Live vor Ort - Ofenkeramik aus dem Forsthaus
Ein inspirierendes, Ruhe vermittelndes Ambiente kann die Kreativität beflügeln. Vielleicht liegt es also auch am Ort, einem romantischen alten Forsthaus, dass es bei Rembserhof-Keramik seit nunmehr 32 Jahren so gut läuft. Hier entsteht in traditioneller Handarbeit dekorative Keramik für den Bau, für Gefäße und natürlich - ganz wesentlich - für klassische Kachelöfen.
Ransbach-Baumbach, der Sitz von Rembserhof-Keramik, liegt im idyllischen Westerwald. Der Ort führt nicht ohne Grund einen getöpferten Krug im Wappen, denn man nennt die Region auch das "Kannenbäckerland", weil sie sich mit den größten Tonvorkommen Europas seit dem 17. Jahrhundert zu einem Zentrum der Töpferkunst und Steingut-industrie entwickelte. Seit 1879 arbeitet im benachbarten Höhr-Grenzhausen die keramische Fachschule, die später in die Fachrichtung Keramik der Fachhochschule Koblenz aufging. Eigentlich ist das Handwerk der Rembserhof-Inhaberfamilie Gelhard in diesem Umfeld also nichts Besonderes.
Besonders ist allerdings die Entwicklung, die das Unternehmen seit seinen kleinen Anfängen nahm. Und "klein" ist hier ganz wörtlich zu nehmen, denn Achim Gelhard begann mit getöpferten Tier- miniaturen für Setzkästen, seine Frau Jutta übernahm den kaufmännischen Part. Bald kam Gefäßkeramik hinzu, und Familie Gelhard erreichten erste Anfragen nach Ofenkacheln zur Reparatur beschädigter Kachelöfen. Solche Feuerstätten waren Mitte der 1970er-Jahre ziemlich "out", das Gewerbe lag am Boden.
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Achim Gelhard begriff die Nische als Chance und begann ab 1978, auch komplette Öfen neu zu planen und die Kacheln dafür herzustellen. Den Aufbau überließ er zunächst noch Ofensetzern.
Als der Kachelofen ab Mitte der 1980er-Jahre eine Renaissance erlebte, war für Gelhard der Zeitpunkt gekommen, sich auch um die Errichtung der Öfen selbst zu kümmern - das war 1985. Zwei Jahre später bezog die Firma neue Räume auf dem historischen Rembserhof, einem Forsthaus aus dem 19. Jahrhundert, das Achim Gelhard in vielen Jahren nach dem Kauf 1978 mit großem Aufwand und Engagement wieder hergerichtet hatte. Seither ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen. Es beschäftigt zurzeit 7 Mitarbeiter in der Keramik-werkstatt und 8 Personen im Kachelofenbau. Seit 2006 unterstützt mit Tochter Birke als gelernter Keramikgestalterin. die nächste Generation den elterlichen Betrieb. Sie übernimmt das Zeichnen und Handcolorieren der Kachelofenplanungen und ist außerdem für die Werbung und für Messen zuständig. Mit Birke Gelhard dürfte die Nachfolge also schon geregelt sein - eine glückliche Fügung, die nicht jedem Betrieb in dieser Branche sicher ist.
Seit der Gründung der Ofenbausparte hat Gelhard die Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess und ist für die Kunden auch der einzige Vertrags-partner. "Meine Mitarbeiter wissen genau, wie ich den Ofen haben möchte", erläutert Gelhard den entscheidenden Vorteil. Erste Ideen zeichnen sich für Gelhard meist schon während des ersten Kunden-gesprächs ab. Da bereits "entsteht der Ofen im Kopf", und nach dem Gespräch wird die Form in einer Handskizze zu Papier gebracht. Diese Skizze konkretisiert sich dann zu einer maßstäblichen Zeichnung, die im nächsten Schritt auch noch zu einer räumlichen Darstellung am Computer umgesetzt wird. Für Achim Gelhard ist es ebenso selbstverständlich wie reizvoll, alle Besonderheiten eines Hausgrundrisses oder auch die Möbel bei der Planung zu berücksichtigen. Außerdem berät Gelhard seine Kunden, ob angesichts ihrer Lebens-gewohnheiten ein klassischer Grundofen oder ein Kombiofen mit Nachheizzügen und Warmluft-öffnungen sinnvoller ist. "Kachelofenbau ist immer auch Vertrauenssache", sagt Gelhard, der bei der Qualität keine Kompromisse macht. "Billig und preiswert ist nicht dasselbe", versucht er seinen Kunden zu vermitteln. Den Qualitätsanspruch können Interessenten auch bei einem Besuch des freundlichen hellen Verkaufsraums spüren, in dem nicht nur Schüsseln, Becher und andere Keramik-objekte ausgestellt sind, sondern selbstverständlich auch Kachelöfen. Auf einer gemütlichen beheizten Ofenbank sitzend, ergeben sich bei einer Tasse Kaffee ganz zwanglos die ersten entscheidenden Informationsgespräche mit den Kunden in spe. Dabei lässt sich zum Beispiel heraushören, welcher Stilrichtung ein Ofeninteressent eher zugeneigt ist. Neben modernen, eher sachlich schlichten Ofenformen pflegt man bei Rembserhof-Keramik ganz bewusst auch noch den klassischen Kachelofenbau mit traditionellen Ornamenten und Motiven. Zur Kundschaft zählen viele Jäger, Reiter, Naturliebhaber und auch Handwerker, und "die möchten gerne auf ihren Öfen das wieder finden, womit sie sich auch sonst gerne umgeben: Pferde, Hunde, Bäume, oder auch das Elternhaus, ja sogar ganze Landschaften", erklärt Gelhard.
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Für weiter gehende Informationen lassen sich Interessenten gerne durch die Werkstatt führen, wo die einzelnen Arbeitsschritte nachvollzogen werden können - vom rohen Tonklumpen auf der Drehscheibe beziehungsweise in der Form bis zum fertig gebrannten Erzeugnis aus dem Brennofen. Besonders faszinierend ist es zu beobachten, wie die gewünschten Motive und Ornamente in den noch lederharten Ton eingraviert werden. Zwei kleine Werkzeuge, das Red-Eisen und das Knibis-Holz, genügen hierfür. Als gelernter Baukeramiker und Töpfermeister legt Gelhard gern auch selbst Hand an, um seinen virtuosen Umgang mit dem Werkzeug zu demonstrieren. Hier wird klar, welche Sorgfalt und welcher Aufwand getrieben werden. Denn alles ist Handarbeit, die ihre Zeit braucht - vom Anfang bis zum Ende. Und zwar bis ganz zum Ende, denn auch für den Aufbau des Ofens nehmen sich Gelhard und seine Mitarbeiter Zeit: eine bis drei Wochen. Die mittlerweile sehr internationale Kundschaft nimmt diese Zeit der Vorfreude gerne in Kauf - für einen langlebigen, raumbestimmenden Einrichtungs-gegenstand aus individueller handwerklicher Fertigung, dessen vornehmste Aufgabe es ist, ökologische Wärme zu spenden.