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Materialbeschaffung per Dienstleister Ein Pilotprojekt der SHK-Innung Osnabrück

Die Situation kennt jeder SHK-Unternehmer: Ein Monteur arbeitet in einer Wohnung und ihm fehlt zur Durchführung der Reparatur ein Ersatzteil. Eine naheliegende Möglichkeit ist es, den Großhändler mit der Nachlieferung zu beauftragen. Bei kürzeren Arbeitseinsätzen geht dies aber nicht. In der Regel ruft der Monteur seinen Großhändler an und lässt das Teil bereitlegen. Dann fährt er los und holt das Teil ab. Das kostet Zeit und Geld und führt nicht selten zu Beschwerden seitens der Kunden, die diesen (notwendigen) Aufwand nicht bezahlen wollen. Die SHK-Innung Osnabrück hat deshalb einen Bringservice fürs Handwerk organisiert: Materialbeschaffung per Dienstleister.

Die SHK-Innung Osnabrück hat einen Bringservice fürs Handwerk ins Leben gerufen.

 

Während sich der Materialfluss bei einer länger andauernden Baustelle gut über den regionalen Großhandel aufrechthalten lässt, sieht es im Kundendienstsegment gänzlich anders aus. Ob und welche Ersatzteile fehlen, stellt der Fachmann erst vor Ort fest. Die dann notwendige Beschaffung der Teile kostet natürlich Zeit und somit Geld. Und da liegt der Hase sprichwörtlich im Pfeffer. Denn in der heutigen Zeit wird es immer schwieriger, diesen Aufwand vom Kunden vergütet zu bekommen. Dazu kommen gerade im städtischen Bereich weitere Schwierigkeiten: Der vorher mit Glück ergatterte Parkplatz ist weg oder die nächste Parkmöglichkeit ist weit entfernt. Ganz problematisch wird es, wenn der Kunde den Monteur allein in der Wohnung gelassen hat. Ohne Schlüssel ist ein Verlassen der Wohnung bzw. ein späteres Wiederbetreten nicht möglich. In diesen Fällen wird in der Regel im Betrieb angerufen. Dort muss sich dann Jemand um die Beschaffung des Ersatzteiles kümmern. Kaufmännisch gerechnet kostet dies aber, ebenso wie die zusätzliche Fahrt des Monteurs, schnell 30,- bis 50,- Euro.
Die SHK-Innung der Stadt Osnabrück hat sich dieses Problems angenommen und Gespräche mit Anbietern unterschiedlicher Transportmöglichkeiten geführt. Taxi-Unternehmen, Mietwagenanbieter und Kleintransporteure. Letztlich wurde mit dem Mietwagenunternehmen Mini-Car eine Vereinbarung geschlossen: Das Unternehmen holt Materialteile bis 20 kg Gewicht vom Großhändler ab und bringt diese zum Kunden - und das zum Festpreis. Die Kosten staffeln sich dabei nach der Entfernung vom Großhändler zum Kunden. Derzeit sieht das in Osnabrück wie folgt aus:
Fahrten bis 2,5 km    =   6,50 Euro
Fahrten bis 5,0 km    = 10,00 Euro
Fahrten bis 7,0 km    = 13,00 Euro
Ab dem 8. km = 1,09 Euro/km zusätzlich
(alle Angaben inklusive MwSt.)

Es wird schnell deutlich, dass hierfür nicht annähernd eine Fahrt zum Großhandel oder das eigene Lager getätigt werden kann. Insbesondere dann, wenn neben den Fahrzeugkosten die Arbeitszeit für beide Strecken, die Parkplatzsuche und die Warterei beim Händler berücksichtigt wird. Mini-Car berechnet, wie ein Taxiunternehmen, nur jeweils eine Strecke.

SO WIRD’S GEMACHT
Jeder Innungsbetrieb, der diesen Lieferservice nutzen möchte, bekommt eine Kundennummer. Der Monteur bestellt bei dem entsprechenden Großhändler das Material und gibt diese Information gemeinsam mit der Kundennummer an Mini-Car. Die Abrechnung erfolgt per Sammelrechnung. Der Monteur beim Kunden hat also mit der Bezahlung nichts zu tun.
Allerdings können nicht alle Materialien befördert werden. So sind Rohre und Teile über 20 kg ausgeschlossen. Reiner Möhle, Obermeister einer SHK-Innung Osnabrück, sieht den Bringservice dennoch als gute Lösung an. Als Obermeister werde man ständig von der Gütestelle der Handwerkskammer um Stellungnahmen gebeten. Hierbei gehe es nicht selten um die Abrechnung von doppelten Fahrten. Möhle: "Der Kunde hat keine Vorstellung von der Vielfalt der von uns eingesetzten Materialien. Also denkt er, wir haben automatisch alles und jedes Teil im Fahrzeug dabei. Wenn dann etwas fehlt will er die zusätzliche Fahrt nicht bezahlen. Mit dem neuen Service kann dieser Ärger zumindest minimiert werden."

 


 

DREI FRAGEN AN DEN OBERMEISTER

IKZ-HAUSTECHNIK: Den Bringservice gibt es erst wenige Monate. Wie sind die bisherigen Erfahrungen, werden die Teile umgehend besorgt oder kommt es auch mal zu Verzögerungen?

Reiner Möhle: Bei der Bestellung über das Büro funktioniert das sehr gut und wird auch entsprechend eingesetzt. Leider fehlt, auch in unserem Betrieb, bei etlichen Monteuren das Verständnis für diese Neuerung. Immer wieder sind in den Rechnungen der Großhändler Lieferscheine für Abholungen enthalten, die erheblich besser über diese Einrichtung geliefert worden wären. Wie häufig anzutreffen ist Unterschied zwischen anfallenden Ausgaben auf der einen und den auf der anderen Seite tatsächlichen aufgetretenen Kosten nicht klar.
Terminlich gibt es keinerlei Verzögerungen. Die Lieferungen erfolgen sofort. Auch sind mir keine anderen Probleme mitgeteilt worden. Viele, so auch wir, setzen diesen Dienst auch für Fahrten ein, die nicht unbedingt mit Material zu tun haben. So kommt es vor, dass auf der Baustelle eine Zeichnung fehlt oder ein zusätzliches Werkzeug wird dringend benötigt. Früher wäre jemand von unserem Büro losgefahren oder es hätte entsprechend länger gedauert, mit den damit verbundenen Nachteilen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie viele Betriebe nutzen diesen Bringservice bereits und was sagen die Kunden dazu?

Reiner Möhle: Nach einer anfänglichen Zurückhaltung wird der Bringservice von vielen Innungsbetrieben angenommen. Reaktionen der Kunden sind mir nur in Einzelfällen bekannt. Diese waren ausnahmslos positiv. Zurzeit weisen wir die anfallenden Kosten allerdings noch nicht als Einzelkosten aus. Die Innung wird versuchen, auf der nächsten Innungsversammlung im Februar/März eine einheitliche Linie in die Abrechnung dieser Sonderleistung zu bekommen.   

IKZ-HAUSTECHNIK: Kann jeder Betrieb mitmachen?

Reiner Möhle: Die Möglichkeit der Teilnahme steht allen Innungsbetrieben offen. Die Preisvereinbarung, die wir ausgehandelt haben, gilt natürlich nur für die Betriebe unserer Innung, die sich auf die Vereinbarung berufen. Das gleiche gilt für die monatliche Abrechnung. Weiterhin haben wir den örtlichen Großhändlern eine Liste der teilnehmenden Betriebe zur Verfügung gestellt. Damit wurde eine von dieser Seite vorhandene anfängliche Unsicherheit beseitigt.

 


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