dieser neuen Strategie: Für einen großen deutschen Küchenmöbelhersteller fertigt Vauth-Sagel künftig auch Sockelfüße, und ein Branchenkollege hat spezielle Blechschränke geordert. Unter dem Strich möchte das Unternehmen mithilfe dieser strategischen Neuausrichtung Marktschwankungen noch effektiver begegnen.
Zusätzlicher Mehrwert
„Wir wollen unseren Kunden eine noch bessere und engere Partnerschaft anbieten und vor allem einen zusätzlichen Mehrwert“, sagt Claus Sagel, der im Familienunternehmen für die operative Führung innerhalb der Geschäftsführung zuständig ist. Er fährt fort: „In der Gruppe haben wir Kompetenzbereiche, die einmalig sind.“ Dies habe sich manchen Kunden nicht erschlossen. Dabei sei es für den Kunden viel einfacher, wenn er seinen Bedarf zentral bei einem Lieferanten abfragen könne. Und das auch noch individuell auf seine Bedürfnisse angepasst. „Die Kunden der Vauth-Sagel Systemtechnik wissen um das große Know-how in Sachen Draht, Stahl und Holz, während Westo-Kunden besonders die Kunststoff-Kompetenz schätzen. Mit dem gebündelten Know-how beider Unternehmen können wir nicht nur neue Märkte erschließen, sondern vor allem den etablierten Kundenstrukturen weitere Mehrwerte bieten. Unser klares Ziel: Wenn es um individuelle Systemlösungen mit verschieden Materialien geht, ist Vauth-Sagel in Zukunft Ansprechpartner Nummer eins.“
Zentrale Steuerung
Die gemeinsame Entwicklungsabteilung, die lokalen Produktionen sowie der zentrale Vertrieb koordinieren künftig die individuellen Angebote für Kunden aus aller Welt. Relevante Themen wie Einkauf der Rohstoffe, Umwelt und Nachhaltigkeit, aber ebenso Entwicklungen im Bereich Verfahrens- und Prozesstechnik, werden zentral gesteuert. Ein gemeinsamer Vertrieb soll zudem für eine einheitliche Sprache innerhalb des Unternehmens sorgen – und natürlich für ein geschlossenes Auftreten nach außen. „Bislang hat die Vauth-Sagel-Systemtechnik ihre Kunden direkt beliefert, die Westo-Kunststofftechnik hingegen größtenteils an Zulieferer bzw. Zwischenlieferanten distribuiert“, erläutert Peter Sagel, bislang Vertriebsverantwortlicher der Westo-Kunststofftechnik und zukünftig für das gesamte nationale Vertriebsgeschäft von Vauth-Sagel zuständig. „Unsere Kompetenzen, wie zum Beispiel im Bereich Kunststoff, wollen wir mit der Neustrukturierung direkt an bestehende Kunden sowie an Neukunden in von uns unerschlossenen Branchen und Märkten vermitteln.“ Das gesamte Leistungsspektrum „Made in Germany“ rücke damit in den Mittelpunkt der Kommunikation.
Mit dieser gebündelten Angebotsvielfalt besitze das Unternehmen ein „absolutes Alleinstellungsmerkmal“. Als inhabergeführtes Familienunternehmen sei man zudem in der Lage, strategisch langfristig zu planen und gezielt in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dem Kunden garantiere dies Planungssicherheit mit einem Partner, der in Sachen Verfahren und Qualität „immer auf höchstem Niveau operiert“.
www.vauth-sagel.de
Claus Sagel, geschäftsführender Gesellschafter der Vauth-Sagel Gruppe: „Zusätzlicher Mehrwert für den Kunden.“
50 Jahre Vauth-Sagel
Ende 1961 / Anfang 1962 wurde die heutige Gruppe durch Heinrich Sagel und Hermann Vauth gegründet. Die Gründungsväter produzierten anfangs Industriegüter und Drahtartikel für die Möbelindustrie. 1968 erfolgte der Umzug nach Brakel-Erkeln an den heutigen Hauptfirmensitz. Im Jahr 1988 übernahm Vauth-Sagel die Firma Westo-Kunststofftechnik mit Sitz in Paderborn. Heute agiert das inhabergeführte Familienunternehmen in der Möbelindustrie, dem Caravaning, in der Medizin beziehungsweise bei Care-Produkten sowie dem Automotive-Bereich als Entwicklungspartner und Zulieferer. Der Gruppe gehören mehr als 800 Mitarbeiter an – davon 76 Auszubildende in 16 Lehrberufen. Produziert wird an vier Standorten, ausschließlich in Deutschland. Eine hauseigene Logistik rundet das Leistungsspektrum ab.
Auf der Kundenliste von Vauth-Sagel stehen Namen wie Bauformat/Burger, B&O, Bossia, Häcker, Häfele, Hobby, Homebase, Nobilia, Schüller, SieMatic und Xey. Auf einer Produktionsfläche von 20.000 Quadratmetern produzieren im westfälischen Brakel-Erkeln rund 350 Mitarbeiter jährlich 25 Millionen Produkte. Die Exportquote beträgt aktuell 55 Prozent.
Die Westo-Kunststofftechnik produziert auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern am Standort Paderborn. Im Einsatz sind derzeit 67 Spritzgussmaschinen in der Größenordnung 250 KN bis 23.000 KN. 240 Mitarbeiter bedienen pro Jahr über 1000 Kunden.
Familiensache
Gleitet wird die Vauth-Sagel-Gruppe in zweiter Generation als inhabergeführtes Familienunternehmen von den Brüdern Heinz-Otto, Thomas, Claus, Peter und Martin Sagel.